Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

mterett Ausbau des Reiches und die Ausführung 
liberaler Reformen sofort zu beginnen. Die Blätter 
glauben, daß hierzu die Beihülfe des Fürsten Bis 
marck mehr als je unerläßlich sei. 
Berlin, 12. März. Ueber die Ankunft des Kaisers 
in Charlottenburg lesen wir in der „Fk. Ztg." fol 
gende Schilderung: Der Kaiser sollte um 10 Uhr 
36 Minuten auf dem Bahnhof ankommen. Um 
halb 10 Uhr wurden plötzlich der Salon und die 
Wartesäle geräumt. Besondere Gunst verschaffte 
uns zwei Kollegen Zutritt. Um 10 Uhr 10 Mi 
nuten kamen Prinz Heinrich, Kronprinz Wilhelm 
und Gemahlin, die Großherzogin von Baden, Prin 
zessin Irene von Hessen an. Außerdem waren an 
wesend der Bürgermeister Fritsche, der Stadtver 
ordneten - Vorsteher und Reichstags - Abgeordneter 
Munckel, Polizei-Präsident Saldern, einige Offiziere 
und Damen. Punkt 11 Uhr 9 Minuten lief der 
Zug langsani in die Halle ein. Im neunten Wa 
gen stand der Kaiser Friedrich in grauem Pelz 
mantel mit Feldmütze; die Prinzen, Prinzessiinnen 
und die Großherzogin stiegen zu ihm. Der Kaiser 
umarmte und küßte wiederholt den Kronprinzen 
Wilhelm, alsdann auch die Uebrigcn und ging 
strammen Schrittes im Salonwagen auf und ab. 
Um 11 Uhr 15 Minuten trat er ans dem Waggon, 
den Pelzkragen hochschlagend in das Empfangszclt. 
Er durchschritt dasselbe und bestieg die Equipage mit 
Graf Radolinski und einem Arzt, der nicht Macken 
zie war. Die Kaiserin, welche die anwesenden Prinzen 
und Prinzessinnen herzlich begrüßt hatte, fuhr im 
zweiten Wagen. Im folgenden Wagen fuhr Ge 
neral Winterfeld, Mackenzie und Hovell. Der Kaiser 
sieht viel besser aus, als irgend einer der Anwesen 
den erwartet hatte. Die Tausenden, welche die 
Straße von: Bahnhof umsäumten, entblößten die 
Häupter. Dieser ehrfurchtsvoll schweigende Empfang 
war von ergreifender Wirkung. Der kaiserliche 
Wagen fuhr langsamen Schrittes durch den Winter 
sturm. Den ganzen Weg entlang bildete das Publi- 
kuni dichtgedrängt Spalier entblößten Hauptes. Am 
Schloß paradirte die Wache des zweiten Garde- 
regiments. Am Mittelportal das Garde du Corps. 
Durch dieses Portal betrat der Kaiser sein Residenz 
schloß und zog sich sofort zurück. Es herrscht all 
gemeine Freude über das gute Aussehen des Kaisers. 
Das Menschengewühl in dem Mitternachtssturm in 
der sonst so stillen Stadt war von nnbeschreiblicher 
Wirkung. 
— Ueber die Begrüßung des Kaisers 
Friedrich durch das Staatsministerium 
entnehmen wir der „Leipziger Gerichtszeitung" 
folgenden Bericht: Als der Zug zum Stehen 
gebracht wurde, trat das Ministerium auf den 
Perron, Bismarck, der in der Kürassier-Uniform 
erschienen war, an der Spitze. Der Kaiser war 
entblößten Hauptes und ging dem eintretenden 
Fürsten Bismarck bis an die Waggonthür entgegen, 
ihn sofort umarmend und herzlich küssend. Der 
Kaiser nahm Bismarck an der Hand und führte 
ihn nach der Mitte des Wagens. Hier kam die 
Kaiserin dem Fürsten entgegen, welcher der hohen 
Frau die Hand küßte. Während die Ķ' serin nun 
die weiter eintretenden Herren — die Herren 
Minister v. Bronsart, v. Puttkamer, v. Goßler, 
Exc. Lucius, Staatssekretär Herbert Bismarck, 
General v. Albedyll, Staatssekretär Boetticher, 
Oberhofmarschall Graf Eulenburg und Graf Per- 
poncher — begrüßte, sprach der Kaiser mit Bismarck 
sehr lebhaft. Als der Kaiser aber eine Antwort 
oder eine Frage auf eine kleine Tafel schrieb — 
er hatte bis dahin gesprochen — verzog sich das 
Gesicht Bismarck's schmerzlich und während er des 
Kaisers Hand erfaßte, um sie zu küssen, stürzten 
ihm die Thränen aus den Augen. Es war ein 
wunderbarer Moment, den eisernen Kanzler weinen 
zu sehen. 
