Full text: Newspaper volume (1848)

17. Stadt Rendsburg: 
30) Advvcak Venvt. 31) Lohgerber W. BaSs. 32) Uhr. 
wacher Menihen. 33) Lohgerber D. Poratb. 31) kite, 
rar Baurmeister. 35) Advvcak WiggcrS, welcher vo» 
der Depukatloii zu ihrem Workfüdrer gewählt ward. 
Soldatenlied. *) 
Wir ivaffnen freudig Herz und Hand 
Und zieh'n in schönen Tod, 
Wenn unserm deutschen Vaterland 
Der Feind von außen droht! 
Doch wenn des deutschen Volkes Muth 
Sei» freies Recht erficht. 
Rührt Mann für Mann 
Nicht Waffen an, — 
Denn gegen unsere Brüder 
Marschiren wir nicht. 
Es komm' der Ruffe, riesengroß, — 
Er soll empfangen sein! 
Wir lassen unser Feuer los 
Und hau'n mir Flammen drei'n! 
Doch wenn de« deutschen Volkes Kraft 
Tyrannenkciken bricht, — 
Rübrc Mann für Man» 
Nicht Waffen an, — 
Denn uns're deutschen Brüder 
Ersch ießen wir nicht! 
Und wenn der Feind gerüstet käm' 
Mit aller Teufelswa»i, — 
Wohl jeder treue Krieger nàhm' 
Sein Leben nicht in Acht! 
Doch wenn de« deutschen Volkes Geist 
Den Kranz der Freiheit sticht, — 
Rührt Mann für Mann 
Nicht Waffen an, 
Denn nni're deuki«en Brüder 
Verrathen wir nicht. 
Wir waffnen freudig Herz und Hand 
Und zieh» in schönen Tod, 
Wenn unserm deutschen Vaterland 
Der Feind von Außen droht! 
Doch wenn des deutschen Volkes Muth 
Die Freiheit sich erficht, 
Schließt Mann für Mann 
Dem Volk sich an, — 
Denn uns're deutschen Brüder 
Verlassen wir nich r. 
*) Dieses Lied wurde in Leipzig in der Volksversamm 
lung auf dem Schühenhause, welcher mehr als 1000 
Männer beiwohnten, gesungen und mit wahrer Be 
geisterung ausgenommen. 
Kopenhagen, vom 18. März. Das General-Com. 
miffariats- Collegium macht unterm Ilten eine Königliche 
Resolution vom Iken bekannt, wodurch bei der Armee die 
Einführung von dunkelblauen Waffenröcken für die Artillerie, 
Cavallerie (mit Ausnahme der Gardehusaren-Divistvn) und 
Infanterie, nach dem Schnitte derjenigen, die jetzt für die 
Ingenieur- und Jäger-Corps reglemenrirt find, mir zwei 
Reihen Knöpfen und ein Camisol darunter zu tragen, ver 
fügt wird. Die Umschläge am Kragen und an den Kanten 
sollen carmvisinroth für die Artillerie und Cavallerie und 
dochrvrh für die Infanterie sein. Die Generale, königl. 
Adjutanten und die Oificiere des Generalstab« werden die 
neue Uniform nebst Pickelhauben am 27sten anlegen. Am 
selbigen Tage wird anch die Leibgarde zu Fuß die neue 
Uniform anlegen, worauf dann die Truppen Regiment«, 
und Baiaillonsweise folgen werden. Für die ganze Armee 
werden in Zukunft die sogenannten ungarischen Mützen, 
nach der Form der jetzt für die Gardebusaren-Diviston 
reglcmenkirren, reglemenrirt werden. — (Es läßt fich nun 
erwarten, daß die neue Unisvrmirung für das Schleswig- 
Holsteinische Milirair auch in den Herzvgthümern verfertigt 
wird. Ebenfalls, daß das Holsteinische Mililair, und auch 
wohl da« SchleSwigsche, künftig da« dreifarbige Deutsche 
Bundesbanner führen wird, na« dem Willen de« Königs 
von Preußen, der offen st» erklärt hak, na« Kräiren dahin 
zu wirken, daß der ganze Deutsche Bundesstaat Einerlei 
Banner führen soll. Anm. d. E.) 
