Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

— Fürst Bismarck konferirte heute längere Zeit 
in einem Zimmer des Reichstages mit Herrn von 
Bennigsen. Die für derartige Vermuthungen 
sehr empfänglichen parlamentarischen Kreise wollten 
daraus sofort wieder Schlüsse auf die Regierungs 
fähigkeit der Nationalliberalen ziehen. 
— B ei H o fe haben die Artikel der „K ölnis ch en 
Zeitung" über den Gesundheitszustand des 
Kaisers, wie der „Frs. Ztg." mitgetheilt wird, 
große Entrüstung hervorgebracht. Der Kaiser selbst 
soll diese Artikel gelesen haben. Bei seinem Zu 
stand, welcher es ihm erschwert, sich durch mündliche 
Unterredung zu informiren, ist der Kaiser mehr 
denn je zu seiner politischen Information auf eine 
umfassende Lektüre von Zeitungen angewiesen. Bei 
Hofe erblickt man in solchen Artikeln, welche nicht 
in Köln entstanden sind, nur das Bestreben, den 
Kaiser, der trotz seines körperlichen Leidens ent 
schlossen ist, seine Regentenpflichten voll und ganz 
zu erfüllen, aus politischen Gründen einzuschüchtern 
und moralisch niederzudrücken. Das wird freilich 
jetzt ebenso wenig gelingen, wie die Mache der 
Reptilienpresse im November vorigen Jahres den 
beabsichtigten Eindruck auf das Gemüth des Mo 
narchen erzielt hat. 
— Die Reptilienblätter haben jetzt den 
Auftrag erhalten, möglichst zu verbreiten, daß der 
Kaiser nach Wiesbaden übersiedeln müsse. Sollte 
bei den Reptilien die Verbreitung solcher Nachrichten 
lediglich durch die Sorge um die Gesundheit des 
Kaisers oder durch die Sorge, wie demselben das 
Regieren zu erleichtern sei, bestimmend gewesen sein? 
Berlin, 19. März. Die „Freist Ztg. hat vom 
Justizminister Friedberg folgende Berichti 
gung erhalten: 
In der Nummer 65 der „Freisinnigen Zeitung" vom 
16. d. M. wird die Behauptung aufgestellt, daß im 
Staatsministerium die Regentschafts frage zur Ver 
handlung gekommen sei, und daß ich hierbei nicht den 
mindesten Zweifel darüber gelassen hätte, ich könnte die 
Voraussetzung der Verfassung für Einsetzung einer Re 
gentschaft — dauernde Verhinderung des Thronfolgers, 
selbst zu regieren — in keiner Weise als vorhanden be 
trachten. Diese Behauptung entbehrt in allen ihren 
Theilen der thatsächlichen Begründung, da im königlichen 
Staatsministerium niemals weder in Sitzungen, noch in 
Verhandlungen, noch in Besprechungen von der Einsetzung 
einer Regentschaft überhaupt die Rede gewesen ist. 
Die „Freis. Ztg." macht demgegenüber darauf 
aufmerksam, daß sie gar nicht behauptet habe, daß 
die Frage der Regentschaft im Staatsministerium 
verhandelt sei, daß sie vielmehr absichtlich den Aus 
druck gewählt habe: „Justizminister Friedberg habe 
in keinem S t adium- Zweifel überfeine Meinung 
gelassen." 
— Aus allen Gegenden Nord- und Nordost- 
Deutschlands werden heftige Schnecstürme ge 
meldet, welche jeglichen Verkehr unmöglich machen. 
— Durch die gewaltigen Ereignisse der jüngsten 
Zeit ist das Interesse an den Gährungen inner 
halb der S o z i a l d e m o k r a t i e zurückgedrängt wor 
den, die namentlich in Berlin immer schärfer her 
vortreten. Der Streit dreht sich vorzugsweise um 
die Frage der Betheiligung an den Berliner 
Stadtverordnetenwahlen, die in öffentlichen 
und geheimen Berathungen erörtert wird und zu 
allerlei Aeußerungen der Zwietracht und des Miß 
trauens Anlaß giebt. Die noch nicht ganz aufge 
klärte Thatsache, daß nach dem Beispiele Görckis 
jetzt auch die sozialistischen Stadtverordneten Herold 
und Mitan ihr Mandat niedergelegt haben oder 
niederlegen mußten, wirft jedenfalls ein grelles Licht 
auf die "Wirren in diesem Lager, in welchem wie 
derum eine gewaltsamere Strömung zur Geltung 
zu kommen scheint. 
