betr. die unter Ausschluß der Oesfentlichkeit statt
findenden Gerichtsverhandlungen statt, in welcher,
wie bei der ersten Berathung, die Vertreter de»
Centrum« und der freisinnigen Partei ihren Wider
spruch gegen die beabsichtigte Aenderung des Ver
fahrens als einen Verstoß gegen Einrichtungen, die
man früher für die unerläßliche Forderung eincS
Rechtsstaats betrachtet hat, zur Geltung brachten.
Die Vertreter der Kartellparteien schloffen sich da
gegen der Auffassung der Regierung an. Als es
zur Abstimmung über den ersten Paragraphen kom
men sollte, zweifelte Abg. Dr. Meyer (Halle) die
Beschlußfähigkeit deS Hauses an, das nach
erfolgter Auszählung die Anwesenheit von nur
145 Mitgliedern, also die Beschlußunfähigkeit,
ergab.
— Der Reichstag war am DienStagwiederum
beschlußunfähig. Zu Beginn der Sitzung entstand
eine lebhafte Debatte über die Seitens des Reichs
kanzlers nachgesuchte Ermächtigung des Reichstags
zur Verfolgung des Redakteurs Dürholt vom „Boten
a. d. Riesengebirge" in Hirschberg wegen Beleidi
gung des Reichstags. Die Kommission hatte ihrer
alten Praxis getreu beschlossen, die Ermächtigung zur
Verfolgung nicht zu ertheilen. Der Abg. Barth
nahm Veranlassung, auf das eigenthümliche Verfah
ren des Staatsanwalt- Heim hinzuweisen, der selbst
wenigen Jahren vorher eine grobe Beleidignng gegen
den Reichstag ausgesprochen hat und nun Veranlassung
nehme eine verhältnismäßig milde Kritik an den
Beschlüssen des gegenwärtigen Reichstages zu ver
folgen.
Berlin, 23. Febr. Ehemalige Militäröko-
no mich and werk er, die jetzt ganz ungewöhnlichcr-
weise auf 8 Wochen als Reservisten eingezogen
worden sind, — eine Maßregel, die unseres Wissens
noch nicht vorgekommen ist, — haben sich um Auf
klärung an den Abg. Sa bor gewendet. Diesem
hat der Kriegsminister v. Bronsart heute in einer
Unterredung die erklärende Mittheilung gemacht, daß
die Militärverwaltung allerdings wegen dringender
Arbeiten zu dieser Maßregel gegriffen und insge
sammt 5000 ehemalige Oekonomiehandwerker als
Reservisten eingezogen habe. Er habe angeordnet,
daß diese Leute besonders gut entschädigt würden.
Sie sollen außer den üblichen militärischen Compe-
tenzen einen Extraverdienft von monatlich etwa
14—15 Mk. haben, während sich sonst der Extra
verdienst eines OekonomiehandwerkerS täglich auf
etwa 20 Pfennig beläuft.
— Erhöhung des Tabackzolles. Die
Deutsch-Conservativen unter Führung des Abg.
Menzer von Neckar-Gemünd haben im Reichstag
den Antrag eingebracht, die Regierungen zu ersuchen,
angesichts der schweren Nothlage, in der sich die
deutschen Tabaksbauer befinden, thunlichst bald eine
Erhöhung des Eingangszolles auf ausländische, ev.
eine Ermäßigung der Steuer auf inländische Tabake
herbeizuführen." — Der Antrag dürfte schwerlich
noch in dieser Session zur Verhandlung gelangen.
— Bekanntlich ist von Seiten der Agrarier in
Petitionen und Zeitungsartikeln im vorigen Herbst
Klage darüber geführt worden, daß an der Ber
liner Getreidebörse ausländisches Getreide,
welches nicht lieferbar ist, gleichwohl für lieferbar
erklärt und dadurch ein Preisdruck für das inländi
sche Getreide herbeigeführt werde. Von sachver
ständiger Seite ist dies bestritten worden. — Die
Mitglieder der Sachverständigen-Commission an der
Getreidebörse hatten in Folge der Angriffe in der
Preffe ihr Mandat niedergelegt, wurden aber als
dann wiedergewählt und für das Jahr 1888 auch
aufs Neue gewählt.
