Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

Aenàsbmger 
W AdonukmentspreiS: 
Vierteljährlich 2 Ji — frei ins Haus geliefert 2 Ji 15 £>, 
şûr Auswärtige, die das Blatt durch die Post beziehen 
2 M 25 ^ incl. Postprovision re., jedoch ohne Bestellgeld. 
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Erscheint 
Montag-, Mittwoch- und Freitag-Abend. 
IVo. 4. 
Sott Remo» 6. Jan. Das Befinden des 
Kronprinzen ist andauernd gut. Der leichte 
Katarrh, welcher sich während der letzten kalten Tage 
angestellt hatte, ^ ist gänzlich gewichen. Da jetzt 
^ommerwetter ist, hat der Kronprinz seine regel 
mäßigen Spaziergänge wieder aufgenommen. Man 
erwartet hier den Großherzog von Baden. 
San Remo, 8. Jan. Alle heutigen Erscheinungen 
rm Befinden des Kronprinzen sind die gerade 
entgegengesetzten, wie diejenigen im November 
und man ^ kann daher hoffen, das Leiden sei 
eme chronische, durch Pausen unterbrochene Ent 
zündung in Verbindung mit Perichondritis, lleber- 
mes habe Professor Virchow niemals bösartige 
Elemente gesunden und es existire kein Fall, daß 
e, ” e gutartige Schwellung in unmittelbarer 
Nachbarschaft des Krebses vorgekommen sei. Man 
mäste daher annehmen, daß alle Erscheinungen des 
ganzen Jahres ein einziges Ganzes bilden, 
und daß auch die jüngsten Neubildungen einen gut 
artigen Character besitzen. 
San Remo, 8. Jan. Das Dankschreiben des 
Kronprinzen an die Stadt Potsdam für den Neu 
jahrsglückwunsch schließt mit dem Ausdruck „der 
frohen Hoffnung, Sie im Sommer, wie 
alljährlich, begrüßen zu können." 
^aubon, 7. Jan. Mit Mittheilungen der 
Königin von England an den Papst ist nach einem 
Wolfs'schen Telegramm der H e r z o g v o n N o r f o l k 
am Freitag nach Rom abgereist. 
^ London, 5. Jan. Gestern früh brannte das 
Theater Royal in Bolton nieder. - Alle Ko 
stüme und Dekorationen wurden ein Raub der 
Flammen. Es scheint, Brandstiftung vorzuliegen, 
da man im Theaterbureau Einbrecherwerkzcnge fand 
und der Hahn der Wasserleitung abgedreht war. 
— Im Theater Royal in Edinburgh wurde gestern 
während der Vorstellung durch falschen Feuerlärm 
eine ernste Panik erzeugt. Im Gedränge an den 
Ausgängen wurden viele Personen verletzt. 
Rom, 5. Jan. Der heutige Pilger empfang 
in der Peterskirche verlief ohne Zwischenfall; 
die Zahl der Theilnehmer war gering. •— Ein weit 
verbreitetes Gerücht will wissen, König Umberto 
hätte einen Brief an den Papst richten wollen, Letz 
terer aber die Annahme verweigert. Dies sei der 
dirccte Grund dafür gewesen, daß der König das 
Absetzungsdekret gegen Torlonia unterschrieb. — Zu 
der Wiederholung der kirchlichen Feier in der Pcters- 
kirche wurden nur die italienischen Pilger 
zugelassen. Außerdem wohnten derselben die Groß- 
herzogin von Toskana, mehrere Diplomaten, das 
Cardmalskollegium, das Personal des päpstlichen 
Hofes und der römische Adel bei. Der Papst er 
schien zu Fuß. Er laö eine stille Messe, ertheilte 
den Segen und begab sich sodann in die Sakristei. 
Nachdem er hier die Pilger zum Fußkusse verstattet, 
fâll'ìtt der Papst zwischen dem von den italienischen 
Pilgern mit Bannern gebildeten Spalier unter leb 
haften Begrüßungen zum Ausgange. 
Heute wurden zwei Priester, welche den König 
beschimpften, verhaftet. DaS „Şiècle" meldet der 
Papst leide an chronischer Schlaflosigkeit. 
Rom, 7. Jan. Der König sowohl wie Crispi 
erhielten Tausende von Telegrammen auch aus 
dem Ausland als Gegendemonstration rum 
Papstjubiläum. 
Kontag. 
