Raubmord ist auf der Mecklenburgischen Land
straße^ die von Schwerin nach Lübeck führt, verübt
worden. Als gestern der Fuhrmann Bohnhoff von
Crivitz abgefahren und die Chaussee erreicht hatte,
von den verbündeten Parteien, um die Oppositions
parteien niederzuhalten. Schon jetzt begrüßte Herr-
Tramm weitere Verfassungsänderungen der Zukunft,!
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Montag-, Mittwoch- und Freitag-Abend.
No. ÄŞ.
Mittwoch,
Rendsburg, IS. Februar.
Diejenigen, welche vor einer Überschätzung der
bekehrenden Wirkung der großen Rede des Reichs
kanzlers vom 6. d. M. gewarnt haben, um Ent-
^şchnngen und neuen Beunruhigungen des wirth-
'chaftlichen Lebens vorzubeugen, scheinen Recht be
halten zu sollen. Denn wenn auch in Rußland,
ksonderS in den leitenden Kreisen, die Rede mit
offenkundiger Befriedigung hingenommen worden ist
und die offiziöse russische Presse diese Befriedigung
gütlich wiederspiegelt, so scheint sie doch nicht die
nachts besessen zu haben, den Mißmuth des Zaren
über die Rußland ungünstige Entwickelung der Orient
politik, für die der Zar die Friedensmächte verant
wortlich macht, in Wohlwollen und Entgegenkommen
M verwandeln. In allen Tonarten wiederholen jetzt
Ştzland auch ferner sich durchaus thatenlos ver-
halten werde, und daß die Westmächte den Anfang
Sachen müßten. Bei aller Anerkennung für den
àsten Bismarck will der Zar also die ihm von
Letzterem dargebotene Hand nicht annehmen! Ein
Petersburger Brief der „Pol. Corr." führt noch
werter aus, daß die beruhigende Wirkung der Rede
esmarck's nur eine vorübergehende sein könne, da
Umsts in der politischen Gesammtlage geändert sei;
upland müsse greifbarere Bürgschaften für die
Redlichen Absichten der Kabinette von Berlin und
Bsren abwarten, bevor es sich einer sorglosen Be-
fnedigung hmgebe. Der journalistische Minenkrieg
von Neuem aufgenommen. Und trotzdem
© ier °'ņg-sehen haben, daß Rußland für den
Krieg nicht vorbereitet sei und der Fürst Bismarck
aus einen solchen ebenso wenig hinarbeite, wie er
felder es wolle! Das reime, wer vermag. Aber
pcher scheint trotzdem und alledem zu sein, daß der
mieden im Augenblick für befestigt gilt, wenn auch
me bulgarische Frage wieder noch etwas tiefer in
oem Sumpfe, in welchem sie steckt, sinken sollte.
Ņuch der Fürst Lobanow soll sich dieser Tage in
Şien in diesem Sinne geäußert haben, obschon cr
hrnjufügen mußte, daß Rußland nichts thun werde,
" m den bulgarischen Kahn wieder flott zu machen.
Sa» Remo, 14. Febr. Von Sonntag liegen
och folgende Privatnachrichten vor: Nach einem
etegramm des Wolsf'schen Telegraphenbureaus aus
an Remo vom Abend ivar das Befinden ein
fortdauernd befriedigendes. Professor v. Bergmann
Dtc dem Kronprinzen eine neue etwas kürzere
/^ìkle ein. Professor v. Bergmann sprach sich
sthr befriedigend über die Operation und den
ntzigen Zustand des Kronprinzen aus. Der Kranke
ar wie immer in freundlicher, fast heiterer Stimmung.
Am Nachmittag brachte der Kronprinz drei
künden außerhalb deSBettes im Sessel
den Bormittag verbrachte Professor
; Bergmann, den Nachmittag Mackenzie im Kranken-
uUnner. Der Großherzog von Hessen telegraphirte
ew Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt am
onnabcnd Nachmittag u. a.: „Bergmann war eben
ee mir; er ist mit dem Verlauf der Operation
aUfNeden". Der „Nationalzeitung" wird ebenfalls
don Sonntag Mittag gemeldet: v. Bergmann findet
Aussehen der Wunde sehr günstig. Derselbe
0let6t bis auf Weiteres hier und theilt sich in die
Artung am Krankenbett. Der Appetit beginnt
■ ) bei dem Kranken zu regen.