Berlin, 12. März. Betreffs der für den Freitag 
in Aussicht genommenen Ueberführung der 
kaiserlichen Leiche nach dem Mausoleum in 
Charlottenburg verlautet: Um 12 Uhr Mittags 
verläßt der Conduct die Domkirche. Der Sarg 
wird bis zur Siegesallee getragen. Die Mitglieder 
des königlichen Hauses und des Gefolges begleiten 
bis dorthin den Sarg zu Fuß. An der Sieges 
allee besteigen sie die Wagen und defiliren dann in 
Charlottenburg an dem Fenster vorüber, an dem der 
Kaiser Friedrich sich aufhalten wird. 
— Eine Gedächtnißfeier für Kaiser 
Wilhelm wird an: 22. März nach kaiserlicher 
Anordnung vom Sonntag in allen Lehranstalten und 
Schulen Preußens stattfinden. 
— Ueber die Sektion der Leiche des 
Kaisers, die am Sonnabend in Gegenwart der 
Leibärzte v. Lauer, Lenthold und Tiemann dnrch 
den Professor Hartmann vorgenommen wurde, be 
richtet der „Börs.-Cour." Folgendes: „Die Sezirung 
begann mit der Oeffnung der großen Halsschlag 
ader. In: weiteren Verlauf der Obduktion wurde 
die Steinbildung entfernt, welche die schmerzhaften 
Affektionen während der letzten Lebenstage des 
Kaisers herbeigeführt hatte. Dieselbe hat die Größe 
eines Taubcneies. Die Leibärzte v. Lauer und 
Leuthold durchsägten die Steinbildung, von welcher 
jeder der beiden eine Hälfte an sich nahm. Die 
Sektion währte anderthalb Stunden. Der Bericht 
über den Sektionsbefund wird dem Staatsarchiv 
einverleibt. Während der Obduktion befand sich 
der Zinksarg, welcher die sterbliche Hülle des hochseligen 
Kaisers umschließen und später noch von einem Holz- 
und Nietallsarg umgeben sein wird, im Zin:mer. 
— Der Präsident des Reichstages von 
Wedell-Piesdorf legte am Montag im Dome 
am Sarge des verewigten Kaisers einen Erinne- 
rungskranz von Lorbeer, weißen Rosen, Maiblumen 
und Palmen nieder. Auf einem an dem Kranze 
befestigten schwarz umränderten weißen Atlasbande 
stehen die Worte: Der deutsche Reichstag 
seinem großen Kaiser ft 9./3. 1888. 
— Die außerordentliche Spannung, mit welcher 
man allenthalben den ersten Kundgebungen des neuen 
Monarchen entgegensah, ist nunmehr gelöst worden: 
Die Verkündung der Regierungsübernahme und der 
Kaiserliche Prograinmerlaß an den Reichskanzler 
liegen der Welt vor und bilden die historischen Grund- 
und Ecksteine der neuen Regierung. Es kann wohl 
als selbstverständlich betrachtet werden, daß diese er 
sten Regierungshandlungen des Kaiser Friedrich III. 
in allen gestrigen Abendblättern besprochen wurde. 
Die „Krzztg." hält es nicht für zweifelhaft, daß 
die Politik des Reichs und Preußens denselben Hän 
den wie bisher anvertraut bleiben werde. Dies er 
gebe sich aus der der Kundmachung zu entnehmen 
den Entschließung, die bisherigen Bahnen der Poli 
tik weiter zu verfolgen. 
