Nachdem das Vieh getödtet worden, ist dasselbe
von dem Thierarzt zu öffnen, findet sich dasselbe als
dann mit der Lungenseuche behaftet, so wird dem
Eigenthümer ^/z des Taxationswerthes vergütet; wird
das Vieh dagegen gesund befunden so wird der volle
Taxationswerth erstattet.
'Das getödtete Vieh ist nach näherer Anweisung
des Thierarztes an einem abgelegenen Orte 3 bis 4
Fuß ties mit Haut und Haaren zu vergraben.
4) Erkrankte Thiere, an denen sich aber die
Lungenseuche noch nicht deutlich gezeigt hat, sind
vorläufig auf das Strengste abzusondern und von
dem Thierarzte einer sorgfältigen Beobachtung zu
unterwerfen.
5) Alles Vieh, welches die Lungenseuche erst
neulich überstanden, oder welches mit erkrankten
Thieren zusammen gestanden oder geweidet hat, ist
als verdächtig anzusehen und von dem Thierarzt be
sonders zu beaufsichtigen. Dasselbe ist sorgfältig ab
gesondert zu halten und wird erst nach Ablauf von
12 Wochen, wenn während dieser Zeit sich kein
Krankheitsfall unter demselben gezeigt hat, als ge
sund angesehen.
Thiere, welche die Lungenseucke überstanden haben,
dürft» erst 18 Wochen nach dem Beginn der Krank
heit mit gesundem Vieh zusammen gebracht werden.
6) Alle Ställe und Orte, wo krankes oder ver
dächtiges Vieh gestanden, so wie alle Gegenstände,
an denen der Änsteckungsstoff haften könnte, sind
unter Leitung des betreffenden Thierarztes sorgfältig
mit kochendheißem Wasser zu reinigen und demnächst
mehrmals mit einem Gemisch von Chlorkalk und
Wasser zu überstreichen oder mit Chlordämpfen zu
räuchern; das Eisenzeug ist auszuglühen.
Erst 6 Wochen nach der Reinigung darf von
solchen Orten und Gegenständen für gesundes Vieh
Gebrauch gemacht werden.
Diejenigen Personen, welche mit dem kranken
oder verdächtigen Vieh verkehren, dürfen mit gesun
dem Vieh nicht in Berührung kommen. Wo solches
aber durchaus nicht vermieden werden kann, haben
diese Personen die von dem betreffenden Thierarzte
vorzuschreibenden Vorsichtsmaßregeln auf das Ge
naueste zu beobachten.
7) Weiden, welche von krankem oder verdächtigem
Vieh benutzt worden sind, dürfen erst 6 Wochen nach
der letzten Benutzung wieder mit gesundem Vieh be
setzt werden. Trockenes Futter, an dem der An
steckungsstoff hasten könnte, darf nicht an Hornvieh
verfüttert werden, ist aber für andere Thiere un
schädlich.
8) An den Feldern und Fennen, auf denen kran
kes oder verdächtiges Vieh weidet, sind die Befrie
digungen oder Gräben sorgfältig zu unterhalten,
damit jede Berührung mit fremdem Vieh vermieden
werde, Insoweit die mit krankem oder verdächtigem
Vieh besetzten Feldern und Fennen an andere Weide
plätze oder an Wege anstoßen, sind geeignete Vor
kehrungen zu treffen, um das kranke oder verdächtige
Vieh zu verhindern, sich den anstoßenden Weideplätzen
oder Wegen bis auf 25 Fuß zu nähern.
Wird verdächtiges Vieh täglich nach und von
dem Felde getrieben, so ist es zu vermeiden, dasselbe
auf demselben Wege zu treiben, wo gesundes Vieh
^trieben wird. Wo möglich ist das Hin- und Her-
reiben überhaupt zu vermeiden und zu diesem Ende
auf dem Felde eine Umzäunung für das verdächtige
Vieh einzurichten.
m 0) Stiere, welche bei verdächtigen Heerden zum
Vespringen gebraucht worden sind, dürfen nicht zu
Kühen aus unverdächtigen Heerden gebracht werden.
10) Der Verkauf des erkrankten Viehes ist über
all nicht, der Verkauf des verdächtigen nur nach vor
gängig erwirkter schriftlicher Erlaubniß der Obrig
keit und unter genauer Beobachtung der von dieser
vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln gestattet.
