Full text: Newspaper volume (1868)

1 ÜgMfe , ., 
* Rendsburg, 31. Dcc. Das so eben zu 
Ende gehende Jahr fa»d bei feinem ©eflinn eint 
Masse uitbcftie&igciiDer Zustände und Wirrtu vor, 
die zu beseitigen und zu löse» eS nirgends ver 
mochte, vielmehr haben sich die Zustände in diesem 
Jahre noch mehr verschlimmert, die Wirren noch 
fester verschlungen, und trotz der fortwährenden 
Fiiedensvcrsicherungcn und beruhigenden Erklä 
rungen sicht die Welt heute nichts weniger als 
friedlich aus. In allen europäischen Staaten, den 
größten wie den kleinsten, ist das Bestreben au 
der Tagesordnung, die Armeen zu vergrößern, 
Waffen mit unerhörten Wirkungen zu erfinden, 
die Aufgaben des Friedens, Wissenschaft und 
Kunst, Handel und Industrie, werden davon 
mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt und 
suhlen sich gelähmt unter dem Druck der Ver 
hältnisse. Die französische Negierung betont un 
aufhörlich ihre Friedensliebe, aber niemand glaubt 
diesen Versicherungen, sogar die Franzosen selbst 
nicht. In Italien stehen die Dinge so, daß kau»! 
zu erwarten ist, sie werden sich v.och lange auf 
diesem Fuße halten könne». Garibaldi ist zwar 
wieder beseitigt, aber die Idee, deren Vorkämpfer 
er ist, läßt sich nicht mehr in die früheren Schran 
ken zurückbaunev. Die orientalische Frage schürt 
Rußland mit aller Macht; der Aufstand auf 
Eandio, schon ein Dutzend Mal als niedergewor- 
sen bezeichnet, lebt immer wieder von Neuem ans; 
Griechenland, durch die Hcirath König Georg's mit 
Rußland verschwägert und den russischen Einflüssen 
mehr als jemals zugänglich, hegt das Verlangen, 
Eandia z» annektiren; die Donanfnrstenihnmer, von 
russischen Agenten bearbeitet, werden immer schwie 
riger »i ihren VerhälliusskU zur türkischen Pforte, 
und so zieht sich nur diese das Netz von Tag zu 
Tag enger, dem zu entrinnen die Türkei selber 
machtlos ist. Ob aber die übrigen Großmächte 
Lust oder Macht haben werden, einen zweiten 
Kriminkrieg zu unternehmen, ist mehr als fraglich. 
— Oesterreich baut rüstig an seinem inneren 
Staalslcbcu fort; wenn es hält, was die Arizei- 
chkii bis jetzt versprechen, und wenn ihm die Zeit 
gelassen wird, dann rorrd cs bald den bestregitricn 
Staate» Europa« gleichstehen, wo nicht sie über 
flügeln. Aber auch hier stoßen wir ans russische 
Agitationen, die leider in dem verblendete» Pan- 
slavisiiins der slavische» Bevölkerung Oesterreichs 
einen höchst empfänglichen Boden gefunden haben. 
— Preußen arbeitet Hinter' an der militairischen 
und staallichcii Einheit Norddenlschlands iind be 
hält den friedlichen Nachbar jenseit des Rheins im 
Auge, um nicht vo» demselben eines Tages trotz 
seiner Friedensliebe überrascht zii werden. England 
wird von den Versuchen der Fenier »nd außer 
dem von der Noth der Arbeiter bcnnrnhigt. Spa 
nien endlich hat noch einmal unter das Joch der 
Bonrbonenherlschaşt sich beugen müssen, cs ist 
durch Kerker imb Fallbeil pacificist — bis weiter. 
Das ist die Erbschaft, welche das Jahr 1868 
anzutreten hat. Kommt dazu die Hungersnolh 
in Ostpreußen, im nördliche» Schwedeii, und die 
drückenden Verhältnisse, welche sich überall und 
so auch bei uns geltend mache», erwägen wir, 
daß der Winter kaum-erst begonnen, wie lauge 
cs noch bis zur nächsten Erndte dauert, so müssen 
wir gestehen, daß die Erbschaft keineuerfreulichc 
genannt werden kann. Daß die Anspannung aller 
Kräfte des Staates im Miliiairdienst ans die 
Länge unmöglich bestehen kann, ist klar, eben so 
klar aber, daß eine allgemeine Entwaffnung, die 
einzige Rettung ans allen den Mißverhältnissen, 
nicht eintreten kann, so lange die politische» Zu 
stünde nicht andere geworden sind. Möchte cs dem 
Jahre 1868 vorbehalten sein, diese z» klären »nd 
Frieden nud 93eitrauen in die Gemüther zurück 
zuführen. Sie sind die Basis des Fortschritts, des 
Gedeihens, nicht die zahllosen Heere »nd mörderi 
schen Waffen; wo Friede und Vertrauen herrschen, 
da blüht Handel lind Industrie, da ist keine 
Hiingcrsnath z» fürchten. Allein cs ist eine Rie- 
senanfgabe an deren Lösung sich das neue Jahr 
versuchen soll, ob es zur Genüge gelingen werde, 
darf mit Recht bezweifelt werden. 
