Hìendsburger
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Montag-, Mittwoch- und Freitag-Abend.
ochmblalt.
No. 57.
Das Befinden des Kaisers.
Berlin, 9. Mai. Der augenblickliche Stand des
kaiserlichen Befindens darf als günstig betrachtet
iverden und wurde dem Patienten heute erlaubt,
das Bett mit dem Sopha zu vertauschen, von wo
der Kaiser den Blick auf den Park hat. Heute
fand ein Wechsel der Canüle statt und zeigte," daß
die äußere Umgebung des Wundkanals nicht mehr
gesch,vollen, sondern vernarbt und entzündungsfrei
fit. Es ist das also ein erfreuliches Resultat.
Die letzte Nacht war vielfach gestört, brachte dem
Kaiser aber doch hinreichend erquickenden Schlaf.
Die Temperatur war Abends 38,3 Grad, heute
um 11 Uhr Vormittags normal.
— Die Nacht zum Mittwoch war für den
Kaiser ziemlich ruhig. Derselbe konnte viel schlafen.
Die Körpertemperatur, welche am Tage vorher 38,3
zeigte, betrug Mittwoch früh 37,5, war also nor
mal. Auch Puls und Athmnng waren dem nor
malen Verhältniß näher als in den letzten Tagen.
Die Eiterabsonderung hat abgenommen. Es wurde
ein Wechsel der Kanüle vorgenommen, welcher leicht
und ohne Schwierigkeit von Statten ging. Dabei
zeigte sich als erfreuliches Ergebniß der jüngst ver
änderten Form derselben, daß die äußere Umgebung
des Wundkanals, welche stark entzündlich gewuchert
war, abgeschwollen, benarbt und fast gänzlich frei
von entzündlicher Reaktion ist! So konnten die
Aerzte dem Patienten die ersehnte Erlaubniß zuni
Verlassen des Bettes und zuni ruhigen Lagern auf
dem Sopha im Arbeitszimmer ertheilen, von welchem
aus der Kaiser einen freien Blick in den grünen
Park hat. Ein ärztliches Bulletin wurde nicht aus
gegeben.
Im Arbeitszimmer empfing der Kaiser gegen
1 Uhr den Besuch der Kronprinzessin, die mit dem
ältesten Söhnchen gekommen war, dem Kaiser ein
Körbchen mit Veilchen zu bringen. Auch Prinz
Heinrich und die Erbprinzessin von Meiningen er-
şchienen zuiu Besuch. Um 11 Uhr erschien der Chef
des Civilkabincts zum Vortrag. Die Kaiserin,
welche sich von dem besseren Befinden des Kaisers
am frühen Morgen überzeugt hatte, machte mit den
Prinzessinnen einen Spazierritt nach der Jnngfernheide.
— Der Kaiser hatte gestern, Donnerstag einen
guten Tag, nahm reichlich Nahrung zu sich und
war in guter Stimmung. Von 11 Uhr Vor
mittags bis 8'/, Uhr Abends befand er stch außer
Bett im Arbeitszimmer auf dem Sopha. Im Laufe
Ks Nachmittags stattete die Erbprinzessin von Mei
nungen einen längeren Besuch ab, außerdem waren
die Minister Lucius und Friedberg kurze Zeit beim
Kaiser. Die Kaiserin machte Nachmittags eine Aus
fahrt in den Grünewald.
Aus Paris, 7. Mai schreibt man der „Franks.
Ztg.": Das große Ereigniß des Tages ist die An
kündigung des Buches Boulangers über den Krieg
von 1870/71. Der Exkommandeur des 13. Ar
meekorps will mit diesem Buche dem Werke des
deutschen Gencralstabes keine Konkurrenz machen.