Jeder Eigenthümer von krankem oder verdächtigem
Vieh hat den Anordnungen der Polizeibehörde und
des betreffenden Thierarztes hinsichtlich der Behand-
ung desselben auf das Genaueste Folge zu leisten,
ìkebertretungen dieser Anordnungen sind mit einer
Vrüche von 10—100 Rbthlr., nach den Umständen
des Falles, zu bestrafen.
Denjenigen, welchen von entfernt wohnenden
Eigenthümern die Aussicht über auf der Weide be
findliches Vieh übertragen ist, liegen dieselben Ver
pflichtungen ob.
König der Haide, von Sorgen so chei,
Ob Du König, ob Bettler ist Dir einerlei,
Doch lebst Du, wenn alles Leben nur Traum,
O König der Haide, den seligsten Traum.
Gedichte-von Eduard Alberti.
Haide-König.
In der Haide so frei, unter schattigem Baum,
Den Himmel fern schauend, rings endlosen Ranm,
Vom Wasser des Quells, von Honig genährt,
Wie ein König so glücklich, ohn' Haus, ohne Heerd.
Baarfuß und zerlumpt und ein flatterndes Tuch
Um Stirn und Leib, das ist Schmuckes genug,
Zw'sHen Wachen und Schlaf, hingestreckt ins Gras,
Ein Allerle, träumt er, doch weiß er nicht was.
Hier liegt er des Tages, hier ruht er die Nacht,
Viel kamen vorüber, die seiner gelacht
Sie nannten ihn König der Halde mit Witz,
Dg? Lappe» dm Purpur, dm Thron seinen Sitz.
Ci» komischer Roman.
Berlin. Unsere Criminalpolizei hat in den
jüngsten Tagen wiederum einen komischen Roman
zu enthüllen gehabt. Dem hiesigen bedeutenden
Banquierhause G e l p k e und Comp, ist vor eini
gen Tagen hier auf der Post die ganze Korrespon
denz entwendet worden. Die sämmtlichen an das
gedachte Haus gerichteten Briefschaften sind nämlich
eines Tages durch eine unbekannte Person auf Grund
einer falschen Legitimation auf der Post abgeholt
worden. In den Briefschaften fanden sich für etwa
1000 Thaler Staatspapiere, welche man sofort bei
einem andern Banquierhause wiederum auf Grund
falscher Legitimationspapiere verkauft vorfand. Meh
rere Tage hindurch war es unmöglich, die betreffen
den Betrügereien zu ermitteln. Da fiel den Crimi-
nalbeamten ein ganz junger Mensch auf, welcher un
ter dem Namen Graf von Maticki hier plötzlich auf
getaucht war, in den Bayrisch-Bierstuben eine große
Rolle spielte, ganz enorme Summen mit den Schenk-
mädchen verschleuderte und namentlich einer von ihm
bevorzugten Dame rasch hinter einander die werth
vollsten Geschenke im Betrage von mehreren Hundert
Thalern machte. Die betreffende Donna schwamm
natürlich in Seligkeit über das glückliche Loos, wel
ches sich ihr plötzlich eröffnete, und sie glaubte sich
sehr bald aus den Räumen ihrer Bierstube in die
Paläste ihres Anbeters, des reichen russischen Grafen,
versetzt zu sehen. Der Criminalpolizei, welche sehr-
ungläubig ist, kam die ganze Angelegenheit höchst
wunderbar vor, und eine glückliche Combination
brachte dieselbe ans die Vermuthung, daß der russi
sche Gras, der nicht einmal französisch, noch weniger
russisch sprach, ein Betrüger sein müsse. ' Wirklich
entdeckte man bald, daß er ein vor einiger Zeit von
Gelpke entlassener Lehrling war. Nun tag natürlich
die Vermuthung sehr nahe, wer den eben erwähnten
Diebstahl an der Gelpke'schen Korrespondenz verübt
habe. Die Criminalpolizei begab sich ill die Woh
nung des Psendo-Grasen, wo man denselben in ei
nem Schlafrock von grüner Seide mit ächtem rotben
Sammet gefüttert und rothen Quasten besetzt, eben
beschäftigt fand, für seine Favoritin französische Hand
schuhe auszuwählen. Als man ihm seine Verhaf
tung ankündigte, versuchte er zwar seine Rolle noch
einige Augenblicke sortzuspielen, indem er den Be
amten vornehm erwiederte: es geschehe wohl, weil
er sich morgen habe mit dem Lieutenant' von N.
