Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 1)

Beilage zum Reudsburger Wochenblatt Nr. 27. 
Freitag, den 2. März 1888. 
Versuch einer Geschichte der 
St.Marien-KircheinKendsöurg. 
(Fortsetzung.) 
5- M. Gerhard (S ule mann sen., gebürtig 
ļļj? Minden, 1582—1624. (Dem Pastoren M. 
Erhard wurden 1583 5 Milresen = 15 A 10/? 
Gottespfennig gegeben.) Er ward Propst um 
*587. Er soll 1562 Diaconus an St. Marien 
Worden, darauf von 1563—1582 Pastor in 
^vvenau gewesen sein. 
6. Gerhard Culemann jun., Sohn des 
Origen. Er war 1602—1611 Pastor in 
^>Monsberg, ward 1611 Diaconus in Rendsburg 
»nd 1634 Hauptpastor. Seine Frau Abel 
Abigail) geb. 16O3, war Tochter des Rathsh. 
Michael Gude in R. und Schwester des Pastors 
şiomas Gude in Schenefeld. Sie war zuerst 
Ş*9 verheirathet mit dem Kaufmann Carsten 
Driver in R., der 1629 starb. Aus dieser Ehe 
ļļûttunt der berühmte Christian Scriver, geb. den 
■ Januar 1629 zu R.*) Die Mutter heirathete 
v Wittwe den Pastor G. Culemann 163O, sie 
I'arb am 28. October 1663. 
, 7 - M. Christoph Strauß, geb. in Magdc- 
îz und Pastor an der Petri-Kirchc daselbst, von 
er aber bei Eroberung der Stadt flüchten 
Er trat an in Rendsburg 1635 und 
!'arb hi^ 1648 oder 49. 
, 8- LI. Johannes Jebsen, geb. zu Sonder- 
? r 8- Sohn des Amtsverwalters Hans Jebsen und 
J r C. geb. v. d. Wettering, einer Tochter des 
enators Boh v. d. Wettcring in Flensburg. Er 
. ^ Archidiaconus von 1646—1649 und ward 
Hauptpastor und Propst. Er starb am 
' Mai 1677. Er heirathete ant 18. September 
H8 Eva geb. Klotz (geb. 5. März 1632, gest. 
April 1697) Tochter des Generalsuperinten- 
eiiten Stephan Klotz in Rendsburg. 
^. 9. Dr. Christian von Stöcken, geb. zu 
endsburg, den 5. August 1633, ein Sohn des 
Senators und Zolleinnehmers Hinrich von Stöcken 
nd der Abel, geb. Gude daselbst, war seit dem 
December 1656 Pastor in Trittau, 1666 
^(Prediger und Superintendent in Eutin, 1674 
J -- theol., 1677 Propst und Hauptpastor in 
otdsburg, auch Bice-Gcneralsuperintendcnt, trat 
? 1678 und ward in demselben Jahre ernannt 
Mt General-Superintendenten und Pröpsten für 
^kgeberg, 1680 auch für Flensburg und Pinne- 
Von ihm ist ein Gesangbuch und ein 
'• - - - - • ■ - - - 
El 
kneral-Majors Hans Walther in Rends- 
.^cchismus. Er starb den 4. September 1684. 
'eine Wittwe war Ida, geb. Walther, Tochter des 
.^g (des siegreichen Vertheidigers Rendsburgs 
? Jahre 1645), mit der er seit dem 17. April 
ļ 83 verheirathet war. In erster Ehe war er ver- 
şitrathet mit Margaretha geb. Graven seit 1657, 
starb 11. Mai 1682. 
10. Hinrich vonStöcken, Sohn des Vorigen, 
zu Trittau den 16. November 1657, ward 
Propst und Hauptpastor in Rendsburg 1684 
starb im Juli 1690. 
