men. — Weiter beschließt sie: 4) einen Bundescom-
missar nach Bremen zu senden, damit derselbe bei
den ferneren Schritten des Senats der freien Stadt
Bremen zur Herstellung der nothwendigen Ueberein
stimmung der Verfaffnng und Gesetzgebung der freien
Stadt mit den Grundgesetzen des Bundes, die Rechte
und Befugnisse des Bundes wahrnehme und geltend
mache; erforderlichen Falls aber, im Einvernehmen
mit dem Senate und durch denselben, die nothwen
digen Anordnungen Namens des Bundes proviso
risch treffe. 5) Die hohe k. hannoversche 'Regie
rung zu diesem Ende zu ersuchen, einen ihrer höhe
ren Staatsbeamten zu Uebernahme dieser Function
zu erwählen und ihr zu benennen, b. auch dann,
wenn Hochdieftlbe selbst oder der zu ernennende
Bundescommissair es für erforderlich halten sollten,
Vorkehrungen zu einer militairischen Assistenz zu
treffen, sich über die Art und Weise derselben, so
wie über die hieraus erwachsenden Kosten mit dem
Senat der freien Stadt Bremen ins Einvernehmen
zu setzen, und die erforderlichen Vorkehrungen zu
treffen, c. den in Vorschlag zu bringenden Bundes-
commiffair, zur Ersparung der Zeit, von den ihm
zu ertheilenden Auftrag sofort in Kenntniß zu setzen,
damit derselbe, schon unerwartet (?) seiner formellen
Ernennung durch hohe Bundesversammlung, Einlei
tung zu Ausführung desselben treffen könne; end
lich ll. denselben eventuell und vorläufig dahin anzu
weisen, daß er sofort nach seiner Ernennung durch
hohe Bundesversammlung sich zur Ausführung sei
nes Auftrags jedenfalls- nach Bremen zu begeben,
und nicht nur, so bald und so oft das Geschäft es
erfordere, insbesondere Zweifel zu lösen seien, Be
richt an die hohe Bundesversammlung zu erstatten,
sondern überhaupt deren definitive Genehmigung für
alles Veranstaltete vorzubehalten und künftig einzuho
len habe. 6) Den Senat der freien Hansestadt
Bremen und die hohe königl. hannoversche Regie
rung durch die resp. Herren Bundestagsgesandten
von gegenwärtigem Beschlusse in Kenntniß zu setzen."
Von Senatswegen heißt es dann zum Schluß
der Bekanntmachung: Indem der Senat die Publi
cation dieses Bundesbeschlusses zur allgemeinen Nach
achtung hiemit verfügt, behält er sich die in Folge
desselben weiter erforderlichen Schritte vor. Be
schloßen Bremen, in der Versammlung des Senats
vom 17. und bekannt gemacht den 19. März 1852.
(N. Br. Z.)
Aus Bremen erhalten die „H. N." folgende
telegraphische Depesche: Der gestrige (19.) Beschluß
des Bürgeramtes, in der heutigen Bürgerschaft einen
Antrag dahin zu stellen: „Dieselbe solle erklären,
daß der Senat verfassungsmäßig gehalten sei,' die
Bürgermeisterwahl sofort vorzunehmen, unbekümmert
um die Einreden des Bundestages, zu denen dieser
seinen Grundgesetzen nach nicht berechtigt sei, und
dieselben deshalb als null und nichtig zu erklären;
und daß. wenn der Senat bst seiner Weigerung
einer Neuwahl beharre, derselbe nicht ferner als sol
cher anzuerkennen sei und man sich außer Stande
sehe, mit ihm ferner zu verhandeln," ist so eben in
der Bürgerversammlung mit 127 gegen 97 Stimmen
angenommen worden.
Hannover, den 20. März. Der „Wes. Z."
zufolge haben Bayern, Sachsen, die sämmtlichen Nord
see- und mehrere kleine Binnenstaaten die Einladung
der hannoverschen Regierung zum Flottencongresse
angenommen; Würtemberg, Baden und Hessen-Darm
stadt haben abgelehnt, Curhcssen hat sich noch nicht
erklärt. Die Geschichte verspricht das kläglichste Ende.—
Die„B. N." schreiben: Die in verschiedenen Blättern ent
haltene Mittheilung daß Hannover die Theilnahme Preu
ßens an dem am 20sten d. zu Hannover stattfinden
den Congreffe, behufs Bildung des Nordseeflotten-
Vereins abgelehnt habe, bestätigt sich nicht, da, wie
wir hören, ein diesseitiger höherer Beamte sich zu
der betreffenden Konferenz ebenfalls nach Hannover
begeben wird.