Berlin, 27. Febr. Graf Herbert Bismarck
reiste heute auf acht Tage zum Besuch in Privat
angelegenheiten nach England. — General von
Rauch, Chef der Gendarmerie, hat heute einen
Schlaganfall gehabt. — Prinz Hohenlohe in
Petersburg lebt noch. Er soll den Selbstmordversuch
im Fieberanfall verübt haben wegen einer unheil
baren Krankheit.
Freiburg, 23. Febr. Prinz Ludwig war
Mitte voriger Woche von Karlsruhe zurückgekehrt,
wo er sich 8 Tage aufgehalten. Er fühlte sich,
wahrscheinlich in Folge einer Erkältung, die er sich
in Karlsruhe zugezogen, so unwohl, daß er sich zu
Bette legen mußte. Im Anfang war der Verlauf
der Krankheit ein normaler, das Leiden verschlim
merte sich jedoch am Tage der Krisis und hatte
einen tödtlichen Ausgang.
Karlsruhe, 23. Febr. Nach ärztlicher Erklärung
begann beim Prinzen Ludwig der gestrige Tag
mit hohem Fieber, welches am Mittag unter Schweiß
ausbruch eine geringe Abnahme erfuhr, während
gleichzeitig Delirien auftraten. Ein entscheidender
Fieberrückgang kam aber nicht zu Stande, vielmehr
steigerten sich die Zunahme der Temperatur Nach
mittags und die Delirien des Abends und Nachts
zu so hochgradiger Aufregung, daß nach Mitternacht
ein schlimmer Ausgang unabwendbar erschien. Erst
gegen Morgen wurde der Prinz ruhiger und ent
schlief sanft um 6 Uhr 5 Minuten.
Karlsruhe, 28. Febr. (H. N.) Der Groß
herzog empfing heute siebzehn Specialgesandte
auswärtiger Fürstlichkeiten. Zur Beisetzungsfeier
sind allein aus Heidelberg 600 Studenten ange
meldet. Prinz Wilhelm von Preußen trifft heute
Nacht 2 Uhr ein.
Chemnitz, 26. Febr. Die Zahl der TyPhuS-
erkrankungen hat leider auch hier in der letzten
Zeit sich ganz erheblich vermehrt. Nach einzelnen
Behauptungen sollen in der Civilbevölkerung sich
gegenwärtig nicht weniger als 1800 Typhuskranke
befinden, dagegen wurden von amtlicher Seite nur
653 Fälle festgestellt.
Hamburg, 27. Febr. In der am Pferdemarkt
belegenen Kellerwirthschaft von Warnholz wurden
vorgestern in der Nacht acht Arbeiter ver
haftet, welche verdächtig erscheinen, einer geheimen
Verbindung anzugehören, welche sozialistische Zwecke
verfolgt. Bei einer Durchsuchung des Kellers wurden
zahlreiche verbotene sozialistische Schriften gefunden
und beschlagnahmt. Der Wirth wurde ebenfalls
verhaftet.
Altona, 25. Febr. Die Eisenbahndirektion
hat mit verschiedenen Sparkassen Verträge abge
schlossen, wonach diese Sparkasseneinlagen von jedem
Minimalbetrag die von den Beamten gemacht
werden, entgegennehmen. Die Einrichtung ist der
artig getroffen, daß den Beamten die Beträge bei
Auszahlung de» Gehaltes monatlich abgezogen
werden, welches Geld dann der Kassirer in einer
Summe an den Einnehmer der Sparkasse abliefert.