Landsberg, den 16. März. Auf der Station 
Schön tanke (Ostbahn) stießen gestern Abend 
der Berliner und der Bromberger Perso 
nenzug zusammen. 5 Personen sind leicht ver 
letzt. Die Ursache des Zusammenstoßes war, daß 
der Heizwagen des Bromberger Zuges wegen eines 
Defekts umgesetzt wurde. 
Leipzig, 18. März. Vergangene Nacht wurden 
in der ganzen Stadt sozialistische Flugblätter 
verbreitet. Ueber 20 Verbreiter wurden verhaftet. 
Lübeck, 19. März. Ju der heutigen Sitzung 
der Bürgerschaft gab auf Verlangen der Bürger 
schaft der Senatskommissar die Erklärung: Die Er 
öffnung der vom Senate beantragten komniissarischen 
Verhandlungen mit Preußen, betreffend Ausführung 
des Elb-Trave-Kanals und Abschluß des dies 
bezüglichen Staatsvertragcs, sei binnen kurzer Zeit 
zu erwarten. 
Lübeck, 19. März. Starke Schneeverwehun- 
g e n haben den Verkehr auf der Bahnstrecke Berlin- 
Lübeck unterbrochen. Die Züge stecken in Büchen 
resp. Mölln. Auch auf allen übrigen Strecken sind 
Verspätungen eingetreten. — Durch den starken Eis 
gang wurden die gesammten Badeanlagen der See 
badeanstalt in Travemünde zerschellt. Es herrscht 
arger Schneesturm. 
Hamburg, 20. März. Ter gestrige Sturm, 
von welchem das heftige Schneetreiben begleitet 
war, hatte mancherlei kleine Unfälle im Gefolge, 
namentlich brachte er viele Personen zu Fall. Einer 
jungen Dame hätte er indeß bald recht schlimm 
mitgespielt. Dieselbe wurde nämlich an der Ecke 
der großen Bleichen und Jungfernstieg von einem 
Wirbelsturm erfaßt und emporgehoben. Dann 
fiel die junge Dame mit voller Wucht wieder auf 
den Erdboden zurück, ohne sich indeß zu verletzen. 
Hamburg, 18. März. Die Anklage gegen 
Lehrer, welche das Züchtigungsrecht überschreiten, 
haben sich leider in letzter Zeit gemehrt. Ein 
Volksschnllehrer Boll stand gestern unter der An 
klage, einen Knaben in so arger Weise bestraft zu 
haben, daß derselbe 4 Wochen hindurch nicht die 
Schule besuchen konnte. Selbst der Schulrath Dr. 
Kersten erklärte die Bestrafung als eine Brutalität, 
die nur in dem nervösen Zustande des Lehrers 
Erklärung finde. Boll war zuerst zu 2 Monaten 
Gefängniß verurtheilt und hatte an das Reichsgc- 
richt appellirt. In dieser Berufsverhandlung be 
antragte der Staatsanwalt 80 Mk. Strafe, doch 
ging das Reichsgericht auf die hohe Strafe von 
600 Mk. über. Eine gleiche Strafe erhielt auch 
im vorigen Jahre der Rector in Cuxhaven wegen 
zweier ähnlicher Fälle 
Hamburg» 19. März. Die Socialdemokraten 
haben gestern einmal wieder Stadt und Gebiet mit 
ihrer bekannten Literatur überschwemnit und sind 
dieses Mal so schlau zu Werke . gegangen, daß 
sie von den gewöhnlichen Sicherheitsorganen kaum 
abgefaßt werden konnten. Die Flugschriften befanden 
sich nämlich in großen Geschäftscouverts, auf denen 
sich ein Stempel: G. L. Frommheim, Abzahlungs 
geschäft befand. Der Stempel war natürlich eigens 
zn diesem Zwecke angefertigt worden, indem eine 
Abzahlungsfirma dieses Stamms nicht existirt. Der 
Inhalt der in dem Couvert enthaltenen Flugschrift 
ist der bekannte. 