, ^ In Hofkreisen, so wird der „Post" und
" „Kreuzztg." geschrieben, sind alle Ballgesell-
Mften und anch größere Mittagsgesellschaften ab-
ofteUt worden. So hat der österreichische Bot-
kchofter^ ein Diner absagen lassen, welches zu Ehren
şîs Prinzen und der Prinzessin Wilhelm stattfinden
Ņ ^ Ein Bericht Dr. Mackenzies über den
F^lauf der Krankheit des Kronprinzen mit dem
tzten Gutachten Virchows als Einleitung wird in
migkn Tagen mit Genehmigung und auf W u n s ch
^ Kronprinzessin, wie das „Berl. Tgbl."
^.Ahet, im „Reichsanzeiger" veröffentlicht werden.
wchow erklärt darnach, er habe trotz der sorg-
, wsten Untersuchung keine Alveolar-Struktur, also
^îņ^n.Beweis für die bösartige Natur
ae ei d ens in den untersuchten Stücken gefunden.
- ackenzie erörtert in seinem Bericht den Lauf der
^ seit dem letzten Mai und faßt sein Urtheil
kan Schluß in folgende Worte zusammen: „Ich
9tsH nUr "ussprechcn, die medizinische Wissenschaft
... ktkt mil- benii> seine andere Ausübt III änvern
als v" knir heute keine andere Ansicht zu äußern,
. le fe: Die Krankheit des Kronprinzen
chronische, tief sitzende Kehlkopf
es 1' ,vv l uv rr
Rundung, zu welcher Perichondritis
ch - " e n ist." Mackenzies Bericht wird auch
einem Berliner medizinischen Journal erscheinen,
beà. Brüssel wird der „Magdeb. Ztg."
Can î" - Der berühmte Kehlkopfarzt Professor
reiö ^ v d, Präsident deS Laryngologen-Congreffcs,
sià San Remo ab, angeblich zur Unter-
Mng des Leidens deS Kronprinzen.
Drd,°Ņ'V 14 ' 8ebr. Der Kriegsminister ertheilte
rwölk « Equipirung und Ausrüstung von
• ^ŗmeekorps in Kriegsstärke für den
«ràl in°bîļ'nachung vorzubereiten.
ÌHitm. «>’ Şà Der frühere Brüsseler De-
wit hi* er ^f c « >var wegen der von ihm
Fra "n Blute vollführten Erschießung seiner
kk Zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurtheilt
worden. Entgegen dem Gesetze hatte ihm das
Ministerium gestattet, diese Strafe in leichter Weise
im Gefängniß zu Mons abzubüßen. Nachdem er
daselbst 18 Monate zugebracht, ist er von dem
Könige unter der Bedingung begnadigt worden,
daß er sofort nach seiner Entlassung das Land ver
läßt. Noch am selbigen Abend ist Bandersmissen
nach Paris, woselbst er sich niederläßt, abgereist.
Paris, 14. Febr. Caffagnac ersuchte den Prinzen
Napoleon, seinem Sohn Louis zu befehlen, die
italienische Armee, welche offen gegen Frankreich
organisirt sei, zu verlassen und seinen Degen an
derswo zur Verfügung zu stellen, wo die Spitze
desselben nicht gegen das Herz des Vaterlandes ge
richtet sei. (N.-O.-Z.)
Petersburg, 14. Febr. Zu der Kanzlerrede
vom 6. d. M. über die auswärtige Lage bemerkt
ein Petersburger Brief der offiziösen Wiener „Polit.
Korresp.": die beruhigende Wirkung der Rede könne
nur eine vorübergehende sein, da nichts in der
politischen Gesammtlage geändert sei;
Rußland müsse substanziellere Bürgschaften für die
friedlichen Absichten der Kabinette von Berlin und
Wien abwarten, bevor cs sich einer sorglosen Be
friedigung hingebe. — Die letzte Wendung ist wohl
so zu verstehen, daß Rußland vorderhand seine
Truppenverstärkungen an der Wcstgrenze fortsetzt.
Was der Petersburger Offiziöse des Wiener Organs
unter „substanzielleren Bürgschaften" versteht, ist
nicht recht klar.