Ottensen, 27. Febr. In Folge der bevorstehenden
Einverleibung Hamburgs in den Zollverein sollen
bereits 72 Geschäfte sich zur Rückkehr nach
Hamburg entschlossen haben, da nach Vollziehung
des Zollanschlusses der Geschäftsbetrieb keine Filialen
mehr erforderlich macht. Ein großer Schaden für
unsere Stadt.
Glückstadt, 28. Febr. Fünfzehn hiesige selbst
ständige Bäcker haben sich in einer Petition an
den Prov.-Landtag gewandt, derselbe wolle den
provinzialständischen Beamten an der Korrections-
anstalt zu Glückstadt verbieten, das zu ihrem Haus
halt nöthige Brot zum Selbstkostenpreise aus der
provinzialständischen Dampfbäckerei in Bvckelholm
zu beziehen. Der Petitionsausschuß sah keine Ver
anlassung auf dieses Gesuch einzugehen und bean
tragte daher den Berichterstatter, Graf Brockdorf-
Kletkamp über diese Petition zur Tagesordnung über
zugehen, was geschah.
i- Neumünster, 28. Febr. Nach dem soeben
veröffentlichten Jahresbericht des hiesigen Credit
vereins (e. G.) hat derselbe in 1887 einen Ge-
sammtumsatz von 3097 256,94 Mk. gehabt, woraus
ein Reingewinn von 7967 Mk. erzielt ist. Der
selbe soll wie folgt vertheilt werden: Dividende
6 Prozent, an den Vorstand 12 Prozent deS Rein
gewinns als Gratifikation, gleich 956 Mk., an den
Frauen-Verein 100 Mark, an den Verband der
Creditvereine 120 Mk., zum Reservefond 1052 Mk.
und an den Spezialreservefond 2000 Mk. Diese
beiden Fonds haben am Schluß des Jahres eine
Höhe von 12693,99 Mk. resp. 5000 Mk. Die
Zahl der Mitglieder deS Vereins betrügt 504, ihr
Guthaben 67682,61 Mark. Daß trotz größeren
Umsatzes der Reingewinn ca. 600 Mark geringer
war als im Vorjahre, hat seinen Grund darin, daß
der Zinsfuß für Darlehen um 1 Prozent, für An-
lehrn aber nur um '/r Prozent beim Beginn de«
vorigen Jahres herabgesetzt ist. — Die hiesige Leder
fabrik von H. W. Brüning wird- auf der dies
jährigen Weltausstellung in Melbourne (Australien)
ausstellen. — Dem hiesigen Sattler H. Saggau
ist die Anfertigung einer größern Partie Tornister-
für das Holst. Jnf.-Reg. Nr. 85 (Garnison Rends
burg, Neumünster, Kiel) in Auftrag gegeben. — In
der nächsten Sitzung wird die hiesige Polizeibehörde
den städtischen Collegien ein neues Regulativ
fühlte sich wie von einem geheimnißvollen Kerker
umschlossen, dessen einengende Mauern sie nicht zu
nennen und nicht zu bezeichnen wußte. Er gestal
tete sich für sie zu einem Räthsel, und die Unmög
lichkeit der Lösung peinigte ihre Seele. Mehrmals
war sie mit dem Vorsatz an ihn herangetreten, eine
Erklärung zu fordern, aber dann lag schon in seinem
Blick eine so herbe und kalte Zurückweisung, daß sie,
wie zu Eis erstarrt, verstunimtc. Sie war sich in
diesem Augenblick gewiß, daß sie ihn bitter haßte,
und als jetzt Abdul Hassan nach langer Zeit wieder
einmal sich ihr näherte, war es ihr willkommen,
einigermaßen ihrer Bedrängniß durch Worte Lust
zu machen.
(Forts, folgt.)
Zur Kritik des heutigen Theaters.