schießen wolle»; aber natürlich wurde er sehr bald
in einer seinen Verbrechen angemessenen Weise trak-
tirt und enttäuscht. Man suhlte ihn als Arrestan
ten zu seiner Donna, wo sich der vornehme Graf
in einen entlaufenen diebischen Handinngslehrling
verwandelte. Die Donna mußte die schönen Ge
schenke herausgeben, und der Graf mußte den seide
nen Schlafrock mit der Sträflingsjacke der Stadt
vogtei vertauschen.
Breetenhorn»nd Rndelmüller
(Jllustrirter Dorfbarbicr.)
Breetenb. Globste denn. Nützlich, daß aus dem
deutjchen Zollverein überhaupt noch was ward?
Nudelm. Ich glob's nich.
Breetenb. Warum glob'st denn nich?
Nudelm. Weil de hohen Regierungen seit Anne
48 gegen alle Vereine en Bittern Han.
Breetenb. Drum vereenen se sich wahrschein
lich och unter sich selber nich.
Nudelm. Kann sin.
B e r »n i f ch t e s.
(Wortspiel.) Müller: Was hast'du denn da
zu gesagt, daß der Crelingeff) Hassenpflug'n so
lange vertheidigt hat, bis er freigesprochen ist?
Schulze: Jahr nischt.
Müller: Na, wenn ick aber Crelinger und be
denke — im Jahr 1848 ■
Schulze: Nu ja, da war er ooch immer dabei,
wenn frei gesprochen wurde. (Kladb.)
*) Ein berühmter preußischer Advocat, der sich stüherhin durch
seme Freistnnigkeit einen großen Namen machte.
Das zu einer neuen arctischen Expedition zur
Auf,uchung Franklins ausgerüstete Schrauben
dampfschiff „Isabella" ist, unter dem Befehl des Com
mandeurs Jnglefild, mit 17 auserlesenen Matrosen
bemannt, am loten d. M. von Peterhead nach der
Basfings-Bucht abgegangen. Es ist die Absicht des
Befehlshabers, die nördliche Küste der Baffings-Bucht
zu erreichen und wenn möglich in den Smith's-Sund
einzubringen.
Die Zeitungen melden aus Paris den am 21
Juli, in Folge eines Sturzes vom Pferde, erfolgten
Tod des Marschalls Excelmans.
(Wirkungen der Hitze in Berlin.) Die andauernde'
afrikanische Hitze, die ihre Geißel nun seit Wochen
über unsere Hauptstadt schwingt, bringt Seltsamkei-
ten verschiedener Art hervor. Ein hiesiger Zoologe
hat sich aus Aegypten mehrere Krokodill-Eier kom
men lassen und benutzt die glühenden Sonnenstrahlen
und einen einheimischen Berliner Sandhaufen dazu,
die Amphibien-Eier ausbrüten zu lassen. Es scheint
bis jetzt noch nicht gelungen. — Ein Bekannter von
uns hat auf seinen blauen Frack bereits die zweite
Garnitur gelber Metallknöpfe aussetzen lassen müssen,
da die erste ihm tropfenweise in der Mittagshitze
abgeschmolzen ist. — Mehrere Kahnführer sind kja-
gend wegen Störung der freien Schifffahrt auf der
Ober- und Unter-Spree eingekommen, veranlaßt
durch die Masse der Badenden die dort den Strom
verengen. — Ein junger Mann prasentirte sich uns
kürzlich als glücklicher Bräutigam. Nachdem er zwei
Jahre lang um seine Auserwählte fruchtlos gewor
ben, ist endlich ihr bisher hartes Herz butterweich
geworden — durch die Sonnenhitze. — In den hie
sigen Theatern müssen sich die Sperrsitzinhaber scharfer "
Operngucker bedienen, um nur den nächsten Nachbar er
kennen zu können, — so dünn bevölkert sind gegen
wärtig die Musenhallen.