Er schreibt für's Volk: „An's Volk," so sagt er in
seiner Vorrede, „wende ich mich vor allen Dingen,
d. h. an die Millionen Menschenbrüste (sic!),
welche immer noch die sicherste und gefürchtetste
Bkauer gegen feindliche Angriffe sind". Und weiter:
„Der Gedanke, daß ich die Wahrheit in die
Dachkammer und in die Hütte, in die Werkstatt
und in den Bauernhof, nntten in die Centren der
Industrien und in die ackerbauenden Gebiete tragen
^rde, gewährt mir die sicherste, die angenehmste
Genugthuung." (Hat man je Marktschreierisches,
Lächerlicheres gelesen?) „Ich appellire auch", so
schreibt er, „an die Frau, deren Einfluß so groß
<» unserem Frankreich ist. Glaubt mir, ihr Groß
mütter, Mütter, Gattinnen, Bräute, Töchter und
Schwestern" — >vie gekränkt müssen sich die Ur-
Zrvßmütter darüber fühlen, daß der General sie ver-
ürssen hat! — „daß es zu unserer Zeit und in
°er gegenwärtigen Lage Europas nichts giebt, daß
, ch näher angeht, als die Vertheidigung des Vater-
andes. Gebt uns eine starke, rnoralisch und Physisch
şiejtigte Generation, und Ihr werdet die Euch zu
gehende Aufgabe würdig erfüllt haben." „Man
umßt sich an," so schreib! er, „unserem Lande die
Are einzupflanzen, daß die Armee keine andere
Msion hat, als die, zu schweigen und sich zu
' Uagen. Aber wenn es die Armee ist, welche den
(7îgen trägt, so ist cs die Politik, welche ihr bc-
"hlt, ihn in der Scheide zu lassen, oder ihn zu
^ Wie man aber in unserer Zeit, wo die
^ ^wcn nichts Anderes sind, als die Völker selbst,
, tlt , şich auf einander zn stürzen, Menschen die
8k>m"ĢlMde Verpflichtung aufzuerlegen, stillschwei-
fpi-s 'ņìk gekreuzten Armen dem traurigen Schau
der b ? n Irrthümern und Fehlern zuzuschauen, von
r* <■ 1 """ ovyniu (jufluļu/uucu, vuu
Oefnr ö^uben, daß sie dem Vaterlande höchst
fahr /à ^rnd ihnen dann am Tage der Ge-
äus ?"'"fen: Wir rechnen jetzt auf Euch, um uns
kernel,?" Ņ erd erb en zn ziehen; wenn wir darin un-
Werden euer Name, eure Ehre, eure
me ersten Opfer des Zusammensturzes sein!
Eimmdachtzigşier
Jahrgang.
SasertionSprki»:
Für die Corpuszeile 18 H, für die Petitzeile 10 H.
Anzeigen werden an den bezüglichen Ausgabetage»- bis
Mttags 12 Uhr erbeten.
Als Beilage wird dem Blatt monatlich einmal
„Der Landwirth" gratis beigegeben.
Ireitag.
11. Kai.
1888.
Für die Ueberschwemmten
sind in unserer Expedition nachträglich noch eingegangen:
von I. H. Mk. 3, welche wir dem Localcomitê überwiesen
haben. Wir sagen allen Gebern wiederholt unsern
herzlichen Dank. Die Expedition.
Ich für mein Theil weigere mich, diese Rolle des
Sündenbockes zu spielen."
London, 10. Mai. Die Bank von England hat
den Zinsfuß von 2 auf 3 Procent erhöht.
— Das „British Medical Journal" veröffentlicht
ein Schreiben Mackenzie's aus Charlottenburg vom
8. Mai, worin dieser erklärt, er habe niemals an
die Presse irgend welche Informationen gegeben,
ausgenommen solche die ausdrücklich gestattet waren
behufs Widerlegung falscher übertriebener Berichte.
London, 7. Mai. In Irvine stürzte am
Sonnabend Abend »vährend der Aufführung des
„Macbeth" in Drekenfields Theater ein großer
Theil der Seiten mau er des Gebäudes ein und
fiel auf die Straße. Die Gallerie, auf welcher
sich etwa 200 Personen befanden, brach völlig zu
sammen, dennoch trug seltsamerweise Niemand ernst
liche Verletzungen davon.
London, 7. Mai. Der Dampfer „Garonne"
von der Orient-Linie ist vorgestern mit eingestoßenem
Bug in Aden eingetroffen, nachdem er im 18"
nördl. Breite und 40° östl. Länge mit dem Dampfer
„Lucinda" zusammengestoßen war. Das
letztere Schiff ging sofort unter, wobei zwei Ma
trosen ertranken. Die „Garonne" wurde jedoch
auch so erheblich beschädigt, daß sie Kohlen über
Bord werfen mußte.
Bukarest, 9. Mai. Nach officicllen Mittheilungen
heißt der Attentäter Preda Fontanareano. Er ist
ehenialiger Militär und hat schlechte Antecedentien.