Berlin, 13. Febr. Kaiser Wilhelm erledigte
am Montag die Regierungsgeschäfte in üblicher
Weise und empfing eine Anzahl höherer Offiziere,
sowie den Besuch der Frau Prinzessin Wilhelm.
Ueber Mittag fuhr der Kaiser spazieren. Die De
putation des russischen Kaluga-Regiments, welche
dem Kaiser ihre Glückwünsche zu seinem 70jährigen
Jubiläum als Chef des Regiments überbringt, be
steht aus dem Commandeur, zwei Offizieren und
einem Feldwebel. Der Kaiser wird die Abordnung
kommenden Sonntag empfangen.
— In der Reichstagssitzung vom Montag
fand die zweite Berathung des Sozialistengesetzes
Üatt. Minister v. Putt kam er ergab sich resignirt
in die Ablehnung der vorgeschlagenen Verschärfungen
deS Sozialistengesetzes, als in eine Thatsache, die
nicht mehr zu ändern ist. Ebenso erklärte er mit
einer einfachen Verlängerung von 2 Jahren fürlieb
zu nehmen, wenn er eine längere nicht erhalten
könne. Herr v. Puttkamer enthielt sich dabei jeder
Polemik gegen die Nationalliberalen und knüpfte
dafür um so lieber an die Ausführungen des Abg.
W i n d t h o r st gegen die Verlängerung des Gesetzes
an. Abg. Träger legte in kurzer Weise den
Standpunkt der freisinnigen Partei dar, welche jede
Verlängerung des Sozialistengesetzes ablehnt. Abg.
Bebel erklärte, daß er cs vorziehe, sein weiteres
Material in der dritten Lesung vorzubringen, welche
der Diskusiion geschäftsordnungsniäßig einen größeren
Raum gestattet. Bei der namentlichen Abstimmung
über Artikel I des Gesetzes wurde die zweijährige
einfache Verlängerung des bestehenden Gesetzes mit
164 gegen 80 Stimmen angenommen. Dafür
die KartcUparteien und ein Theil des Centrums.
— Der Geschäftsplan für den Reichs
tag wurde am Montag Morgen in einer Sitzung
des Seniorenkonvents erörtert. Danach ist in Aus
sicht genommen, die Session bis zum 20. März,
also bis zum Dienstag vor Palmsonntag und un
mittelbar vor Kaisers Geburtstag zu Ende zu
führen. Man geht dabei davon aus, daß das
Gesetz über die Altersversorgung nur die erste Be
rathung passiren soll, und daß sich die vollständige
Erledigung von Vorlagen auf die bereits jetzt ein
gebrachten Gesetzentwürfe beschränkt.
— Der Reichstag beendigte am Dienstag die
zweite Berathung des Sozialistengesetzes. Die von
der Regierung vorgeschlagenen Verschärfungen des
Gesetzes wurden von der großen Mehrheit des
Hauses abgelehnt, ebenso auch ein Antrag des Abg.
Dr. Windthorst, die Bestimmungen über die Ver
hängung des Belagerungszustandes aus dem Gesetze
zu beseitigen. Selbst die Mehrheit der Konservativen
stimmte auS taktischen Gründen gegen die Ver
schärfungen der Vorlage und veranlaßte dadurch den
Minister v. Puttkamer zu der Erklärung, daß
er an der Weiterberathung der bezüglichen Para
graphen kein Interesse mehr habe.
— Die zweite Berathung der Berfassungsände-
rnng fand im Abgeordnetenhause am Sonn
abend statt. Die Diskussion zur Sache selbst ge
wann erst eine größere Lebhaftigkeit durch die Rede
des Abg. Rickert, welcher insbesondere die agita
torische Thätigkeit Stöckers in Erwiderung auf dessen
letzte Reichstagsrede in glücklicher Weise charakteri-
sirte. Ein besonderes Unglück hatten die National
liberalen in der Debatte mit dem parlamentarischen
Debut eines Abg. Tramm, Senator in Hannover,
der an seinem Wohnort für ein großes politisches
Licht gelten soll. Das Anspruchsvolle des Auf
tretens stand in schneidendem Widerspruch mit dcni
Inhalt der Rede. Dieselbe war nur eine glatte
Verwässerung der Bemügsen'schen Rede aus dem
Reichstage. Herr Tramm plauderte offenherzig aus
welche er im Bunde mit den Konservativen in Aus
sicht stellte. Nachdem Abg. Lieber (Centrumspartei)
nochmals kräftig gegen die Verfassungsänderung ge
sprochen hatte, feierte der vortragende Ministerialrath
Abg. Freiherr von Zedlitz die Verlängerung der
Wahlperiode als eine Kräftigung das Parla
mentarismus gegenüber der Regierung.