Gegenüber der allgemeiiicn Lage mag es uns 
Rendsbnrgern als ei» kleiner Trost gelten, daß 
die Aussichten »userer Stadl noch eben vor Jah 
resschluß eine etwas günstigere Wendung genoin- 
men haben. Die Hanplkasse wird uns, Dank un 
fern Vertretern im Abgeordnelenhanse, vorerst noch 
nicht verlasse». Als Zugabe erhalten wir dabei 
ziiglcich die gute Lehre, daß es denn doch etwas 
nützt, wenn wir unsere Abgeordneten nach Berlin 
senden,, was wir »ns für die Zukanft bei etwa 
wieder vorsallciide» Wahlen iiitrken ivollen. Auch 
soll, wie verlautet, die Zollclarirung der Schiffe, 
ivelche in Folge der neuen Zollordnnng von Rends 
burg nach Holtenau und Tönning Verlegt war, 
wieder hier stattfinde». So würden wir doch 
einige unserer Wünsche erfüllt sehen, iind was 
die übrige» anbelangt — nun, mit Hoffnungen 
treten wir hergebrachter maßen in's neue Jahr, 
hoffeii mir, daß es auch diese erfülle» werde. 
Amtliches. 
Vom 1. Januar 1868 ab treten für den 
Austausch zwischen den Post-Anstalten des 
Norddeutschen Bundesgebiets folgende Porlo- 
bestimmmtgen ein: 
Das Porto für den frankirten bis 1 Loth 
schweren Brief beträgt ohne Unterschied der 
Entfernung 1 Sgr., für einen Brief von mehr 
als 1 Loth im Gewicht 2 Sgr. 
Bei unsrankirten Briefen tritt ein Zuschlag- 
porto von 1 Sgr., ohne Unterschied des Ge 
wichts des Briefes, hinzu. 
Bei unzureichend frankirten Briefen wird, 
neben dem Ergänzungsporto, ebenfalls das 
Zuschlagporto von 1 Sgr. in Altsatz gebracht. 
Portopflichtige Dienstbriefe werden mit Zu 
schlagporto alsdann nicht belegt, wenn die 
Eigenschaft derselben als Dienstsache durch 
den Vermerk „Portopflichtige Dienstsache" auf 
dem Couvert vor der Postaufgabe erkennbar 
gemacht worden ist. Dieser Vermerk nruß in 
die Augen fallen; es empfiehlt sich, daß der 
selbe oben links in der Ecke auf der Adreß- 
seite des portopflichtigen Dienstbriefes von dem 
Absender niedergeschrieben wird. 
Das Porto für die den reglementsmäßigen 
Bestimmungen entsprechenden Drucksachen und 
Waarenproben (Waarenmuster) betrügt ohne 
Unterschied der Entfernung für 2'4 Loth 
Vs Sgr. 
Für gedruckte Mittheilungen aller Art, welche 
mittelst offener Karten expedirt werden, wird 
'4 Sgr. erhoben. 
Die Gebühr für Zahlungen mittelst Postan 
weisung betrügt: 
bei der Zahlung unter und bis zu 25 
Thaler einschließlich 2 Sgr. 
bei einer Zahlung über 25 Thaler bis zu 
50 Thlr. einschließlich 4 Sgr., ohne 
Unterschied der Entfernung; 
für jene Gebühr können die Postanweisungen ans 
dem Coupon mit brieflichen Notizen, unter Weg 
fall der bisherigen Beschränknngen versehen werden. 
Im Stadtpostverkchr wird für Postanweisungen, 
weiche auf Betrüge bis zu 50 Thlr. laute» kön 
ne», der gleichmäßige Satz von 2 Sgr. Anwen 
dung finden. 