7. Jan. Der Papst empfing heute den 
Grafen Brühl-Pförten, den Abgesandten 
Sr. Majestät des Kaisers Will)elm anläßlich des 
Jubiläums, in feierlicher Audienz. 
— Einen liebenswürdigen Beweis internationaler 
Courtoisie hat der „Nord. Allg. Ztg." zufolge 
in diesen Tagen die italienische Regierung 
geliefert. Für den deutschen Kronprinzen 
und die kronprinzliche Familie gehen täglich zahl 
reiche Sendungen aus Deutschland, meist in Körben 
mit frischen Blumen oder in Blumensträußen be 
stehend, in San Remo ein. Der Umstand, daß 
für Postpacketsendungen nach Italien nur ein 
Höchstgewicht von 3 Kilogramm zugelassen ist, er 
schwert natürlich derartige Sendungen und führt 
schon bei der Aufgabe derselben wegen der im 
Publikum häufig bestehenden Unkenntniß von jener 
Einschränkung bedauerliche Verzögerungen herbei. 
Im Hinblick hierauf hat die italienische Postver- 
waltnng die Grenz-Postämter telegraphisch ange 
wiesen, ausländische Postpacketsendungen an 
den deutschen Kronprinzen und an die 
kronprinzliche Familie bis znm Gewichte von 
5 Kilogramm zur Beförderung zuzulassen. 
Paris, 5. Jan. Der bedeutendste kühne Specn- 
lant, Kaldenbach, ist außer Stande, seinen Ver 
pflichtungen nachzukommen. Angeblich beträgt die 
Differenz zehn Millionen Francs. Der Sturz 
wurde besonders durch große Baistespeculationen in 
Rio Tinto veranlaßt. Vier Coulissenhäuser sind 
dadurch insolvent. Große Aufregung an der Börse. 
Petersburg, 6. Jan. Das „Journal de St. 
Ptztersbourg" bespricht die Verleihung des Schwarzen 
Adlerordcns an den deutschen Botschafter, General 
v. Schweinitz und bemerkt: General v. Schweinitz 
gehört der alten Generation von Staatsmännern 
an, welche in den Traditionen enger Freundschaft 
zwischen Preußen und Rußland erzogen waren; sein 
ganzes politisches Leben war der Aufgabe gewidmet, 
diese Traditionen zu dauernden zu machen. Die 
Belohnung, welche jetzt eine so ehrenvolle und loyale 
Laufbahn krönt, kann bei uns nur mit lebhafter 
Genugthuung begrüßt werden, als neuer Beweis 
dafür, daß die Gefühle, wovon der ehrwürdige 
deutsche Kaiser gegen Rußland beseelt ist, unver 
ändert dieselben sind, wie diejenigen, welche beständig 
den König von Preußen erfüllten. 
Petersburg, 7. Jan. Mit aufrichtiger Freude 
muß es begrüßt werden, daß das Verhältniß 
zwischen Rußland und Deutschland, wel 
ches so lange zu ernsten Befürchtungen Anlaß bot, 
eine gewisse Klärung erfahren hat. Die Haupt 
aufgabe der Mächte ist nunmehr die Beseitigung des 
bulgarischen Imbroglios, welches fortgesetzt, wie ein 
mens tekel, den europäischen Frieden bedroht. In 
Sofia müsse man heute schon die Ueberzeugung 
haben, daß die Tage der Herrlichkeit gezählt sind. 
— Der „Nord" glaubt nicht, daß der Prinz von 
Koburg und sein Berather Stambnloff Wider 
stand wagen werden, sobald sie sich einem geeinigten 
Europa gegenüber sehen werden. Das russische 
Blatt hegt die feste Zuversicht, daß daS Jahr 
1888 ohne Störung verlaufen werde. 
Aus Petersburg meldet H. T. B.: Die Stel 
lung des Unterrichtsministers D elian ow ist wieder 
befestigt. Derselbe wird noch im Januar die ge 
schlossenen Universitäten wieder eröffnen, ohne daß 
Z'ahrgang. 
9. Januar. 
ein Strafverfahren metier eingeleitet werden soll. 
Der Czar hat hierzu seine Einwilligung bereits er 
theilt. — Die unter dem Vorsitz des Grafen 
Pahlen tagende Kommission hat eine Resolution ge 
faßt, nach welcher es allen Juden gestattet sein 
soll, in ganz Rußland zu wohnen. Bisher unter 
lag der Aufenthalt der Juden auf dem platten 
Lande bekanntlich Beschränkungen. 