Wegen Mordes verurtheilt, wurde er später be
gnadigt und bei der Stadtpolizei und der Zoller
hebung beschäftigt.
Bulgarien. Das offiziöse russische „Journal de
St. PöterSbourg" vom 27. April meldet, unter der
Garnison in Varna seien bedenkliche Unord
nungen ausgebrochcn; cs seien deshalb andere
Truppen dorthin gesandt worden und die bisher in
Varna garnisonirenden Regimenter würden uniformirt
werden.
Costa, 9. Mai. In der Grenzstadt Trn ver
suchten gestern starke Emigrantenbanden nach
Bulgarien einzudringen, wurden indessen durch
Kavallerie auf das serbische Gebiet zurückgeworfen.
Copenhagen, 10. Mai. DaS Project, die
dänische Hauptstadt zu einem Freihafen zu gestalten,
tritt neuerdings, ohne Frage unter dem Einflüsse
des demnächst beginnenden Baues des Nord-Ostsee-
Canals, wieder in den Vordergrund. Wie die
„Nat.-Tid." erfährt, beabsichtigt der Finanzminister
eine aus 15 Mitgliedern bestehende Comniission zu
ernennen, welche sich mit der Klärung der Frage
beschäftigen soll, ob und in welcher Weise bei Kopen
hagen ein Freihafen anzulegen sei.
Kio de Janeiro, 9. Mai. Die brasilianische
Regierung schlägt die sofortige Abschaffung
der Sklaverei ohne weitere Bedingungen vor;
die Verhandlungen im brasilianischen Parlament wer
den sofort beginnen.
Calcutta, 6. Mai. In Delhi und Moradabad,
im Nordwesten, hat, der „Daily News" zufolge,
ein furchtbarer Hagelsturm gewüthet. Es
wurden 2 Pfund wiegende Schlossen aufgehoben,
von denen die meisten flach und oval waren. 150
Personen sollen durch die Schlossen getödtet
»vorden sein.
Washington, 24. April. Die Mitglieder des
Bundessenats waren heute einigermaßen überrascht,
als die Sitzung anstatt durch ein Gebet seitens des
regulären Kaplans durch ein solches von einem
israelischen Geistlichen gesprochenes eröffnet
wurde. Es war dies der Rabbiner der Spanisch-
Pormgiesischen Israeliten - Gemeinde in Newyork,
Dr. H. Pereira Mendez.
Newyork, 8. Mai. Die gemeldete Explosion,
welche sich ans der Philadelphia & Reading
Eisenbahn gestern zutrug, scheint durch Dyna
mit und nicht durch Schießpulver veranlaßt worden
zu sein. Durch die furchtbare Explosion wurden
die meisten Waggons des Zuges zertrümmert und
zwanzig an der Eisenbahn stehende Häuser sielen
ein. Unter dem Zuge wurde ein 50 Fuß im
Durchmesser großes Loch gerissen. Die Trümmer
wurden nach allen Richtungen bis eine englische
Meile weit geschlendert. Ein Rad und eine Wagen-
achse geriethen beispielsweise auf ein rnehrere hundert
Fuß entfernt liegendes Haus. Die Fenster zerbrachen
in einer Entfernung von zwei engl. Meilen.
8 Personen wurden getödtet und 30 verletzt.
Berlin, 9. Mai. Die „Nordd. Allg. Ztg."
dementirt in schärfster Form eine Notiz des „Franks.
Generalanzeigers" über eine angebliche Unter
haltung Bismarck's mit zwei hervorragenden
Persönlichkeiten des Auslandes. Die dem
Reichskanzler proponirten optimistischen Aeußerungen
über die politische Lage seien vollständig aus der
Luft gegriffen. Trotzdem hätten einige oppositionelle
Blätter und Börsenorgane auf diese erfundene Re
porternotiz hin die von den gemäßigten national
gesinnten Blättern in wirthschaftlichcn Fragen ein
genommene Haltung beschimpft. Die Reporternotiz
sei nicht einmal gut erfunden. Bismarck trage nicht
seine Meinung auf Schleichwegen in die Oeffent-
lichkeit; wem ehrlich daran liege, die Ansichten des
Kanzlers über die heutige Lage kennen zu lernen,
der suche sie in der Rede vom 6. Februar, aber
nicht in unlauteren Zeitungsnotizen. (Wir haben
von der angedeuteten Meldung des „Gen.-Anzeiger"
keine Notiz genommen. Red.)