11. Christian Hammerich, geb.-in Rends- 
Sohn des Rektors Johann Hammerich 
aselbst (gest. 1652). Er war seit 1674 Pastor 
şi Waren im Mecklenburgischen, 1676 Archi- 
iCllM“ Christian Scriver. geboren 1629 
Siiri-i' j Rendsburg, Archidiaconus an der 
Mobtktrche zu Stendal 1653 (CK)IOCLIII), Pastor an 
!à?L'°^îrrche in Magdeburg 1667 und endlich fürstl. 
ächer Oberhosprediger und Consistorialrath zu 
°>,"?"ņburg, machte sich besonders berühmt durch sein 
s Mrtlges Erbauungsbuch „Seelen-Schatz", 5 Theile, 
sijch^astage 1737. Außerdem schrieb er „Gottholds zu- 
Andachten, 19. Ausl. 1663, Passionsandachten 
Uş a. m. In seinem „Seelenschatz" erzählt er 
ģşi'l III, Predigt 11 S. 598 und Theil IV, Predigt 6 
Ş Folgendes von sich, das auch für Renvsburger 
b e ļ ïc .PŞsonbcreä Interesse haben dürste: Es hatte mich 
»on «n'9 e Ģott nach seinem heiligen Rath und Willen 
(L; Ķutterleibe an zum Diener in der Kirche erkohren. 
1,16. Mein lieber Vater, der nach meiner leib- 
'dtck ^burt etwa nur ein HalbesJahr noch lebte, hatte 
war “ er ich unter 3 Söhnen und 2 Töchtern der jüngste 
solle -* Um ®' en f t Gottes gewidmet und oft gesagt, ich 
atzxj Prediger werden. Er hat mattchmäl, wenn er 
bii* der Stube war, mich aus der Wiege genommen, 
Wub 6 ,ei ^ un * > gkküsset, als wolle er zu der Zeit schon die 
i»t ftpfr- S en * e fe etl r welche er haben würde, wenn er mich 
ich Ņ'ute sähe. Von zarter Kiitdheit an zeigte 
ich ^ ?* en Büchern und wollte schon predigen, als 
vortut,? nmige Gebetlein mit stammelnder Zunge Her- 
her--,, vermochte. Als ich noch unter mütterlichem 
lochen t ew und die Zeit zur Geburt bis auf einige 
Zitzen Mitgekommen war, trug es sich zu, daß meine 
2' 1 'dam.ŗuder, deren einer 8, der andere aber etwa 
'Nein? ÂY a V i>< einem Garten bei dem Hause, darin 
p damals wohnten, spielten. Weil aber in 
Wt frpinpvo e,t l iiser Teich oder Weiher war, versah es 
ļļngii^,»- ri r$ a ? cr hineinfiel. Der älteste erhob ein 
»>:'>„? a.^tset und eilte dem Hause und der Stube 
"oil An„i?Xşşte es unserer lieben Mutter. Diese eilte 
durch Ņ Schrecken dem Teiche zu. Weil sie aber 
inurde -)eune mußte, worin eine Calesche stand, 
Achs. 1)1 rf Wagens nicht gewahr und lief gegen eine 
siel. Z. solchem Ungestüm, daß sie rücklings zu Boden 
^kicho 'ixnd jedoch schnell wieder auf und eilte dem 
>>uhe Ü>ren Sohn dem Sinken und Ertrinken 
(Hs Wasser sprang und das Kind ergriff, 
i^tt« SÄ«, hätte sie im Wasser bleiben müssen, 
sich nl?i?ķ 'P'.xes Vaters Mutter dazu gekommen wäre, 
> "XŞ «„„v" ? ms Wasser gewagt und Mutter und Kind 
A,ì°xd gebracht hätte. 
ҫter hpbes Jahr nach meiner Geburt mein lieber 
3»«ei jļļJl ® er damals grassirenden Pestseuche nebst 
i'ach 6tS?^x und dem obgemeldeten jüngsten Sohne 
Segnet unwandelbarem Rathe diese Welt ge- 
»n deren auch endlich die liebe Mutter, 
şib sie P'usten ich lag, von derselben ergriffen. 