Es ist eine traurige Thatsache, daß von Jahr zu
Jahr der Sinn für das classische Repertoir immer
mehr an Boden verliert und dafür die Posse in
ihrer zunehmenden Bornirtheit und Oede die „Bret
ter, die die Welt bedeuten," beherrscht. Beim classi
schen Stücke muß man nachdenken. Aber das
Nachdenken ist nicht jedermanns Sache. Zündende
Couplets, mehr oder weniger gepfeffert, ernten fre
netischen Beifall, erschütternde Lachsalven. Nicht,
daß wir denl feinen Lustspiel ein Wort des Nach
theils sagen wollten, — bewahre! Nicht daß wir
die Posse gänzlich vom Repertoir verwiesen wissen
wollten, — die Posse hat einmal ein Recht auf
Tollheit. — Sie darf grotesk fein, sie darf sich
jede Hyperbel gestatten, sie darf ungebunden in der
Kritik sein, aber — sie muß doch Methode haben,
^uch im Zerrbild müssen menschliche Züge wieder
gegeben werden, sie muß doch schließlich etwas be
deuten. Wer wollte nicht lachen, wenn die Lustig
keit echt ist, wer wollte sich nicht herzlich freuen,
wenn der Humor, dieses neckische Kind menschlichen
Geistes heiteren Angesichts seine Locken schüttelt.
Aber dieser Humor, der mit dem einen Fuße auf
der Bühne steht und, mit dem andern die Straßen-
pfützc betritt, gehört nicht auf das deutsche Theater,
er gehört in den Tingeltangel. Eine solche Posse
ist u. A. die Mannstädt'sche „Himmelsleiter".
Sie ist eine von den vielen, und weil sie eine von
den neueren ist, greifen wir sie heraus. „Der
Trank, der einem in der „Himmelsleiter" geboten
wird", sagt die „Freis. Ztg." „ist schal, wie ab
gestandenes Dünnbier" und sie hat Recht. Von
der Posse, die nobel einhergeht, wenn auch leicht
geschürzt, ist keine Ahnung. Und dabei haben die
Mannstädtschen Possen in Deutschland Erfolg über
Erfolg erzielt. Was beweist dies für den Werth
derselben? Es beweist gar nichts, als daß ein
Theil des Theaterpublikums sich jeder selbsteigenen
Denkanstrengung willig cntschlägt und, gleichsam in
einer Hypnose befindlich, sich Bilder ohne Sinn und
Zusammenhang vorgaukeln läßt. Jeglichen inhalt
lichen und musikalischen Werthes bar, charakterlose
Massenwaare, nicht kindliche Lust, sondern höchstens
ein Zerrbild derselben, so bieten sie die geistige
Speise für unser blasirtes Großstädterthum!
Kleine Gedankensplitter.
Frage Dich: Was kann ich leisten?
Vieles Fragen trügt am Meisten;
Auf die eignen Kräfte merk!
Und dann gehe still ans Werk.
wegen Erhebung städtischer Tanzabgaben in Neu-
münster vorlegen. Es wird jetzt auch schon eine
recht erhebliche Tanz- resp. Maskeradensteuer hier
erhoben.
Plön, 28. Febr. Herr Rob. M. Sloman
in Hamburg hat in Lanunershagen ein Gebäude
mit allen Einrichtungen für die Aufnahme von
40 Kindern hergestellt, welche dort während deS
Sommers sich erholen und kräftigen sollen. Die
Aufnahme von je 40 Kindern findet statt vom
1. Juni bis 15. Juli und vom 16. Juli bis 1. Sept.
Wohlerzogene Mädchen im Alter von 6—12 Jahren,
Kinder respektabler aber unbemittelter Eltern werden
berücksichtigt.