Das „Berl. Tagebl." äußert: 
„Wie einst die Ansprache seine- Kaiserlichen Va 
ters an sein Ministerium, am 8. Novbr. 1858, 
alle treuen Preußenherzen mit dankbarem Hochgefühl 
erfüllte, so auch werden die Worte Kaiser Friedrich's 
in der Brust jedes deutschen Patrioten die Empfin 
dungen des unverbrüchlichsten Dankes erwecken und 
die gesammte einige Nation wird voll innigen Ju 
bels millionenstimmig in den Ruf ansbrechen: „Gott 
schütze, Gott erhalte unseren Kaiser und König 
Friedrich III.!" 
— Die „Post" äußert sich in einem kurzen, aber 
bündigen Artikel, wie folgt: 
„Eine wahrhafte Erquickung für jeden Preußen, 
jeden Deutschen sind die edlen Worte, welche wir 
auf der ersten Seite dieser Zeitung unseren Lesern 
mittheilen und die sie mit Freude und Rührung ver 
nommen haben werden. An einem Sarge, zu dem 
ganz Europa mit Schmerz und Ehrfurcht blickt, 
tritt der Nachfolger des großen Todten die hinter 
lassene Aufgabe mit einem Adel und einer Klarheit 
der Gesinnung an, welche des höchsten Werkes würdig 
sind." 
— Der „Börsen-Courier" bemerkt bei den: Ab 
druck der Aktenstücke: 
„Wir haben dieser Proklamation kaum ein Wort 
hinzuzufügen, sie entspricht in allen Punkten den 
Erwartungen, die man von Kaiser Friedrich III. 
gehegt hat. Wir heben hier nur diejenigen Punkte 
hervor, welche von der Zusicherung des Kaisers 
handeln, daß er überall bestrebt sein werde, den 
Frieden zu erhalten, und zwar ebensoüwhl den Frie 
den mit den Völkern Europas, als den Frieden im 
Volke selbst, zwischen den verschiedenen Religionsge 
meinschaften. Kaiser Friedrich erinnert in seinem 
Erlaß an den von dem Hanse der Hohenzollern 
heilig gehaltenen Grundsatz religiöser Dnldnng. 
Ferner heben wir hervor, daß der Erlaß eine Art 
Warnung enthält gegen die gesetzgeberische Uebcr- 
produktion und gegen das Rütteln an verfassungs 
mäßigen Bestinnnungen." 
— Die „Freist Ztg." schreibt: Alles in Allem 
genommen — der Erlaß ist das, was er sein konnte 
und nmßte, eine Kundgebung für alle Parteien, 
welche in Treue gegen den Kaiser die bestehende 
Verfassung des Reiches und Preußens als den festen 
Ausgangspunkt aller ihrer politischen Bestrebungen 
erachten. Der Erlaß richtet sich an alle Parteien 
ohne Ausnahme, keine kann sich rühmen bevorzugt, 
keine kann sich beklagen zurückgesetzt zu sein. Sie 
alle finden Platz, um nach dem Maße ihres Kön 
nens und Wissens den Zielen nachzustreben, die der 
Erlaß vor Augen stellt. Der Kaiser behält sich die 
Würdigung der Dienste, die dem Vaterlande ge 
widmet werden, nach allen Seiten hin vor. 
— Der Kaiser ließ sich am Montag an einen: 
Fenster nach dem linken Schloßflügel zu sehen. Die 
versammelte Menge schwenkte sofort mit Taschen 
tüchern und Hüten, worauf Kaiser Friedrich dicht 
an das Fenster trat und sich huldvollst mehrere 
Male verbeugte. Auf dem Schreibtisch des Kaisers 
bemerkt man eine größere Anzahl von zurechtge 
schnittenen Zetteln, welche zum Gedankenaustausch 
dienen, da der hohe Patient die kranke Stimme 
peinlichst schonen muß. Es ist nicht sehr wahrschein 
lich, daß Se. Majestät in den nächsten Tagen nach 
Berlin kommt. 
— Ueber den Empfang der städtischen Deputation 
bei Kaiser Friedrich wird dem „Börsen-Cour." noch 
berichtet: „Der Kaiser trat den Herren der Depu 
tation einen Schritt entgegen und reichte zuerst Herrn 
Oberbürgermeister von Forckenbeck, sodann den 
übrigen Herren die Hand. Der Oberbürgermeister 
verlas hierauf den Wortlaut der Adresse. Der 
Kaiser schrieb ans einen Zettel die Antwort nieder, 
welche demnächst veröffentlicht werden wird. Ehe 
der Kaiser die Deputation entließ, reichte er den 
Herren noch einmal die Hand. Ans das Freudigste 
überrascht waren die Herren dnrch die vorzügliche, 
geradezu stramme Haltung Kaiser Friedrichs." 