In namentlicher Abstimmung wurde die Verlängerung
der Wahlperiode alsdann von den Kartellparteien
angenommen. Die genauere Einsicht der Abstim
mungsliste dürfte demnächst manches Interesse bieten,
da sich auch int Abgcordnetenhause mehrere National
liberale, so z. B. die Herren Hobrecht und Weber-
demonstrativ von der Verhandlung fern gehalten
haben, wie man sagt, weil ihnen das Vorgehen der
Kartellparteien in dieser Frage völlig unbegreiflich
erscheint.
Berlin, 14. Febr. Zu der Kanzlerrede vom
6. d. Mts. über die auswärtige Lage giebt die
„Köln. Ztg." in einem offiziösen, gegen die eng
lische Presse sich wendenden Artikel eine Art Kom
mentar, worin unter Hinweis auf den Wortlaut des
deutsch-österreichischen Bündnisvertrages erklärt wird,
daß ein russischer Einfall in Bulgarien
kein Angriff auf Oesterreich ist, daß also,
so muß aus dieser Erklärung geschlossen werden, für
diesen Fall auch die aus dem Bündnißvertrage für
Deutschland sich ergebenden Pflichten nicht zu erfüllen
sein würden.
— An die Offiziere unserer Garderegi-
menter soll einem Berliner Blatte zufolge, die
Weisung ergangen sein, sich in gegenwärtiger Zeit
von größeren öffentlichen Tanzfestlichkeiten und Bällen
fernzuhalten.
_ — Mit ersichtlicher Beruhigung werden überall
die Nachrichten ans San Remo aufgenommen,
welche die Gewißheit bringen, daß die Tracheotomie
an sich ohne üble Folgen geblieben ist. Die noch
immer ungeschwächtc Konstitution des hohen Patienten
hat diesen Theil der Krisis anscheinend glücklich
überwunden. Weder Fieber noch Bronchitis hat sich
eingestellt und so können wir fast mit Sicherheit
darauf rechnen, daß — unerwartete Zwischenfälle
abgesehen — die Krankheit während der nächsten
Zeit einen ruhigeren Verlauf nehmen werde.
— Der Reichstagsabgeordnete Amtsrichter Rein-
hold in Barmen hat das Reichstagsmandat für
Altena-Iserlohn wegen fortdauernder Krankheit nieder
gelegt. Herr Reinhold ist in dieser Session weder
im Landtag . noch im Reichstag erschienen. Die
Gültigkeit seiner Wahl war angefochten worden,
eine Verhandlung in der Wahlprüfungskommission
hatte aber darüber noch nicht stattgefunden. Bei ber
Wahl in Altena-Iserlohn wurden von 29852 Wahl
berechtigten 24485 Stimmen abgegeben. Davon
erhielt Herr Reinhold 12 318 Stimmen, der bis
herige freisinnige Vertreter Dr. LangerhanS 10517,
während 1629 auf den sozialistischen Kandidaten
sielen. Reinhold ist also nur mit 75 Stimmen
über die absolute Mehrheit gewühlt worden. Es
ist befremdlich, daß Herr Rcinhold sich erst ent
schlossen hat, sein Mandat niederzulegen zu einem
Zeitpunkt, wo die Reichstagswahl auf der Grund
lage der früheren Wählerlisten nicht mehr stattfinden
kaun. Bekanntlich müssen, wenn die Ersatzwahl nach
Ablauf eines Jahres seit der letzten allgemeinen
Wahl (21. Februar) stattfindet, neue Wählerlisten
aufgestellt werden, und es verzögert sich hierdurch
die Ersatzwahl um 6 Wochen. Der Wahlkreis
Altena-Iserlohn wird in Folge dessen voraussichtlich
während dieser ganzen Reichstagssession unvertreten
bleiben, denn die Neuwahl zuni Reichstag kann
frühestens gegen Ende März (vier Wochen nach
Offenlegung der neuen Wählerlisten) stattfinden und
wird wahrscheinlich erst nach Ostern möglich sein.
t —■ Ein Fabrikant Turck in Lüdenscheid hat
seinen Arbeitern verboten, das dortige Lokalblatt
zu halten, weil dieselbe eine Arbcitsverlängerung
in seiner Fabrik getadelt hatte. Zugleich hat
Herr Turck seinen Arbeitern bei Strafe der
Entlassung befohlen, eine Erklärung zu seinen
Gunsten in einem anderen Lüdenscheider Blatt zu
veröffentlichen.