Kiel, vom !20. März. Mit Beziehung auf den Antrag 
de« Bürgerverein« wegen Einrichtung einer Bürgerde, 
waffvung baden Rath und Bürgerschaft in ihrer heutigen 
Sitzung für denselben sich ausgesprochen, nämlich so, daß 
eine Cvmmunalgarde au« Bürgern gebildet werde, welcher 
auch Nichkbürger, jede» nur gegen Armirung auf eigene 
Kosten st« anschließen können. Der gesetzlich nöthige An. 
krag an die Regierung wird in jener Anleitung morgen 
schon von der Behörde eingereicht werben. Gleichzeitig 
wird die Einschreibung von Freiwilligen, die st» zur Auf. 
nähme in die Bürgerdewaffnung melden können, anfangen. 
— Morgen Nachmittag gebt die am I8ten in Rends, 
burg gewählte ständische Deputation na» Kopenhagen. 
(Siehe die Correspondenz aus Kiel). Sonnabend wird sie 
wieder zurückkehren. An diesem Tage werden dann au« 
allen Theilen de« Lande« Männer zahlreich hier anwesend 
fein, um die Königliche Entscheidung zu vernehmen. 
— Heute baden Rath und Bürgerschaft eine Bürger- 
bewaffnung für die Stadt Kiel beschloffen und vorläufig 
für die Einrichtung 2000 ausgesetzt. Eine Commission 
für sofortige Herstellung derselben beginnt morgen ihre 
Thätigkeit. 
FlenSdurg, den 18. März. Wir leben in einer Zeit 
der Wunder; da« Jahr 1818 wird in der Geichichte eine 
neue Aera bilden. Der Wunder kleinste« ni«k ist die 
Theilnahmlostgkeir und Neutralität, welche während einer 
beispiellosen Bewegung aller Deren und au« in den Her 
zvgthümern in unserer guten Stadt vorhanden. Und doch 
ist Flensburg die zweite Stadl de« Lande« mir einer Volks, 
zahl von 16,000 Einwohnern, einer sonst in andern Dingen 
regen, lebendigen und unternehmenden Bevölkerung. Diese 
politische Lethargie in einem entscheidenden Momente ist 
aber die Fruckt unserer heillosen Spaltungen und (nehmen 
wir keinen Anstand, es zu sagen) der Unentschlossenheit 
derjenigen, welche an die Spitze zu treten den Berus ha. 
den. Wer soll Leben in die todte Masse bringen, wenn eie 
Parteiführer st« pgsssv halten! Keine Petitionen um Preß. 
- 72 - 
freiheik, AffociativnSrechk, eine schleswig-holsteinische Der- 
faffung und wa« der wünschenswerthesten Güter mehr sind; 
von Allem keine Spur. Bemerkenswerth bei diesem Schlum 
merleben bleibt eine Regung unter den hiesigen sogenannten 
„Dänen." AIs das Incorporations-Geschrei au« der Re 
sidenz zu uns berüberdrang, als die Eroberung Schleswig« 
als Feld - und Febderuf der Jungdänen — ob Factum oder 
Fiction ist hier gleichgültig — hierorts zur Kunde kam, da 
ward unter den hiesigen dänischen Parreimännern eine Art 
Aufregung bemerkbar, welche die stillzuschauendenSchleSwig- 
Holsteiner am wenigsten erwartet hakten. „Wir wollen un« 
nicht incorporiren lassen! wir «ollen nicht dänisch werden, 
sondern bleiben, waS wir sind!" — war die Erwiderung 
von jener Stire; und es wird hinzugefügt, daß man etwas, 
gen „dänischen Freischaaren" nicht als Errettern, sondern 
als Feinde» mit dem Schwert in der Faust entgegentreten 
würde. — Sind es auch nur einzelne Stimmen, welche st» 
also haben vernehmen lassen, so bleibt diese Kundgebung von 
Häuptern unserer sog. „Dänen" (die Nachricht ist durchaus 
authentisch) doch immer interessant und läßt einen verein- 
stigen Umschwung ihrer bisherigen Position nicht zu den 
unwahrscheinlichsten Ereigniffen mehr zählen. ..8rutu« quo" 
heißt vor der Hand no» ihre Parole, früher die der S«Ies- 
-wigholsteiner; jetzt, da diese (abgesehen von Flensburg-) 
vom Zeitgeist fortgetrieben die Initiative ergreifen, scheinen 
jene in Folge dänischen UebermutheS in die Defenstvsiel- 
lung getreten zu sein, welche Erstere aufgegeben haben. 