Kiel» 19. Mürz. Der Strike in den Gebr. 
H o w a l d t'schen Fabriken dauert noch leider ununter 
brochen fort, da die Arbeitgeber sich auf keine Unter 
handlungen einlassen ivollen. Heute wurden lvieder 
auf der Werft 35 Arbeiter abgelohnt, da dieselben 
sich weigerten, in der von der Strike eingeschlossenen 
Kesselschmiede zu arbeiten. 
Eüderdithmarschen, den 18. März. Die Ar 
beiten für den Nord-Ostsee-Canal am Schürfloch 
bei Brunsbüttel haben in Folge der anhaltenden 
strengen Kälte eingestellt werden müssen. In letzter 
Zeit waren, der „Kiel. Z." zufolge, 60 Arbeiter 
dort beschäftigt, die höchste Zahl war 98. Es 
wurde von Morgens 6 bis Abends 7 Uhr gear 
beitet. Der Lohn wird dadurch bedeutend geschmälert, 
daß die Arbeiter ein tägliches Kostgeld von 1,50 Jl 
zahlen müssen. Uebrigens sind die Arbeiten am 
Schürfloch soweit vorgeschritten, daß jetzt mit einer 
Dampfmaschine gearbeitet werden kann. 
Heide, 19. März. Einer hierher gelangten Mit 
theilung zufolge, ist bei den Biehkommissionairen 
Grothhusen und Wiggers in Hamburg die Maul 
fäule ausgebrochen. Einigen Versendern dürfte daraus 
ein großer Schaden erwachsen. (H. Z.) 
Von der Elbe, 18. März. Die „Böschlootsen" 
mußten die Station wieder verlassen. Die Elbe 
ist voll Treibeis. Bei Balje, Brunsbüttel 
gegenüber, liegen eine ziemliche Anzahl Altenwärder 
Fischerewer im Eis. Dieselben befinden sich in 
einer schrecklichen Lage. Es ist aber ihre Arbeit 
bis jetzt vergeblich, denn nach einer Stunde Arbeit 
sind dieselben noch nicht vom Fleck gekommen. 
Mehrere Finkenwärder Fischerewer werden vermißt. 
Dieselben sind von Cuxhaven aus auf den Fang 
gefahren und seit 8 Tagen nicht wiedergekehrt. (K. Z.) 
' -f- Neumünster, 20. März. Zum 1. April 
scheiden aus der hiesigen kirchlichen Gemeindever 
tretung 5 Vertreter aus, drei aus der Stadt, zwei 
aus dem Landkirchspiel, Vom Kirchenvorstand ist 
Wahlternnn hierfür auf den 4. resp. 6. April an 
beraumt. Die kirchlichen Wahlen fanden hier bis 
her sehr geringe Betheiligung. — Der hiesige Musik 
verein ist zur Zeit sehr eifrig beschäftigt, die Chöre 
des Oratoriums „Paulus" einzuüben. Die 
Solopartien lverden von Auswärtigen gesungen 
werden. Als Aufführungstag ist der 27. d. M. 
in Aussicht genommen. — Der Vorstand des hies. 
Fabrikanten-Bcreins hat die Fabrikanten und Ge 
werbetreibenden aufgefordert, am Donnerstag-Vor 
mittag in ihren Etablissements die Arbeit ruhen zn 
lassen, um es den Arbeitern zu ermöglichen, an dem 
Trauergottesdienst in den Kirchen — evangelische 
und katholische — theilzunehmen. — Der Schnee 
sturm ist gestern und ehegestern in der hiesigen 
Gegend ein ■ ganz gewaltiger gewesen. ES haben 
denn auch verschiedene Bahnstrecken ganz auf den 
Betrieb verzichten müssen. Gänzlich gesperrt ist der 
Verkehr auf den Strecken Neumünster-Oldesloe- 
Schwarzenbeck, Kiel-Eutin, Eutin-Neustadt, Eutin- 
Lübeck und Lübeck-Büchcn. In hiesiger Gegend sind 
die Schneeverwehungen so stark, daß der Verkehr 
mit den umliegenden Dörfern ungeniein behindert, 
theils ganz aufgehoben ist. 