Kiel, 26. Febr. (Fk. Z.) Die Rückkehr der
Kreuzerkorvette „Luise" gibt aufs Neue zu ernst
haften Betrachtungen über unsere Kolonie Kamerun
Veranlassung. Die Mannschaften waren zum großen
Theil wieder fieberkrank gewesen und sind dermaßen
erschöpft in ihre Heimath zurückgekehrt, daß ihnen
ein dreimonatlicher Urlaub zur Erholung gewährt
werden mußte. Die Stimmung in Marinekreisen
geht mit Bezug auf Kamerun übereinstimmend dahin,
daß es nichts Schlimmeres geben kann, als in diese
Fieberhölle gehen zu müssen. Als erschwerendcr
Umstand kommt hinzu, daß die Verpflegung daselbst
eine erbärmliche ist, da cs an den nothwendigsten
Lebensmitteln fehlt.
Kiel, 28. Febr. Chrakteristisch ist der Inhalt
einiger Briefe, welche der des Ranbmordes ange
klagte Dunkelmann am Tage seiner Abreise nach
London seinen Verwandten in Altona zur Besor
gung zurückgelassen und in denen sich die Seclen-
angst und das böse Gewissen, welches ihn gefoltert,
wiederspiegelt. Der erste Brief lautet:
Liebe Ludwig und Frida.
Ihr habt ja so viel'Gutes an mir gethan, geht nach
diesem Plan. Ihr habt genug zu leben, vergeht Frau
Müller und Lina nicht. Lebt wohl ich werde Alles ein
Ende machen. Vergeht auch meine Blatter nicht die mir
immer so viel Gutes gethan hat. Betet zu Gott, dah
ihr auch nicht einmal den Pfad des Verbrechens betretet.
Euer unglücklicher Hanni.
Ein zweiter Brief war überschrieben:
An meine Mama!
Daß Du den einzigen Sohn fallen liehest, verzeihe
Dir Gott rc. Ich kann nicht mehr schreiben, bete für
Deinen Sohn. Hanni.
Aus der Beweisaufnahme ging hervor, daß die
Mutter bis in die letzte Zeit ihren Sohn unter
stützt hatte, um ihn auf bessere Wege zu führen,
daß aber alles umsonst war.
Ein dritter Brief ivar an die Großmutter ge
richtet, er enthielt:
Gute Mama!
Verzeihe mir, was ich that. Du weißt was ich für
eine Erziehung genossen rc. Lebe wohl und bete für
mich, ich will versuchen, ob ich es auch noch kann.
Dein Hanni.
In Dunkelmanns Notizbuch, welches er als
Tagebuch vom 18. Juli an geführt hatte, war
eingeschrieben:
18. Juli. Seit Abends 5 Uhr habe ich keine Ruhe
hier und im Jenseits. Ich muß eingestehen, Gott weiß,
wie ich gelitten habe. Es giebt einen Gott und auch
ein Gewissen. O, wäre ich ein Kind, wie schön hätte
ich es dann. Hanni.
chp Heide, 27. Febr. In den Tagen vom 25. bis 27.
d. M. wurde in unserer Stadt der VII. Schleswig-hol
steinische Provinzial-Malerverb a nd tag abgehalten;
es waren ca. 100 Herren erschienen. Nachdem der Vor
sitzende, Herr Carstens-Kiel den Jahresbericht erstattet
hatte, erfolgte die Vorlage des Kassenberichts und die
Wahl der Revisoren. Auf Antrag der Kieler Maler
innung wurde beschlossen, neben der Prämiirung von
Fachschulen, auch noch besonders befähigte Lehrlinge aus
denselben zu prämiiren. Zu diesem Antrag war von der
Heider Innung die Zusatzfrage gestellt: „Empfiehlt sich
in unserer Provinz auf den Malertagen eine Prämiirung
von Meisterarbeiten?" Die Versammlung gab ihre Zu
stimmung dazu. Der vorgelegte Entwurf eines llnter-
verbandsstatuts wurde berathen und nach dessen Annahme
der Vorstand gewählt, der demgemäß aus den Herren
C a r st e n s -Kiel (1. Vorsitzender), T a n ck (2. Vorsitzender),
Hem pel (Kaffirer), Schüler (1. Schriftführer), Holm
(2. Schriftführer), Petersen und Horst (Beisitzer) be
stehen wird. Sodann erfolgte die Feststellung des Haus
haltungsetats und ferner der Beschluß, Verhaltungsregeln
für die Lehrlinge des Unterverbandes einzuführen, ähnlich
wie solche bereits in der Kieler Malerinnung bestehen.