Das Welirad kreiset unaufhaltsam, e« giebt keinen Still 
stand ,n der Natur; so wollen es die ewigen Gesetze. — 
Dem Vernehmen na» sind au» unsere beiden dänisch- 
gesinnten Abgeordneten, außer den hier ansäßigen von 
«uswärrs gewählten schleswig-holsteinischen, zu der heute 
in Rendsburg stattfindenden großen Versammlung der 
Landesverrreler hingereist. — Die Nachricht von angeb 
lichen lumulcuarischen Auikrikten in HaderSleben scheint st» 
nicht zu bestätigen; Reisende, welche zur beregten Zeit dort 
anwesend waren, wollten nichts davon bemerkt haben. Wahr 
bleibt eS aber, daß eine tiefe Mißstimmung in jener nörd- 
lickst gelegenen, aber entschieden deukschgesinnken Stadt der 
Herzvgihümer wegen der Danisirung der dortigen Gelehr- 
renfchule berri«c; und e« soll im Werke iein, neben dem 
dänische» Gymnasium ein derartiges deutsche« Privar-Jii- 
-stitui ins Leben zu rufen, an deren Spitze die entlassenen 
-Lehrer der bisherigen deutschen Schule zu treten willens 
fein tollen. Möchte dieser Plan zur Ausführung kommen! 
Rendsburg. Auf Mittwochen den 22sten d. M. war 
abermals eine allgemeine Bürgerversammlung im hiesigen 
Schauspielbaufe auf 71 Uhr Abends angesetzt und da an 
demselben Tage von der Regierung auf Gottorff an den 
Magistrat der Befehl eingegangen war, sofort eine Bürger 
bewaffnung zu organisiren, so fanden si» die Bürger und 
Einwohner in so großer Zahl ein, als da« Haus nur räu 
men konnte. Unser Abgeordnete Brackei präsidirte und 
brachte nach Eröffnung der Versammlung die Bewaffnungs 
frage zur Tagesordnung. Es sprach sich sogleich der Wunsch 
und das Verlange» na» einer allgemeinen und freiwilligen 
Bewaffnung stürmisch au«. Nachdem wegen der Organiia. 
tivii eine DiScuision stattgefunden, wurde man sich dahin 
«inig: einen Einzeichnungsausschuß zu erwählen, bei welchem 
sogleich und an den folgenden Tagen auf dem Rathbause 
Jeder wehrhafte Bürger und Einwohner sich einschreiben 
lassen könne. In diese Commission wurden gewäblc: 
Beseler sen., Büchsenmacher Gries. Director Lütgens, 
Literat Baurmeister, Advocar Vendr, Schneidermeister 
WovlerS und Lobgerber Porakb jun. 
Ferner wurde beschloffen, zwei Banner (Bataillone) z» 
errichten, einen in der Altstadt, den anderen im Neuwert. 
Die Wahl der Oberführer, der Führer und Unterführer, 
so wie des Obersten der Bürgerbewaffnung, solle frei fein 
und von den Webrmännern selbst, die sich zur Bürger, 
bewaffnung eingezeichnet haben werden, geschehen. Nachdem 
der Skadipräsident, Eraisrath Berger, si» in die Ver 
sammlung begebe», um derselben die Beschlüsse der beiden 
Stadlcollegien mitzutheilen, die mir den Beschlüssen der 
Einwohner im Ganzen genommen übereinstimmten, wurde 
man sich dahin einig, den Herrn Stadtpräsidenren zu er- 
suchen, bet dem Commandanten der Festung darum vvrzii. 
fragen, ob derselbe Willen« sei, aus dem Arsenale die 
erforderliche Armatur und Munition (100 Büchsen, 1600 
Muskete», eine entsprechende Anzahl Säbel unb 60 scharļe 
Patronen für jeden Lauf) zu vcrabsolgeu. Es erfolgt, von 
dem Herrn Commandanten die Antwort, daß er dieserhald 
bei dem Generalcommando in Schleswig Vorfragen und zu 
dem Ende sofort eine Estafette absenden »erde. — Wat 
die ferneren Beschlüsse wegen der Bekleidung und Kopfbe 
deckung, wegen Errjchiung einer Bürgerbewaffinings-Kasse rc. 
