Adonneweutspreit:
Jährlich 2 *P, vierteljährlich 15 Sfjr. — frei ins Hau«
geliefert 16V, Sgr. — für Auswärtige, die das Blat! durch
''iePost,beziehen l6V,Sgr,i»cl,Stemvelfteueru Postgebühr,
jedoch ohne Bestellgeld,
67stcr Jahrgang.
Erscheint jeden Mittwoch und Sonnabend Morgen«,
Mittwoch,
Mo. <»<»
Berlin, 15, August, Fütst Bitmark ist in
der Nacht zum Donnerstag um 12^ Uhr in Brr-
lin auf dem Anhalten Bahnhof eingetroffen und
heute uacb Varzin gereist,
— Ueber die Verwendung des erbeu
teten franz. Kriegsmaterials schreibt
Man der „Schl. Pr." von hier: „Nachdem von
dem erbeuteten französischen Kriegsmaterial
bereits ein großer Theil für diesseitige mili
tairische Zwecke in Gebrauch genommen ist,
ist kürzlich noch die Bestimmung ergangen, daß
diejenigen erbeuteten srauz, Infanterie-Seiten
gewehre, welche gleichzeitig als Haubajonette
dienten, zur Ausrüstung der Landivehrbatail-
loue, welche bisher an Stelle des Seitenge
wehrs nur lederne Bajouettscheiden zum Ein
stecken des Bajonetts beim Marschiren trugen,
verwendet werden sollen. Um den Mannschaf
ten das Putze» der leicht einrostenden blanken
stählernen Säbelscheiden zu ersparen, werden
dieselben mit schwarzem Lack überzogen. Die
eroberten Geschütze werden eingeschmolzen und
daraus gezogene Festungsgeschütze nach preußi
schem Modell gemacht. Die erbeuteten Fahr
zeuge werden ebenfalls nach Vornahme einiger
Aenderungen sür diesseitige militairische Zwecke
nutzbar gemacht. Die Chassepotgewehre wer
den bekanntlich sämmtlich in Kavallerie-Kara
biner umgewandelt und damit sämmtliche leichte
Kavallerie und ein Theil der Ulanen und
Kürassiere bewaffnet. Die erbeuteten Kavalle-
vie-Säbel erhalten die Ulanen, nachdem die
selben mit den preußischen Artillerie-Säbeln
conform gemacht sind. Ein Theil der franz.
Geschütze ist auch zur Verwendung in den Festun
gen von Elsaß und Lothringen geblieben, sowie
ausreichende Munition dazu.
— D e minister! ltt „No d. allgem. Ztg "
bringt folgenden bemerkenswerthen Artikel:
„Die „Kreuzztg." enthält ihrer Gewöhn-
pen entsprechend einen Artikel, doste» Gehässig
keit gegen die Neichspolilik und gegen die
Person des Reichskanzlers uns nöthigt, gegen
unsere Neigung nochmals ans den Fall des
Capitain Werner zurückzukommen. Das Kriegs
gericht hat denselben freigesprochen, und wird
also diese Freisprechung das natürliche Ergeb
niß unserer bisher für die Marine bestehenden
Vorschriften und Traditionen bilden. Unsere
Diarine ist neu. Sie hat die politischen Tra-
bitionkn in den großen Wellhändeln noch nicht,
welche den älteren, seit Jahrhunderten der
Politik ihres Landes in fremden Ländern die
nenden Marinen eigenthümlich sind. Erst in
ben letzten IO bis 12 Jahren ist es unserer
Ņļariue vergönnt gewesen, in die Politik der
Weltmächte einzugreifen und sich sür die Stel-
'nng in derselben die Anfänge einer Tradition
äU bilden. Daß das Ergebniß dieser Tradition
für den vorliegenden Fall nicht vollständig aus
reicht, geht schon daraus hervor, daß Se. Maj.
der Kaiser in den Gang der Militairgerichts-
barkcit zwar nicht haben eingreifen wollen,
aber doch für nöthig befunden haben, bei Be
stätigung des gefällten Urtheils das Verhalten
des Capitain Werner in einer besonderen Ordre
zu mißbilligen. Für daS Auswärtige Amt ist
der ganze Vorgang insofern eine nützliche Lehre,
als er die Lücken unseres militairische» Ge
wohnheitsrechtes zur See zur Anschauung bringt
und ihre Ergänzung anbahnt. Das Auswärtige
Amt hat osficiell den Wunsch ausgesprochen,
bei dem Verfahren gegen Capitain Werner in
der Qualität eines Zeugen informatorisch ver
nommen zu werden. Wir wissen nicht, ob das
Urtheil ein anderes geworden wäre, wenn die
politische Behörde sich zu den 'Acten Hütte er
klären können. Daß sie dies in einem eminent
politischen Falle nicht vermochte und nach den
bestehenden Vorschriften nicht durchzusetzen ver
mochte, weist unserer Meinung nach schon aus
ein Abhülfebedürfniß hin.