Diese Verhaltungsregeln sollen gedruckt und in genügen
der Anzahl an die einzelnen Jnnngen vertheilt werden.
Aus der hierauf beschlossenen Aenderung der Lehrcon-
trakte heben wir hervor, daß in letztere die Pflichten und
Rechte des Lehrherrn genau präcisirt werden, sowie daß
Eltern oder Vormünder der Lehrlinge den Lehrcontrakt
mit unterschreiben sollen unter gleichzeitiger Feststellung
von Strafen für etwaigen Contraktbruch. Ein weiterer
Punkt der Tagesordnung betraf eine anzustrebende be
sondere Unfallversicherung für den Deutschen Ma
lerbund. Vom Kieler Malertage ist diese bereits empfoh
len. Auch der schleswig-holsteinische Provinzialmalertag
entschied in diesem Sinne, wird jedoch vorläufig noch ein
Jahr an der bestehenden gemeinschaftlichen Unfallversi
cherung (für Maurer, Zimmerer, Maler, Schieferdecker)
festhalten, hofft jedoch, daß er später geringere Beitrags-
procente zu zahlen hat. Wie mit dem Malertage eine
Fachausstellung verbunden war, so versäumte man auch
nicht über Erfindungen und Erfahrungen, die das Ge
werbe betreffen, das Neueste niitzutheilen, so z. B. über
Kalkolith u. s. w. Im Laufe der Verhandlungen wurde
später der Vortheil des § 100 e der Gewerbeordnung
für die Innungen dargelegt und beschlossen, daß die dem
Verbands angehörige» Innungen die im K 100 e aus
gesprochene Berechtigung (Ausbildung von Lehrlingen
allein durch Jnnungsmeister) für sich in Anspruch neh
men. Dies ist bis jetzt in Schleswig-Holstein in wenigen
Orten geschehen, z. B. in Rendsburg und in Neumünster.
Um das Malerfachblatt zu heben und seine Existenz zu
sichern, wurden die Innungen aufgefordert, demselben
Berichte über ihre Versammlungen und besondere Vor
kommnisse, sowie die Jahresberichte zum Abdruck zur
Verfügung zu stellen. Schließlich wurde als Vorort Hu
sum gewählt, wo der nächstjährige schleswig-holsteinische
Provinzialnmlerverbandstag statutengeniätz Bütte Februar
oder spätestens Anfang März 1889 abgehalten werden
wird.
Brux, 25. Febr. Gestern Abend gegen Mitter
nacht passirte hier ein sehr bedauernswerther und
schrecklicher Unglücksfall. — Außer vielen anderen
Gästen war zum Fastnachtsball bei Herrn Dittmann,
unserm neuen Wirth, auch der frühere Besitzer,
Herr F. Prinz, von seinem jetzigen Wohnorte
Westensee herübergekommen. Beim Rüsten zur
Nachhausefahrt besteigt nun Herr Prinz vor dem
Fuhrmann, der noch drinnen ist, den Wagen, um
sich gut einzupacken. Leider wurde der Knecht ver
anlaßt, auf einen Augenblick seinen Stand vor den
Pferden zu verlassen. Die Pferde jedoch, nicht an
gebunden, gehen mit dem Wagen durch und werfen
nicht weit außerhalb des Dorfes das Fuhrwerk um.
Als die Leute nachgelaufen kommen, finden sie Herrn
Prinz in seinem Blute liegen. Kurze Zeit darauf
haucht er in den Armen seiner Nachbarn sein Leben
aus. Der jähe Tod des weit bekannten und all
gemein beliebten Herrn Prinz wird gewiß allseitige
Theilnahme erregen. (N. Z.)