ì>e Milch gefährlich danieder lag, und 
k^Xäfaax "st "Us ihren Brüsten zog, nach ihrer 
Lr 9 ein blaues Wasser anzu- 
das Kind ?uch du so um sie waren, urtheilten, 
letten r wurde durch Absaugen ' ~" 
N... X, aber «fift W q^L 
a r,„ r des Giftes die Mutter 
stsals die Niede?! Ļldm einbüßen, so hat doch aber- 
unb b Ä “ n ?? ein Wunder erwiesen und 
?°in°s Alte? !S zettet. _ Int fünften Jahre 
? Meiner SwJrfs? tf* durch kindliche Unvorsichtigkeit 
in das?àeî''ì abermals in Lebensgefahr! indem 
schnelle Wasser, welches eine Mühle treibt, 
diaconus und 1690 Hauptpastor in Rendsburg, 
starb 1710. 
13. Marquard Wolfgang Schröder, 
Sohn des Pastors Marcus Schröder in Schlamers 
dorf. Er war seit 1694 Diaconus, 1700 Archi 
diaconus, 1710 Hauptpastor in Rendsburg, starb 
am 28. November 1725. 
13. Andreas Hammerich, Sohn des 
Christian Hammerich, (s. Nr. 11.), geb. zu Rends 
burg den 15. December 1670, Feldprediger seit 
1700, Archidiaconus in Rendsburg seit 1711 und 
Hauptpastor seit 1726, starb den 27. Jan. 1727. 
— Verh. mit Anna Sophie Pahl, Tochter des 
Senators Georg Pahl in Rendsburg, die den 
30. April 1773 starb. 
14. Johann Bartholomäus Bluhme, 
geb. zu Tondern, wo sein Vater Christoph Bluhme 
Rector war, am 1. November 1681, seit 1707 
Pastor in Boren, 1728 Hauptpastor in Rends 
burg, aber schon 1729 als Hofprediger und Con- 
fessionarius nach Kopenhagen berufen, wo er am 
25. October 1753 starb. 
15. Anton Christoph Rohn, Sohn des 
Apothekers Anton Erich Rohn in Wilster, geb. 
den 26. December 1696, 1712 Diaconus in 
Eddelack, 1725 Pastor in Bovcnau, 2. Februar 
1729 Hauptpastor in Rendsburg, aber schon am 
4. November 1729 zum Pastor an St. Petri in 
Kopenhagen berufen und am 11. December da 
selbst introducirt, 1767 emeritirt, starb 1774. 
16. Georg Wilhelm Dithmer, geb. zu 
Lüneburg den 7. November 1685, seit 1709 
Pastor in Satrup, 1730 Hauptpastor in Rends 
burg, feierte Jubilate 1759 sein 50jähriges Amts- 
jubiläum, starb am 18. October 1767. 
17. Franz Gottfried zur Mühlen, ge 
bürtig aus Westfalen, seit 1758 Diaconus in 
Bchenfleth, 1760 Archidiaconus in Rendsburg, 
27. Januar 1768 zum Hauptpastor gewählt, in- 
troducirt 28. Febr. s. I., starb 18, Mai 1778. 
18. Detlev Peter Krebs, geb. in Fahren- 
toft 1732, Sohn des Pastors Cai Dietrich Krebs. 
Er war seit 1757 Pastor in GalmSbüll, 1778 
allerhöchst zum Hauptpastor in Rendsburg ernannt, 
starb am 12. September 1787. 