Ofiholstein, 18. März. Es wird den Lesern 
erinnerlich sein, daß kurz vor Weihnachten der 
Landmann Höft aus Nienhagen in unvorsichtiger 
Weise seinen Vetter auf der Jagd erschoß. Die 
Sache kam kürzlich im Gericht zur Verhandlung; 
Höft erhielt eine Gefängnißstrafe von '/2 Jahr. 
" 7A Von der Eider, 18. März. In gewohnter 
Weise fand heute die Ausstellung der Schularbeiten 
der Friedrichstädter Gewerbeschule statt, bei 
der die drei besten Arbeiten prämiirt wurden. — 
Die Lehrer der Gewerbeschule werden die am 2. 
und 3. April in Neumünster tagende Vcrsannnlung 
der Lehrer und Förderer der Fortbildungsschulen 
besuchen. — Auch fand heute die Generalversamm 
lung des Friedrichstädter Thierschutzvereins statt. 
Derselbe umfaßt 122 Mitglieder. Nach dem er 
statteten Bericht sind im verflossenen Jahre nur 
zwei Fälle von Thierquälereien bei dem Verein zur 
Anzeige gelangt. Ein Bericht über die Thätigkeit 
des Vereins in den 5 Jahren seines Bestehens 
wird demnächst im Druck erscheinen und an die 
Vereinsmitglieder, sowie die im Reiche bestehenden 
Thierschutzvereine zur Vertheilung gelangen. 
oc Nortors, 19. März. Heute wurde die letzte 
Winterversammlung unseres landwirthschaftlichen Ver 
eins abgehalten. Sie war trotz des abscheulichen 
Wetters" recht gut besucht, indem sich ca. 50 Mit 
glieder eingesunden hatten. Der Vorsitzende gedachte 
zunächst mit warmen Worten unseres dahinge 
schiedenen allverehrten Kaisers Wilhelm und schloß 
daran den Wunsch, es möge Sr. Majestät Kaiser- 
Friedrich III. eine längere segensreiche Wirksamkeit 
als Fried ensfürst beschieden sein. Die Versamm 
lung gab durch Erheben von ihren Sitzen ihre Bei 
stimmung zu erkennen. Nach Erledigung einiger- 
geschäftlichen Angelegenheiten hielt Herr Dr. Plönnies 
einen mit Beifall aufgenommenen Vortrag über die 
Vortheile des Fruchtwechsels. Er wies nach, daß 
ein zielbewußter Wechsel im Anbau von Futterge 
wächsen und Getreide geeignet sei, aus der Land 
wirthschaft größere Erträge zu erzielen. Der Herr 
Wanderlehrer erläuterte später noch das Gesetz über 
die Unfallversicherung der land- und forstwirthschaft- 
lichen Arbeiten. Schließlich wurde noch beschlossen, 
im Äuni d. I., eine Ausfahrt zu unternehmen und 
bei der Gelegenheit dir Bokelholmer Anlagen zu 
besich.igen. 
