Full text: Newspaper volume (1852)

Nachdem das Vieh getödtet worden, ist dasselbe 
von dem Thierarzt zu öffnen, findet sich dasselbe als 
dann mit der Lungenseuche behaftet, so wird dem 
Eigenthümer ^/z des Taxationswerthes vergütet; wird 
das Vieh dagegen gesund befunden so wird der volle 
Taxationswerth erstattet. 
'Das getödtete Vieh ist nach näherer Anweisung 
des Thierarztes an einem abgelegenen Orte 3 bis 4 
Fuß ties mit Haut und Haaren zu vergraben. 
4) Erkrankte Thiere, an denen sich aber die 
Lungenseuche noch nicht deutlich gezeigt hat, sind 
vorläufig auf das Strengste abzusondern und von 
dem Thierarzte einer sorgfältigen Beobachtung zu 
unterwerfen. 
5) Alles Vieh, welches die Lungenseuche erst 
neulich überstanden, oder welches mit erkrankten 
Thieren zusammen gestanden oder geweidet hat, ist 
als verdächtig anzusehen und von dem Thierarzt be 
sonders zu beaufsichtigen. Dasselbe ist sorgfältig ab 
gesondert zu halten und wird erst nach Ablauf von 
12 Wochen, wenn während dieser Zeit sich kein 
Krankheitsfall unter demselben gezeigt hat, als ge 
sund angesehen. 
Thiere, welche die Lungenseucke überstanden haben, 
dürft» erst 18 Wochen nach dem Beginn der Krank 
heit mit gesundem Vieh zusammen gebracht werden. 
6) Alle Ställe und Orte, wo krankes oder ver 
dächtiges Vieh gestanden, so wie alle Gegenstände, 
an denen der Änsteckungsstoff haften könnte, sind 
unter Leitung des betreffenden Thierarztes sorgfältig 
mit kochendheißem Wasser zu reinigen und demnächst 
mehrmals mit einem Gemisch von Chlorkalk und 
Wasser zu überstreichen oder mit Chlordämpfen zu 
räuchern; das Eisenzeug ist auszuglühen. 
Erst 6 Wochen nach der Reinigung darf von 
solchen Orten und Gegenständen für gesundes Vieh 
Gebrauch gemacht werden. 
Diejenigen Personen, welche mit dem kranken 
oder verdächtigen Vieh verkehren, dürfen mit gesun 
dem Vieh nicht in Berührung kommen. Wo solches 
aber durchaus nicht vermieden werden kann, haben 
diese Personen die von dem betreffenden Thierarzte 
vorzuschreibenden Vorsichtsmaßregeln auf das Ge 
naueste zu beobachten. 
7) Weiden, welche von krankem oder verdächtigem 
Vieh benutzt worden sind, dürfen erst 6 Wochen nach 
der letzten Benutzung wieder mit gesundem Vieh be 
setzt werden. Trockenes Futter, an dem der An 
steckungsstoff hasten könnte, darf nicht an Hornvieh 
verfüttert werden, ist aber für andere Thiere un 
schädlich. 
8) An den Feldern und Fennen, auf denen kran 
kes oder verdächtiges Vieh weidet, sind die Befrie 
digungen oder Gräben sorgfältig zu unterhalten, 
damit jede Berührung mit fremdem Vieh vermieden 
werde, Insoweit die mit krankem oder verdächtigem 
Vieh besetzten Feldern und Fennen an andere Weide 
plätze oder an Wege anstoßen, sind geeignete Vor 
kehrungen zu treffen, um das kranke oder verdächtige 
Vieh zu verhindern, sich den anstoßenden Weideplätzen 
oder Wegen bis auf 25 Fuß zu nähern. 
Wird verdächtiges Vieh täglich nach und von 
dem Felde getrieben, so ist es zu vermeiden, dasselbe 
auf demselben Wege zu treiben, wo gesundes Vieh 
^trieben wird. Wo möglich ist das Hin- und Her- 
reiben überhaupt zu vermeiden und zu diesem Ende 
auf dem Felde eine Umzäunung für das verdächtige 
Vieh einzurichten. 
m 0) Stiere, welche bei verdächtigen Heerden zum 
Vespringen gebraucht worden sind, dürfen nicht zu 
Kühen aus unverdächtigen Heerden gebracht werden. 
10) Der Verkauf des erkrankten Viehes ist über 
all nicht, der Verkauf des verdächtigen nur nach vor 
gängig erwirkter schriftlicher Erlaubniß der Obrig 
keit und unter genauer Beobachtung der von dieser 
vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln gestattet. 