19. Georg Reimer, geb. in Flensburg am 
6. November 1741, Sohn des Kaufmanns Claus 
Reimer und der A. D. geb. thor Straten, (starb 
in Rendsburg 1780) ; seit 1769 Diaconus, 1771 
Archidiaconus, 1. Februar 1788 allerhöchst zum 
Hauptpastor in Rendsburg ernannt, starb am 
23. October 1804. 
20. Georg Johann Christian Coch, geb. 
in Schleswig den 26. August 1759; 1781 Rector 
im Friedrichsberg zu Schleswig, 1786 Diaconus, 
1790 voc. Pastor in Witzwort, am 13. December 
1805 allerhöchst zum Hauptpastor in Rendsburg 
ernannt, am 17. Mai 1810 als Pastor nach 
Alt-Rahlstedt versetzt, wo er am 14. Januar 
1817 starb. 
21. Jo ha nn Christian Theodor Schröder, 
geb. zu Quickborn, am 4. Juni 1777, wo sein 
Vater Theodor Anton Schröder adjungirter Pastor 
war. 1801 Rector in Itzehoe, 1802 Hauslehrer 
bei dem Grafen v. Reventlow auf Brahe-Trolle- 
bcrg; 1803 in Jena zum Dr. phil. promovirt, 
17. Mai 1810 Hauptpastor in Rendsburg, intro 
ducirt am 24. Juli 1810; starb am 21. Aug. 1814. 
hineinfallend, etliche Häuser vorbei vom Strome fortge 
rissen, nunmehr zu sinken und zu sterben begann. Es 
hatte aber die Güte Gottes ein Anderes beschlossen und 
schickte ein Weib, welches Wasser zu schöpfen gekommen 
ivar, die mich herausziehen und meinen Eltern halb todt 
wieder liefern mußte. Es würde zu weit führen und 
den Lesern verdrießlich fallen, wollte ich alle andern 
Erlebnisse meines Lebens, in denen sich Gottes liebreiche 
Güte handgreiflich erwies, erzählen, sonderlich wie er mir 
zum Studieren verhalf, wozu meine lieben Eltern, deren 
stattliches Vermögen der Krieg verschlungen hatte, fast 
nicht einen Thaler geben konnten. Mein ganzes Leben 
ist lauter Liebe und Güte Gottes. Mein sel. Vater hatte 
mich zwar stracks iu der Wiege zunt Dienste Gottes und 
dem Predigtamte bestimmt, aber der unselige Krieg ver 
schlang sein gutes Vermögen und er selbst starb an der 
Pest. Nachdem auch folgends mein sel. Stiefvater, ein 
königlicher Propst und gottseliger Prediger, der mich wie 
sein eigenes Kind liebte und gleichfalls hoffte, daß ich 
ein Diener der Kirche werden solle, gleichfalls frühzeitigen 
Todes verblich, da ich das siebente Jahr noch nicht er 
füllet hatte und die liebe Aiutter mich und meine Ge 
schwister kümmerlich erziehen mußte, so ließ es sich an, 
als solle aus meinem Studieren nichts werden, Denn 
woher sollten die Mittel kommen? Allein Gott gab der 
Mutter in den Sinn, daß sie mich im neunten Jahre 
meines Alters dem Bruder meiner Großmutter von 
väterlicher Seite, einem reichbegüterten Kausmanne in 
Lübeck, vorstellte mit einem Berichte, daß meine Präeep- 
tores ihr zwar riethen, daß sie mich zum Studieren 
halten sollte, sie hätte aber keine Mittel u. s. w. Der 
Aiann gewann mich lieb und sorgte für mich. In seinem 
Testamente vermachte er mir bei 900 Thaler zu meinem 
Studium. 
Der „Seelenschatz", dem ich vorstehende Erzählung 
entnehme, soll sich noch im Besitze Reudsburger Bürger 
befinden. Man findet darin auch das Bild dieses be 
rühmten Reudsburger Stadtkindes und Theologen. Der 
Name Scriver wurde später verhochdeutscht und lautete 
Schreiber. Unser Theologe hielt in lobenswerther Weise 
noch die alte Itamensform fest. Ein Gabriel Schreiber 
wtirde 1684 auf Petri Iiathsherr und starb am 
24. April 1696. Er besaß das Haus Nr. 228d aus der 
Nienstädt, jetzt im Besitz des Kernt Atarius Albrecht. 