< Hoheņwestedt, 17. März. Die in den letzten 
Wochen im hiesigen Kirchspiele abgehaltene Collecte 
für die Anstalt Bethel bei Bielefeld hat in Summ» 
von ca. 230 Mk. ergeben und sind davon u. a. in 
Hohenwestedt 80 Mk., in Vaasbüttel 12 Mk., in 
Wapelfeld 12 Mk, in Gräuel 6 Mk., in Tappen 
dorf 10 Mk., in Dörpstedt 6,10 Mk, in Jahrs 
dorf 7,50 Mk., in Remmels 19,20 Mk., in Nin 
dorf 18 Mk. und in den 3 Dörfern Rade, Mörel 
und Heinkenborstel ca. 30 Mk. gezahlt. — Mit 
einigen Wochen wird für den Kreis Rendsburg die 
obengenannte Sammlung für das Jahr 1887 be 
endet sein. Bemerken wollen wir noch, daß wie 
auch aus den Blättern der Anstalt zu ersehen ist, 
Medicamente und ärztliche Rathschläge von der An 
stalt für ein Geringes, an Arbeiter unentgeltlich 
abgegeben werden. — Wegen Erkrankung des Herrn 
Pastor Schröder ist die Confirmation der Knaben 
auf den nächsten Sonntag verschoben. — Der in 
hiesigem Orte von Herrn Dr. Borchers abge 
haltene Samaritercursus ist in diesen Tagen beendet 
und haben ca. 12 Herren an demselben Theil ge 
nommen. 
< Hanerau, 17. März. Mit dem heutigen 
Nachmittagszuge wurden wieder ca. 8 Wagenladun 
gen gemästeter Ochsen nach Hamburg befördert. 
< Todenbüttcl, 21. März. Die Jagd auf der 
Gemarkung Behringstedt, mit viel Wald, zusammen 
ca. 1400 ha groß, ist von der dortigen Dorf 
schaft am 20. März im Schümann'schen Locale 
verpachtet worden. 
—n. Jeden,ledt, 19. Mürz. In der hiesigen 
Gemeinde ist bekannt gegeben worden, daß am 
15. März der Pastor Gleiß in Hamberge zum 
Prediger in Jevenstedt gewählt ist mit 165 von 
321 abgegebenen gültigen Stimmen und daß 
etwaige Einwendungen gegen diese Wahl innerhalb 
8 Tagen schriftlich oder mündlich an den Synodal 
ausschuß zu richten sind. — Am letzten Freitage 
revidirte der Kreisschulinspettor Herr Pastor Kröger 
ans Hohn die 3 hiesigen Schulklassen. — Die hies. 
freiwillige Feuerwehr, welche am gestrigen 
Tage ihre statutengemäß alljährlich stattfindende 
Corpsversammlung abhielt, hat zufolge der Bericht 
erstattung im Verlauf des letzteren Jahres 13 
Hebungen abgehalten, darunter 1 Hauptübung und 
1 blinde Alarmirung. Es wurden auf dieser Ver 
sammlung sodann Berathungen darüber gepflogen, 
ill wie fern der freiwillige Löschdienst hier an: Orte 
in entsprechender Weise weiter zn vervollkommnen sei. 
Kleine Mittheilungen aus der Provinz re. 
Der Spar- und Vorschußverein zu Ersde zahlt für 
das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 8 Proz. 
— Bei dem Kaiser!. Postamt in Schleswig fehlt seit 
ca. 8 Tagen ein Landbriefträger Kock über desien Verbleib 
man bisher nichts weiß, so daß entweder ein Unglücks 
fall oder eine plötzliche Abreise in ein anderes Land vor 
liegt. Derselbe trat vorige Woche seine übliche Landtour 
an und ist heute noch nicht zurückgekehrt. Da an den 
bezeichneten Tagen starkes Schneegestöber herrschte und 
es erheblich fror, ist man allerdings zu der Annah,ne 
eines Unglücks geneigt, um so mehr, als der Mann einen 
lahmen Fuß hatte. Die Ablieferung von Geldern und 
Briefen stellte sich als nicht geschehen heraus, da drei 
Reklamationen vo,n Lande her erhoben sind. — M. B. 
