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„Der Landwirth" gratis beigegeben.
*888.
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4.
>S
Das Befinden des Kronfirinzen.
Die neueren Mittheilungen über Befund und
Zerlauf der Krankheit des Kronprinzen haben, so
wüt sie nichtamtlicher Natur waren, auch dort
Ichmerzliche Besorgnisse entstehen lassen müssen, wo
ņean sich den Muth der Hoffnung bisher nicht hatte
»üben lassen. Es ist möglich, vielleicht wahrschein-
'ch, daß diese Besorgnisse durch wahrheitsgemäße
^achrichten zur Zeit nicht gehoben iverden können.
Kan würde aber irren, wenn man glauben wollte,
,. B 5 Publikum durch eine Absperrung aller nichtamt-
"chen Berichte beruhigen, oder auch nur vor einer
Weigerung der Besorgnisse bewahren zu können.
— Wiener Privatnachrichten aus SanRemo
K angeblich von einer mit den Vorgängen in der
>Ua^ Zstio sehr vertrauten Persönlichkeit stammen,
ņd in welche die „N. Fr. Pr." Einsicht erhalten
berichten von der in der Umgebung des Kron-
şiwzen herrschenden gedrückten Stimmung und
,'ifen Nievergeschlagenheit, da die Kräfte
3 hohen Patienten trotz aller Bemühungen der
slzte die Folgen der Operation bisher nicht
^?ļļig zu überlvinden vermochten. Ob diese
cheldernng ans den jetzigen Zustand, oder nur ans
Men schon überwundenen zutrifft, ist nicht zu cr-
Mnen. Noch stärkeren Vorbehalt erfordern die in
iMen Nachrichten enthaltenen Angaben in Bezug
m das Verhältniß der Aerzte zu einander.
San Remo, 28 Fcbr. Das Befinden des Kron-
şimzen war bis heute Mittag befriedigend, Nach-
ntags trat dagegen eine Verschlimmerung ein durch
Erstickungsanfall, dessen mögliche Folgen
^ lofortiges ärztliches Eingreifen beseitigt wurden,
«an Remo, 29. Febr. Der Kronprinz soll dem
H.' D." zufolge, angeblich einen ziemlich lcid-
ist s" ^ļ^'"d verbracht haben. Heute Nachmittag
ş sämmtlichen hiesigen Aerzten von hoher
kelle verboten worden, irgend Jemandem
^uch nur ein Wort über die Krankheit des Kron-
şimzen in Zukunft mitzutheilen. Das deutsche Volk,
ganze civilistrte Welt soll hinfort über das Be
iden des deutschen Thronerben nur durch die bisher
şihr dürftig gehaltenen offiziellen Bulletins mtter-
lick Werden. Es ist zu befürchten, daß jetzt täg-
qn.s». 'î unsinnigsten und unwidersprechendsten
ädung-n auftauchen werden,
k. . Ķk' „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht in seiner
urigen Nummer folgendes Bulletin aus San Nemo:
San Remo, 1. März,
11 Uhr 5 Minuten Vormittags.
Dr- Nacht war für S. kaiserliche und könig
liche Hoheit den Kronprinzen gut Das All-
şiì'befinden ist gehoben, auch das
Aussehen besser.
Mackenzie. Schradew Krause. Hovell. Bramaun.
Maî7 f7'°'e-^Şr. Geheimrath v. Berg-
rrnm«. sem Abberufungsgesuch beim Kaiser
f>ai7r ^kkgmann nimmt übrigens an der Be-
B °es Kronprinzen weiter nicht Theil. Alle
Teà^°^ņUeten Gerüchte von einer plötzlichen
tm -bestund des Kronprinzen sind
(i ei 5* tt . ® emo > 29. Fcbr. Der Kronprinz hatte
^^^^^^^^^^âĢuuudAus-
Ņier ^ Ballsaal.
is] V îrn Ballsaal? — o sage geschwind! —
tzj.m die Mutter mit ihrem Kind. —
tzjx êjjdst das Mädchen leis an dem Arm,
„Mew N ^ innig — sie fragt sie warm:
"„Sieh,-?™' ronê wendest Du bang Dein Gesicht?"
Den A,, Mutter, Du, den Leutenant nicht? —
"Mein »• e, l ant hwŗ drüben mit Geist und Genie?""