Wir dürfen annehmen, daß das Auswärtige
Amt die erneute Sendung von deutschen Kriegs
schiffen an die spanische Küste bei Sr. Maj.
dem Kaiser vor Revision der betreffenden Be
stimmungen gar nicht beantragt haben würde,
wenn die Freisprechung deS Capitain Werner
vor Anregung der Sache bekannt gewesen wäre;
denn so lange eine eigenmächtige Parteinahme
unserer bewaffneten Macht in fremden Händeln
straflos ist, wird das Auswärtige Amt bestrebt
sein müssen, seinerseits keinen Anlaß dazu zu
geben, daß unsere Kriegsschiffe mit den Streitig
keiten fremder Nationen in Berührung kommen."
— Den sog. Pfeiinigspeculanteii, d. h. den
jenigen Personen, welche seit längerer Zeit
jedes Quantum der jetzt noch geltenden Ein
pfennigstücke an sich zu bringen suchen, um
dieselben nach Einführung der Reichswährung
als Nenpfennige, also mit einein Prosit von
2 Pfennigen pro Groschen (etwa 20 pCt.), zu
verwerthen, dürste ein nicht geahnter Strich
durch die Rechnung gemacht werden. Seitens
des Finanz - Ministeriums wird nämlich wie
man der „Tribüne" mittheilt, beabsichtigt, die
alten Einpfennigstücke vor Eintritt der neuen
Markrechnung zu präcludiren und den Umtausch
von je 0 alten Pfennigen gegen 5 neue Pfennige
(einen halben Groschen) anzuordnen.
— Angesichts der zur Zeit von ultramon
taner und theilweise auch von feudaler Seite
gegen daS Freimaurerthum gerichteten
Verdächtigungen erinnert die „Post" daran,
daß im Jahre 1870 die Großmeister der deut
schen Freimaurerlogen zu einer Conferenz in
Hamburg zusammentraten und ein maurerisches
„Grundgesetz" vereinbarten, das in seinen
^ Die Deichgräfin.
Novelle Dem Marie v, RorkowSka (gortf. ö. 9lr 64.)
, Fntzchen erhob eben ihre Stimme. „Und es
îşt doch dieselbe Marke, wie auf den silbernen
Beschlägen von Malters Gesangbuch. Die Be
schläge. die Vater an den Hausirer veikanste, wie
's Nichis zu trink-n hatte. Und da grämte sich
Mntt.r jo. daß sie noch kränker wurde. Cs
'vor ein Andenken, stammte aus der Zeit, da sie
ßlber noch ein Kind war und zu Hause auf dem
Hofe ihrer Eltern. Den» ihre Eltern hatten
Mi» Hof. Ich habe es wohl gehört, wie sie
Dir das erzählte, Rese. Hernach war sie ringe-
corsaw, und die Eltern wollten nichts mehr wessen
ihr. Ich wäre nie nngehorsain gewesen —
’'(in, nie. Aber wenn auch, meine Mutter häite
’"ich doch lieb gehabt und Du auch Rese, nicht
^ahr? Wie kommt es aber, daß es die nämliche
Aarke ist? Cs hat doch jeder Hof seine eigene
jcsarke . . . Oh. nun ist Weihnachten, und Here
'föbife steckt die Lichter an." So plauderte die
êî'anke.
- Remlmger hatte überrascht gelauscht und wandte
nun zu Therese, die eben mit der Lampe
und zusammenfuhr, als sie eine Männerge-
am Bette sich aufrichten sah.
Ķ .Erschrecken Sie nicht,' flüsterte er. um die
"o»e nicht zu beunruhigen. .So lange habe ich
"'Gebens gesucht, Sie zu sprechen.'