Berlin, 9. Mai. Der Vorsitzende des Central
vereins der Spiritus-Interessenten beruft auf Montag
eine Generalversammlung ein zur Berathung von
Anträgen gegen die Spiritus-Monopolbank.
^— In der vorigen Nummer d. Bl. berichteten
wir über die systematische Versorgung einer größeren
Anzahl von Provinzialblättcrn mit Hetzartikeln und
Correspondenzen seitens eines Beamten». Schlicken.
Der Schluß des Artikels hat durch einen Correctur-
fehler die falsche Fassung erhalten, als ob Beamte
sich mit der Verbreitung solcher Blätter befaßten,
welche sich ähnlicher Mitarbeiterschaft, wie derer
v. Schlicben's bedienten. Wir halten es überall für
unsere Pflicht, unverkürzt nach bestem Ermessen der
Wahrheit zu dienen. Weil das unser Ziel ist, so
möge e« auch gesagt sein, daß obige Annahme aus
der gegebenen Fassung nicht hervorgehen sollte.
Sic betrifft nur Zeitungen, lvelche unseres Wissens
nicht mit den v. Schlieben'schen Artikeln oder ähn
lichen Preßerzeugnissen versorgt werden und dafür
einzutreten hat jeder Beamte das unabweisbare Recht
ohne sich irgend etwas zu vergeben.
-— Ein Sieg der deutschen Industrie.
Man schreibt der „H. B. H." aus Lübeck: „In
England wird bekanntlich gegenwärtig am Liver-
pool-Manchester-Canal gebaut, ein Riesen
werk, das vom Generalunternehmer Thomas
A. Walker für 120 Millionen Mark in etwa
7 Jahren herzustellen ist, Bor ca. 3 Monaten
sandte der Unternehmer eine Kommission nach
Deutschland, Frankreich und Holland, um die
Arbeitsweise und Leistungsfähigkeit von Cxavatoren
(Trockenbaggern) an verschiedenen Baustellen zu
studiren. Die Kommission hat den Maschinen der
Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft vor
englischen, französischen und holländischen Erzeugnissen
als den leistungsfähigsten den Vorzug gegeben und
einen Auftrag auf eine Anzahl Apparate im Werthe
von reichlich */ 2 Million Mark ertheilt. Der
Lübecker Maschinenbauanstalt hatte man seiner Zeit
gerathen die Firma ihres englischen Vertreters an
statt ihrer eigenen an den Apparaten zu befestigen,
um nicht sofort die ganze englische Concurrenz her
auszufordern^ zumal es sich bei diesem Canalbau
um ein englisches National-Unternehmen handelte.
Die Firma hat dieses Ansinnen zurückgewiesen,
da sie einerseits die Concurrenz nicht fürchtet,
andererseits aber nicht glaubt, deutsche Erzeugnisse
einem englischen Agenten zu Liebe verleugnen zu
dürfen. Dieser Fall zeigt wieder eklatant, wie
ungerecht die Behauptungen des Auslandes sein
müssen, wenn sie darauf fußen, daß deutsche Erzeug
nisse nur unter dem Schein nicht deutschen Ursprungs
auf den Weltmarkt gebracht werden können.
— Die gesteigerte Bedeutung, welche die Be
schaffung billiger Gasmotoren neuerdings für die
Erhaltung und Kräftigung des Kleingewerbes, ein
schließlich der Hausindustrie, erlangt hat, sowie die
fortschreitende Ausdehnung der Verwendung von
Gas für Koch- und Heizzwecke legen die Frage
nahe, inwieweit die öffentlichen Gasanstalten, ins
besondere die unter städtischer Verwaltung stehenden,
den Bedürfnissen und Interessen der betheiligtm
Ķreise in dieser Beziehung durch entsprechende Preis
ermäßigung Rechnung getragen haben. Um für die
in der angedeuteten Richtung zu treffenden Maß
nahmen eine geeignete Grundlage zu gewinnen, hat
die königliche Regierung eine Erhebung in Betreff
sämmtlicher in der hiesigen Provinz vorhandenen
öffentlichen Gasanstalten angeordnet. Die Er
mittelungen haben sich zu erstrecken auf den am
1. Januar d. I. geforderten Preis für Leuchtgas,
Kraftgas und Heiz- und Kochgas, sowie auf die
Zahl der Gesammtstärkc der vorhandenen Gas
motoren. ^ Zu den öffentlichen Gasanstalten im
Sinne dieser Verfügung sind nicht nur die den Ge
meinden gehörigen, sondern auch die im Besitz von
Actiengesellschaften oder Privaten befindlichen An
stalten zu rechnen, sofern sie für eine ganze Ge
meinde Gas liefern.