Am Hause befinden sich das Scriversche Wappen, die 
Jahreszahl 1675 und die Namen Gabriel Schreiber und 
Elsabe Schreibers. Möglicher Weise märe dieser Gabriel 
der ältere Bruder unseres Theologen, es müßte derselbe, 
wenn die Vermuthung ztttreffen sollte, im 63. Jahre 
Rathsherr geworden und im 75. Jahre gestorben sein. 
— Das Wasser, in welches Christian Scriver fiel, ist 
offenbar der Stegengraben, an welchem der Stiefvater, 
Propst Gerhard Culeniann, im Hauptpastorate wohnte, 
wo aber mag der Vater Christians, der Kaufmann war, 
hier in Rendsburg gewohnt haben? Häuser mit Scheune 
und einem dahinterliegenden Garten mit Weiher dürften 
doch auch 1629 in Rendsburg selten gewesen sein. — 
Ueber die Pest im Jahre 1629 schweigen merkwürdiger 
weise die Reudsburger Chroniken bis auf eine bis jetzt 
ungedruckte, und auch diese nur nach Scrivers Mit 
theilung. In Vinzier flüchtete der Pastor Gerhard 
Wordinghusen vor der Pest in die Kirche zu Campen, 
starb aber in derselben an dieser Seuche. 
22. P cter Hinrich Sivers, geb. in Rends 
burg den 2. Mai 1780, Sohn des Bürgermeisters 
Joh. Nicol. Sivers in Rendsburg. Diaconus in 
Rendsburg am 25. November 1805, Hauptpastor 
am 23. Juli 1815. Verheirathet mit Johanna 
Kühl, Tochter des Bürgermeisters Hans Joachim 
Kühl in Rendsburg (starb am 20. Sept. 1836). 
Er ward emeritirt am 28. September 1848, starb 
10. November 1857. 
Von Michaelis 1848 bis 1854 blieb das Haupt 
pastorat unbesetzt. 
23. Carl Fricdr. Christian Schrocdter, 
geb. in Plön den 27. April 1811, Sohn des 
Stadtverordneten und Gastwirths Franz August 
Schrocdter. Seit 7. September 1842 Rector in 
Burg auf Fehntarn, gewählt am 5. März 1854 
zum Hauptpastor, introducirt am 18. Juni 1854. 
Starb am 4. September 1882. 
24. Wilhelm Adolf Nathanael Karl 
Julius Reinhard Hansen, geb. den 
13. Februar 1851 in Barkau, Sohn des dortigen 
Pastors, 1875 examinirt. — 1877 Archidiaconus 
in Rendsburg, ordinirt am 8. August 1877. — 
Vum Hauptpastor gewählt am 12. August 1883. 
6. Verzeichniß der Capläne, später Archidiaconen 
genannt. 
1. Vimentio 1547. In der Kirchenrechnung 
1547 heißt es: Hans Sirick, deme Burgemester 
wedder gedaen, so he Her Vimentio, deme nygen 
Capellano vp de hant gaff in der kercken jj Ķ. 
Alle Geistlichen und Schulbedienten erhielten beim 
Antritt den sogenannten Gottespfennig. 
2. N. N. Im Jahre 1550 erhielt wieder ein 
neuer Capellan Gottesgeld 1 Thaler — 2 Ķ 1 /.]. 
3. Simon Cruse. Er war bereits Capellan, 
als im Jahre 1569 die Capellanie erbaut wurde. 
Kosten 327 % 6 ß 4 — Er starb als 
Capellan 1584 zur Pestzeit. 
4. Wolfgang Scheitling (nach Michler: 
Schietlichius) erhielt 1584 zum Gottespfennig 
3 halbe Milres ---- 9 % 6 ß. Er war seit 
1571 Diaconus in Meldorf, seit 1578 Pastor in 
Alberödorf; seit 1584 Archidiaconus in Rends 
burg. 