Şìe unterbrach ihn. .Ich bitte lasien Sie'mich.'
. „Aber hören Sie doch — Sie wissen ja gar-
was ich denke, was ich will.' Er suchte
ihrer Hand zu bemächtigen. „Der Vorfall
bei dem stolzen Berghofbesitzer —"
»Hoffen Sie das alles! Ich habe nicht Sinn
und Gedanken dafür und für nichts. Will nichts
hören.'
„Dann sagen Sie mir wenigstens, was die Re
den des Kindes bedeulen.
Hastig versetzte sie: „Die Reden des Kindes?
Mein Gott, sie hat das Fieber! Da.koiiimt aller
lei zu Tage, worauf Ilion nichts geben kann.'
.Aber wie hieß ihre Mutter mit Vatersname» ?'
^ .Ich weiß es nicht, habe es vergeffen. Gehen
Sie, Herr Remlingei — ich bitte.' Sie hatte
die Thür geöffnet und schob ihn hinaus.
Cr trat Unten in die Schenkstube, lütt lte den
Büdner aus seinem Halbschlummer auf. Jevka
war gerade nicht drinnen. „Herr Treideler, be
sinnt Euch, wie heißt Eure Frau?'
.Pauline!' murrte er, sich die Augen reibend.
.Aber der Zuname? He ermuntert Euch doch
— der Zuname?'
Er gähnte und reckte sich. .Minnert, Pauline
Miniiert.'
.Minnert, hm,' wiederholte er einige mal.
Jhin war keine Familie des Namens bekannt.
.Ja Minnert — die Rese heißt auch so!"
»Wie, die Rese heißt nach ihrer Mutter?'
.Und nach ihrem Vater, natürlich.'
„S'c ist also niebt Cure leibliche Tochter, Bild»
ner? Freilich sieht sie auch nicht darnach aus.'
.Meine leibliche Tochter? Nein, nur die Kleine,
daS arme Ding. Sie war Wittwe —*
.Wer, — die Diese, die Deichgräfln.
Treideler lachte. Behüte — ihre Mutter und
hatte zwei Mädchen. Die ältere, die hernach er
trank, und die Rese. Sie war noch immer hübsch,
so daß ich mich in sie vergaffte und sie nahm,
ttotzdem eine Kirchenmaus nicht ärmer sein kann.
Juseratiousgebithr:
Für die Petitzeile 1 Sgr.. für die Corpuizeile IV, Sg,
Anzeigen werden für die Mittwoch-Nr. bi« Dienstag, für
die Sonnabend-Nr. bi« Freitag-Mittag 12 Uhr erbeten.
19. August 1874
Hauptpunkten folgendermaßen lautet: ,,§ 1. Die
Freimauerei bezweckt, in einer zumeist den Ge
bräuchen der (ehemals) zu Bauhütten vereinig
ten Werkmaurer entlehnten symbolische» Form,
die sittliche Veredelung des Menschen und
menschliche Glückseligkeit überhaupt zu beför
dern. — Indem der Bund bei seinen Mitglie
dern den Glauben an Gott, als den obersten
Baumeister der Welt, an eine sittliche Welt
ordnung und an die Unsterblichkeit der Seele
voraussetzt, verlangt er von ihnen die Bethä
tigung des höchsten Sittengesetzes: „Liebe Gott
über Alles und Deinen Nächsten als Dich selbst!"
8 3. Nur freie Männer von gutem Rufe und
von einer solchen Bildung, wie sie die Aus
übung des sreimauerischeii Berufes voraus
setzen muß, können als Mitglieder des Bundes
zugelassen werden. Stand, Nationalität oder
Farbe, Religionsbekenntniß und politische Mei
nung dürfen kein Hinderniß der Aufnahme
sein. 8 5. Aller Vorzug unter den Maurern
gründet sich einzig auf wahren Werth und
eigenes Verdienst. § 6. Der Freimaurerbund
ist keine geheime Verbindung: Zweck, Geschichte,
Gesetzgebung und Statistik desselben sind kein
Geheimniß und können der Regierung, wenn
es verlangt wird, vorgelegt werden. Das
von jedem Freimaurer an Eidesstatt abgelegte
Gelübde der Verschwiegenheit bezieht sich nur
auf die Formen des maurerischen Ritus, auf
die Gebräuche (das Ritual). (Auch ist das
kein Geheimniß mehr. Das alte, noch heute
im Wege des Buchhandels zu beziehende Buch:
„Sarsena oder der vollkommene Freimaurer"
enthält das gesammte, von den einzelnen Lo
gen nur unwesentlich modificirte Ritual und'
und außerdem eine vollständige Geschichte des
Ordens). 8 7. Privathandel oder Streitig
keiten sollen nicht zur Thür der Loge herein
gebracht werden, noch weniger aber Streitig
keiten über Religion, Politik vder Staatsver-
fassiiiig." — Man hat behauptet, fährt die
„Post" fort, die Logen der ganzen Erde oder
doch ganz Europas ständen unter einer Lei
tung: Nichts ist falscher als dies. Sie hän
gen nur föderativ zusammen, und zu einer
einheitlichen Regierung fehlt so viel, daß es
bisher nvch nicht einmal gelungen ist, die Lo
gen Deutschlands unter einen Hut zu bringen.