"Ah näi^d- er ist -ne brillante Partie."
^klinm ?lges Fräulein, der erste Ton
fass, nP Walzer dort gar wohl schon;
Aas'Lsuhn d,e rosige 5M.d! / ^
üffO A Ģnr schneid'ges Gewand."
^îie keck d7'o Muttermund hörtest Du nicht,
i'Sei rubia^ ^ànant jetzt zu mir spricht?"" —
ilnd nimmhil "'em Kind,
"P holdest. ^ Manner, so wie sie sind." —
?»nst verr<>n^ ^ einen Tanz
uns schwingen Ansucht ich mich noch ganz;
""d wieaen l nv ? zusammen in gaukelnden Reih-n,
»K Mutte", ° MuL7' schweben zu zwei'n."
ì spähenden unil stehst Du nicht dort
ģein Kind an zedem Ort?"" — —
^ie Mädchen ."î Ui) ' 'ch seh' es genau,
Ach liebe Di^"^suben ärgern sich grau."
Ņ'cht iä nae A'seizt Deine schöne Gestalt,"
»,,O Mutt.^ 'ch des Herzens Gewalt."
Meh' mi" ' br küßt mich, jetzt faßt er mich an,
Ae Mntt'.."^^ Unsel'ge gethan.""
hält in den ^ n l tH -stch geschwind —
Fuhrt hi»" § °n Armen ,hr zitterndes Kind,
lvurf waren etlvas geringer, allein im großen
Ganzen war das Befinden unverändert. Der Kron
prinz iueittc kurze Zeit auf dein Balkon, um frische
Luft zu schöpfen, allein scharfer Wind und drohender
Regen veranlaßten ihn zu baldiger Rückkehr ins
Zimmer. Sir Morell Mackenzie erwartet, daß der
Kronprinz sich während der nächsten Tage etwas
ivohler fühlen werde; auch hofft Mackenzie, daß die
blutige Färbung des Auswurfs bald aufhören iverde.
Gleichwohl herrscht in der nächsten Umge
bung des hohen Kranken eine düstere
Stimmung vor.
— Der „Nationalzeitiing" wird aus San Remo
von Mittwoch berichtet: „Der Kronprinz ist wie
gewöhnlich vor 10 Uhr aufgestanden. Er war Vor
mittags ain offenen Fenster, allein er fühlt sich
heute nicht wohl; er klagt über Mattigkeit.
Der Auslvurf ist reichlicher als sonst und öfter blut
gefärbt. Seit zwei Tagen sind leichte Verdauungs
störungen eingetreten, von »velchen man hofft, daß
sie jetzt überwunden sind Ob der Kronprinz dem
nächst wieder ausführen könne, so wird der „Mag
deburgischen Zeitung" gemeldet, ist noch zweifelhaft.
— Die Nachrichten der pariser „Agence HavaS"
über das Befinden des deutschen Kronprinzen lauten
so beunruhigend, daß wir sie nicht wiederzu
geben wagen.
— Abermals wird von verschiedenen Seiten in
bestimmter Form behauptet, das Kaiserpaar sei
fest entschlossen, au das Krankenlager seines einzigen
Sohnes zu eilen, und gedenke, beim Eintritt tvärmerer
Witterung die Fahrt nach Italien anzutreten. Achn-
liche Gerüchte wurden, wie man sich erinnern wird,
schon vor mehreren Wochen erzählt; es wäre wohl
denkbar, daß der Wunsch der kaiserlichen Eltern den
Sohn noch einmal lebend zu sehen, unter dem
Eindruck der letzten ungünstigen Berichte ans San
stkemo festere Gestalt angenommen hat.
■— Professor Waldeyer ist nach San Remo
abgereist.
■—- Prof. v. Bergmann scheint nunmehr doch
nach Berlin zurückzukehren. Die „Nordd. Allg. Ztg."
bemerkt, der Nachricht, daß Prof, von Bergmann
auf besonderen Wunsch des Kaisers seine Anwesen
heit in San Zkemo verlängert habe „scheine ein
Mißverständniß zum Grunde zu liegen, welch' letztere
Voraussetzung auch darin bestätigt erscheint, daß
Professor von Bergmann's Name auch in den
Unterschriften des heutigen Bulletins nicht vorkommt."