Wien, 8. Jan. In der Ausführung der im 
December beschlossenen militärischen Vor 
sichtsmaßregeln ist, gutem Vernehmen nach, 
bereits um die Jahreswende eine erheblich lang 
sameres Tempo eingetreten und falls die Lage 
sich nicht wieder verschlimmert, sollen die Maßregeln 
bald gänzlich sistirt werden. Natürlich bleibt die 
Unterweisung der Reservisten im Gebrauch des neuen 
Gewehres von dieser Maßnahme unberührt, doch 
wird die Ersatzreserve zu keiner Waffenübnng ein 
berufen. Die „Presse" berichtet, daß, gleichwie beim 
russischen Gardekorps, auch im Odessaer Militär 
bezirk die ältesten Mannschaften jetzt schon ent 
lassen werden. Dagegen will das „Wiener Tag 
blatt" wissen, daß die diplomatischen Vertreter Ruß 
lands im Auslande, um kein Mißtrauen aufkommen 
zu lassen, für die nächste Zeit die Vorschiebung 
von zwei bis drei Infanterie-Divisionen 
angekündigt hatten, welche angeblich zur russischen 
Südarmee stoßen sollen. DaS „Fremdenblatt" be 
stätigt, daß der russische Militär-Attache Zujeff 
von dem Czaren zu friedlichen Erklärungen 
in formeller Weise autorisirt worden sei. — Kron 
prinz Rudolf hat an Maurus Jokai einen Brief 
gerichtet, worin sich die Stelle befindet: „Wir hoffen, 
das neue Jahr wird unserem Vaterlande Glück 
bringen." 
Wie», 5. Jan. Es verlautet mit großer Sicher 
heit, daß den friedlichen Zusicherungen der russischen 
Diplomatie ehestens ein Austausch befriedigender 
Erklärungen auch über die militärische Lage folgen 
werde. Heute fand ein gemeinsamer Min ist errath 
unter dem Vorsitz des Kaisers statt. 
Wien, 5. Jan. Die Abendbörse verstaute auf 
einen Artikel des Pester Lloyd, wonach wegen der 
fortbestehenden Anhäufungen russischer Truppen die 
Lage im Wesentlichen unverändert sei. 
Paris, 6. Jan. Die wegen Handels mit 
Orden angeklagten Debrenil, Ribaudeau und 
Hevert erschienen heute vor dem Gerichtshöfe der 
zehnten Strafkammer. Der Staatsanwalt und der 
Vertheidiger der Angeklagten beantragten, das Ver 
fahren einzustellen, bis die Untersuchung gegen den 
Hauptzeugen Wilson erledigt sein werde, der auf 
Grund von Aussagen der Ratazzi unter dem Ver 
dacht steht, für die Ordensverleihung an Legrand 
3000 Francs erhalten zu haben. Man erwartet 
stündlich die Verhaftung Wilson's. 
Sofia, 6. Jan. Abweichend von sdem sonstigen 
Brauch entfernte die Donau-Dampfschiffahrts-Gc- 
scllschaft auf Befehl der bulgarischen Regie 
rung in voriger Woche sämmtliche Landungsbrücken 
am bulgarischen Donau-Ufer und schaffte selbige 
stromaufwärts. Hierdurch wird bei der Steilheit 
des bulgarischen Donau-Ufers das Landen von 
Truppen verhindert. ■— Aus Konstantinopel wird 
gemeldet, daß eine große Anzahl türkischer Trup 
pen bei Adrianopel zusammengezogen ist. 
Sofia, 7. Jan. Unter Führung des ehemaligen 
Jusektiouêprkis: 
Für die Corpuszeile 15 H, für die Petitzeile 10 H. 
Anzeigen werden an den bezüglichen Ausgabetagen bis 
Mittags 12 Uhr erbeten. 
Als Beilage wird dem Blatt nwnatlich einmal 
„Der Landwirth" gratis beigegeben. 
I§§§. 
russischen Hauptmanns Nabokow landete vorgestern 
ein aus Odessa kommendes Schiss mit gegen hun 
dert Insurgenten bei Burgas, um diese Stadt 
zu überrumpeln. Bei dem Sturme auf dieselbe 
kam es zu einem Zusammenstoße mit den bulgari 
schen Truppen, wobei letztere Sieger blieben. Die 
Insurgenten wurden gefangen genommen und eine 
größere Anzahl derselben im Kampfe getödtet. 