Jeder Eigenthümer von krankem oder verdächtigem 
Vieh hat den Anordnungen der Polizeibehörde und 
des betreffenden Thierarztes hinsichtlich der Behand- 
ung desselben auf das Genaueste Folge zu leisten, 
ìkebertretungen dieser Anordnungen sind mit einer 
Vrüche von 10—100 Rbthlr., nach den Umständen 
des Falles, zu bestrafen. 
Denjenigen, welchen von entfernt wohnenden 
Eigenthümern die Aussicht über auf der Weide be 
findliches Vieh übertragen ist, liegen dieselben Ver 
pflichtungen ob. 
König der Haide, von Sorgen so chei, 
Ob Du König, ob Bettler ist Dir einerlei, 
Doch lebst Du, wenn alles Leben nur Traum, 
O König der Haide, den seligsten Traum. 
Gedichte-von Eduard Alberti. 
Haide-König. 
In der Haide so frei, unter schattigem Baum, 
Den Himmel fern schauend, rings endlosen Ranm, 
Vom Wasser des Quells, von Honig genährt, 
Wie ein König so glücklich, ohn' Haus, ohne Heerd. 
Baarfuß und zerlumpt und ein flatterndes Tuch 
Um Stirn und Leib, das ist Schmuckes genug, 
Zw'sHen Wachen und Schlaf, hingestreckt ins Gras, 
Ein Allerle, träumt er, doch weiß er nicht was. 
Hier liegt er des Tages, hier ruht er die Nacht, 
Viel kamen vorüber, die seiner gelacht 
Sie nannten ihn König der Halde mit Witz, 
Dg? Lappe» dm Purpur, dm Thron seinen Sitz. 
Ci» komischer Roman. 
Berlin. Unsere Criminalpolizei hat in den 
jüngsten Tagen wiederum einen komischen Roman 
zu enthüllen gehabt. Dem hiesigen bedeutenden 
Banquierhause G e l p k e und Comp, ist vor eini 
gen Tagen hier auf der Post die ganze Korrespon 
denz entwendet worden. Die sämmtlichen an das 
gedachte Haus gerichteten Briefschaften sind nämlich 
eines Tages durch eine unbekannte Person auf Grund 
einer falschen Legitimation auf der Post abgeholt 
worden. In den Briefschaften fanden sich für etwa 
1000 Thaler Staatspapiere, welche man sofort bei 
einem andern Banquierhause wiederum auf Grund 
falscher Legitimationspapiere verkauft vorfand. Meh 
rere Tage hindurch war es unmöglich, die betreffen 
den Betrügereien zu ermitteln. Da fiel den Crimi- 
nalbeamten ein ganz junger Mensch auf, welcher un 
ter dem Namen Graf von Maticki hier plötzlich auf 
getaucht war, in den Bayrisch-Bierstuben eine große 
Rolle spielte, ganz enorme Summen mit den Schenk- 
mädchen verschleuderte und namentlich einer von ihm 
bevorzugten Dame rasch hinter einander die werth 
vollsten Geschenke im Betrage von mehreren Hundert 
Thalern machte. Die betreffende Donna schwamm 
natürlich in Seligkeit über das glückliche Loos, wel 
ches sich ihr plötzlich eröffnete, und sie glaubte sich 
sehr bald aus den Räumen ihrer Bierstube in die 
Paläste ihres Anbeters, des reichen russischen Grafen, 
versetzt zu sehen. Der Criminalpolizei, welche sehr- 
ungläubig ist, kam die ganze Angelegenheit höchst 
wunderbar vor, und eine glückliche Combination 
brachte dieselbe ans die Vermuthung, daß der russi 
sche Gras, der nicht einmal französisch, noch weniger 
russisch sprach, ein Betrüger sein müsse. ' Wirklich 
entdeckte man bald, daß er ein vor einiger Zeit von 
Gelpke entlassener Lehrling war. Nun tag natürlich 
die Vermuthung sehr nahe, wer den eben erwähnten 
Diebstahl an der Gelpke'schen Korrespondenz verübt 
habe. Die Criminalpolizei begab sich ill die Woh 
nung des Psendo-Grasen, wo man denselben in ei 
nem Schlafrock von grüner Seide mit ächtem rotben 
Sammet gefüttert und rothen Quasten besetzt, eben 
beschäftigt fand, für seine Favoritin französische Hand 
schuhe auszuwählen. Als man ihm seine Verhaf 
tung ankündigte, versuchte er zwar seine Rolle noch 
einige Augenblicke sortzuspielen, indem er den Be 
amten vornehm erwiederte: es geschehe wohl, weil 
er sich morgen habe mit dem Lieutenant' von N. 