Die Amerikanische Brigg „Dolphins" war von
ihrer hydrographischen Kreuzfahrt zurückgekehrt. Sie
hatte im Auftrag des Marine-Departements die Tie-
.sen des Oceans durchforscht, und hatte tägliche
Beobachtungen über die Temperaturen über und un
ter dem Meere angestellt. Die Tiefe des Oceans
war l bis 4 englische, Meilen. Der tiefste Punkt,
den man gesunden, war 3860 Faden oder fast 4%
englische Meilen. Zur Sondirung der Tiefe hatte
man ein sehr dünnes aber starkes Tau, an welchem
ein Gewicht von 32 Pfv. befestigt war, und welches
man von einem Boot ans auf dem Meergrund senkte.
Die Brigg hat der Marinewisseuschaft große Dienste
gethan, indem sie die genaue Topographie vieler In
seln und Klippen ausgenommen hat. Die - Brigg
hat ebenfalls die vulkanische Region der Meere südlich
des Aequators durchforscht.
Zu Lonjumeau starb kürzlich der frühere Schrift-
stecher Henri Didot im Alter von 87 Jahren. Er
war der Aelteste, der durch ihre typographischen Lei
stungen so bekannten Familie Dtzdot und der Erfinder
der Polyamatypie (der zusammengegossenen Buch
staben), wofür ihm Napoleon den Orden der Ehren
legion verlieh. Er war es, der gemeinsam mit sei-
nem Vetter Firmin Didot die von 1790 — 93
ausgegebenen Assignaten zeichnete und stach.
Erip Speisewirth in Paris wollte dieser
Tage gerade ausgehen, um bei einem Schuldner 1200
Francs zu holen, als man ihm das Geld brachte
In der mit Leuten gefüllten Gaststube nahm er es
ui Empfang und jagte, da er noch einen andern
Gang machen wollte, ganz laut zu seiner Frau:
„Trage das Geld in unser Zimmer; da das Schloß
nicht viel taugt, so werde ich einen Schlosser schicken,
der ein neues machen soll." Darauf ging er fort.
Kurz nachher erschien ein Schlosser mit seinem Hand«
werkszeuge. Die Frau führte ihn ins Zimmer, wo
er sich an die Arbeit machte, während sie von Zeit
zu Zeit in der Gaststube nachsah. Nachdem er das
Schloß abgenommen, empfahl sich der Schlosser und
bald nachher kam der Speisewirth nach Hause. Wie
er,chrack aver die Frau, als sie von ihm vernahm,
daß er den Schlosser gar nicht hingeschickt habe. Das
Ehepaar eilte m sein Zimmer: mit dem Schlosse
waren auch die 1200 Frcs. verschwunden.
Die Oldenburger Bauern machen's wie
andern Orts auch; ohne Noth thun sie nicht gern
den Mund aus, aber dann triffts auch. Ein groß-
sprecheriger Franzose, der 1810 als Commiffair seines
Kaisers nach Oldenburg kam, versprach den Bauern
öffentlich in seiner Proclamation lauter fette Felder
und doppelte Ernten, und heimlich fragte er einen
gescheidlen Bauer um Rath, wie das zu machen sei.
„Laßt 24 Stunden Mist regnen und dann fragt
wieder nach", antwortete der Mann. — Ein anderes
Mal wollte^ der Großherzog die Pferdezucht ver
bessern. Stracks reisten 4 Commiffaire im Lande
herum, befühlten, betasteten, riethen hier und zankten
dort, aber die Pferde wurden nicht besser und die
Herren fluchten. Da riß einem alten Bauer die
Geduld. _ „Sagen Sie dem Großherzog", brummte
er „er solle statt der Herren von der Commission
ebenso viele gute Hengste schicken; dann wird's besser
werden.
Luftiger Sitz. Ein Schiffscapitain in Ant
werpen wettete 400 Frcs., daß einer seiner Matrosen
6 Stunden lang aus dem Hahn des Thurmes von
Notre-Dame sitzen würde, und in der That genoß
Nachmittags am 19. Juni eine unzählige Menschen-
maffe das Schauspiel, den Matrosen von 3 bis 4
Uhr auf dem Hahne sitzen zu sehen.
Ein Pariser Blatt giebt die Einwohnerzahl der
12 volkreichsten Städte Frankreichs folgendermaßen
an: Paris 1,053,262, Lyon 149,325, Marseille
195,257, Bordeaux 135,927, Rouen 100,265. Nan-