X BüdelSSorf, 24. Febr. Der beliebte Recitator
aus plattdeutschen Werken, Herr Carl Rethwisch,
wird am 11. März im „Neuen Kruge" hiesclbst
einen Vortrag halten. Freunden Fritz Reuter'S
wird dieser Vortrag sicher sehr willkommen sein.
ID Rendsburg, 28. Febr. Heute fand im Neu-
werkcr Mädchenschulhau« die Wahl einer Lehrerin
statt, zu welcher Frl. Tinnesen-Büdelsdorf, Frl.
Ein atz-Horst und Frl. Eitzen-Heide präsentirt
waren. Nachdem jede derselben eine Lehrprobe in Bibl.
Geschichte, Anschauungsunterricht und im Rechnen
abgehalten hatte, wurde Frl. Eitzen gewählt
<35 Rendsburg, 27. Febr. An der heutigen
Versammlung des Ausschusses des Haide-Cultur-
Vereins für Schleswig-Holstein in Bergmann's
Hotel hier nahm von Seiten der Königlichen Re
gierung Sr. Excellenz Herr Oberpräsident Stein
mann, die Herren Reg.-Rath Petersen, Ober
forstmeister Hahn und Reg.-Assessor Scheiff theil.
Der Landesdirector v. Ahlefeld in Kiel als Ver
treter der Provinz hatte einer Reise wegen nicht
erscheinen können. Von dem Vercinsvorstande fehlte
ein Mitglied, während von den Ausschußmitgliedern
nur 7 anwesend waren. — Laut Jahresbericht sind
im Jahre 1887 von den Privaten 110 ha aufge
forstet. 40 verschiedene Pflanzungen sind durch
Baarmittel oder Vorarbeiten direct unterstützt, wo
gegen eine bedeutende Anzahl Pflanzungen durch
Rath und Anweisung wie Pflanzmaterial gefördert
worden sind. 16 Vereine der Schutz- und Knick
pflanzung mit 800 Mitgliedern haben sich dem
Haidekultur-Verein unterstellt. Die Resultate der
Arbeit derselben ergeben 57 Schutzpflanzungen von
650 Ar, 3500 Meter Straßenpflanzung mit Allee-
bäumen, 137,000 bepflanzte Wälle und 6700
Meter lebende Hecken in den Dörfern und Gärten.
Auch hier in diesen Arbeiten sieht man die Nütz
lichkeit de» Haidekultur-Bereins, da eS doch allein
sein Verdienst ist, ans dem öden Boden in der freiesten
Lage diese Pflanzungen hervorzurufen. Die meisten
Pflanzungen dieser Art liegen nämlich auf dem
Mittelrücken der Provinz Schleswig. — Die Ab
gabe an Pflanzen aus den eigenen Baumschulen des
Vereins beläuft sich auf 2 Millionen Stück und
muß dabei der Ankauf von Pflanzen noch ein be
deutender sein, da allein ein Zuschuß zu den Preisen
von 1018 Mk. gezahlt ist. Auch auf die Leistungs
fähigkeit des Provinzialforst Langenberg fiel ein Licht
streif, indem der Verein ans derselben allein 140,000
ältere Fichtenpflanzcn beziehen konnte. -— Die Kassen
verhältnisse des Vereins sind durch die Opferwillig
keit der Geldinstitute der Provinz beim Jahresab
schlüsse günstig gewesen. Die vor Jahren von dem
Kaufmann Lembke in Kiel dem Haidekultur-Verein
gemachte Stiftung von 1000 Mk. für eine An
pflanzung, wird nach Beschluß der Versammlung
ihre Verwendung vermuthlich auf der Insel Föhr
finden. Die Spar- und Leihkasse zu Wyk a. Föhr
hat sich erboten, daS für einen Lembke-Hain erfor
derliche Land anzukaufen, auch darin eingewilligt,
dasselbe event, als Sicherung für die fortdauernde
Erhaltung dem Flecken Wyk zu überweisen, welcher
seinerseits für die Erhaltung jährlich eine Summe bis
zu 300 Mk. zahlen will. Das Legat selbst ist durch
Zuschüsse von dem Verein und den Zinsen bereits
auf reichlich 2450 Mk. gestiegen.