— General v. Albedyll, der bisherige Chef 
des Militärkabinets, soll zurücktreten und durch 
General v. Winterfeldt ersetzt werden. Noch 
unbeglaubigt ist die Meldung, wonach General von 
Albedyll zum Minister des königlichen Hau 
ses an Stelle des Grafen Otto zu Stollberg- 
Wernigerode ernannt werden soll. 
— General von Stosch, der frühere Chef der 
Admiralität, ist am Montag in Berlin eingetroffen 
und hat im Hotel Kaiserhof Wohnung genommen. 
Vielfach wird vermuthet, daß General von Stosch 
demnächst wieder in Aktivität treten wird. Be 
kanntlich hat der Kaiser auf General von Stosch 
schon als Kronprinz große Stücke gehalten. 
— Die Venenentzündung des Fürsten 
Bismarck ist, wie die „Nationalztg." meldet, nicht 
„schwerer Natur, jedoch immerhin derartig, daß sie 
die Theilnahme des Fürsten B i s m a r ck an den 
Feierlichkeiten in Frage stellt". 
Hannover, 12. März. Auch hier hatte die 
königl. Polizeidirektion sofort nach dem Ab 
leben des Kaisers eine vorläufige Verfügung erlassen, 
in welcher die Abhaltung von öffentlichen Lust 
barkeiten verboten wurde. Nach Bekannt 
werden des kaiserlichen Telegramins ist diese Ver 
fügung sofort wieder aufgehoben worden. 
Charlottcnbnrg, 14. März. Se. Majestät der 
Kaiser hatte eine gute Nacht verbracht, so daß die 
Aerzte Äramann und Schrader heute von der nähe 
ren Inspektion Abstand nehmen konnten. Die De 
putation der Gemeindebehörden von Berlin ist gestern 
Vormittag gegen 11 Uhr behufs Ueberreichung der 
Beileids-Adresse vom Kaiser Friedrich empfangen 
worden. 
stiel, 11. März. Die Marinetheile und 
die Besatzungen der im Jnlande befindlichen Kriegs 
schiffe wurden heute vereidigt. Die Schisse „Hansa", 
„Bayern" und „Blücher" gaben den Tranersalut, 
je 66 einzelne Schüsse in kurzen Intervallen von 
9—12 Uhr. Dann wurde Salut mit je 33 
Schüssen für Se. Majestät den Kaiser Friedrich 
gegeben. 
Eckernsörde, 12. März. Zum kommissarischen 
Director des hiesigen Seminars ist der 
Kreisschnlinspector G r e g o r o v i u s ans Waldenburg 
in Schlesien ernannt; es wird derselbe gleich nach 
Ostern in sein hiesiges Amt eintreten. 
L2 Nübbel, 14. März. Die Maschinen-An- 
lagen für die hier zu errichtende Genossenschafts 
meierei wurden den Herren Gebr. Klemm in 
Eckernförde unter Vermittelung dessen hiesigen Ver 
treters, des Herrn F. I. E. Piening übertragen. 
3> Hohn, 12. März. Die gestrige Generalver 
sammlung der Spar- und Leihkasse für die Hohner 
Harde war wegen der harten Witterung fast nur 
von Interessenten aus der Ortschaft selbst besucht. 
Nach dem vorgelegten Verwaltungsbericht ist der 
Umsatz der Kasse im letzten Jahr bedentcnd ge 
stiegen, während ihr Umfang sich nur um reichlich 
30 000 Mk. vergrößert hat. Der Jahres-Ueber- 
schuß war freilich durch einige Verlüste geschniälert, 
doch konnte immerhin der Hauptfonds reichlich be 
dacht, nämlich auf 46 000 Mk. und der Reserve 
fonds auf rund 26 700 Mk. erhöht werden. Be 
merkenswerth ist nanicntlich auch, daß die Schul 
sparkasse für die hiesige 3klassige Schule, welche von 
der Spar- und Leihkasse gegründet ist, dies Jahr 
nicht weniger denn 1064 Mk. an die Konfirmanden 
ausgezahlt und trotzdem augenblicklich noch ein Ein 
lagekapital von über 2100 Mk. hat. Die General 
versammlung beivilligte wieder zur Vertheilnng an 
verschämte Arme des Distrikts zu Weihnachten 300 
Mk., für den Schleswig-Holsteinischen ErziehnngS- 
verein 100 Mk., für den Haide-Culturverein 50 Mk. 