Die „Wes. Ztg." theilt von Zeit zu Zeit
„Aesthetifche Briefe von H. Allmers"
mit, aus denen wir nachstehend ein Bruchstück folgen
lassen:
„Eine sehr erfreuliche Geschmacksrichtung, ist die
Nachahmung des Renaissancenstyls und die Wieder
aufnahme seiner Formen. In dieser Weise wirken jetzt
namentlich Pariser und Berliner Fabriken. Die Pa
riser Broncen, die Berliner Eisen- und Zinkgußfa
brikate, die feinen gebrannten Thongebilde, Oefen,
Caminbekleidungen, Vasen und Ampeln, die freilich
sehr vergänglichen, Arbeiten aus Steinpappe, wie
Spiegel- und Gemälderahmen, Gardinenhalter u. s. w.
endlich die herrlichen Möbeln aus Wien und Ande
res; was man in jenem Stile auf der Londoner
Industrieausstellung erblickte, war von überraschend
edlen und reizenden Formen.
Ebenso schön und reich sieht man darin die heu-
tigen Dekorationsmalereien der Zimmer, der Ball-
und Concertsäle und Theater; ja, wir können ohne
Bedenken behaupten, baß unsere Zeit diesen Styl
an manchen Stücken erst zu hoher Schönheit ausge
bildet hat, indem sie Alles noch daran hastende
Schwere und Plumpe sorgfältig abstreifte und man
ches neue reizende Element hineinflocht.
Eins aber steht mit der Gediegenheit und Aecht-
heit alter Zeiten heutzutage im traurigsten Wider
spruch und kann nicht oft und derb genug gerügt
werden.
Ich meine das unselige Maskiren und Heucheln
das fortwährend gepflogen wird, sei es in der Bau
kunst oder in der bildenden Industrie säst aller Zweige.
Alles soll mehr scheinen als es ist. Zink und Blei
soll wie Eisen aussehen, aus Gußeisen macht man
Bronce, aus Bronce durch Plattirung Silber und
Silber vergoldet man wieder. Beim Bauen wird
Holz durch Anpinselung zu Stein gemacht und Back-
steingcmäuer soll durch den heillosen Verputz^ die
Leute glauben machen, es wäre von L-andstein. Solch
ein Gebäude sieht denn auch in kurzen Jahren, wo
die Heuchelei schon meistens an den Tag kommt, wi
drig und elend genug aus. Wie gediegen und wür
dig erscheint dagegen ein zierlicher, saubergefugter
Backsteinbau, der die herrlichsten Details und das
schönste Spiel der Farbentöne zuläßt. Auch in der
Fabrikation der Zeuge laßt sich dieses ewige Prun-
kenwollen vielfach nachweisen. Kurz wir können die
ses Lügen einmal nicht lassen, aber es paßt auch so
recht für unsere Zeit. die todtes Ziegenleder gelber
Glacehandschuhe für schöner und anständiger hält als
den Anblick der freien lebendurchfluteten Hand. In
Berlin wird unstreitig am meisten geheuchelt nnd
gelogen; dagegen giebt sich in München ein schönes
wohlthuendes Streben kund, jedem Material seine
eigentliche Geltung zu verschaffen.
Möchte auch doch bei unsern Bauherrn und Ar-
chitecten endlich Vernunft und Wahrheit über den
Unsinn und die Heuchelei siegen.