Sofia, 7. Jan. Der Putschversuch Nabo- 
k ow's scheint die bulgarische Negierung nicht über 
rascht zu haben. Es ist Thatsache, daß seit zwei 
Wochen ansehnliche Sendungen Artillerie, Munition 
und Truppen aus den Donanfestungen nach Varna 
und Burgas dirigirt worden sind. Die Maßregeln 
zur Ueberwachung der Küste des Schwarzen Meeres 
sind verschärft worden. 
Berlin, 6. Jan. Der Kaiser war durch leichte 
Erkältungscrscheinungcn in den letzten 
Tagen am Ausfahren verhindert. 
— Ueber das Befinden des Kaisers meldet 
der „Reichsanzeiger" an der Spitze seines amtlichen 
Theiles: „Se Majestät der Kaiser und König 
sind in Folge mehrfacher Störungen der Nachtruhe 
genöthigt, Sich heute mehr Schonung aufzuerlegen." 
— Ueber das Befinden des Kronprin 
zen hat sich nach einer Korrespondenz der „Magde 
burgischen Zeitung" aus Meiningen dort der Erb 
prinz während seines Aufenthalts in diesen Tagen 
durchaus günstig geäußert und besonders hervorge 
hoben, daß der Klang der Stimme Sr. kaiserlichen 
Hoheit ein ganz normaler sei. 
—• Die Anschauung des Reichskanzlers, daß 
selbst ein siegreicher Krieg für Deutschland heute 
ein Unglück sein würde, ist sattsam bekannt; aber 
geradezu bewunderungswürdig sind die Anstrengun 
gen, die Fürst Bismarck zur praktischen Aufrecht 
erhaltung seiner Friedcnstheorie macht. In Frie 
drichsruh soll in dieser Richtung eine nahezu fieber 
hafte Thätigkeit herrschen, von der sich nur Der 
jenige einen Begriff machen kann, der eine Idee von 
der Masse der sich täglich aufthürmenden sachlichen 
und persönlichen Schwierigkeiten hat. Der 
Reichskanzler geht in einem fast jugendlichen Sieges- 
muth von der Ansicht aus, daß man vor der Kriegs 
erklärung nicht die Hoffnung aufgeben dürfe, selbst 
die schwärzeste Gewitterwolke sich noch zerstreuen zu 
sehen, — und so arbeitet er mit der ganzen Hin 
gebung eines pflichttreuen Beamten auf daS eine 
Ziel los: „Wolken auseinander!" Es wird wohl 
nicht Einen geben, dem Fürst Bismarck gesagt, er 
„glaube" an den Krieg oder „glaube nicht"; —■ 
mit solchen Luftschlössern giebt sich der große Staats 
mann nicht ab. Seine Parole ist Arbeit, strenge, 
unermüdliche Arbeit, ■— war sie vergebens, nun 
Gott befohlen, so tritt der Andere in sein Recht. 
Auch Graf M oltke antwortet, über seine Meinung 
„ob Regen oder Sonnenschein" befragt, weder mit 
Ja, noch mit Nein; „Bereitsein ist Alles!" 
(M. N. N.) 
Berlin, 5. Jan. In der heutigen Sitzung der 
S t a d t v c r o d n e t e n gelangte das Antwortschreiben 
des Kaisers auf die Neujahrs-Adresse der Stadver- 
ordnetcn zur Verlesung, worin es heißt: Tief ge 
rührt habe den Kaiser besonders die innige Theil 
nahme an der schweren Erkrankung des Kronprinzen. 
Der Allmächtige, dessen Rathschluß unerforschlich, 
habe damit über den Kaiser und sein Haus eine 
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Zahlen — Strahlen. 
Statistisches, die Stadt Rendsburg betr., 
geschöpft aus amtlichen statistischen 
Quellen. 
In neuester Zeit ist von dem Dirigenten des 
statistische Bureaus in Altona, O. von Wobeser, 
Werk erschienen, betitelt: „Statistik der Provinz 
«chteswig-Hvlstcin im Nahmen des deutschen Reiches 
und Preußens, nach amtlichen Quellen bearbeitet", 
Elches in der Fülle statistischer Tabellen auch für 
Rendsburg statistische Zahlenangabcn bringt. Die 
snsem Werke entnommenen statistischen Zahlen sind 
Mş Nachfolgendem hin und wieder durch ander 
weitige ergänzt. 