Unsere Spar- und Leihkasse bewährt sich demnach, 
ihren Statuten entsprechend allseitig als ein gemein- 
nlltziges Institut. 
vî Rendsburg, 13. März. Auch an unserem 
Gymnasium hat eine Gedächtnißfeier für den ent 
schlafenen Kaiser stattgefunden. Am Sonnabend 
um 10 Uhr Vormittags versammelten sich alle 
Lehrer und Schüler in der Aula. Als Einleitung 
der Feier wurden einige Verse aus dem Liede: 
„Jesus, meine Zuversicht" gesungen, der Anfang der 
Bergpredigt verlesen und ein vierstimmiger Trauer- 
gesang von dem Sängerchor zun: Vortrag gebracht. 
Hierauf hielt Herr Director Professor Dr. W a l l i ch s 
eine längere Ansprache an die Anwesenden, in wel 
cher er ausführte, >vie viel Grund zur Trauer, 
aber noch mehr, wie viel Grund zum Danke in dem 
Tode des geliebten Herrschers für uns liege und es 
wurde dann ferner darauf hingewiesen, welche Ge 
danken und Gefühle für die Zukunft in dieser 
Stunde alle Deutschen bewegen müßte. Nachdem 
noch ein Schlnßvers aus dem oben erwähnten Liede 
gesungen worden, wurde die Feier geschlossen. — 
In der St. Marienkirche findet am Freitag 
ein Trauergottesdienst statt, an welchem sich die 
städtischen Behörden ofsiciell betheiligen werden. 
/V, Rendsburg, 13. März. Der Geschäftsbericht 
unserer Spar- und Leihkasse für das Geschäftsjahr 
1887 ist nunmehr der Oeffcntlichkeit übergeben. 
Das Institut erfreute sich auch in diesem Jahre 
eines sehr regen Verkehrs und einer wesentlichen 
Zunahme desCapitals, denn es stieg von 10 9 72 443,77 
aus Jl 11656 214,11. Die mit dem 1. Jan. 
1887 eingetretene Ermäßigung des Zins 
fußes für Spareinlagen auf 3'/ 2 % p. a. hatte 
keinerlei Störungen für das Einlagengeschäft zur 
Folge. Der Geldstand war wie überall, auch so 
im Jahre 1887 sehr reichlich, tvas auf die allge 
meine Geschäftslage in Handel und Verkehr kein 
günstiges Licht wirft. In Folge dessen war auch 
die Erwerbung solider Hypotheken schwierig, was 
weiter zur Folge hatte, daß das Hypotheken- 
g e s ch ä f t zurückging. Wenn dennoch eine Zunahme 
im Total-Bestande von Jl 300000 zu verzeichnen 
steht, so ist dies dem Umstände zuzuschreiben, daß 
neben der allerdings geringeren Hypotheken - Erwer 
bung auch geringere Hypotheken-Rückzahlungen statt 
fanden. Uebrigens ist der auf diesem Conto einge 
büßte Umsatz auf anderen Conten reichlich wieder 
eingeholt worden. — Der Umsatz auf Darlehn - 
Conto stellt sich demjenigen des Vorjahres fast 
gleich, auch in dem Effccten-Bestand ist eine 
wesentliche Veränderung nicht eingetreten. — Das 
hiesige Bahnhofshotel ist von der Spar- und Leih 
kasse behufs Deckung der für das Institut in dem- 
selben eingetragenen Hypotheken käuflich mit dem 
Inventar übernommen worden. Das Immobi 
lie n-C onto schließt in Folge dessen nach einer 
angemessenen Abschreibung von Jl. 10 019,51 mit 
Jl 78400. — Der Geschäftsertrag bezifferte 
sich nach Abzug der Unkosten und Abschreibungen 
ans Jl 70 877,08. Hiervon sind dem Delcredere- 
Fonds Jl. 5000, der Effecten-Reserve Ji 6000 
überwiesen und ist der Rest von Jl 59 877,08 mit 
der einen Hälfte dem Nebenfonds, mit der andern 
Hälfte (Jl. 29 938,54) dem Reservefonds zuge 
wiesen, welch letzterer dadurch eine Höhe von 
Ji 608 697,71 gewinnt. DerSparmarken-Ver- 
kehr war in: verflossenen Jahre wenig rege. Im 
Laufe des JahreS sind 15100 Stück Marken 
a 10 $ abgegeben worden und von diesen und den 
am Schluffe 1886 im Umlauf befindlichen 5980 
Stück Marken a 10 ^ für Jl 1454,— zur Ein 
tragung in Sparkassenbücher eingeliefert und ent- 
werthet. Im Umlauf blieben für Jl 654,— Mar 
ken. Man zieht es vielfach vor, statt des Marken- 
Ankaufs die kleinen Einlagen in Baar zu machen. 