Für Postvorjchuß-Beträge wird außer dem Porto 
für die Sendung an Posl'vorschußgebühr erhoben: 
für jeden Thaler oder Theil eines Thalers 
i Sgr., im Minimum aber 1 Sgr.; 
für jeden Gulden oder Theil eines Guldens: 
1 Kreuzer, im Minimum aber 3 Kreuzer. 
Der Verkauf Norddeutscher Post-Freimarken für 
die verschiedenen Nennweelhe des Stempels, sowie 
Norddeutscher Franko-Converts mit dem Werth- 
stcmvc! von l Sgr., und zwar — iitcl. der Her 
stellungskosten der Couverts — für den Absatz- 
preis von 1 Sgr. 1 Pfg. beginnt mit dem 31. 
December d. I. Dieselben können erst vom 1. 
Januar 1868 an zum Frankiren in Gebrauch ge 
nommen werden. 
Die bisher im Gebiete des Norddeutschen Bun 
des gangbare» Freimarke» »nd Franko Converts, 
welche vom Beginn des Jahres 1868 außer An- 
tvcndmig kommen, können vom 31. December d. I. 
ab und ferner innerhalb des ersten Onarlals des 
künftige» Jahres bei dcnPostanstaltcn gegen Nord- 
deutsche Post-Freimarken, beziehungsweise Franko- 
Converts (den Berkaufswerlh der neuen Franko- 
Converts zu 13 Silberpfenningen gerechnet) nm- 
getanscht oder gegen baarc Bezahlung zurückgege 
ben werde». 
AuS der polnischen Revolution. 
(Fortsetzung soigt.) 
„Du lügst! falsche Deutsche,' schrie die tut» 
ganz cvmiin'tcvtc Polin, „Du lügst. Pan Wollowsky 
bot den kranken Herrn in Sicherheit gebracht, da 
mit die Preußen, wenn sie morgen hierher kom 
men, ihn nickt gefangen uchmen »nd umbringe», 
und Gras Nadcztzky ist schon längst von den Preu 
ßen, die ihn heute gepackt, nach Sibirien abgelie 
fert. Morgen werden diese schlimme» Preußen in 
hellen Hansen das Schloß überfallen, sie werden —" 
Der Eintritt Nadczizky's unterbrach das laute 
Geschrei der kiitrüslclc» alten Fra». 
„Wo ist mein Sohn? der Gälte meiner Toch 
ter, »teilt Lebensretter?" fragte er streng. „Ist 
es Wahnsinn oder schandbare Berräļherci, stoß 
man den. Verwundeten hülflvs gelassen und in 
einen der fcnchtcn Keller dieses Schlosses gewor 
fen hat?' 
Die Stimme des alten Mannes zitterte »nd er 
faßte die erschreckte Ansgeberin fest bei der Schul 
ter und würde sie ohne Rücksicht ans ihr Nachl- 
costiim ans deut Belle geworfen haben, wenn 
nicht Pan Isidor, der Koch, in diesem Augenblicke 
herbeigeeilt wäre, der int seltsamsten Aufzuge, in 
Beinkleidern und Stiefeln, wie er sie als polni 
scher Lancier trug, und der weißen Jacke und 
Mütze seines friedlichen Gewerbes sich vor seinem 
Herrn auf die Kniee gclporfen hatte. 
.Herr! o lieber, theurer Herr!" schrie er, den 
Rock des Grafen an seine Lippen ziehend, „Ihr 
seid wieder bei uns? Der junge Herr ist nicht 
auf der Bahre geblieben, tvie Pan Wollowsky 
befohlen, ich habe ihm ein gutes weiches Lager 
gemacht in der KeUerstube, wohin wir, Bogdan 
und ich, ihn tragen mußten, ih habe ja zwei 
Schlüssel davon, und konnte ihm Trinken bringe» 
und Els ans den Kopf legen, ivic Patina Ina 
es auch gethan hatte, olischon Pan Wollowsky 
einen Schlüssel in seine Tasche steckte. Wallt Ihr 
hinüber zu dem wackern Herrn? Kommt mit mir, 
er ist nicht so krank als Pan Wollowsky meint, 
und glaubt mir, wen» Ihr uns führt, wollen wir 
dir Preußen schon fernhalte» von Schloß Nadczizk, 
iind unser junger Herr, der gestern geboren wurde, 
soll auf seinem Eigenthum als ein echter Pole le 
ben und in Ehren sterben.' 