Coin, 15. August, Der „Köln. Ztg."^ zu
folge ijt Marschall Bazaine gestern Abend 10 Uhr
mit Frau und Schwager hier eingetroffen, hat
im „Hotel du Nord" übernachtet und reist heute
Mittag 11| Uhr nach Brüssel weiter.
Die „Germania" berichtet folgenden Vorfall
aus der Diöcefe Limburg: Als vor 14
Tagen ein Caplan am Rhein gefänglich ein
gezogen und von der ganzen Bevölkerung des
betreffenden Städtchens zur Station der Eisen-
Wollte inan sie doch eben aus der Wohnung aus-
treiben. Kriegte schlechten Dank und Lohn für
meine Gutthat, und oft ans's Butterbrod, daß ich
ein gewöhnlicher, ordinärer Mensch bin und daß
rt ihr nicht an der Wiege gesungen worden, in
einer Schenke zu stehen. Ihr erster Mann war
freilich auch ein Handwerker gewesen, ein Maler
und dazu ein Lump, der weniger in'« Waffer zu
brocken halte, wie ich dazumal in Milch. Aber
den nahm sie eben aut Liebe und mich nur aut
Noth — wa« immerhin einen Unterschied ausma
chen thäte, wie sie sagte. Doch genug, ich will
the auf ihre» todten Mund nichts nachreden. War
einmal eine Natur, die nicht zu mir und in ineine
Bude paßte — gerade wie die Rese, die Deich-
gräfin, die ihr wie aus den Angen geschnitten ist,
zumal wa« die voenehine» Mucken, das Trotzige
und Hoffärtige anlangt."
.Aber wa« war sie denn für eine Geborene
und von wo?" fragte sein aufmerksamer Zuhörer
angelegentlich.
Der Wachbüdner kratzte sich hinter den Ohren.
.Gewußt habe ich daS einmal, aber et ist lange
her, kümmerte mich auch niemals viel, da sie gleich
gesagt hatte, ihre Freundschaft ließe sie lieber um
kommen vor Elend, als daß sie ihr nur den klei
nen Finger böte zur Hülfe. Waren bös auSeuv
andergekommen — wegen dem Liebsten. Ich weiß
wirklich nicht mehr den Namen. In ihrem Tauf
schein, den wir zur Heirath brauchten, stand er
natürlich.'
.Und wo ist dieser Taufschein?'
„Lieber Gott, Herr Remlingei, solche Wische
verwahrt man doch nicht; braucht sie ja nie wie-
der, wenn man verheirathet ist.'
bahn begleitet wurde, hatte ein Bahnbeamter
die Keckheit, über die weinende Menge spöttisch
zu lächeln. Eine Dame bemerkte das, und in
dem sie sich ihm näherte, erklärte sie ihm das
Ungeziemende seines Verhaltens. Der Betref
fende ward seit dem Augenblicke gemieden, vom
Verkehr ausgeschlossen und sah durch die Hal
tung der Bevölkerung sich genöthigt, um seine
Versetzung nach einer andern Stadt nachzusuchen.
Fulda, 13. Aug. (M.Z.) In Fulda's Um
gegend spielt sich gegenwärtig eine Tragi-
comödie ab, welche gar lebhaft an. die Kata-
kombenwirthschaft der alten Christen erinnert.