1. Bevölkerungsstand am 1. Decbr. 1885. 
Im preußischen Staate übertrifft die weibliche 
-Bevölkerung die männliche um 1,48 %, i„ Schles 
wig-Holstein dagegen überwiegt die männliche Be 
völkerung die weibliche um 0,24 %. Eine ähn- 
"che Ueberlegenheit der männlichen Bevölkerung 
öslgen außer Schleswig-Holstein nur noch die Pro- 
Westfalen und Rheinland. Der Ueberschuß 
. et Männlichen Bevölkerung zeigt sich aber nur in 
Städten und Flecken, wohin durch besondere 
» ^îrhàltnisse ein Zuzug vom Lande veranlaßt wird, 
übersteigt in den Städten und Flecken das männ- 
i»^>.Ģ^chlecht um 1,86% das weibliche, während 
0 3 bt « Landdistricten das weibliche Geschlecht um 
/o das männliche übersteigt. Unter allen 
burr, " unb Necken Schleswig-Holsteins zeigt Rends- 
^. 8 un Verhältnisse der Geschlechter zu einander 
da« ^^îe Abnormität. In Rendsburg ist nämlich 
lich.wannliche Geschlecht um 38,15 % dem weib- 
hauķî^gen. Diese ausfallende Erscheinung wird 
dury, Ä"ch durch die Strafanstalt, dann aber auch 
die Garnison herbeigeführt. Ein ähnliches 
Verhältniß zeigt Glückstadt, wo die Zahl der männ 
lichen Ueberlegenheit 25,17 % beträgt. Sicherlich 
ist diese Ueberlegenheit durch die dortige Corrigendcn- 
anstalt bedingt. In Neumünster, wo das männ 
liche Geschlecht mit 12,24 % überwiegt, wird wohl 
das Fabrikwesen Ausschlag gebend sein. In Kiel 
übertrifft das männliche Geschlecht trotz Marine, 
Werften u. s. w. das weibliche nur noch mit 6,50 %, 
in Altona dagegen zeigt sich eine Ueberlegenheit des 
weiblichen Geschlechtes um 4,46 %. Ob hier nicht 
der Zuzug von Dienstmädchen mitspielt? In Flens 
burg und Schleswig übertrifft trotz Garnison das 
männliche Geschlecht in der Zahl nur wenig das 
weibliche. 
In den Landgemeinden Schleswig-Holsteins kom 
men auf jedes Wohnhaus 1,32 Haushaltungen mit 
6,09 Personen, in den Städten und Flecken da 
gegen ans jedes Wohnhaus durchschnittlich 2,60 Haus 
haltungen mit 11,40 Personen. In Altona und 
Kiel wohnen in jedem Hause 18 Personen, in Flens 
burg 16, in Nenmünster 15 und in Ottensen und 
Rendsburg 14 Personen. Rendsburg übersteigt 
also das für Städte und Flecken berechnete Mittel 
um 3 bis 4 Personen, wozu die Dichtigkeit der 
Bebauung des Grund und Bodens mit Gebäuden 
in Betracht zu ziehen ist. 
2. BevölkerungSzunahnw. 
Rendsburg hatte vor dem Brande vom Jahre 
1286 vielleicht 2000 Einwohner. Nach der Wieder- 
erbaunng hatte die Stadt mit der Nienstädt und 
der Neuenstraße (in der Altstadt) etwa 3000 Ein 
wohner. Die Volkszählungen liefern für Rends 
burg ein etwas . ungenaues Resultat, indem bald 
das Militär mitgezählt wurde, bald nicht, bald 
das Landgebiet der Stadt mit in Rechnung gezogen 
wurde, bald wieder nicht, es fehlte für die Volks 
zählungen der genaue Plan. Die vorhandenen 
Zahlen aber sind folgende: 
1864 9412 Einw. 
(Militär nicht gezählt.) 
1803 7573 Einw. 
1835 9950 „ 1867. . . .12460 Einw. 
1840.. ..10009 „ 1871....11521 
1845.. .. 10338 „ 1875....11972 
1855.. .. 11814 „ 1880.... 12776 
1860.. ..10702 „ 1885....12153 
In den Kriegszeiten hatte Rendsburg stets größeren 
Zuzug, der sich aber mit Friedensschluß wieder verlor. 
Kriegsjahre sind in neuerer Zeit für Rendsburg 
fette Jahre gewesen, in älterer Zeit jedoch waren 
Kricgsjahre Zeiten des Ruins. 
