Full text: Newspaper volume (1852)

Ingenieur-Officier unterlegt, unter dein Obercom- 
mando des königl. Jngenieurcorps. 
Da der Belagerungszustand nach Patent vom 
17. d. M. aufgehoben ist vom 1. April angerechnet, 
wird befohlen, Laß: 
Die militairen Districts-Commando's eingehen. 
Das Generalcommando in Schleswig tritt in diesel 
ben dienstlichen Verhältnisse wie die übrigen General- 
commando's zum Kriegsministerium und den übrigen 
Autoritäten. 
Der General-Lieutenant v. Krogh behält das 
Generalcommando im Herzogthum Schleswig, wel 
ches seinen Sitz in Flensburg behält. 
Unter den veränderten Verhältnissen werden diesem 
Generalcommando folgende Truppenabtheilungeu un 
terlegt : 
1) Die Batterie Holm, welche auf Alsen unb die 
Batterie Just, welche in Schleswig bleibt. 
2) Das 4. Dragoner-Regiment, dessen Stabs 
quartier Husum ist. 
3) Die 4. Infanterie-Brigade, bestehend aus: 
Dem 2. leichten Inf.-Bataillon. Stabs 
quartier Husum. Dem 5. Linien-Bataillon, 
Stabsquartier Rendsburg-Kronwcrk. Dem 9. 
Linien-Bataillon, Stabsquartier Eckernförde. 
Dem 4. Jägercorps, Stabsquartier Flensburg 
und dem 2. Brigade-Musikcorps. 
Die 3 Reserve-Brigaden werden vom General 
commando in Schleswig aufgelöst. 
Die Intendantur in Schleswig behält ihre Func 
tionen als Localintendantur. 
Das Jngenieurdetachement in Schleswig kehrt 
nach seinem Standquartier zurück. 
Die Batterie Wegener marschirt nach Sonder 
burg. um dort aufgelöst zu werden. Die Halbbatte- 
rien Recke und Lumm werden in Flensburg aufgelöst. 
Das 5. Dragoner-Regiment marschirt nach seinem 
Standquartier zurück. 
Das Commando auf Fehmarn wird aufgehoben. 
Das 1. Brigade-Musikcorps kehrt nach Kopenhagen 
zurück und das 2. Brigade-Musikcorps geht nach 
Flensburg ab. 
Das ganze Artillerie-Personal im Königreich und 
im Herzogthume Schleswig, mit Ausnahme des 
jenigen, welches dem Zeughause untergeordnet ist, 
wird dem 1. Artillerie-Regiment untergelegt. 
Das 9. Linien-Bataillon bricht von Viborg auf 
und marschirt den 1. April nach Eckernförde. 
Die Garnison in Friedericia giebt vom 12ten 
leichten und vom 13. Linien-Bataillon ein Detache 
ment nach Viborg ab, unter dem Commando zweier 
Officiere, die dort den 30. d. M. ankommen sollen. 
Eine veränderte Dertheilung der Officiere der 
Armee wird bald erscheinen. Die Officiere der 
Kriegsreserve, die nicht auf der Vertheilungsliste an 
geführt sind, werden permittirt, sobald ihr Dienst 
entbehrt werden kann. Alle permittirten Kriegsreserve- 
Officiere haben ohne Aufenthalt ihren Wohnort der 
Direction des Personals der Armee und dem General- 
Commando, in dessen District sie sich aufhalten, an 
zuzeigen und etwaige Aufenthalts-Veränderungen 
ebenfalls zu melden. 
— Wie „Flyveposten" wissen will, ist die Bei 
setzung der verstorbenen Königin Marie auf Sonn 
abend, den 10. April, angesetzt. 
Das Schraubendampfboot v. d. Tann ist am 28. 
unter dem Commando des Premterlieut. Schönhey- 
der hier eingetroffen. 
Vom Sunde, den 25. März. Sowohl im 
nördlichen Seeland als im südlichen Schweden sind 
die Frühjahrszugvögel, als die wilde Gans, der Ki- 
biz, der Staar rc. längst erschienen, die Frösche siud 
aus ihrem Winterschlaf erwacht. Die Stachelbeer 
büsche grünen; kurz, Alles deutet auf ein frühes 
Frühjahr. — Die Lust an Glücksspielen hat in Ko 
penhagen einen neuen Industriezweig erfunden, seit 
dem die Zahlenlotterie aufgehoben ist. Die gewöhn 
lich binnen wenigen Tagen ausverkauften Klassen 
lotteriezettelwerden als Staatspapiere zu hohen Cour 
sen wieder verkauft und circuliren so zwischen Mann 
und Mann als Geldpapier. (Fl. Z.) 