5. B a r t h o l o m ä u s O p p e r m a n n um 1620. 
6. Gerhard Culeinann um 1621, ward 
Hauptpastor 1624. 
7. Thomas Gude aus Flensburg, Archi 
diaconus seit 1626, kam 1637 nach Schenefeld 
als Pastor. 
8. Christoph Thodaenus, geb. zu Schlacken 
werde in Böhmen, war 2. Prediger an St. Catha- 
rinen in Magdeburg, mußte aber bei Zerstörung 
der Stadt am 18. Mai 1631 flüchten und kam 
nach Rendsburg, wo er 1637 Archidiaconas wurde. 
Er starb 1646. 
9. Mag. Joh. Jebsen, aus Sondcrburg, 
im Februar 1646 Archidiaconus, ward 1649 
Hauptpastor. 
10. Michael Gude, Sohn des Kaufmannes 
Jac. Gude in Rendsburg und Enkel Barthol. 
Oppermanns (Nr. 5.), ward vom Cantorat in 
Rendsburg 1649 zum Archidiaconat erwählt, er 
starb 1659. Seine Wittwe verheirathete sich am 
9. Februar mit dem Deput. Heinrich Johannsen 
in Rendsburg. 
11. Peter Scheele, geb. 7. Juni 1623 in 
Preetz, ward 1659 zum Archidiaconus in Rends 
burgs 1676 zum Pastor in Giekau gewählt; 1681 
Prediger an der Maricn-Magdalenen-Kirchc und 
dem Zuchthause in Hamburg. 
12. Christian Hammerich, geb. in Rends 
burg, tvar Pastor zu Waren in Mecklenburg von 
1674 bis 1676, ward Archidiaconus in Rends 
burg 1676; Hauptpastor 1690. 
13. Naamann Jessen, war Compastor in 
Friedrichsberg in Schleswig, 1691 Archidiaconus 
in Rendsburg, 1700 Pastor in Neuwerk. 
14. Marguard Wolfgang Schröder, seit 
1694 Diaconus, seit 1700 Archidiaconus und seit 
1726 Hauptpastor in Rendsburg. 
15. Andreas Hammerich, Sohn des 
Christian Hammerich (Nr. 12), war Feldpredigcr 
seit 1700, Archidiaconus seit 1711, Hauptpastor 
seit 1726. 
16. Christoph Oldenburg, zuerst Diaconus 
dann 1727 Archidiaconus, starb 15. Jan. 1733. 
17. Andreas Erich Eilers, geb. in Rends 
burg, Sohn des Kriegskommissairs Erich Eilers in 
Rendsburg, seit 1728 Diaconus, ward 1733 
Archidiaconus, starb 1740. 
18. Georg Storm, geb. 31. Oktober 1700 
in Rendsburg, zuerst Diaconus, dann Archi 
diaconus. — Starb den 21. Februar 1754. 
19. Dan. Botsac Wagner, geb. im Juli 
1721 zu Kopenhagen, wo sein Vater Dr. med. 
war. Sein Großvater mütterlicherseits D. Botsac 
war Pastor an der St. Petrikirche in Kopenhagen. 
— Er war seit 1751 Diaconus iu Hohenwestedt, 
1753 Diaconus in Rendsburg, 1755 Archidiaconus, 
starb 11. September 1759. 
(Fortsetzung folgt.) 
20) 
Aer lateinische Dauer. 
Erzählung von Hicroiihmus Lori». 