Dem Institut sind, nachdem die Königl. Eisenbahn- 
Direction Altona im September v. I. das Spar- 
marken-System für ihre Beamten und Arbeiter in 
Ausführung gebracht hat, die Stationen Nortorf bis 
Schleswig zugewiesen worden, eine Einrichtung, 
welche lediglich im Interesse dieser Beamten und 
Arbeiter getroffen ist. Wenn wir erst an: Schluffe 
unsers Referats der Summe gedenken, welche für 
wohlthätige und gemeinnützige Zwecke von den: In 
stitut verausgabt wurden \jl. 18583,—), so soll 
damit nicht etwa dieser Theil der Wirksamkeit des 
Instituts als geringwerthiger betrachtet werden, es 
soll vielmehr dadurch) nachdrücklicher betont sein, daß 
auch hierin die als ersprießlich und segensreich hin 
länglich bekannte Thätigkeit des Instituts allseitig 
immer mehr anerkannt zu werden verdient. 
LV Rendsburg, 14. März. In der heutigen Num 
mer unseres Blattes findet sich die Geschäfts-Ueber- 
sicht des hiesigen Spar - und Borschußvereins. 
Aus den ziffermäßigen Belägen desselben geht her 
vor, daß der Garantiefonds 108 580 Jl. 33 H 
beträgt, somit einen beachtenswerthen Rückhalt, der 
Sicherheit bietet, und daß der Reingewinn nach Ab 
zug sämmtlicher Verwaltungskosten Ji 2431,67 er 
geben hat. Die Superrevision der Abrechnung ist von 
dem Herrn Rcgierungs - Secretair Hamfeldt auS 
Schleswig vorgenommen. Die Verwaltung hat, wie 
in den Vorjahren, auch in diesem verflossenen Ge 
schäftsjahre den Anspruch ans rege Anerkennung 
seitens der Interessenten. 
X Rendsburg, 14. März. Von verschiedenen 
Seiten tritt an uns die Aufforderung heran, einem 
allgemeinen Wunsche an dieser Stelle Ausdruck zu 
geben: am Freitag, am Tage der Beisetzung unseres 
dahingeschiedenen Kaisers, halbstock zu flaggen. Wir 
entledigen uns dieser Aufforderung mit dem Wunsche, 
daß diese letzte Ehrenbezeugung eine möglichst all 
gemeine Betheiligung finden möge. 
Depesche. 
(Telegramm de« ReņdSburger Wochenblätter W 
Berlin, 14. März. (8 Uhr 10 Min. 
Nachm.) Das Reglement zur Beisetzung 
am 16. März ist heute Mittag 12 Uhr 
erschienen. Kaiserin Augusta erscheint 
nicht. Sämmtliche hohe Leidtragende fol 
gen dem Sarge zu Frch bis zur Sieges 
allee, wo die Fürstlichkeiten die Wagen 
besteigen. Die Zugordnung nennt auch 
den Kaiser, umgeben von den Königen von 
Sachsen, Belgien und Rumänien. — Nach 
hier vorliegenden Nachrichten ist das Be 
finden des Kaisers befriedigend. Dagegen 
meldet die „Köln. Ztg." Ungünstiges; sie 
stellt größere operative Eingriffe in 
Aussicht. 
X Locales. 
— Unsere Stadt-Collcgien haben in einer ge 
meinsamen Sitzung vom 12. d. Mts. eine Beileids 
und Huldigungs-Adresse an Se. Maj. den Kaiser- 
Friedrich abzusenden einstimmig beschlossen. 