Siegen, 12. Febr. In einer der vergangenen
Nächte wurde der Bergmann L. Schmidt auf
Grube „Dreisbach" durch Herabfallen von Gestein
verschüttet. Zwölf Stunden lang hat der
Aermste lebend unter dem Schutte zugebracht und
wiederholt Lebenszeichen von sich gegeben. Leider
waren die sehr gefahrvollen, mit fieberhaftem Eifer
betriebenen Rettungsarbeiten schließlich doch noch
vergeblich; denn als man bis zu dem Verschütteten
vorgedrungen und nur noch ein Arm blosznlegen
war, gab der Verunglückte plötzlich den Geist
auf. Drei Kinder und eine Frau beweinen den
Ernährer der Familie.
Hanau. In einem nahen bayerischen Dorfe
machten sich einige junge Leute den Spaß, den
Taufact nachzuahmen, was ihnen aber theuer
zu stehen kam. Der Unfug wurde zur Anzeige ge
bracht und das Gericht verurtheilte den „Pfarrer"
zu 3 Wochen, den „Lehrer" zu 2 Wochen und die
„Hebamme" zu 5 Tagen Gefängniß.
Lübeck, 13. Februar. Ein Aufsehen erregcnder
wo auf beiden Seiten hohe Tannen die Straßen
einsäumen, wurde er hier das Opfer eines bestiali
schen Ueberfalls. Der Mörder hatte sich von hinten
unbemerkt herangeschlichen, war auf den Planwagen
geklettert und hatte durch den Plan nlehrere Schüsse
ans einem Revolver ans den Fuhrmann abgegeben.
Sodann muß der Mörder einen fchrecklichen Kampf
mit seinem Opfer Brnst gegen Brust geführt haben,
denn rings um den Wagen, der später von der
Crivitzer Post stillstehend auf der Chaussee gefunden
wurde, waren noch große Blutlachen, und anch der
Schnee war bis auf 20 Fuß ab vom Wagen mit
Blut gefärbt. Den unglücklichen Bohnhoff, einen
herkulischen Mann, hat man aufs schrecklichste zu
gerichtet todt neben feinen Pferden liegend, seiner
Baarschaft von 400 Mk. beraubt, aufgefunden.,
Brust und Hals sind von Messerstichen verletzt.
Der Kops ist von einem anscheinend schweren nnd
stumpfen Instrument vollständig zertrümmert worden.
Es scheint, daß Letzteres nachträglich geschehen ist,
denn schon einige Messerstiche an der Oberbrust
deuten ans eine frühzeitige Erlahmung des Wider
standes des Ermordeten. In Lübeck wurde zur Ent
deckung des Mörders Alles aufgeboten, jeder fremde
Fußreisendc wurde rekognoscirt, und so gelang ge
stern die Festnahme eines Menschen, der' sich durch
Aussagen verdächtig machte und aller Wahrschein
lichkeit nach der ruchlose Verbrecher ist. Es ist ein
junger Mann, Joh. Bäkler, ein Fuhrmannssohn
von 26 Jahren. Der Verdächtige ist unter Beglei
tung nach Schwerin transportirt worden, wo ihn
eine große Menschenmenge in Empfang nahm. Die
gerichtlichen Unterfnchungen werden fortgesetzt.