Etwaige Berliner Blätter berichten telegraphisch über
einen Artikel der „Neuen freien Presse" in Wien.
In dem letzteren soll eine Schilderung aus San
Remo enthalten sein über die peinliche Situation,
welche das Herrn Mackenzie anfgezwungene Zu
sammenwirken mit Prof. v. Bergmann in Folge
der zwischen diesen beiden Aerzten obwaltenden großen
Meinungsverschiedenheit ergäbe. Mackenzie genieße
nach wie vor das ungeschwächte Vertrauen des Kron
prinzen und der Kronprinzessin. Es sei um so
weniger einzusehen, warum Professor v. Bergmann
in San Remo verweile, da die Nachbehandlung der
Opcrationswunde bereits beendet sei. Nach dem
„Börs.-Cour." soll Prof. v. Bergmann sein Ab-
berufnngsgesuch erneuert haben. (S. oben.)
■ - Na» Ļiterarifches.
^dlia, b ŗ Zigern ununterbrochenen Erscheinen liegt
°n D , /u-z-g existirende größte Flora
d°^Schw ei °"d. Oesterreich-Ungarn und
^ teci)[ ct ji tenOnstage herausgegeben von
Mden mit nÄ a JJ-HaUicr in 30 stattlichen
„J*Diet's S8e11n^ a 7 C sw ructta îï ln komplett vor uns.
Aàgcwôhmicbe «wn Gera-Untermhaus.) Die
„Ästche Bervasn^i, ^rbreitung ist wesentlich durch
o,1"Drt lRatcnzahtung rc) herbei-
d-ş "in Sechstel die hohe Auflage bereits bis
London, 1. März. Die Antwort aller
Mächte auf die russischen Vorschläge ist
nach einer Mittheilung des officiösen „Reut. Bur."
nunmehr erfolgt. Die Vorschlüge waren jeder Macht
besonders mitgetheilt. Rußland habe nicht eine
Kollektiverklärung der Mächte, sondern von jeder
Macht eine seinen Schritt in Konstantinopel miter-
stützendc Erklärung gefordert. Ueber die Antwort
Englands theilt das „Reut. Bur." nun folgendes mit:
Die englische Regierung habe sich dahin geäußert,
daß sie dem Sultan nicht a n r a t h e n könne,
irgend einen Schritt zur Entfernung des Prinzen
Ferdinand zu unternehmen, ohne vorher ausreichende
Maßregeln für die Regelung der bulgarischen Sache
nach der Abreise des Prinzen Ferdinand vorge
schlagen zu haben.
Denselben Standpunkt nehmen bekanntlich auch
Oesterreich-Ungarn und Italien ein. Darnach ist
also eine Unterstützung der russischen Vorschläge
durch alle Mächte endgiltig gescheitert.
Petersburg. 29. Febr. (B. T.) Fast die ganze
Presse beschäftigt sich mit der immer drohender
werdenden Finanzkrise. Die „Nowoje Wremja"
führt dieselbe auf die Folgen der Ucberspeku-
lation zurück. „Grashdanin" und „Nowosti"
klagen das Ausland an; ersterer plaidirt für Ein
stellung der Zinszahlung, wenn bis zum
1. April der Rubelkurs nicht wieder 200
betrage (!). Die „Nowosti" wünscht den
Ķrieg, falls Deutschland fortfahre, durch seine
Zollpolitik die Orientpolitik Rußlands zu unter
binden; ferner verlangt das Blatt, die Negierung
solle den Banken verbieten, die versetzten Papiere
zu verkaufen, im Uebrigen aber gestatten, daß die
Zölle in Papiergeld bezahlt werden.
Odessa, 27. Febr. Ein Gannerstückchen
wurde dieser Tage verübt. Am ganzen Körper
zitternd, trat ein junger Mann schwankenden
Schrittes in eine Apotheke ein und wies stumm
bald auf seinen Hals, bald auf die Brust, dann
stürzte er plötzlich zu Boden mit dem Rufe: „Um
Himmels willen, schnell Gegengift." Er wand und
krümmte sich am Boden end und flehte fort
während um Gegengift, er habe sich mit Phosphor
vergiftet. Der dujourirende Apothekergehilfe verlor
gänzlich dm Kopf, stürzte ans die Straße hinaus,
lvarf sich in eine Droschke und fuhr zu dem zunächst
wohnenden Arzt. Als er mit demselben zurück
kehrte, fand sich der Kranke in der Apotheke nicht
mehr vor. Mit ihm zusammen war die Tages
einnahme aus der erbrochenen Kasse verschwunden.