schießen wolle»; aber natürlich wurde er sehr bald 
in einer seinen Verbrechen angemessenen Weise trak- 
tirt und enttäuscht. Man suhlte ihn als Arrestan 
ten zu seiner Donna, wo sich der vornehme Graf 
in einen entlaufenen diebischen Handinngslehrling 
verwandelte. Die Donna mußte die schönen Ge 
schenke herausgeben, und der Graf mußte den seide 
nen Schlafrock mit der Sträflingsjacke der Stadt 
vogtei vertauschen. 
Breetenhorn»nd Rndelmüller 
(Jllustrirter Dorfbarbicr.) 
Breetenb. Globste denn. Nützlich, daß aus dem 
deutjchen Zollverein überhaupt noch was ward? 
Nudelm. Ich glob's nich. 
Breetenb. Warum glob'st denn nich? 
Nudelm. Weil de hohen Regierungen seit Anne 
48 gegen alle Vereine en Bittern Han. 
Breetenb. Drum vereenen se sich wahrschein 
lich och unter sich selber nich. 
Nudelm. Kann sin. 
B e r »n i f ch t e s. 
(Wortspiel.) Müller: Was hast'du denn da 
zu gesagt, daß der Crelingeff) Hassenpflug'n so 
lange vertheidigt hat, bis er freigesprochen ist? 
Schulze: Jahr nischt. 
Müller: Na, wenn ick aber Crelinger und be 
denke — im Jahr 1848 ■ 
Schulze: Nu ja, da war er ooch immer dabei, 
wenn frei gesprochen wurde. (Kladb.) 
*) Ein berühmter preußischer Advocat, der sich stüherhin durch 
seme Freistnnigkeit einen großen Namen machte. 
Das zu einer neuen arctischen Expedition zur 
Auf,uchung Franklins ausgerüstete Schrauben 
dampfschiff „Isabella" ist, unter dem Befehl des Com 
mandeurs Jnglefild, mit 17 auserlesenen Matrosen 
bemannt, am loten d. M. von Peterhead nach der 
Basfings-Bucht abgegangen. Es ist die Absicht des 
Befehlshabers, die nördliche Küste der Baffings-Bucht 
zu erreichen und wenn möglich in den Smith's-Sund 
einzubringen. 
Die Zeitungen melden aus Paris den am 21 
Juli, in Folge eines Sturzes vom Pferde, erfolgten 
Tod des Marschalls Excelmans. 
(Wirkungen der Hitze in Berlin.) Die andauernde' 
afrikanische Hitze, die ihre Geißel nun seit Wochen 
über unsere Hauptstadt schwingt, bringt Seltsamkei- 
ten verschiedener Art hervor. Ein hiesiger Zoologe 
hat sich aus Aegypten mehrere Krokodill-Eier kom 
men lassen und benutzt die glühenden Sonnenstrahlen 
und einen einheimischen Berliner Sandhaufen dazu, 
die Amphibien-Eier ausbrüten zu lassen. Es scheint 
bis jetzt noch nicht gelungen. — Ein Bekannter von 
uns hat auf seinen blauen Frack bereits die zweite 
Garnitur gelber Metallknöpfe aussetzen lassen müssen, 
da die erste ihm tropfenweise in der Mittagshitze 
abgeschmolzen ist. — Mehrere Kahnführer sind kja- 
gend wegen Störung der freien Schifffahrt auf der 
Ober- und Unter-Spree eingekommen, veranlaßt 
durch die Masse der Badenden die dort den Strom 
verengen. — Ein junger Mann prasentirte sich uns 
kürzlich als glücklicher Bräutigam. Nachdem er zwei 
Jahre lang um seine Auserwählte fruchtlos gewor 
ben, ist endlich ihr bisher hartes Herz butterweich 
geworden — durch die Sonnenhitze. — In den hie 
sigen Theatern müssen sich die Sperrsitzinhaber scharfer " 
Operngucker bedienen, um nur den nächsten Nachbar er 
kennen zu können, — so dünn bevölkert sind gegen 
wärtig die Musenhallen. 