Daß der externirte Pfarrer Helsrich von Dip
perz seit 14 Tagen zu seiner Heerde wieder
zurückgekehrt ist, ist bereits anderweitig berichtet.
Nun hat die Bezirksregierung vorerst von dessen
Verhaftung Abstand genommen und sich zu
nächst nur damit begnügt, constatiren zu lassen,
ob derselbe auch wirklich geistliche Amtshand
lungen vorzunehmen pflege. Obgleich dieser
nun täglich Messe liest, öfters Beichte abhört
und Sonntags regelmäßig das Abendmahl
spendet, so ist es bis jetzt dem unermüdlichen
Eifer der Gensd'armerie dennoch niemals ge
lungen, auch nur einen einzigen gottesdienst
lichen Act desselben feststellen zu können, in
dem die ganze große Psarrgemeinde wie ein
Mann den Nachforschungen der Gensd'armen
ein beharrliches Schweigen entgegensetzt. Der
Pfarrer selbst verbirgt sich aber täglich bei
einem anderen Bauern, während des Gottes
dienstes werden zahlreiche Posten nach allen
Himmelsgegenden ausgestellt, welche sich in den
Getreidehaufen verbergen, bei Annäherung der
Gensd'armen aber sich schleunigst Winke geben
und auf diese Weise jegliche Ermittelungsver
suche zu Schanden machen.
ff- Kiel, 10. August. Vor einigen Tagen
soll ein der Wuthkrankheit verdächtiger Hund
hier gesehen sein und verschiedene Hunde ge
bissen haben. Die Polizei verordnet in Folge
deß, daß alle Hunde eingesperrt oder an die
Kette gelegt und beim Umherführen an der Leine
geführt werden sollen.
Unser Verschönerungsverein, der sich fort
während in erfreulicher Weise thätig zeigt, will
jetzt, nachdem ihm aus der Stadlkasse die be
trächtliche Summe von 1200 Thlrn. gemährt
ist, den bis an das Düsternbrooker Gehölz ver
längerten, mit dem Düsternbrooker Wege pa
rallel gehenden Niemannsweg bis an die Holten-
auer und Knooper Straße verlängern. So
würde einem nicht bloß von Spazier-, sondern
auch von Geschäfts-Gängern wohl häufig em
pfundenen Wunsche Genüge geschehen, von der
Holtenauer Landstraße directer an die Wege
längs des Hafens und an diesen selbst, sowie
„UndşiTheresens Taufschein — habt Ihr den?"
„Behüte, wozu auch? Wenn sie heirathet, schreibt
man darnach. Aber sic will ja nicht, also hat cs
keine Eile. Geboren ist sie in Posiige an der
Thiene; ihre Ellern wohnten da. ehe sie nach El
bing zogen, wo der Mann starb.'
Jevka trat ein und der junge Kölmer entfernte
sich.
Jevka sah oben nach dem Ofen und machte
sich dann am Fenster zu schaffen, verhängte es
fester, weil es draußen tüchtig fror. Therese schob
hinter ihr den Riegel vor, wie sie es seit länge
rer Zeit st-ts that. Bor dem Anfall auf Gödcke
hatte Pankrarius Demme einigemale veisnchl, die
Thür auszuklinken, und war dann leise davonge
schlichen, da er sie verschloffen fand. Sie kannte
ja seinen Teilt. Jetzt Halle sie lange nichts von
ihm wahrgenommen, da sie seit Fntzchen's Krank
heit fast gar nicht ans dein Oberstübchen kam.
UkbrigenS hatte er von dem Ueberfall auf den
Berghofbesitzer ernstliche Andenken davongetragen
Die Kleine erwachte mit Bewußtsein und so
munter, wie seit Wochen nicht. Die Schwester
schöpfte dadurch „e»e Hoffnungen ans Genesung;
wohnte Ul bissem schwachen gebrechlichen Körper
doch eine zähe Lebenskraft, daß sie manchen har
ten Krankh-itsansall ertragen konnte. Als Feitz-
chen einschlief, schloffen sich auch Theresen'« müde
Angen, sie sank quer über das Belt, an dem sic
gkseffen.
Ein eisig kalter Luftzug schreckte sie plötzlich auf.
Die vor die Scheiben gehängte Decke siel nieder;
das Fenster war von außen geräuschlos geöffnet
worden und Pankratius stieg eben von der Leiter,
auf der er stand, in die Stube. Sein Gesicht