Anch mehrere Stücke Seife und diverse kosmetische
Waaren waren geraubt worden.
Wien, 29. Febr. In der Wohnung des Abge
ordneten Pern erst o rf er erschienen dieser Tage
gegen Abend zwei Männer, von denen der Eine
schon Mittags nach Pernerstorfer gefragt hatte. Kaum
hatten die beiden Herren das Zimmer des Abge
ordneten betreten und sich als „Meyer" und „Wag
ner" vorgestellt, als sie Beide Stöcke, die sie in
der Hand hielten, erhoben und ans, den Kopf des
Abgeordneten los zu schlagen begannen. Es entspann
sich ein Handgemenge, in welches auch die Frau
des Abgeordneten, durch den Lärm herbeigelockt, sich
einmischte. In dem kurzen Kampfe gelang es dem
Angegriffenen, beiden Angreifern die Stöcke zu ent
reißen und den Einen ans den Boden niederzustrecken,
worauf der Andere zur Thür hinaus entwischte.
Auch dem Zweiten gelang es, allerdings unter
Hinterlassung seines Hutes, die Thür zu erreichen.
Eiligst flohen |ic über die Treppe und waren nicht
einzuholen. Der Ueberfall wird mit einer Rede
Pernerstorfer's im Reichsrathe in Verbindung ge
bracht und erregt in Wien begreifliches Aufsehen.
Die Rede des dentschnationalen Pernerstorfer betraf
die wachsende Verrohung, die der studentischen Ju
gend zum Vorwurf gemacht wurden, und schilderte
einzelne Vorfälle von unerhörter Brutalität aus den
Kreisen der „allerhöchsten" Jugend. So kam er,
für dm Wissenden leicht erkennbar, anch ans eine
Scene zu sprechen, die sich in Klagen fürt zuge
tragen haben soll, wo ein junger Prinz, nach einer
Orgie unter Offizieren, seine Kameraden in das
Schlafgemach seiner Gemahlin führen
wollte. Man vermuthet in Wim, daß das
Attentat auf Pernerstorfer dem Zorn „hoher Kreise"
über diese Erörterungen zuzuschreiben sei.
^ — Die russische Finanznoth findet überall
die eingehendste Beachtung. Privatberichte von guter
Seite bezeichnen eine innere Zwangsanleihe
oder dm Staatsbankerott als in naher Zn-
kunft unvermeidlich. — Man hält hinsichtlich
der bulgarischen Frage eine russische Anregung be
hufs Einberufung einer europäischen Konferenz nicht
für ausgeschlossen.
^ — In Innsbruck wurde gestern Abend sechs Uhr
ein Erdbeben bemerkt.
Rom, 29. Febr. Die „Opinione" sorbet die
Regierung ans, nachdem Frankreich seinen General
tarif zu Ungunsten Italiens verschärft habe, auch
die auf französische Producte bezüglichen Artikel des
italienischen Generaltarifs zu verschärfen. Der
italienische Markt werde sich nun immer mehr dm
französischen Manufacture» verschließen und das
Votum der französischen Regierung und des fran-
zöiischcn Parlaments werde ans Frankreichs Haupt
zurückfallen. Crispi versprach auf die gestrigen
Arbeiterdemonstrationm hin, die beschäftigungslosen
Arbeiter auf Staatskosten heimzubefördern. — In
den letzten Tagen verließen mehrere tausend Arbeiter
Rom, wo die Baukrise in ein akutes Stadium
getreten.
— Aus into nt laufen fortwährend Nach
richten ein von großen Unglücksfällen in Folge von
Lawinenstürzen. Das Dorf Ariez wurde gänz-
llch verschüttet, ebenso ein Theil des Dorfes Set-
timo Vittoria; zahlreiche Personen wurden
dabei gctödtet. — Zwischen vielen Hunderten un
beschäftigter Arbeiter und der Polizei kam
es gestern zu Rom wiederholt zu Scenen, welche
an die Zusammenstöße auf dem Trafalgar Square
in London erinnern. Die Arbeiter durchzogen, nach
Brot und Arbeit rufend, die Straßen der neuen
Quartiere, nahmen Vorräthe weg und stürmten
mehrere Bäckerläden; die Polizei wurde mit einem
Steinhagel empfangen und mußte von dm
Revolvern Gebrauch machen. Das Militär
schritt mehrmals ein und nahm zahlreiche Ver
haftungen vor. Gegen 10000 Arbeiter
sollen arbeitslos sein.