Aus Nyköbing auf Mörsöe wird unterm 21. 
gemeldet, daß der Domainedirector jetzt den Austern 
fang im Liimfjord verboten hat. In den letzten 
Tagen sollen noch so viele Austern gefangen worden 
sein, daß man ganz Jütland hätte damit versehen 
können. Auch hat man schon seit längerer Zeit im 
Liimfjord Anschovis gefangen, die gehörig eingemacht, 
den norwegischen wenig nachgeben sollen. 
Aus Schleswig. Zum schleswigschen juristi 
schen Amtsexamen haben sich 11 Candidaten gestellt, 
die in der holsteinischen Armee gedient haben. (A.M.) 
Kiel, den 31. März. Wir vernehmen, daß in 
Herzhorn zwischen Soldaten und Bürgern Differen 
zen vorgekommen sind, die zu einer Schlägerei und 
sonstigen Excessen Veranlassung gegeben haben. Wir 
bedauern dies um so mehr, da gewiß vorzugsweise 
im gegenwärtigen Augenblicke aller Grund vorhan 
den ist jeden Anlaß zu Unordnungen und namentlich 
Alles zu vermeiden, was dazu beitragen kann eine 
feindselige Stimmung des Militairs hervorzurufen. 
Es freut uns daher um so mehr, daß die hiesige 
Regierung in Gemeinschaft mit dem Generalcom 
mando die Sache sofort ernsthaft angefaßt, und vor 
läufig den Bureauchef Thomsen und einen Capitain 
Nach Herzhorn entsandt hat, um gegen die Wieder 
holung ähnlicher Unordnungen und behufs' Unter« 
suchung der bereits vorgefallenen die erforderlichen 
Maßregeln zu treffen. (H. N.) 
—"Am gestrigen Morgen ist das Dampfschiff 
„der Löwe" "mit den Kanonenböten im Schlepptau, 
beladen mit einem Theil der Armatur und des In 
ventars der schleswig-holsteinischen Marine nach Ko 
penhagen abgegangen. (H. N.) 
Kiel, den 29. März. Wie wir vernehmen wird 
jetzt Seitens der Regierung ein neues provisorisches 
Gesetz über die Wehrpflicht und zwar mit Stellver 
tretung vorbereitet. Da die gegenwärtig freilich 
noch überall in Anwendung gebrachte provisorische 
Verordnung, betreffend die allgemeine Wehrpflicht rc. 
vom 8. Juli 1848, ausdrücklich nur „für die Zeit 
des gegenwärtigen Krieges" erlassen ist, so existirt 
in diesem Augenblick rechtlich keine allgemeine Wehr 
pflicht im Herzogthum Holstein. 
Das Gut Fcükenberg bei Schleswig ist von sei 
nem gegenwärtigen Besitzer, der es erst vor Kurzem 
von Baron Blome gekauft hatte, bereits wieder mit 
einem Gewinn von 8000 Rthlr. (10,000 Rthlr. nach 
den „H. N.") verkauft worden. Auch das Gut Helge 
lund bei Leck ist von dem bisherigen Besitzer E. Fürsen 
sehr vortheiihaft, und eben so das adelige Gut Oehe 
wieder von dem Gutsbesitzer Böhme mit 15,000 Rthlr. 
Avance veräußert. Ueberhaupt halten die Preise 
der ländlichen Grundstücke in Schleswig mit denen 
in Holstein völlig gleichen Schritt. Der bisherige 
Obergerichtsralh Graf Moltke hat seinen städtischen 
Grundbesitz in Schleswig an den Hosjägermeister 
v. Ahlefeldt zu Lindau für 4000 Rthlr. verkauft. — 
(Den „H. N." wird noch aus Kiel berichtet, daß der 
Major v. Wasmer seine Besitzung Friedrichshof für 
50,000 Rthlr. verkauft habe. Ebenso sei der Meier 
hof Dorotheenthal für 24,000 Rthlr. und der Hof 
Aukamp für 25.000 Rthlr. verkauft worden.) 
Dem Vernehmen nach wird die Wahl des Ober- 
gerichtsadvocaten Müller zum Stadtsecretair in Frie 
drichstadt Allerhöchsten Orts nicht bestätigt werden. 
(Crspdzbl.) 
Rendsburg. Der „Alt. Zeitg." entnehmen 
wir folgende Anzeige: „Unsern verehrlichen Geschäfts 
freunden machen wir hiemit die Anzeige, daß nach 
Mittheilung des königlichen Kanalzollamts vom ge 
strigen Dato die für die Kanalpassage zu entrich 
tenden Abgaben von heute an wieder nach dem 
mit allerhöchstem Patent vom'23. März 1842 ein 
führten Sundtarise zu entricdten sind. Der Kanal 
tarif vom 13. April 1850 ist demnach außer Kraft 
gesetzt und somit durch.Wiedereinführung des obigen 
Sundtarifs der Kanalzoll dem Sundzoll wieder gleich 
gestellt. Rendsburg. 30. März 1852. Lange & Co. 