Die Amerikanische Brigg „Dolphins" war von 
ihrer hydrographischen Kreuzfahrt zurückgekehrt. Sie 
hatte im Auftrag des Marine-Departements die Tie- 
.sen des Oceans durchforscht, und hatte tägliche 
Beobachtungen über die Temperaturen über und un 
ter dem Meere angestellt. Die Tiefe des Oceans 
war l bis 4 englische, Meilen. Der tiefste Punkt, 
den man gesunden, war 3860 Faden oder fast 4% 
englische Meilen. Zur Sondirung der Tiefe hatte 
man ein sehr dünnes aber starkes Tau, an welchem 
ein Gewicht von 32 Pfv. befestigt war, und welches 
man von einem Boot ans auf dem Meergrund senkte. 
Die Brigg hat der Marinewisseuschaft große Dienste 
gethan, indem sie die genaue Topographie vieler In 
seln und Klippen ausgenommen hat. Die - Brigg 
hat ebenfalls die vulkanische Region der Meere südlich 
des Aequators durchforscht. 
Zu Lonjumeau starb kürzlich der frühere Schrift- 
stecher Henri Didot im Alter von 87 Jahren. Er 
war der Aelteste, der durch ihre typographischen Lei 
stungen so bekannten Familie Dtzdot und der Erfinder 
der Polyamatypie (der zusammengegossenen Buch 
staben), wofür ihm Napoleon den Orden der Ehren 
legion verlieh. Er war es, der gemeinsam mit sei- 
nem Vetter Firmin Didot die von 1790 — 93 
ausgegebenen Assignaten zeichnete und stach. 
Erip Speisewirth in Paris wollte dieser 
Tage gerade ausgehen, um bei einem Schuldner 1200 
Francs zu holen, als man ihm das Geld brachte 
In der mit Leuten gefüllten Gaststube nahm er es 
ui Empfang und jagte, da er noch einen andern 
Gang machen wollte, ganz laut zu seiner Frau: 
„Trage das Geld in unser Zimmer; da das Schloß 
nicht viel taugt, so werde ich einen Schlosser schicken, 
der ein neues machen soll." Darauf ging er fort. 
Kurz nachher erschien ein Schlosser mit seinem Hand« 
werkszeuge. Die Frau führte ihn ins Zimmer, wo 
er sich an die Arbeit machte, während sie von Zeit 
zu Zeit in der Gaststube nachsah. Nachdem er das 
Schloß abgenommen, empfahl sich der Schlosser und 
bald nachher kam der Speisewirth nach Hause. Wie 
er,chrack aver die Frau, als sie von ihm vernahm, 
daß er den Schlosser gar nicht hingeschickt habe. Das 
Ehepaar eilte m sein Zimmer: mit dem Schlosse 
waren auch die 1200 Frcs. verschwunden. 
Die Oldenburger Bauern machen's wie 
andern Orts auch; ohne Noth thun sie nicht gern 
den Mund aus, aber dann triffts auch. Ein groß- 
sprecheriger Franzose, der 1810 als Commiffair seines 
Kaisers nach Oldenburg kam, versprach den Bauern 
öffentlich in seiner Proclamation lauter fette Felder 
und doppelte Ernten, und heimlich fragte er einen 
gescheidlen Bauer um Rath, wie das zu machen sei. 
„Laßt 24 Stunden Mist regnen und dann fragt 
wieder nach", antwortete der Mann. — Ein anderes 
Mal wollte^ der Großherzog die Pferdezucht ver 
bessern. Stracks reisten 4 Commiffaire im Lande 
herum, befühlten, betasteten, riethen hier und zankten 
dort, aber die Pferde wurden nicht besser und die 
Herren fluchten. Da riß einem alten Bauer die 
Geduld. _ „Sagen Sie dem Großherzog", brummte 
er „er solle statt der Herren von der Commission 
ebenso viele gute Hengste schicken; dann wird's besser 
werden. 
Luftiger Sitz. Ein Schiffscapitain in Ant 
werpen wettete 400 Frcs., daß einer seiner Matrosen 
6 Stunden lang aus dem Hahn des Thurmes von 
Notre-Dame sitzen würde, und in der That genoß 
Nachmittags am 19. Juni eine unzählige Menschen- 
maffe das Schauspiel, den Matrosen von 3 bis 4 
Uhr auf dem Hahne sitzen zu sehen. 
Ein Pariser Blatt giebt die Einwohnerzahl der 
12 volkreichsten Städte Frankreichs folgendermaßen 
an: Paris 1,053,262, Lyon 149,325, Marseille 
195,257, Bordeaux 135,927, Rouen 100,265. Nan-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.