Seit der Annexion Schleswig-Holsteins durch 
Preußen im Jahre 1867 haben von den 42 Städten 
und 12 Flecken, 18 Oerter, also l / 3 derselben, an 
Einwohnerzahl eingebüßt, darunter Rendsburg mit 
2,46 %. Die stärkste Vermehrung hatten seit 1867: 
Ottensen mit 134,07 %, Kiel mit 90,55 %, 
Wandsbeck mit 85,52%, Altona mit 55,48%, 
Flensburg mit 51,44 % n. Neumünster mit 51 %. 
Bon der Zunahme eines Ortes auf den reichlicheren 
Zufluß ans den Quellen der Volksernährnng und 
des Reichthums der Ortsbevölkerung zu schließen, 
ist bekanntlich mehr als gewagt. Gerade in den 
größten Städten zeigt sich oftmals plötzlich die größte 
Nahrungslosigkeit. Aufgabe der Statistiker ist, den 
Ursachen deö reichlichen Zuzuges nachzuspüren. 
3. Finanzticrhältnisse. 
a. Die Summe des Sollbetrages der directen 
S t a a t s st e u e r n, als Grundsteuer, Gebändesteuer, 
Klassensteuer, klassificirte Einkommensteuer und Ge 
werbesteuer vom stehenden Gewerbe betrug im Etats 
jahre 1883/84 in ganz Schleswig-Holstein in den 
Städten und Flecken pro Kopf der Bevölkerung 
6,09 Mk. Rendsburg steht unter dem Durchschnitt 
mit 5,61 Mk. pro Kopf. Am höchsten stehen mit 
8,73 Mk. Meldorf, mit 8,20 Mk. Garding, mit 
7,38 Mk. Kiel, mit 7,59 Mk. Hoher, mit 7,45 
Mk. Tönning u. s. w., am niedrigsten stehen Lauen- 
bnrg a. E. mit 3,61 Mk., Reinfeld mit 3,88 Mk. 
u. s. w. Auch für nachfolgende Vergleiche ist das 
Etatsjahr 1882/83 zum Grunde liegend. 
6. Die Ausgaben für allgemeine staatliche 
Zwecke, d. i. für Militär, Polizei, örtliche StaatS- 
steuerverwaltung, Standesamtsgeschäfte, Statistik, 
Wahlen, Nachtwacht- und Feuerlöschwesen betragen 
in den Städten und Flecken Schleswig-Holsteins 
pro Kopf der Bevölkerung 1,60 Mk., in Rends 
burg, welches hierfür 5670 Mk. Einnahme und 
22,350 Mk. Ausgabe hatte, betrug die Mehraus 
gabe 1,34 Mk. pro Kopf. Am meisten veraus 
gabten in dieser Beziehung Christiansfelde mit 4,16 
Mk., Apenrade mit 3,47 Mk., Kiel mit 2,20 Mk. 
Eine Mehreinnahme dagegen hatten Neumünster und 
Natzebnrg von resp. 0,53 und 0,81 Mk. 
c. Für Verkehrsanlagen, d. i. für Pfla 
sterung, Beleuchtung, Bepflanzung, Reinigung^ der 
Straßen und Plätze, Entwässerung, Brücken, Kanäle, 
Hafenanlage u. s. w. vorausgabten die Städte und 
Flecken Schleswig-Holsteins durchschnittlich pro Kopf 
1,35 Mk.; Rendsburg 0,89 Mk. Einige Oerter 
hatten in dieser Beziehung sogar eine Mehreinnahme, 
wie Wyk mit 2,80 Mk. und Kappeln mit 2,69 
Mk. pro Kopf. Am meisten verausgabten Kiel 
mit 4,94 Mk., Meldorf mit 3,13 Mk., Flensburg 
mit 2,47 Mk. u. s. w. pro Kopf. Mit Eintritt 
des Kanalbanes dürfte für Rendsburg sich dieses 
Verhältniß entschieden ändern. Außer Berechnung 
wird für Rendsburg die Verausgabung des Ver 
schönerungsvereins hieselbst geblieben sein. 
cl. Für gewerbliche Anlagen zu Ge 
meindezwecken und gemeinnützige An 
stalten, d. i. Gas- und Wasserwerke, Schlacht 
höfe, Bauhöfe, Banken, Leihämter, hatten sämmt 
liche Städte und Flecken Schleswig-Holsteins eine 
Ausgabe von 661,070 Mk. und eine Einnahme 
von 866,285 Mk. und somit eine Mehreinnahme 
von 205,215 Mk. d. i. pro Kopf der Bevölkerung 
0,50 Mk.; Rendsburg hatte eine Einnahme vo^
	        
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