anbelangt, wird darüber das Nähere des ehesten« durch den 
Druck speciell mitgerbeiik werden. Die Stimmung der 
Bürgerschaft ist eine feste und enrschloffene und auch die 
Evniparbien des Milirair« (Jnfanrerie und Artillerie) für 
die Sacke de« deutschen Vaterlandes sprechen si» wieder 
holt laut und unverbolen aus. — Al« si» ln der Der- 
lammlung da« Gerückr verbreitet harre, es seien in Kopen 
hagen Unruhen ausgebro»kn und man zugleich erfahren harre, 
baß vonden diesigen öffeiikl.Kaffen dedeuiendeSummen in die 
dänische Residenz gesandt werden sollten, spra» si» in der 
Versammlung da« Verlangen allgemein nnd dringend aus, 
es möchten sofort die erforderlichen Maaßregeln getroffen 
werden, daß unter den obwaltenden Umsiänben reine öffent 
liche Gelder nach Kopenhagen gesandt würden. Eine De. 
putation wurde an den Sradrxräsidenren abgesandt, mit 
dem Ersuchen, den betreffenden Kaffedeamren dieserhald 
Vorstellung zu macken. E« erfolgte der Bescheid: daß in 
den nächsten Tagen wenigstens keine Adsendung stakifinben 
werde. — Hier müssen wir schließen, da es uns an Zeit 
und Raum gebricht. 
Gorrespondenz. 
* Kiel, den 22sten März. Unter Kanonendonner und 
ungeheurem Jubel fuhr gestern Nachmittag die Schleswig- 
Holsteinische Depuration aus dem Skirner na» Kvpendagen 
ab. Am Sonnabend erwartet man sie zurück; Niemand 
wagt, eine entschiedene Meinung über den Erfolg ihrer 
Sendung auszusprechen; aber Alle« bewassner sich 
jetzt, und zwar wird au» eine legale Bürgerdewaffnung 
nunmehr dur» unsere städtischen Behörden ins Leben ge 
rufen, worüber da« gestrige K. Wochenblatt schon die offi- 
cielle Bekanntmachung enthält. Ein »arakrer!stii»er Zwi 
schenfall ereignete sich gestern noch bei der Abfahrt des 
Skirner: 9 holsteinische Matrosen sollten mit demselben 
zum Flvtlendienst nach Kopenhagen abgehen, bassVolk 
dielt sie aber mir Gewalt am Lande zurück und 
Skirner mußte ohne ste fort, Uedrigens, welche Antwort 
auch jene Depuration vo» Kopenhagen mirzurückdringen 
mag, entschiede» ist unser Schicksal schon durch die Procla 
mation des Königs von Preußen vom 18ten März; jetzt 
handelt es sich nur noch darum, ob die Lösung eine fried, 
iiche sein soll oder mir Blut besiegelt werden muh. Wir 
wünschen Ersteres, und au» zum Heile des Königreichs 
Dänemark wäre Ersteres von größtem Gewicht, aber Nie 
mand fürchtet die letztere Alcernarive. — Die letzien 
Ereignisse in Berlin, wel»e natürlich nur druckstücksweise 
und nach und na» bekannt wurden, brachten hier 
eine fieberhafte Spannung hervor; konnte man doch nicht 
berechnen, ob nicht dieser Kamps das Königthum ganz 
stürzen und Deutschland zu einer Republik macken würde. 
Mag diese Massacre ein in vieler Rücksicht traurige« und 
beklagenswenbes Ereigniß sein, es ist zugleich ei» unend 
lich großartiges und wichtiges. Denn »och nie ist es da. 
gewesen, daß sich eine unorganistrte, wasse nl o se Bevölke 
rung 12 Stunden lang gegen bas beste reguläre Milftair 
nickt allein, sondern gegen Kanonen geschlagen hat. Mir 
diesem Kamps ist keiner der Pariser Kämpfe in ihren Re- 
volurionen zu vergleichen. Es beweist zur Genüge, daß 
im Deutsche» Volke noch Kraft unb Heldenmulh hinläng 
lich wohnt, um es mit jeder Nation aufzunehmen. Er 
hat adet auch dem absoluten Königthum aus deutschem 
Boden für ewig ein Ende gemacht; er har die Perfidie 
unb Unehrlickkeic der Regierungen fürs Erste unmöglich 
gemacht. Die deuifchen Fürsten müsien jetzt dem Volke 
ihre Versprechungen halten, sonst ist es um sie ganz und 
gar geschehe», mir ihren Soidaien können sie ihre Völker 
nickt meiir in Zaum und Zügel halten und bald wird kein» 
Unterscheidung wehr zwischen Volk und Armee stattfinden 
Wegen überhäufter Arbeiten 
und Mangel an Zeit können 
wir unsern Lesern keine nähern Details über 
die gestern vorgekommenen Ereignisse mittheilen. 