Er hatte seit ihrer Vermählung sie kaum mehr 
gesprochen und wiederholte sich täglich den Grund 
dafür: er fürchtete, der Ausbruch seines Schmerzes 
über das ungeheure Opfer, das nach seiner Ueber 
zeugung Isidora gebracht hatte, könnte ihr die 
Bitterkeit desselben erst recht fühlbar machen; ebenso 
wenig wollte er in ihrer Gegemvart dem tiefen 
leidenschaftlichen Haß Worte geben, den er auf 
Melchior geworfen hatte. Als er jetzt die Melan 
cholie in ihren Zügen gewahrte, kauerte er sich thcil- 
nahmevoll zu ihren Füßen nieder, und sie stieß im 
heftigen Drang, ihr Herz zu erleichtern, die Aeußer 
ungen hervor, wie sehr sie im Recht gewesen, sich 
gleich Anfangs feindselig von dem Manne zu wenden, 
den man ihr aufgedrängt, und daß sie sich ihre Zu 
kunft trotzdem nicht so freudenlos gedacht, wie sie 
wirklich geworden >var. Er senkte schweigend das 
Haupt; dann erhob er sich plötzlich, und als könnte 
er die hüflose Klage nicht länger anhören, floh er 
in den Wald. 
Ihr aber tauchte sogleich ein Gefühl der Reue 
auf, so hart über Melchior gesprochen zu haben. 
Sie bereute jetzt auch ihre in ähnlichem Sinne an 
Ulrike gerichteten Briefe. Als sie spät am Abend 
von ihrem Stübchen aus Melchior's Heimkehr ver 
nahm, da war es fast ein Freudenschrei, was sich 
ihr/ entrang. Im Laufe des nächsten Tages ver 
breitete sich sonderbare Kunde im Hause und in der 
ganzen Gegend. Der neue Gutsbesitzer Kertmönyi 
Janös war am Morgen des vorhergegangenen Tages 
mit zwei Freunden aus Ungarn, die kurz vorher 
eingetroffen, aus dem Schlosse geritten und nicht 
mehr zurückgekehrt. Ztvei Reitknechte hatten die 
Gesellschaft bis zum Fuße des Lindkogl begleitet, 
dort die Pferde der drei Freunde übernommen und 
zurückgebracht, von den Herren selbst aber war 
keiner mehr sichtbar geworden. Später erfuhr man, 
daß die zwei Begleiter des Barons noch an dem 
selben Tage in der Stadt Baden gesehen worden, 
von wo aus sie nach Wiener-Neustadt gefahren. 
Hier hatten sie einen Wagen nach Oedenburg in 
Ungarn gemiethet und die Reise sogleich angetreten. 
Der Baron mußte also offenbar auf dem Lind 
kogl verunglückt sein. Bei dem Umstande, daß ihn 
so viele Offiziere und auch angesehene Civilpcrsonen 
aus der Kreisstadt häufig besuchten, erregte sein 
Verschwinden natürlich das größte Aufsehen. Ein 
Tag und eine Nacht Ivurden an die Durchsuchung 
des Berges und seiner Abhänge und Schluchten 
gewendet, um den Baron todt oder lebendig aufzu 
finden, aber es war keine Spur von ihm zu er 
kunden geivesen. Große Aufregung herrschte darüber; 
so wenig die Person des Gesuchten beliebt oder 
geschützt war, mußte doch die Möglichkeit eines so 
spurlosen Verschwindens die Gemüther beunruhigen. 
Die Behörden ordneten eingehende Untersuchungen an. 
„Willst Du nicht auch den Lindkogl untersuchen?" 
sagte Melchior zu seiner Frau, in ungewohnter 
Weise scherzend; „das Wetter macht sich gut, morgen 
wird ein prächtiger Tag anbrechen und wir entgehen 
der Unannehmlichkeit, fortwährend den Namen des 
absonderlichen Barons zu hören, wenn wir uns 
mit dem Frühesten auf den Weg machen.. Wir 
fahren nach Merkcnstein; von dort aus ist der Auf 
stieg so bequem, daß man ihn den Frauenweg nennt; 
auf dem Rückweg aber kommen wir gegen Baden 
zu in die Ebene, in das schöne Helenenthal. Da 
erwartet uns wieder der Wagen. Auf dem Abstieg 
aber will ich erproben, ob Du Dich nicht einer zu 
großen Liebe zur Natur gerühmt hast; sie fordert 
kräftige Beweise dafür, daß man sie wirklich liebt, 
Muth und Ausdauer des Manderns." 