Staßfurt, 9. Mai. Bei dem Umbau des
Riebeckschachtes sind durch theilweisem Einsturz
18 Arbeiter verunglückt. Die meisten sind
jedoch ohne schwere Verletzungen davongetragen zu
haben gerettet. Die Rettungsarbciten dauern fort.
Frankenthal, 9. Mai. Ein armes, fleißiges
Dienstmädchen ist hier das Opfer einer erbärm
lichen, noch dazu falschen Denunciation ge
worden. Ein Bursche aus dem nicht weit von hier
gelegenen Heimathsort des Mädchens hatte sich
umsonst um die Zuneigung desselben bemüht, und
wurde schließlich, als er zudringlich zu werden an
fing, kurz abgewiesen. Er beschuldigte nun das
Mädchen bei der Staatsanwaltschaft, dasselbe habe
vor geraumer Zeit geboren und das Kind bei Seite
geschafft. Die ärztliche Untersuchung, welcher sich
das Mädchen sofort freiwillig unterzog, stellte fest,
daß an der Sache nicht ein wahres Wort sei.
Trotzdem die Unschuld des Mädchens festgestellt war,
gerieth dasselbe in solche Aufregung, daß eS ins
Spital verbracht werden mußte, wo es in Folge
eines Gehirnschlages starb. Die bodenlos gemeine
Handlungsweise des Burschen wird gewiß die ge
bührende Strafe finden.
Hamburg, 8. Mai. Bei der Konkurrenz um die
noch in diesem Jahre zur Ausführung kommende
städtische elektrische Centralstation hat unter
etwa zwei Dutzend Bewerbern die Firma S.
Schuckert in Nürnberg den Zuschlag erhalten.
Diese Anlage soll für eine Leistungsfähigkeit von
etwa 20,000 Glühlampen gebaut werden und wird
für Rechnung des Staates errichtet. Den Betrieb
übernimmt Herr General-Konsul Haase, Pächter
und Leiter der städtischen Gasanstalt. Noch in
diesen, Jahre sollen die Jnstallationsarbeiten für
10,000 Lampen beendet werden.
Hamburg, 9. Mai. Die Bürgerschaft nahm
heute ohne Debatte den Antrag des Senats an,
betr. die definitive Ausdehnung des nördlichen
Freihafcn-Bezitks. Der Senat wird demnach auf
Grund des Anschluß-Vertrages dem Reich gegenüber
die Erklärung abgeben, daß das ins Eigenthum deS
Staats übergegangene Areal zwischen dem Kleinfleeth
und St. Annen dem Freihafenbezirk zugezogen werde,
daß aber hinsichtlich weiterer Zuziehung des im
Anschlußvertrag bezeichneten Stadttheils zum Frei
hafen die Ausdehnung der Frist auf drei Jahre nach
erfolgtem Anschluß beim Bundesrath beantragt werde.
Altona, 7. Mai. (Versammlung unter freiem
Himmel.) Die Polizei hatte in Erfahrung gebracht,
daß gestern in aller Frühe eine Versammlung Strei
kender, denen zur Abhaltung einer öffentlichen Ver
sammlung in der Stadt die polizeiliche Erlaubniß
versagt worden war, unter freiem Himmel in der
Nähe von Lokstedt resp. Langenfelde stattfinden solle.
Es wurden sofort die nöthigen Vorkehrungen ge
troffen, uni die Versammlung aufzuheben. Berittene
und Fuß-Gensdarmen sowie Polizeibeamte wurden
vom Kgl. LandrathSamt in Pinneberg aufgeboten,
und zwar unter Führung des Oberwachtmeisters
Conrad. Es »vurde auch eine größere Gesellschaft
in der Nähe von Lokstedt gefunden, die anscheinend
eifrig mit Berathungen beschäftigt war, überrascht
bei Annäherung der Polizei, ergriffen jedoch Alle
die Flucht und gelang es ihnen auch, zu entkommen.