Bütefisch & Co. Misch & Ohlsen. Zerssen & Co. 
Eichmann & Co. Nissen & Kruse." 
Deutschland. 
Berlin. Die ,N. Pr. Ztg." berichtet über ein 
großes, durch Cabinets-Ordre vom 23. d. M. an 
geordnetes Avancement unter den höheren Officieren 
des Heeres. Zu Generalen sind ernannt die General- 
Lieutenants Prinz Friedrich von Hessen-Cassel, von 
Grabow, Prinz Albrecht v. Preußen und Gras v. d. 
Groeben; zu Generallieutenants die Generalmajors 
von Hirschfeld, von Erhardt, Brunsing Edler von 
Brun, von Koch und von Gayl; zu Generalmajors 
13 Oberste, zu Obersten 13 Oberstlieutenants u. s. w. 
Hannover. Das „C.-B." versichert neuerdings 
daß Hannover den Plan, die Nordseeflotte zu erhal- 
ten, trotz des Ausgangs der Flottenconferenz noch 
nlcht aufgiebt, fügt indessen hinzu, daß selbst Olden 
burg außer der Herstellung eines Kriegshafens an 
seiner Küste noch verschiedene andere Begünstigungen 
verlange, und daß demnach auch die Gründung eines 
nach dem Minimum von Mitgliedern beschränkten 
Flottenvereins kaum zu erzielen sein wird. 
Den „H. N." wird von Bremen aus unterm 
31. März folgende vom dortigen Senate erlassenen 
Bekanntmachungen mitgetheilt: 
„Der Senat verordnet hiedurch, daß das llm- 
hertragen. Austheilen oder Zusenden von hier oder 
auswärts angefertigten Schriften oder Abbildungen 
ohne polizeiliche Erlaubniß, welche sowohl ein- für 
allemal als für besondere Fälle ertheilt werden kann, 
bei einer Geldstrafe bis zu 50 Thalern und den Um 
ständen nach angemessener Gefängnißstrafe und Con 
fiscation solcher Gegenstände, verboten, auch bei glei 
cher Strafe das Anschlagen solcher Schriften und 
Abbildungen an Häusern, Mauern rc. so wie das 
Auestellen derselben ohne polizeiliche Erlaubniß, un 
tersagt ist, vorbehaltlich des in den geeigneten Fäl 
len eintretenden strafrechtlichen Verfahrens. 
Beschlossen Bremen in derVersammlung des Se 
nats vom 29. und bekannt gemacht am 31sten 
März 1852." 
Ferner: 
„Der Senat macht hiemit bekannt, daß, da die 
Ernennung eines Obersten der Bürgerwehr unter 
den gegenwärtigen Umständen nicht hat stattfinden 
können, er es nothwendig erachtet hat, dem Obrist 
lieutenant Reuter aufzutragen, das bisher von ihm 
geführte Obercommando der Bürgerwehr bis auf 
Weiteres in bisheriger Weise fortzusetzen, wonach 
sich Alle, die es angeht, namentlich die Mitglieder 
der Bürgerwehr aller Grade, zu achten haben. 
Beschlossen Bremen in der Versammlung deS 
Senats vom 29sten und bekannt gemacht am 3lsten 
März 1352." 
Dresden, den 26. März. Dem Dresdner 
Journal zufolge fand hier am 21. März eine poli 
zeiliche Verhaftung von 5 jungen Leuten in dem Al 
ter von 16—18 Jahren statt. Die Verhafteten (ei- 
Frsseurlehrling. ein Mechanikuslehrling, zweiDrechs- 
lerlehrlinge und ein Schreiber) hatten einen Bund 
geschloffen, welcher nichts weniger bezweckte, als durch 
systematisch betriebenen Diebstahl, bei dem auch nö- 
thigensalls der Mord nicht ausgeschlossen sein sollte, 
zuvörderst zu einem gemächlichen Leben und im wei 
tern Verfolg dieses «Systems zu ausreichenden Mit- 
teln zu gelangen, um mit guten Aussichten für die 
Zukunft nach Amerika auswandern zu können. Die 
Gesellschaft hatte sich bereits so weit organisirt, daß 
(in der Person des Schreibers) ein Hauptmann ge 
wählt war und am 21. März in der Wohnung des 
einen Lehrlings das Bündniß eidlich besiegelt werden 
sollte. Die Eidesleistung unterblieb jedoch, weil der 
Mechanikuslehrling erklärte, daß. er an keinen Gott 
und jomit auch nicht an die Heiligkeit des Eides 
glaube; man kam überein, daß die Unterschrift aus 
reichend sein solle. Von dieser Zusammenkunft hatte 
die Polizei Kenntniß erhalten und die fünf Subjecte 
wurden in Haft genommen, als eben das Protokoll 
über die gefaßten Beschlüsse aufgenommen werden 
sollte. Die jugendlichen Verbrecher zeigten bei der 
Verhaftung eine Ruhe und Gleichgültigkeit, welche 
in Erstaunen zu setzen geeignet war. Man fand bei 
ihnen zwei geladene Terzerole, zwei Dolche, ei» 
Brecheisen, Dietriche und andere Diebswerkzeuge, so 
wie in mehreren Papieren den Schlüssel zu einer 
selbst festgestellten Ziffer und Zeichenschrift. 