Die Kleidertracht in unseren Tagen, das heißt,
die der Männer, ist eine solche Zusammensetzung von
Formlosigkeit und Unnatur wie sie fast zu keiner Zeit
gesehen wurde. Selbst das Roccoco, wenn wir die
Perücke und den Rock mit seiner langen Taille und
den mächtigen Aufschlägen der Aermel abrechnen,
war schon bedeutend malerischer und verhunzte lange
nicht so die Körperformen, als unser trostloses Co-
stüm. Unser trauriger schwarzer Cylinder auf
dem Kopfe, ganz einem Ofenrohre gleichend, wie
unendlich weit steht er dem kecken Dreimaster des
vorigen Jahrhunderts nach; diese dürftigen falteülo-
sen Röckchen und Fräckchen; diese formtos plumpen
Beinkleider, welche die Prüderie unserer sogenannten
gebildeten Welt nicht einmal zu nennen erlaubt. Alles
das macht aus der menschlichen Gestalt eine nüch
terne, unerquickliche Erscheinung. Die Spitze aller
gemeinen Formen ist nun gar der unausstehliche sack
artige Paletot, wodurch der Mensch, wie Boz sehr
treffend sagt, knöpft er ihn zu, einem prall ausge
stopften Strohsacke, läßt er ihn offen stehen, aber
einem aufgehauen Stücke Schlachtvieh nicht unähn
lich wird. Jeder Versuch unserer Maler aus der
eleganten Gesellschaft unserer Tage ein einträgliches
Genrebild zu liefern, wird und muß an unsernr trau
rigen dunkelfarbigen Costüme scheitern, daher diesel
ben denn auch meistens im Genre zu den sarbenrei-
chen Roccoco flüchten. An ein größeres ernstes Hi
storienbild ist bei uns nun erst gar nicht zu denken,
selbst wenn sich in unserer Gegenwart Motive dazu
auffinden ließen, was freilich äußerst schwer halten
dürfte. Es würden nun unausstehlich langweilige,
gradlinige und spalierartige Gruppen herauskommen,
ein reiches lebendiges Farbenspiel wäre nie zu er
reichen.
Bei Statuen in moderner Tracht ist demnach der
unentbehrliche weite Mantel das einzige Rettungs
mittel unserer Bildhauer, um eine erträglich plasti
sche Erscheinung hervorzubringen. Ließe sich wohl
etwas Entsetzlicheres und Abgeschmackteres denken als
ein Frack mit seinen spitzen Schößen aus Marmor
gehauen?
Indeß was Helsen all die Klagen? An unsern
Costümen ist doch einmal nichts zu bessern und zu
ändern, es ist und bleibt trostlos und unmalerisch.
Da ist nun nichts zu hoffen, als daß ein baldiger
Zeitensturm uns die Schuppen von den Augen fegte
und schönere malerischere Formen entstehen lassen
möge.
Und wir sahen auch, sowie nur im März des
Jahres 1848 ein frischerer Hauch wehte,, sofort eine
Neigung zum Besseren, namentlich bei der Jugend
im Süden Deutschlands. Man trug überall Schnurr
und Kinnbärte, wie es Männergesichtern zukömmt,
die Blouse fing an auf die Form des Rockes zu
wirken. Hals und Brust trat freier hervor und vor
Allem erschien der malerische Calabreserhut, den selbst
hier und dort, ganz wie zu van Dyks Zeiten, ein
wallender Federschmuck zierte. Alles das waren be
deutsame Zeichen einer neu beginnenden Geschmacks
richtung. Aber bald kam wieder die Polizei dazwi
schen und Alles war aus und wir erscheinen wieder
geschmirgelt und gebügelt.
Erfreulicher ist schon die weibliche Kleidermode
unserer Gegenwart und bietet in mancher Beziehung
ganz Analoges mit der Renaissance. Die weiten lan
gen und vorn offenen Röcke, die häufige Anwendung
von Posamentierarbeit, der Schmuck der großen
Brochen und Armbänder, oft aus Camene bestehend,
der Gebrauch einer kleinen Hängetasche, der soge
nannten Chatelaine; Alles dieses war auch zur Zeit
Fffanz I. Sitte, nur liebt man jetzt leichtere, wohl
feilere «toste und dunklere, unbestimmte, selbst schmutzige
Farbentöne. vü
Eine bedeutende Verirrung der weiblichen Tracht
sahen wir un Anfange der dreißiger Jahre, in den
nesigen Haarkammen, dann in dem mächtigen Neste,
in den Locken, die wie dicke Würste am Haupte la
gen, vor Allem aber bei den beiden Luftballons worin
die Arme steckten. Eine Schöne solcher Tage war
Vo." der Rückseite wirklich grauenhaft anzusehen. Das
Alles ist Gottloh einer vernünftigeren Weise gewichen
und das Hauptsächlichste was noch zu tadeln wäre
möchten allenfalls die vielen Besätze (Volants) sein
welche jetzt so häufig die Kleider ringsum bauschen,
weil diese allen natürlichen Faltenwurf unterbrechen
und zerstören. Im Faltenwürfe aber liegt alle in
der Ausdruck und das individuelle Leben jedes
Stoffes.