„Dazu verhelfe uns Gott und die heilige Jn»g- 
srau von Czenstochan,' sagte Nadczizky, sich eilig 
anschickend, bas Zimmer der alten Frau mit dem 
Schlüssel,- den ihm der Koch übergebe», zu verlas 
sen. Doctor Sölgcr und Ina folgten ihm, und 
Szepansky Icncbtftc mit einer Laterne dem Zuge 
iit den Wegen nach den Kellcrränmcn vor. Der 
Tag begann leise zu grauen, die Slcrne am Him- 
»ici vermindericn sich nUmälig und Ina sah, ais 
sie dicht an eines der in die Wirthschaftshöfe bli- 
ckendcn Fenster trat, daß man dort einen der be- 
gncmste» Wage» ans der Remise gezogen hatte 
und daß Bogdan und der alte Kutscher beschäf 
tigt waren, denselben für eine Reise herzurichten. 
„Das ist das Fuhrwerk, weiches nach deut Be 
fehle des Herrn General-Bevollmächtigten die Frau 
Gräfin Nadczizka, das kleine Kind und mich vo» 
hier fortführen sollte," sagte sic, den Hausherrn 
ans dasselbe ausmerksam machend. 
„Rufe mir Bogdan und bringe ihn zu meinem 
Schwiegersohn, damit ich erfahre, wohin der Ber- 
räther den Erben der Besitzungen zu schicken be 
absichtigte,' sagte der alte Mann zu Pan Isidor, 
Zur Tagesgeschickte. 
Berlin, 27. December. Die Kreuz-Ztg. 
schreibt: Die allmälig erfolgte Einführung 
der directen Staatssteuern in den neu erworbe 
nen Landestheilen war mit manchen Schwierig 
keiten verbunden. Namentlich fehlte es in 
diesen Landestheilen an bestimmten Grundlagen 
iir eine genaue Feststellung der von Liegen- 
'chaften zu erhebenden Steuern. Die Veran 
lagung der Grundsteuer z. B. erfordert bekannt- 
ich eine Arbeit von mehreren Jahren. Um 
aber vorläufig einen wenigstens annähernd 
richtigen Erhebungsmodus zu finden, wurden 
die verschiedenen Districts der neuen Provinzen 
mit nach Boden- und Ertragsverhältnissen ihnen 
ungefähr gleichstehenden Theilen der alten 
Lande zusammengestellt und letztere als Be 
steuerungsnormen für die ersteren angenommen. 
So unterschied' man z. B. in den Elbherzog- 
thümern: a. die Marschgegenden — 39 */ 3 
Quadrat-Meilen; b. die Gegenden mit frucht 
barem Lehmboden— 138 Qd.-Ml.; c. die 
Sand-Gegenden mit den Haiden und Mooren 
in der Mitte des Landes. In Betreff des 
Reinertrages der Liegenschaften entsprechen die 
Marschgegenden ungefähr den niederreinischen 
Kreiselt Meurs, Rees und Cleve, so wie dem 
westpreußischen Niederungskreise Marienburg 
mit zusammen 43fi)o Q.-Ml. Mit den schlesw.- 
holst. Lehmgegenden wurden die westfälischen 
Kreise Hamm und Soest, der uckermärkische 
Kreis Prenzlau, die pommerschen Kreise Pyritz 
und Denimin nebst der Stadt Stettin', so wie 
die vier neu-vorpommerschen Kreise Greifswald, 
Grimmen, Franzburg und Rügen gleichgestellt. 
Alle zusanunen zählen 140'4 Qd.-Ml. Dabei 
ist die Stadt Stettin deshalb zunl Vergleich 
herangezogen, weil sie in ihren Beziehungen 
zur Landmirthschaft ungefähr tnit Altona die 
gleiche Stellung einnimmt. Als Besteuerungs- 
norm für die Sandgcgenden der Elbherzog- 
thümer betrachtete man die westfälischen Kreise 
Borcken, Aahaus und Steinfnrt, sowie die 
altmärkischett Kreise Salzwedel uitb Osterburg. 
— Der Director des preuß. Telegraphen 
wesens, Oberst v. Chauvin, ist zum General- 
Telegraphen-Director des Nordd. Bundes 
ernatlnt. 
— Frankreich und England haben in Belgrad 
eilten bedeutsanten Schritt gethan, sie haben 
ihre dortigen Generalconsuln angewiesen, An 
gesichts der fortgesetzten Rüstungen Serbiens 
der Regierung des Fürsten Michael die ernste 
sten Mahnungen zugehen zu lassen. Oester 
reich, von diesem Schritt tu Kenntniß gesetzt, 
hat sich beeilt, sente Vorstellungen mit beneu 
der Westmächte zu vereinigen. 