Möller, der frühere Besitzer des etwa zwei Meilen von 
Flensburg belegenen Gutes Bommerlund, ist in einem 
Alter von 70 Jahren gestorben. Durch den von ihm 
sei Jahren gebrannten Kornspiritus „Boiilmerlunder" 
hat sich der Verstorbene in ganz Schleswig-Holstein und 
weit über die Grenzen unserer Provinz hinaus Bekannt 
schaft und Kundschaft erworben. Ein Sohn Möller's 
wird bie Fabrikation jenes Getränks iveiterführen. — 
Uetersener Einwohner Stamens Feddersen hoffen die 
Nachlassenschaft eines vor ca. 50 Jahren in Amerika ver 
storbenen Verwandten, die sich auf 1 Mill. Jl beläuft, 
antreten zu können. — Das Meldorfer Gymnasium 
wird gegenwärtig von 111 Schülern besucht gegen 117 
zu Ansang des Schllljahres. — Einen erschütterndeir 
Abschluß fand am Sonntag die Kindtaufe im Hause des 
Hofbesitzers S. Lausen in Osterby bei Hoyer. Einer 
der Anwesenden, der frühere Müller E. Madsen in 
Dahler, der noch kurz zuvor rüstig getanzt hatte, stillte 
plötzlich, vom Schlage gerührt, leblos zu Boden. D,e 
bisherige Heiterkeit verwandelte sich in größtes Entsetzen, 
die Tochter des Madsen verfiel in Krämpfe und die Feier 
endete in der trostlosesten Weise. — Der Hofbesitzer P. 
Söhl in Büsum verkaufte feine auf Schnappen der 
Büfnm belegenen Hofländereicn, 38 Morgen, und 2 
Morgen 14 SÄcffel Außendeichsländereien fur die 
Summe von 86 000 Mk. an Gebrüder Will in Am- 
merswurth. Die Gebäude sind alt, doch gut erhalten. 
Die Ländereien sind arrondiert und gehören zu den 
besten des Kirchspiels. — Der Haderslebener 
Kreistag hat die Mittel zum Ankauf des Hünengrabes 
Holms-Höj" in Weibllll bewilligt. — Die Haussamm- 
'!ung, welche nach Genehmigung des Königl. Oberprä 
sidiums für die Flensburger Diakonisseiianstalt im 
Laufe des verflossenen Jahres innerhalb unserer Pro 
vinz veranstaltet wurde, hat einen Gesamtertrag von 
30972 Mk. gehabt, von dem nach Abzug der Unkosten 
mindestens 30000 Mark übrig bleiben. — Durch das 
unvorsichtige Wegwerfen eines brennenden Streichhol 
zes entstand in der Hamburg-Alto na er Wcißbier- 
brauerel ein Feuer, welches den obersten Boden, sowie 
den Dachstuht des Gebäudes zerstörte. Möge dies als 
Warnung dienen gegen die leichtfertige Benutzung von 
Streichhölzern! 
X Locates. 
— Am 2. Osterfeiertage wird das C y k l 0 r a m a 
des Herrn Goltz sch im Bahnhofs-H6tel zur Aus 
stellung gelangen. Dasselbe erfreute sich in allen 
Städten unserer Provinz, in welchen es bisher dem 
Publikum zugänglich gemacht war, eines reichen 
Zuspruches. Das Flachgemälde wird der Beschauer- 
überraschend vollendet in der Ausführung finden. Wer 
jemals in der sächsischen Schweiz, in Tyrol oder im 
Salzkammergut gewesen ist, dern werden diese Bilder 
naturwahr und von außergewöhnlicher Wirkung 
erscheinen. Die Zwischenpausen werden durch das 
treffliche Geigcnspiel des Frl. Camilla Goltz sch 
ausgefüllt. Die junge Dame handhabt das In 
strument virtuos, und verfügt über eine exacte und 
präcise Bogenführung, die durch eine anhaltende 
Uebung erzielt ist. 
Privatänsterungen Bismarcks über Kaiser 
Friedrich III. 
Mus: ..Wiermann, Kaper Friedrich III." Verlag der Rciigcrschelr 
Buchhandlung iGcbhardt & Wilijchl in Leipzig.) 
■— „Ich habe dem Kronprinzen, der durch Er 
ziehung und Tendenzen mehr der Mann der par 
lamentarischen Regierung ist, einmal ge 
sagt: Was liegt daran, wenn man mich aufhängt, 
Wenn nur der Strick ihren Thron fest an Deutsch 
land bindet." (1866.) 