Kleine Mittheilungen aus der Provinz rc.
In Hohenfelde ließ sich kürzlich ein 30j äh rig er
Mann, der seme Knabenjahre in Amerika zugebracht
hatte, nachträglich konfirmiren. — Am 4. März d. I.
feiert das Ehepaar I Nöttelmann und Frau in Valer-
moor seine goldene Hochzeit. — Der schlesw.-holst.
Hauptverem zur Fürsorge für die aus der Blindenanstalt
zu Kiel entlassenen Zöglinge verausgabte im Vorjahre
2211,64 Mk. an Unterstützungen. — Die Tönninger
DarlehnSbank hatte im letzten Jahre einen Umsatz von
rund 30'/, Millionen Mark gegen 19'/, Millionen Mark
ini Vorjahre. Der Reingewinn beträgt 28528 Mk., an
Dividende sind 15 Proz. vorgeschlagen.
Mittheilungen aus dem Publikum.
Die Redaction stellt die Benutzung dieser Rubrik, soweit ti
der Raunt gestattet, dem Publikum zur Besprechung von Anae-
legenheiteu allgemeinen Interesses zur Verfügung, verwahrt sich
aber ausdrücklich dagegen, init dem Inhalt identificirt zu werden
und übernimmt dafür keinerlei Verantwortung.
(Eingesandt.)
Geehrter Herr Redacteur! In Nr. 20 Ihre«
geschätzten Blattes ist ein Referat Ihres Hj-Corre-
spondenten über Nordostseekanal-Verhältnisse ver
öffentlicht, welches nach mancher Richtung hin an
Ungenauigkeit leidet. Zunächst ist, kurz gesagt, bei
der streitigen Wasscraffaire die Nennung von Namen
und Angabe der örtlichen Verhandlung zu tadeln.
Sodann sind einige andere, auch mit der „Kieler
Zeitung" conforme Aufstellungen seitens des Herrn
Regierungsrath Locwe unzutreffend genannt. * Die
„Nord-Ostsee-Zeitnng", welche ihrerseits in Nr. 48
replicirt und dabei aus guter Quell- zu schöpfen scheint,
sagt, daß die Kanalkommissivn wegen der für zN
hoch angesehenen Anforderungen der Stadt Rends
burg, sowie in Berücksichtigung weiteret
U m st ä n d e, die Kanallinie derart verlegen wird,
daß sie das Stadtgebiet nicht durchschneidet-
— Ihrem ^Correspondenten in Nr. 25 des Wochen
blattes ist der verzeihliche Fehler passirt, daß er dik
Längendifferenz der ins Auge gefaßten neuen, gegen
über der bisher geplanten Linie auf 6 hm angiebt
(er hat wohl 600 Mir. sagen wollen*). Dik
Summe der Kostenersparung soll „einige Millionen"
ausmachen, was ohne weitere Aufklärung auch ni#
geglaubt werden kann.
Falls da« neue Project, die Kanallinie südlich
bei Rendsburg vorbei nach Schülp zu führen, ver
wirklicht werden sollte, so weiß die Kanalkommissio"
sehr gut, daß die Wasser- und Hafcnderhältnķ
für Rendsburg genau dieselben sein werden, a/s
wenn der Kanal unmittelbar an der nördlichen Seit*
oder durch die Stadt gebaut würde. Sie kaN»
daher auch auf eine Herabmindcrung der Anforde
rungen der Stadt nicht zählen und thut eS auch
nicht. Die etwa erzielte Ersparniß würde auch
gegenüber dem großen nationalen Werk verschwindend
*) War ein Schreibfehler, wie wir nachher ersahen. D-