— Offiziöser Berechnung zufolge beträgt das
ab es s in i s che H ecr 86 000 Mann. Morgen oder
übermorgen ist ein Rencontre der gegenseitigen Vor
posten möglich. Der Kriegsminister theilte dem
General San Marzano mit, falls derselbe Ver
stärkungen brauche, stehe eine Brigade zur sofortigen
Einschiffung bereit.
Rom, 28. Febr. Der Oberkommandant in
Massaua, San Marzano, telegraphirte hierher:
Der Negns dürfte bereits in Asniara angelangt
sein. Er rief durch ein Edikt Alle zum Kriege
gegen die Italiener auf; mit seinem unzähligen
Heere hoffe er, die Italiener auszurotten. Wie es
heißt, rücken die Abessynier in zwei Heeren, von
Asmara und von Käsen an.
Stockholm, 29. Febr. Die Vermählung des
Prinzen Oskar von Schweden mit Fräulein
Ebba Munk ist, nach einer Meldung der „Post",
auf dm 15. März festgesetzt und wird in Bourne
mouth stattfinden.
Bern, 29. Febr. Die Unterhandlungen zwischen
der Schweiz und Italien betr. dm Handels
vertrag werden wahrscheinlich abgebrochen werden.
Paris, 1. Mürz. Wilson wurde wegen Ordens-
handels zu zweijährigem Gefängniß, 3000
Francs Geldbuße und fünfjährigem Verlust der
Ehrenrechte verurtheilt.
Paris, 27. Febr. Der Aufsichtsrath für die
Weltausstellung genehmigte heute dm vom
Baumeister Charnier entworfenen Plan einer Aus
stellung, welche die Geschichte der menschlichen
Wohnung von ihren ersten Anfängen an dar
stellen soll. Die verschiedenen Höhlen, Hütten- und
Wohnhäuser von der Steinzeit bis zur Renaissance
sollen zwischen dem Eiffelthurm und der Jenabrücke
aufgestellt werden. Der Ausschuß belvilligte für
diese Arbeiten 560000 Fr.
Paris, 1. März. Ueber die Stellung Frank
reichs zur Tripelallianz hat am Mittwoch in
der französischen Depntirtenkammer
Marquis von Bretenil von der Rechten ge
legentlich der Berathung des Budgets des Aeußern
eine längere Rede gehalten, in welcher, einem aus
führlicheren Bericht der „Frkf. Ztg." zufolge, Nach
stehendes ausgeführt lvurde:
Rußland und Frankreich seien die Mächte in Europa
welche beschuldigt werden, den Krieg zu wollen, und ge
rade sie äußern sich nie öffentlich über die Politik; es sei
gut, daß auch einmal eine französische Stimme über die
europäische Lage gehört werde. Fürst Bismarck habe,
um den Frieden zu sichern, Verbündete gesucht. Diese
Tripel-Allianz scheine ihm sehr zerbrechlich, weil die
Interessen Oesterreichs und Italiens verschieden seien von
den deutschen Interessen. Im Bewußtsein der Gebrech
lichkeit dieser Bündnisse rüste der Reichskanzler und suche
England zu gewinnen. Die Interessen Englands seien
größer in Asien als in Europa, wenn Rußland England
in Asien freie Hand lasse, würde letzteres den Bestrebun
gen Rußlands nach Einfluß im Mittelmeer nicht ent
gegentreten. Der Redner weist darauf unter dem Bei
fall der Kammer auf die Sympathien hin, die
Frankreich für Rußland hege; trotzdem sei die
Zeit eines Bündnisses noch nicht gekommen, aber die
Lage Europas sei jetzt anders als vor 40 Jahren. Jetzt
würde keine Macht mehr einen Tropsen Blutes für die
Erhaltung der Türkei opfern; darum sei nicht Rußland
sondern Bismarck und seine Rüstungen verantwortlich für
die ewige Kriegsgefahr. (Lauter Beifall). Um Vortheil
aus dieser Lage zu ziehen, sei allerdings eine andere Re
gierung als die augenblicklich in Frankreich herrschende