Isidora crröthete vor Vergnügen, ohne sich selbst 
zu sagen, daß mehr der heitere Ton ihres Manne-, 
als die in Aussicht gestellte Wanderung sie erfreute. 
Der Morgen war frostig, aber ein ungetrübt blauer 
Himmel lockte in's Freie. Auf der Fahrt nach 
Merkenstein gab sich Melchior so heiter wie am 
Abend zuvor. Er behauptete, seine glückliche Jünglings- 
zeit steige wieder vor ihm auf, >veil er seit damals 
nicht mehr zu seinem Vergnügen ansgefahren wäre. 
Isidora verstand und theilte diese Empfindung, so 
daß er sich halb ernst, halb scherzend bat, was 
zwischen jenen Mädchentagen und dem gegenwärtigen 
Moment lag, sowohl Personen als Ereignisse, gänz 
lich zu vergessen. 
„Laß uns zwei Neugeborene sein, die keine Ver 
gangenheit haben und hauptsächlich von einander 
selbst nichts wissen." 
Mit > diesen Worten leitete er eine Unterhaltung 
ein, durch die er hoffte, sie in fröhlicher, dem sonnen 
hellen Tage entsprechender Stimmung zu erhalten. 
Noch immer fühlte er die Beleidigung, die ihr wider 
fahren war, wie ein von ihm begangenes Unrecht 
und Ivolltc sie durch nichts daran erinnern, nicht 
einmal durch die Mittheilung, tvclchc Sühne bereits 
darüber schwebte. Von Merkenstein aus traten sie 
den Fußweg an, begünstigt durch den klaren Himmel 
und den erfrischenden Herbstwind. Das Scheiden 
der schönen Jahreszeit hat Tage, die das Gemüth 
halb mit ^ Wehmuth, halb mit Freude ergreifen; die 
Vergänglichkeit, die sich sonst nur nach geschehenen 
Verlusten fühlbar macht, tvird in dem sich zum 
Ende neigenden Zauber des Naturschönen den leib 
lichen Augen sichtbar, und was noch für kurze Zeit 
übrig blieb, gereicht umsomehr zur Erquickung. 
Nach einer Wanderung, die mehrere Stunden 
gedauert, nahe der Höhe, auf einem von Tannen 
und Birken eingefaßten Plateau, fand Isidora das 
Märchen vom „Tischlcin, deck dich" verwirklicht. 
Melchior hatte Leute hinaufgeschickt, die ein Mittag 
essen bereit hielten, und sogar eine Moosbank war 
errichtet, auf der Isidora nach der Mahlzeit ruhte, 
indeß Melchior, imnier im Bereich ihrer Stimme 
bleibend, dem durch wildverwachsene, dunkle Fichten 
unzugänglichen Höhepunkt näher zu kommen ver 
suchte. 
Nun begann schon die Sonne sich zu neigen, 
und sie traten den Rückweg an. Er führte sie auf 
schmalen, mühsam zu durchschreitenden Pfaden durch 
Gestrüpp und Gerölle abwärts, und dabei mußte 
zuweilen noch eine Höhe erstiegen iverden. Es >var 
schon Dämmerung, als sie sich auf einem steinigen, 
von Wurzeln durchzogenen Terrain befanden, zu 
dessen beiden Seiten tiefe Schluchten sich hinab- 
zvgen, denen man nicht bis auf den Grund sehen 
konnte. Melchior führte sie an den Rand eines 
solchen Abgrundes und sagte: 
„Es giebt auch Abgründe des Glückes, in die 
sich zu stürzen überirdischer Muth oder wenigstens 
ein wildes, rücksichtsloses Naturell gehört. So 
hätte ich mit Dir glücklich sein können, schonungs 
los, rücksichtslos, aber wie lange? Auch für da»
	        
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