-- Bei Gelegenheit der Debatte im französi 
schen gesetzgebenden Körper über das Wchrgesetz, 
indem er die Laterne ans seiner Hand nahm. 
Der Koch cnlfcrnle sich eilig, und nach wenigen 
Augenblicken durchschritten die drei Zurückgebliebe 
nen das erste große Gewölbe, das bte der Deut 
schen schon längst bekannten großen Wcinlager 
und jene gehcimntßvollc Thür enthielt. Aber nicht 
diese, war cs, die Nadczizky jetzt öffnete, sondern 
eine nnberc viel kleinere, die von einem mächiig 
großen Fasse verdeckt dem jungen Mädchen bis 
dahin völlig nnhckannl geblieben war. Das Faß 
ließ sich mittels eines Druckes gegen den Spund 
mit Leichtigkeit fortbewege», und zeigte so dem 
Aufmerksamen in' der anscheinend massiven Wand 
eine kleine Öffnung, die sich, als der Schlüffe! 
in dieselbe gesteckt ward, als das Schlüsselloch 
einer schmale» Thüre erwies, hinter welcher eine 
Treppe voi> vier Stufe» zi> einer zweiten Thüre 
führte. Diese letztere öffnele Nadczizky, unb ‘-tt 
zuerst in ein sehr kleines, gewölbtes- aber mit al 
lem Nothwendigen versehenes Zimmer, in welchem 
sie den Verwundeten ans einem bequemen Lager 
schlafen fanden. Der Einteilt der drei Personen 
erweckte ihn, doch war dieses Erwache» ein freudi 
ges, denn er erkannte beim Scheine der Laterne 
das Gesicht seines Schwiegervaters, das er zu se 
hen wohl »ich! mehr gehofft haben mochte, denn 
er halte seine Kopfwunde erhalten bei dem Bc- 
mühe», den von den Preußen Gcsaiigenen heraus- 
znhancn. 
„Mein Sohn," sagte Nadczizky, ihm die Hand 
drückend, „ich bringe Ihnen einen wackern jungen 
Arzt, der nebst diesem treuen Mädchen, Ihrer na 
he», auch »ns sehr theuren Verwandten, »ach Ih 
ren Wunden sehen wird. Pflegen Sie sich wohl, 
denn Ihre Gattin, die Sie mit einem Sohne be 
schenkt hat, wird sicherlich nicht eher zur Ruhe 
und zu Kräften kommen, bis Sie selbst ihre Pflege 
übernehmen können." 
„Sind das Ficbertränuie?' sagte der Sohn 
der Gräfin Nadczizka, indem er mit der Hand 
nach seine», wnnden Hanple griff, — „das ist 
du preußischer Mllitairarzt — dies junge Mäd 
chen die Lieblingsdiencriit meiner Mutter -—" 
»Ist die Tochter Ihres früh vctstorbencii älte- 
ren Bruders, des Regicrnngsrathes Schärlin," 
sagte Nadczizky ihn unterbrechend. 
„Aber Sie, mein Vater und Freund, Sie 
wissen -- —" 
„Alles," enlgegncte jener. „Der General hat 
»uch mit der Geschichte Ihrer Mutter bekaniit ge 
macht und dieser Arzt mir die seiner Braut er- 
zählt. Ich freue mich, in einem Mann, der frei 
lich von unseren Feinden abstanimt, einen so treuen 
Freund, einen so wackern Sohn zu besitzen. Die- 
fen jungen Arzt, den Verlobten Ihrer Nichte 
Bcrnhardine Schärlin, sendet Ihnen der General 
.mit dem wir uns gestern so wacker geschla 
gen und der, obgleich ein Preuße, ein Mann von 
hoher Ehre und Rechtlichkeit und, wie ich mit 
Stolz sage, mein Jngendfrcnnd ist. Ihm ver 
danke ich meine Befreiung, die ich freilich nur er 
halten konnte, indem ich mein Wort gab, alle 
meine Ilntergebenen aus diesem ungleichen und 
hoffnungslosen Kampfe zurückzuziehen, hoffnmigs- 
Io8 nicht nur, weil wir auf die Hülfe der Fran 
zose» nicht mehr zu rechnen haben, sondern auch, 
ivell in unserer Mitte Berrätherei herrscht." 
Da in diesem Angenblicke die drei Leute ans 
der Dienerschaft des Grafen, welche hierher be 
stellt worden waren, Koch, Kutscher und der Schirr- 
r- 
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