In dieser Angelegenheit haben heute bereits zahl
reiche Vernehmungen stattgefunden.
Altona, 11. Mai. Ein großer Zuzug fremder
Maurer, die sämmtlich von Kopenhagen eintreffen
und deren Zahl auf 4000 geschätzt wird, hat in
letzter Zeit hier stattgefunden. Dieselben geben als
Grund ihrer Uebersiedelung die gegenwärtig in
Kopenhagen herrschende Arbeitslosigkeit wegen dort
fast gänzlich ruhender Bauthätigkeit an und wollen
sich in Altona und in Hamburg Arbeit suchen.
Kiel, 5. Mai. Bei dem Vorstande des Verein-
deutscher Spiritus-Interessenten sind fol
gende Anträge eingegangen:
1. Die Namen derjenigen Spritrectificateure be
kannt zu geben, welche sich für das Zustandekommen
des Spiritusringes besonders intercssiren, resp. ihre
Bereitwilligkeit zum Beitritte zu der geplanten Spiri-
tuscommissionsbauk erklärt haben, und die Interessen
ten aufzufordern, mit diesen Spritfabriken schon jetzt
jede geschäftliche Beziehung ohne Rücksicht auf mo
mentane Vortheile oder Nachtheile abzubrechen;
2. diejenigen Brennercibcsitzcr, welche der SpirituS-
comiffionsbank nicht bettreten, zu veranlassen, mit
ihren Brennapparaten, Reinigungsapparate zu ver
einigen, um den so zum Trinkbranntwein genügend
gereinigten Sprit direct von der Brennerei an die
Destillateure liefern zu können:
3. den Interessenten gedruckte Pläne, Zeichnungen
und Kostenanschläge zur Anlage von Kornbrennereien
zuzustellen;
4. Gutsbesitzer zur Anlage landwirthschaftlicher
Kartoffelbrennereien zu veranlassen und sie zu diesem
Zwecke mit einzelnen Interessenten zwecks Beschaffung
billiger Gelddarlehne in Verbindung zu bringen;
5. im Falle des Zustandekommens der Spiritus-
commissioiisbank bei dem jetzigen Reichstage resp.
bei den nächsten Rcichstagswahlen dahin zu wirken,
das; der Kontingentspiritus abgeschafft und die ganze
Verbrauchsabgabe von 70 Mark für die Reichskasse
reclamirt werde, um bei der schweren Belastung der
ärmeren Bolksklassen durch die neue Branntwein
steuer diese vor weiterer Ausbeutung durch ein Pri
vatmonopol zu schützen.
P. Kropp, 11. Mai. Im Anschluß an unsere den
„S. N." entnommene berichtigende Aeußerung bezl.
des hies. Predigerseminarcs empfangen lvir heute
noch folgende Erläuterung von Herrn Pastor Paulsen
direct: Der ganze Bericht beruht auf einer Ver
kennung des Verhältnisses des Prcdigersetninares in
Kropp, wie der Verhältnisse in Ainerika. Wir sind
überhaupt so wenig vom Generalkonzil abhängig,
daß dem Generalkonzil viel mehr liegen muß an
der Verbindung mit uns, als uns an der Verbindung
mit demselben. Die englische Partei im General
konzil hat von jeher die Einwanderung deutscher
Prediger zu hintertreiben gesucht, hat aber dadurch
nur die Deutschen zu größerer Energie in Be
schaffung von deutsch gesinnten und deutsch redenden
Kandidaten angetrieben. Je mehr deutsche Pastoren
nach Amerika kommen, desto heftiger wird selbstredend
der Widerstand der sogenannten englischen Partei
werden, sie ist aber nicht im Mindesten im Stande
die Versorgung der deutschen Gemeinden mit deutschen
Pastoren zu hindern. Ich glaube, daß in diesem
Kampfe die Sympathien aller Deutschen auf Seiten
der für ihre Nationalität und Sprache kälnpfenden
deutschen Brüder sein wird. Die Aeußerung: „Man
will keine Masseneinwanderung deutscher Prediger",
ist gethan von Dr. Seyß (Süß), dessen Familie
aus Elsaß stammt. Obzwar er vollständig deutsch
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