Den Geschmack der Gegenwart in der Farben
welt nachzuweisen soll einem späteren Aussatze vorbe
halten sein, doch sei mir erlaubt hier zum Schluß
noch eurer bedeutenden Verirrung und gänzlich fal
schen Anwendung der Farbenpracht zu gedenken, näm
lich der Zlmmerdecoration.
Die Wandflächen und Fußböden der Zimmer,
als die Folien oder Gründe vor und auf welchen
sich die Personen bewegen, müssen stets die letzteren
zu den hervorstechendsten Erscheinungen machen. Es
ist daher gegen alle Regel, sei's in der Malerei wie
im Leben, die Hintergründe aus starken leuchtenden
Farben und kräftig hervortretenden Mustern zu bil
den. Mild und sanft oder tief gesättigt darf daher
nur der Farbeton der Tapete sein und ihr Muster
zart und weich. Vor Allem aber der Fußteppich,
der untergeordnetste Theil des ganzen Raumes, muß
auch im Tone am meisten herabgestimmt sein, wenn
eine wohlthuende Wirkung erzielt werden soll. —
Aber wie selten kehrt man sich an diese so in der
Natur liegende Regel. Unsere jetzigen Tapetenmuster
sind meistens so groß prunkend und lebhaft, die
Teppiche aber mit ihren unnatürlich colossalen'Blu
menmustern durchweg von so brennenden, durchdrin
genden Farbengluten, daß sie immer auf Kosten der
in den Gemächern befindlichen Personen hervorleuch
ten. Auch diese beliebten Riesenblumen derselben
zeugen, je natürlicher sie sind von einem verdorbenen
Geschmacke; denn auf den zarten Blütenkelchen und
Staubfäden der Lilien und Rosen mit den Füßen her
umzutrampeln und Stuhlbeine hinaufzustellen, ist
durchaus widersinnig und muß .daher das natürliche
Gefühl höchst unbehaglich berühren.
Fast zu allen früheren Zeiten war man in der
Farbenwahl bedeutend umsichtiger und harmonischer
ohne Newton's, Göthe's und Chevreul's Farbenlehren
zu haben.
Man wende mir nicht ein daß man einst noch
weit brillantere Wandbekleidungen hatte, z. B. die
goldgepreßten Ledertapeten, die Gobelins u. s. w.;
aber welche farbenleuchtende, federwogende, goldblitzende
Kleiderpracht entfalteten jene Zeiten auch.
Wollte unsere Damenwelt mit der jetzigen Zim-
merdecoration gleichen Schritt halten, dürften zum
wenigsten nur Stoffe von den reinsten höchsten Far
bentönen getragen werden, z. B. goldgetbe. granat-
sarbene, ultra-marinblaue oder hellgrüne Seidenstoffe.
Jetzt aber wird die ganze Wirkung aller beliebten
bescheidenen und unbestimmten Kleiderfarben durch
Tapete und Teppich vollends auf Null reducirt und
meine schönen Leserinnen haben sich — umsonst ge
schmückt.
Genug für jetzt.
Jede große Geschichtsepoche war zugleich eine
neue Phase der Kunst- und Geschmacksrichtung. Der
Renaissancestyl, das Roccoco, wie die antikisirende
Richtung, Alles wurzelte tief in dem Geiste der Zeit,
welcher allein das Leben und der Haltpunkt jedes
Styls und Geschmacks ist. Auch unsere Kunstbestre
bungen, auch unsere Richtung des Geschmacks ist
ein treues Abbild des Zeitgeistes. Nichts ist scharf
begrenzt, nichts ausgeprägt, ein ewiges Schwanken
und Haschen hierhin und dorthin, nach diesen oder
jenen Formen.
Amtliches.
Bekanntmachung,
betreffend die Einschärfung des in dem Kanzeleipatent
vom 31stcn Juli 1845 enthaltenen Verbots des
Gebrauchs gewisser Fahnen.
Das in dem Kanzleipatent vom 31sten Juli 1845
enthaltene Verbot gewisser Fahnen und Embleme
wird eingeschärft, und sind die Polizeibehörden an
gewiesen, die Gelebung dieses Verbots sorgfältig zu
überwachen, und wider den etwa vorkommenden Ge
brauch der in dem Patent bezeichneten Fahnen und
dergleichen Embleme sofort auf geeignete Weise ein-^
zuschreiten.
Kiel, den 19ten März 1852.
Departement der Justiz und Polizei.
C. Messen.
L. Krohn.
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