Indem wir dieserwegcn um Entschuldigung 
bitten, so theilen wir hier doch noch folgende 
heute Morgen erlassene Proclamation mit, 
welche die Hauptsache zur Kunde des Volkes 
bringt. Die Red. 
An die Schleswigholsteiner! Es hat sich 
eine provisorische Regierung, Namens des Kö 
nigs, in Kiel für die Herzogthümer Schleswig- 
Holstein gebildet, an deren Spitze Se. Durch 
laucht der Prinz zu Schleswigholstein, Beseler 
und andere gleichgesinnte Männer stehen, und 
an der Spitze des Lauenburgischen Zägerba- 
taillonS hat Se. Durchlaucht so eben seinen 
Einzug in Rendsburg gehalten. Rendsburgs 
Garnison ist zu uns übergegangen. 
Im Auftrag Sr. Durchlaucht wird dies 
allen Schleswigholsteinern sofort bekannt ge 
macht und werden alle Oerter und Districte 
dringend aufgefordert, möglichst schleunig nitd 
zahlreich Mannschaften zur Vertheidigung des 
Landes nach Rendsburg zu senden. — Rends 
burg, in der allgemeinen Bürgerversammlung 
den 24sten März 1848. Im Auftrag der 
provisorischen Regierung I. W. Vendt, Prä 
sident der allgemeinen Bürgerversammlung. 
»-3K— e 
r b e r t. 
(Fortsetzung.) 
Soll die Arbeit organifirt werden, so müssen, wie ange. 
deutet, zuvörderst 2 Fragen erledigt werden. 
1) Wie darf st» die Zahl der nickr materiell Produ- 
cirenden zu der der materiell Producirenden höchstens 
verhalten? 
Nicht materiell Producirende sind alle Diejenigen, welche 
für die Gewinnung oder Veredlung der DiohproDiicre weder 
ihre eigene» no» fremde Kräite unmittelbar in Tätigkeit 
lesen. Zu dieser Klaffe aebörcn Staatsbeamte, Geistliche 
Aerzre, Lehrer unb alle Diejenigen, welche si» mil dem 
Studium der Wiffc„,»asten unb Künste besassen, endlich 
au« Diejenigen, welche gar nicht« thun. 
Baldi stellt folgende vergleichende Uederstchr der Be- 
vvlkerungsverhällniffe in den europäischen Großsiaaie» aus. 
Bevölkerung. 
Staaten. 
städtische. 
industrielle und 
commmercielle. 
tandwirthschaftltche. 
Großdriiiannien u. 
Irland 
Frankreich .... 
Preußen 
Oesterreich.... 
Rußland 
übcr0,50 
0,33 
über»,27 
0,23 
0,12 
über 0,15 
0,36 
0.18 
0,09 
0,06 
013 
0,11 
0.66 
0 69 
0.79 
Hiernach beiȊiligen sich in England 15 Procent der 
Bevölkerung mir Industrie und Handel, lg Procenr mir 
Landwirihschair; also gehören 12 Procenr zu den nickt 
materiell Producirende,I. Ziehen wir hieraus das Mittel, 
so ergibt sich, daß ungefähr 20 Procenr der europäischen 
Bevölkerung keinen Theil nimmt an der Gewinnung und 
Veredlung der materiellen Güter, 
Ein Staat, der die Arbeit organisiren will, muß sich 
nothwendig die Frage vorlegen: Welches ist die Grenze, 
die in dieser Hinsicht nach oben nnd na» unten nicht über 
schritten werden darf. Diese Frage muß von Menschen 
dcanrwvrtck werden, entweder von einem Einzelnen oder 
von einem Collegium. Aber nun frage ick vo«: Woher 
soll man die Entscheidung nehmen? W,e soll man auch nur 
so viel Sicherheit in der Sacke gewinnen, daß man vor 
seinem eigenen Gewissen die Frage mir Ruhe beantworte? 
(Verfolg in der Beilage.) 
Hierzu eine Beilage.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.