München, den 24. März. Nicht wenig Auf 
sehen macht eine diesen Abend bekannt gewordene 
Verfügung des 1. Armeecommandos (Fürst Taxis) 
nach welcher von nun an die Officiere und Militär 
beamten keine Kinnbärte mehr tragen dürfen. Da 
mehrere Prinzen unseres königlichen Hauses, die hohe 
Militärchargen bekleiden, solche Bärte tragen, so ist 
man begierig ob durch Verschwinden auch dieser die 
Maßregel sich als eine von einem höheren Willen 
ausgehende darstellen wird. Daß das Ganze seinen 
Grund in einer Connivenz gegen die demnächst hier 
eintreffenden Großfürsten habe, wie Biele behaupten 
wollen, kann ich unmöglich glauben. (W. Z.) 
+ Die Auswanderung aus der Vogel- 
perspective betrachtet. 
Wer mit Argusaugen von einem Olympus aus 
die Erde schauen könnte, hätte nicht geringe Lust an 
den Ameisen gleich hin und herwandernden Men 
schenhaufen. Er sähe Hütten leer werden, die Be 
wohner mit Sack und Pack auf Wagen und Schif 
fen seewärts ziehen, Andere in die verlassenen Wohn 
stätten sich einsiedeln, er sähe bis zum Rand gefüllte 
schwimmende Republiken die früheren Bewohner der 
verschiedenartigsten Staaten in die vereinigten Staa 
ten hinüberführen und wunderte sich nicht, Ungar» 
und Polen, Skandinavier und Germanen, Gallier 
und Beiger friedlich und einträchtig von einer 
Schiffssuppe essen und von einem Schiffskaffee 
trinken zu sehen. In Karavanen zieht die Europäi 
sche Bevölkerung anwachsend von Jahr zu Jahr 
nicht ostwärts ins gelobte Land, sondern westwärts 
in das moderne Canaan. Als regte der Erdbode» 
sich so beweglich werden die Völker, als wollte das 
alte Europa sich verjüngen und ewig leben unter 
verändertem Namen. Daß die Menschen den Zug 
vögeln gleichen ist bekannt, einige den Störchen uns 
Schwalben, die südwärts ziehen, andere den Kramets- 
vögeln, die nordwärts fliegen. Der Germane zumal 
hat einen unwiderstehlichen Wandertrieb und der 
Deutsche ist thatsächlich, wogegen er principiell aus 
Leibeskräften streiten möchte, der größte Kosmoplit. 
Der Erdboden ist ihm sein Vaterland und er sitzt 
mit etwas Taback und Freiheit in Wisconsin bald 
ebenso gemüthlich, als er es im Schwarzwald oder 
Frankenland gewesen. Der Deutsche zieht den Deut 
schen nach, der Strom der Auswanderung wächst a» 
mit Macht. Amerika wird nach Jahrzehnten vo» 
deutschen Bewohnern, Sitten, Gewohnheiten, Name» 
und Blättern so viel als Deutschland selbst habe». 
Die Auswandernngs-Gelegenheiten werden mit de» 
Auswanderern zunehmen, es wird ein Nichts sei»- 
diese Reise nach Amerika und retour. 
Freilich vom Olympus herab sieht das alff 
Europa sich lustiger an, als es in der That ist. TR 
bunten und steifen Marionetten, welche dem Kalb 
fell folgen und um Commißbrod ins Gras beiße»' 
die uniformirten modernen Zöllner und Sünder- 
die vom Honig der Bienen lebenden Drohnen uR 
Frohnvögte allerlei Art und Titel: — sie mache/ 
sämmtlich das Leben in dem alten nach einer gw' 
artigen Kaserne oder Kavalleriestall duftenden Eurş 
einigermaaßen unleidlich. Der gescheutere Deutschs 
aber weicht diesen Uuzuträglichkeiten lieber, gş 
lieber den gespreizt gehenden Pensionären und psv 
vilegirten Parasyten aus dem Wege, macht sich 
ber mit seiner Hälfte und seinem Kind in die aķ
	        
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