Melchior fragte nicht wieder und sprach überhaupt
kein Wort auf der langen Fahrt. Zuweilen fühlte er
wie einen Schwindel eine rasende Wuth, verbunden
mit der kaum zu beherrschenden Lust, in der That
das ganze Geführt in einen Abgrund stürzen zu
lassen. Die Kraft des ManneSbewußiseins einem
plötzlich aufgetauchten schweren Verhängnis gegen
über war jedoch mächtiger in ihm, als die Leiden
schaft. Er hatte wie ein glaubensseliges Kind ge
handelt, sagte er sich in seiner Selbstbetrachtung,
unbekannt mit den schrecklichen Möglichkeiten der
Verhältnisse und noch unbekannter mit den Ver
zerrungen, zu welchen menschliche Charaktere durch
eben diese Verhältnisse gebracht werden. War er
aber in eine Mausefalle gerathen, so tvollte er doch
nicht sterben wie eine Maus.
Er versuchte, sich zu vergegenwärtigen, von welcher
Art die Empfindungen Jsidora's in diesem Augen
blicke sein mochten. O lügenhafte Welt — jammerte
es in ihm —, wie sollte ein Blaun, schlicht und
einfach, eine Ahnung davon gewinnen, daß ein
junges Weib, schön und gottgefällig, wie ein ordi
närer Krämer, listig und verschlagen, seine Existenz
zu bestmöglichem Preise verhandelt! Ich habe nicht
verlangt, daß sie mich wie eine Romanheldin auf
den ersten Blick liebe, ich wollte ihr Zeit gewähren,
ich wollte mich nach und nach in ihr Herz ein-
wurzcln. Daß aber dieses Herz frei sei, das
durfte ich glauben, tveil sie mir das Schalten und
Walten darüber einräumte, weil sic mir ihre Hand
gab. Mit Schweigen und Gewährenlassen hat ne
mich höllischer betrogen, als eine Dirne, die mit
erlogenen Schwüren täuscht.
Ja, sie ist schuldbeladen — fuhr er in seinen
Gedanken fort —, aber sie hat es auch zu büßen.
Sie hat nicht ein Opfer gebracht, wie einer, der
sein Leben hingiebt, und mit einem einzigen Schlag
ist es abgethan. Ihr Opfer wiederholt sich von
Tag zu Tag durch die lange Zeit einer unglücklichen
Ehe hindurch bis zur Erlösung durch den späten Tod.
Plötzlich fiel ihm ein, wie es bei der Bertrags-
schließnng zugegangen war. Hat nicht der alte
Schuft, der sein Kind verhandelte, mit Händen und
Füßen an die Möglichkeit der Scheidung sich ge
klammert? Um keinen Preis wollte er davon ab
gehen. Ich ahnte nicht, ivas es bedeuten soll.
Darauf also hat man hingearbeitet? Das war der
verruchte Plan? Man wird sich täuschen, das
schwöre ich!
Er lachte höhnisch auf, mit einem Klang, daß
selbst Abdul Hassan davor erschrak.
Einen Augenblick versank der junge Mann in
gedankenloses Hinbrüten. Noch zuckten die Blitze,
noch scheuten die Pferde, noch bedurfte die Führung
der größten Aufmerksamkeit. Untvillkürlich und un
bewußt gab sich Melchior dieser Art von Erholung
hin, wenn durch Anspannung der Sinne und der
körperlichen Kraft das Wogen und das Brausen
des Gemüthes weniger empfunden tvird. Zugleich
dröhnte das Heulen des Sturmes, als ob es die
Natur übernommen hätte, die Schmerzcnsrufe seines
Herzens laut tverden zu lassen. Der innere Sturm
aber wollte wieder sein Recht, und bald war Mel
chior wieder im Entwerfen der düsteren Bilder, nach
welchen sich die Zukunft gestalten sollte.
Ihre Buße — sagte er sich — muß sie durch
machen, muß sie aushalten bis zum letzten Moment.
Scheidung? Soll ich mit Fingern auf mich zeigen
lassen: Der dumme Bauer hat es mit all seinem
Latein nicht verstanden, das vornehm erzogene
Mädchen an sich zu fesseln!? Sollen die adeligen
Gesponsen der bürgerlichen Sattlerstochter mit hoch-
müthiger Verachtung mich verhöhnen und bedauernd
sagen: Sie war wie zu uns gehörig und Paßte
nicht für einen Mann aus dem gemeinen Volk!?
Lieber will ich Euch den rothen Hahn auf das
Dach setzen. Scheidung? Nicht für alle Güter
dieser Erde. Sie muß die Buße tragen bis an's
Ende. Ich Preise das Gesetz, das dem Weibe nicht
gestattet, ohne Einwilligung des Mannes sich von
ihm zu trennen.
(Forts, folgt.)
Vermischtes.
— Der Hase aus dem Eise. Die Mannschaft
eines Dampfers gewahrte am Montag unterhalb
Stade einen Hasen, welcher auf einem dünnen
Eisstück hockend, dem Meere zutrieb. Das Thier
saß ruhig und schien sich in sein unabänderliches
Schicksal zu fügen. ■ Der Dampfer machte nunmehr
Jagd auf das Thierchen und es gelang denn anch,
dasselbe an Bord zu holen. Es hatte mehrere
Wunden am Halse und man nimmt an, daß ihm
diese durch Bisse von einem anderen Thiere zuge
fügt worden sind und daß es sich aus Angst auf
das Eis geflüchtet hatte. Da man den zweinml
aus Lebensgefahr geretteten Hasen nicht tödten wollte,
uni ihn später der Bratpfanne zu übermitteln, so
wurde das Thier einem aufgehenden Lootsen mit
der Weisung übergeben, dasselbe an's Land zu
bringen.
— Ein empfindsames Mißgeschick, allerdings
durch eigene Unvorsichtigkeit verschuldet, hat einen
jungen Dresdener Kaufmann, welcher dieser Tage
Hochzeit gemacht, betroffen. Er hatte die Mitgift
seiner jungen Frau im Betrage von 10000 Mark
in Reichsbankscheinen in die Hosentasche gesteckt, aus
welcher sie nach Schluß der Hochzeitsfeierlichseiten
spurlos verschwunden war. Das Geld ist auch noch
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bitte daher das verehrte Publikum beim Einkauf darauf
genau zu achten, daß meine Firma auf den Beuteln steht
und sich nicht durch Reclame, welche der liebe Brotneid
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