— „Ich habe damals den Herren, die unsere 
Siege in Böhmen benutzen wollten, um die Ver 
fassung umzustoßen, gesagt: „Habt Ihr die Ein 
willigung des Kronprinzen zur Wiederherstellung 
deS absoluten Regiments? Das schlug durch, da 
die Herren wohl wußten, daß der Kronprinz daran 
niemals rütteln würde." (1866.) 
— „Ich soll gegen den Kronprinzen intriguiren, 
ihn gegen seinen Willen nach deni Elsaß als Statt 
halter schicken »vollen, um ihn fern von Berlin zu 
halten — ich denke nicht daran, der Plan ist staats 
rechtlich unausführbar, im klebrigen würde der Kron 
prinz, der die bei Königgrätz mit den Waffen in 
der Hand eroberten Provinzen auch moralisch erobert 
hat, eher wie jeder Andere der Mann dazu sein, 
um die von ihm bei Wörth und Sedan eroberten 
Elsaß-Lothringer auch innerlich wieder zu 
Deutschen zu machen." (1881.) 
Brairnschweiger 3V, Proz. Laudessihuldverschrei- 
Suitflcu. Die nächste Ziehung findet Ende März 
statt. Gegen den Coursverlust von ca. 1 '/ 4 Proz. bei 
der Ausloosung übernimmt das Bankhaus Carl 
Neuburger, Berlin, Französische Straße 13, die Ver 
sicherung für eine Prämie von 6 Pf. pro 100 M. 
Die Creditbank in Rendsburg übernimmt die Ver- 
mittelnng der Versicherung. 
Extract 
ans dem Protokolle über die Beschlüffe der Stadt- 
kollegien ck. ck. Rendsburg, den 10. März 1888. 
Anwesend: Der Magistrat mit Ausnahme des Senators 
Hollesen, das Stadtverordneten-Collegium niit Ausnahme 
der Stadtverordneten Clement, Matthieffen u. Janssen. 
1) Die statutarischen Bestimmungen, betr. die Aus 
dehnung des Krankenversicherungszwanges aus die in 
land- und forstivirthschastlichen Betrieben beschäftigten 
Personen werden vorgelegt und genehmigt. 
2> Der Entwurf eines Ortsstatuts, betreffend Erhebung 
von städtischen Abgaben für Tanzlustbarkeiten wird mit 
einigen Abänderungen angenommen. 
3) Die Erhöhung der Etatstitel 
I 0 Nr. 7 um Jl 30. VII A 2 f um Jl 20. 
I C Nr. 8 „ „ 70. VII 0 4b „ „ 17.17. 
I 0 Nr. 9 „ „ 30. VII 1! „ „ 100. 
VII Lu „ „ 50. IX B 4 „ „ 4.20. 
wird genehmigt. 
4) Einem Antrage auf ratenweise Zahlung von Straßen 
pflasterungskosten ivurde stattgegeben. 
5) Wird beschlossen, dem Besitzer eines von der Stadt 
erworbenen Bauplatzes von der Verpflichtung zur Be 
bauung des qu. Platzes bis auf Weiteres frei zu lassen. 
V. u. g., womit geschloyen. 
(gez.) Rühle b. Lilienstern. C. Reer. W. E. Wiggers 
pro extraetu: 
MöbiS. 
Magistrats-Bureau-Vorsteher. 
Butterbericht 
von Ahlmanit & Boysen in Hamburg. 
Hamburg, den 20. Mürz IM. 
Die Notirung für frische Lieferungen feiner Butter 
wurden heute unverändert gelassen. Die Zufuhren sind 
aber klein, weil unerwartet wieder Verkehrsstörungen 
stattgefunden haben und noch nicht gehoben sind. Bei 
der dadurch eutstandeiien kleinen Allswahl ist unser Ab 
satz gut, dürfte jedoch nach Eintreffen zurückgehaltener 
Zufuhren in England wesentlich geschädigt werden. Zweite 
und dritte Sorte Hof-, sowie bessere Bauer-, sind sehr knapp 
und werden verhältnißmäßig hoch bezahlt. Von älterer 
Waare ist keine gute mehl? vorhanden, ebenso ist gute 
frenlde geräumt, "dagegen mit geringerer fast gar nichts 
machen. 