geeigneter. (Unruhe). Vor allem müsse ein Wechsel in
der Leitung der Arniee, der Marine und des Aeußern
Rußland mißtrauisch machen. Die Stabilität dieser Mi
nister sei nöthig. (Zuruf der äußersten Linken: „Die
Rechte hat den Kriegsminister gestürzt, der das größte
Vertrauen einflößte". Große Unruhe). Die Minister
des Kriegs und der Marine müßten wenigstens unabsetz
bar sein. Wir müssen Bismarck in Bezug auf unsere
äußere Politik dementiren. Wir treiben nicht eine Politik
des Hasses. Er möchte uns isolirt sehen, deshalb müssen
wir ohne Demonstration dem Zaren Sympathie zeigen
(Abg.Laur: „Und was macht Ihr mit Elsaß-Lothringen»"
Große Unruhe). Unsere Beziehungen zu England müssen
freundlicher werden. Italien müssen wir beweisen, daß
wir seinen Aufschwung mit Wohlwollen betrachten Vor
allem, gewinnen wir Zeit. Große Feldherren und Staats
männer haben selten Nachfolger. Er fordere Flourens
auf nicht zu antworten. Er habe seine Worte mehr an
säe Kollegen als an den Minister gerichtet. (Lauter
Bestall auf der Rechten).
Die Rede des Marquis ist insofern von Interesse,
als sie ohne Zlveifel den Anschauungen eines großen
Theiles des französischen Volkes Ausdruck giebt.
Daß die Minister sich gegenüber den Ausführungen
Breteuils schweigend verhielten, ist bei der heiklen
Natur des Gegenstandes selbstverständlich. — Marquis
von Bretenil wurde kürzlich bei seiner Anwesenheit
in Petersburg wiederholt vom Zaren empfangen
und verkehrt außerdem freundschaftlich mit dem
Prinzen von Wales.
Newyork, 14. Febr. (B. T.) Die gestrigen
Morgenzeitungcn des Landes veröffentlichten den
Wortlaut eines langen, „Florenz, den 25. Jan."
datirten Briefes des Herrn James G. Bla ine,
worin dieser dem Herrn B. F. Tonez, dem Vor
sitzenden des republikanischen Nationalkomitees, kund
thut, daß es sein fester Entschluß sei, seinen Namen
nicht vor der im Juni in Chicago zusammentreten
den National-Konvention als Präsidentschaftskan
didat in Vorschlag bringen zu lassen und sich fortan
ins Privatleben zurückzuziehen. Dieser Brief ist
wie eine Bombe in das Lager der Politiker, und
nicht nur der speziellen Anhänger Blaines, der Re
publikaner, sondern überhaupt der Politiker de«
ganzen Landes gefallen. Noch hat sich eigentlich
Niemand von dem ersten Schrecken und dem maß
losen Erstaunen erholt. Es ist geradezu ergötzlich
die Kommentare der Presse zu dem Briefe und die
verschiedenen Antworten auf die Fragen- Was
will Blaine mit dem Briefe sagen?" „Was hat
der Brief zu bedeuten?" „Was ist Blaines Absicht?"
u. s. w. zu lesen. Das kennzeichnet eben so recht
den politischen Charakter Blaines, daß eigentlich
Niemand den Brief so nimmt, wie er geschrieben ist,
d. h. als einfache unzweideutige Erklärung, daß
Blaine sich fortan von dem öffentlichen Leben zu
rückziehen und in diesem Jahre nicht als Candidat
auftreten wird, sondern, daß sie sich Alle mit der
Frage beschäftigen: „Was hat er mit dieser ein
fachen unzweideutigen Erklärung sagen »vollen?"
Btan ist eben an die Doppelzüngigkeit Blaines so
gewöhnt, daß man sich gar nicht in die Situation
hineindcnken kann, daß Blame wirklich einmal offen
und ohne Rückhalt sprechen sollte.
Berlin, 28. Febr. Wenn es so weiter geht,
wird der Reichstag doch noch beschlußfähig.
Seit gestern sind einige 40 Volksvertreter zn.qereis