Hamburg, 13. Febr. Am Sonntag-Morgen sah
man in einem Kanal im Hammerbrook einen Ar
beiter mit den Wellen känipfen. Es gelang, den
Unglücklichen zu retten. Auf der Wache, wo er
niit trockenen Kleidern versehen wurde, gab er an,
daß er seine Frau vor einigen Wochen durch den
Tod und sodann plötzlich seine Brotstelle verloren
habe. Aus Verzweiflung darüber, daß es ihm nicht
gelang, neue Arbeit zu finden, um seine drei un
mündigen Kinder zu ernähren, habe er den Ent
schluß gefaßt, sich zu ertränken, in der Hoffnung,
daß seine Kinder dann von Staatswegen ernährt
nnd erzogen würden. Die Recherchen ergaben die
Wahrheit dieser Angaben, man fand die Kinder des
Unglücklichen in einer Wohnung in der Mathilden-
Passage halb verhungert vor. Während der Vater
dcm Kurhaus übergeben wurde, nahm sich die Be
hörde der Kinder einstweilen an.
Hamburg, 14. Febr. Der diesjährige Ausfall
an Hundesteuer in unserem Staatshaushalt wird
wegen des vorjährigen Feldzuges gegen die Köter-
auf 40000 Mk. berechnet.
— In diesen Tagen rvurde aus dem Ham-
bnrgischen Krankenhause ein Maurergeselle als ge
heilt entlassen, welcher vor ettva einem Jahre bei
einem Bau verunglückt war, wobei er sich den
Schädel zersplittert hatte, während das Gehirn nnd
die Gehirnhaut unbeschädigt geblieben waren. Es
rvurde eine äußerst schwierige Operation mit ihm
vorgenommen, rvelche vollständig gelang, und dann
wurde er, wie die „Hamb. Nachr." berichten, mit
einer künstlichen Schädeldecke versehen.
Seine Genesung ist eine vollständige, allein er darf
nur leichte Arbeiten verrichten. Er erhielt von der
Unfallversicherung zwei Drittel seines bisherigen
Dienstlohnes.
BrunSbüttlcrhasen, 9. Febr. Vorläufig haben
die ersten am Canalbau beschäftigten Erdarbeiter
hier am Brnnsbüttlerhafen Logis gefunden,
da die Fertigstellung der Baracken noch etwas
aus sich warten lassen dürfte. Beiläufig
verlautet bezüglich der Letzteren, daß die Sub
missionsofferten für Uebernahme derselben zwischen
400000 Mk. nnd 100000 Mk. differiren, eine
definitive Zuschlagserthcilung schien bis gestern
Mittag noch nicht geschehen zu fein.
Brunsbüttel, 14. Febr. Der erste Spatenstich
um Bau des Nord-Ostsce-Canals ist unter-
gewissen Feierlichkeiten Seitens der Beamten des
Banamts I gethan. Nach einer kurzen Rede des
Herrn Bauinspectors Keller, welche mit einem Hoch
auf Se. Mas. den Kaiser schloß, erfolgte der erste
Spatenstich durch die Frau des Inspectors, dem
folgte dieser und die übrigen Beamten nach, jeder
eine Schaufel voll Erde in eine Karre werfend.
Dann traten 10—-15 Arbeiter, welche mit dem
Schachtineister Ratky vor einigen Tagen schon ans
Meldorf eingetroffen waren, in Thätigkeit.
Mcldors, 10. Febr. (Nord-Ostsee-Kanal).
Am heutigen Tage sind die ersten Spatenstiche zur
Herstellung des Schürfloches am Nord-Ostsee-Kanal
bei Brunsbüttel vorgenommen worden. Der Schacht
meister Ratky von hier ist bereits seit einigen Tagen
mit einer Anzahl Arbeiter an Ort nnd Stelle an
wesend, um das Per Achse vom Eddelacker Bahn
hof zur .şierstellnng des Schürflochs erforderliche
Material an SNaschinen rc. entgegenzunehmen. Vor
erst gilt es die Bau- oder Humuserde abzukarren,
die darauf folgende zur Ziegelfabrikation sich eignende
Thonschicht wird sodann für sich abgelagert, um zur
Ziegelfabrikation verwandt zu werden. Einstweilen
werden die Arbeiten in Tagelohn beschafft, und er
halten die Arbeiter vorläufig 2,50 Mk. Pro Tag.
Itzehoe, 14. Febr. Am 10. Febr. ist hier nach
längerer, schmerzhafter Krankheit der Gehe im rath
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Mr die Corpuszeile 15 für die Petitzeile 10
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Einundachtzigster
Jahrgan g.
15. Februar.
1888.
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