— Zum Schutze der durch Treibeis gefährdeten 
Elbbrücke bei Lanenbrug sind gestern 50 Mann von 
den hiesigen Pionieren dorthin beordert, um das 
Eis zu sprengen. 
Butterbericht 
von A h l m a n n & Boyscn in Hamburg. 
Hamburg, den 13. März 1888. 
Die Notirung von Dienstag voriger Woche stellte sich 
als zu hoch heraus. Aufträge blieben aus, oder wareN 
niedriger limitirt, so daß unsere Notirungs-CommissicM 
genöthigt war, am Freitag 5 Mk. niedriger zu geh<Ş 
Es ist dennoch ziemlich viel frische Butter übrig geblieben 
und die vorliegende Woche so flau angefangen, daß heute 
ein weiterer Rückgang von 3 Mk. vollständig motivirt 
war. Das Wetter ist wieder ungewöhnlich winterlich ge 
worden, hat neue Betriebsstörungen gebracht, bei der 
vorgeschrittenen Jahreszeit indeß von weniger Einfluß. 
Aeltere Waare räumt sich immer mehr; fremde Sorten still. 
Officielle Notirung 
der zur Preisbestimmung gewählten Commission ver- 
einlgter Butterkansteute der Hamburger Börse. 
Netto-Preise zu 50 Kilo in Drittel 16 % Tara. 
Feinste znm Export geeignete Hofbutter in m. 
wöchentlichen frischen Lieferungen 98—102 
Zweite Qualität in wöchentlichen frischen 
Lieferungen 95— 98 
Gestandene Parthien Hofbuttcr 85— 95 
Fehlerhafte und ältere Hofbntter 80— 90 
Schlesw.-Holstein, u. Dänische Bauerbutter 90— 95 
Böhmische, Galizische u. ähnliche 65— 75 
Finnländischc 70— 80 
Amerik. u. Canadische frischere 60— 70 
Amerik., andere ältere Butter u. Schmier 30— 45 
Freinden-Berkehr. 
Hotel Stadl Hamburg u. Lübeck. 
Souza, Hainburg, Wessel, Aachen, Thede, Potsdam, 
Schröder, Telitz, sämmtlich Kaufleute. 
Hotel Green: 
Jürgensen, Flensburg, Leidgebel, Berlin, Mehmel, 
Minden i. W., Marche, Berlin, Föhring, Berlin, 
Böker, Minden i. W., Schehl, Frankfurt a. M., Putt, 
Hamburg, Voigt, Bielefeld, Neugebauer, Neiße, sämmt 
lich Kaufleute. Klüver, Bauunternehmer, Heide. Riffen, 
Pastor, Eckernsörde. Gleiß, Pastor, Lübeck. 
Bahnhofs-Hotel: 
Lorenzen, Hamburg, Nathan, Schwerin, Muther, 
Leipzig, sämmtlich Kaufleute. 
Hotel „Im nordischen Löwen". 
Theodor Hansen, Landmann, Harbüll. Louis Kahn, 
Viehhändler, Hamburg, H. Ohem, Rentier, Hohn. 
Petersens Gasthof: 
S. Valk, Kaufmann, Lübeck. Herzog, Beamter, Altona. 
H. F. Brainmer, Fabrikant, Amerika. 
A.u;em.eu. 
Danksagung. 
Für die vielen und reichen Beweise der Theilnahme 
bei der Beerdigung meines lieben Mannes, sage hier 
durch Allen nleinen tiefgefühlten Dank. 
Marie Alb recht, geb. Reese. 
Kirchliche Bekanntmachung. 
Der Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben 
der St. Marienkirche pro 1888/89 liegt auf 14 Tage 
im Hanptpastorat öffentlich zur Einsicht aus. 
Rendsburg, den 13. März 1888. 
Der Altstädter stirchenvorstand. 
Bekanntmachung. 
Alle diejenigen, welche noch Forderungen für ge- 
schehene Lieferungen und städtische Arbeiten aus dew 
am 1. April cr. schließenden Etatsjahr 1887/88 
an die Stadtkasse haben, werden hierdurch aufge 
fordert, ihre bezüglichen Rechnungen schleunigst, 
spätestens bis 31. d. M., daher einzureichen. 
Rendsburg, den 1. März 1888. 
Der Magistrat, 
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