Osficielle Notirung 
der zur Preisbestimmung gewählten Commission ver 
einigter Butterkaiifleute der Hamburger Börse. 
Nctto-Preise zu 50 Kilo in Drittel 16 W Tara. 
Feinste zum Export geeignete Hofbutter in jl 
wöchentlichen frischen Lieferungen 98—102 
Zlveite Qualität in wöchentlichen frischen 
Licscrlingen 95— 98 
Gestandene Parthien Hofbutter 80— 90 
Fehlerhafte und ältere Hosbnttcr 80— 90 
Schlesw.-Holstein, u. Dänische Bauerbntter 90— 95 
Böhmische, Galizifche u. ähnliche 65— 75 
Finnländische 70— 80 
Amerik. u. Canadische frischere 60— 70 
Amerik., andere ältere Butter u. Schmier 30— 45 
Mitgetheilt von Sem Agenten des Rordö. Llohb 
JE. Klüver, Rendsburg. 
Der Schnelldampfer „Aller", Capt. H. Christoffers, 
vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher aiü 
7. März von Bremen u. am 9. März von Southampton 
abgegangen war, ist gestern 8 Uhr Morgens woblbe- 
hallcn in Newyork angekommen. 
Fremden-Berkehr. 
Hotel Stadl Hamburg n. Lübeck. 
Die Kaufleute Dau, Altona, Eckström, Glückstadt, Sn 
mon, Cöln, Hatz, Berlin u. Äremer, Graefrath b. Solingen- 
Holet Green: 
Gustav Johannsen, Reichstagsabgeordneter, Flensburg- 
Die Kaufleute von Cleef, Haniburg, Fontheim, Berlin, 
Sauer, Bernsdorf, Thiel, Lübeck, Löhnhoff, Hamburg u- 
Hans Leo, Dresden. 
Webers Hotel. 
Die Kaufleute A. Nirtal, München, F. Pasch, Haķ 
burg, Bobbe, Braunschweig, Hoenecke u. Bremen. 
Bahnhofs-Hotel: 
Die Kaufleute Rüther, Leipzig, F. Dirfch, Leipzig' 
H. Bostelmami, Hamburg u. Hübbe, Berlin. Poffehy 
Prem.-Lieutnant d. R. aus Lübeck. 
Petersens Gasthof: 
H. Maaß, Knecht, Gr.-Wttensee. G. W. Adam, Kfn>-' 
Oldenburg im Gr.-Herzogthuni. 
Buckskin, umsonst wendet man sich 
an billigere Bezugsquellen für Herren- und 
Knabcn-Anzüge in reiner Wolle, nadelfertig, 
ca. 140 cm. breit a Mk. 2.35 pr. Meter. Directer 
Versandt in einzelnen Metern und ganzen Stücken 
durch das Buckskin-Fabrik-Depot Oettinger 
& Co., Frankfurt a. II. Muster un 
serer reichhaltigen Collectionen bereitwilligst franko. 
RôiuinaricîfSfÄ' 
FloiMch-Extract, Pep- 
II und 18 011* Hon sind 
■ ■ w. — 1U kurzer Zeit bereits mit 
16 Ehrendiplomen und goldenen Medaillen aus 
gezeichnet worden. 
Anzeigen. 
Kirchliche Anzeige. 
St. Marienkirche. 
Donnerstag, den 22. März: 
Trauergottesdienst zum Gedächtnis; Seiner 
des Kaisers und Königs Wilhelm, 
10 Uhr: Predigt des Herrn Pastor Hess. 
Christ- and Garnison-Kirche. 
(Civilgemeinde.l 
Auf Allerhöchste Anordnung vom 12. März: j 
Trauergottcsdienst zum Gedächtnis; Sr- Mai. 
Kaisers Wilhelm 
Donnerstag, den 22. März, 
B-rm. 9'|, Uhr: Predigt des Herrn Pastor ŞtoĢ
	        
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