Full text: Newspaper volume (1848)

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Jede» aifceiìb ist der Babuhos von zahlreichen Neugie 
rigen gefüllt, welch- Extrablätter oder wenigstens mündliche 
Nachrichten zu erhaschen suchen. Nene Blätter werden 
sogleich von Einem der Anwesenden vorgelesen, aber Paris 
inieresstrt nur wenig mehr; Jeder fragt nach Berichten 
aus Deutschland, wo alle unsere Sympathien wurzeln, 
und von wo allein wir unser Heil, die Sicherheit unserer 
Zukunft, unserer Freiheit erwarten. 
Am Fastnachtmoncag hat der Sohn eines Erbpächters 
auf dem Gute Rasters seine Braut mir einem langen Ta- 
schenmeffcr in der rechten Seile der Brust tvdttich ver 
wundet. Der Thäter war bis dahin einer der geachtetsten 
jungen Leute auf dem Gute; das Motiv des Mordes war 
Eifersucht. 
Die Arbeit. 
Aphorismen. 
Die Nationalökonomie lehrt: Arbeit ist jede Thätigkeit, 
welche für die Production eines Gutes wirksam ist. 
Auffassen läßt st» die Arbeit also; ihr Begriff ist es 
nicht. Die gegebene Erklärung ist der folgenden analog: 
Der Regen ist diejenige Feuchtigkeit, welche das Land 
fruchtbar macht. 
In philosophischem Sinne ist die Arbeit jede Thä 
tigkeit, bei welcher ich ein e Verbesserung meines 
Gutes beabsichtige. Da eine Absicht nur von einem 
denkenden Wesen gesaßc werben kann, so kann .nnr der 
Mensch arbeiten. Dļe Nationalökonomie laßt auch die 
Thiere, die Maschinen, die Naturkräfte arbeiten. Insofern 
aber die hiedurch erlangten Wirkungen wiederum in der 
Absicht eines Menschen liegen, ist cS eiaentli» der Mensch,, 
der da arbeitet und zwar dadurch, dag er fremde Krâşre 
zur Erreichung seiner Absichten in Thätigkeit setzt. Ans 
diese Art laßt sich die nalionalökonomische mit der allge 
meinen Erklärung des Begriffs Arheir vereinigen. 
Die Arr und Weise, wie ich durch meine Thätigkeit 
die beabsichtigte Verbesserung meines Gutes herbeiführen 
will, giebt einen Eintheilunasgrund für die Arbeit ab. 
Wird die Anwendung meiner Kraft von einer andern Per 
son direct verlangt und nach Maßgabe der Zeit oder 
der Leistung bezahlt, so verrichte ich Arbeit im engern 
Sinn des Worts (Tagelöhner, Handwerker, Künstler 
zum Theil). Wer von dem Erļolg seiner Thätigkeit nicht 
direct, aber unter dem Eintreten von ihm als wahrschein 
lich erkannter oder herbeizusübrenber Umstände Verbesserung 
seines Guts erwartet, der sveculict. Wer den Erfolg 
seiner Thätigkeit von Umständen abhängig macht, die außer 
dem Bereich seiner Macht und seines Einflusses liegen, 
deren Eintreten also bloß vom Glück abhängt, der spielt. 
Na» der Beschaffenheit der angewandten 
Kräfte hat man die Arbeit in geistige und körperliche 
eingetheilt. Diele Einrheilung ist unlogisch; es giebt weder 
körperliche noch geistige Arbeiten. Körperliche nicht; denn 
der beabsichtigte Erfolg ist eine nvtbwendige Eigenschaft 
der Arbeit und nur Sa»e des Geistes; geistige nicht; denn 
der Geist kann nickt die geringste Thätigkeit ohne Hülfe 
des Körpers entfalten. 
Die Phpstokraren theilen die Arbeit in productive 
und unproductive. Pbvstokraten nennt man diejenigen, 
welche die Naturkräfte fOr die einzigen productiven, die 
Urprodnc tio» für die einzige wirkliche Production 
halten. Ihr Stifter ist Q n es n ap. Sie sagen: Was die 
Erde hervorbringt, das ist wirkliches Product. Wie viel 
auch die Menschen den Stoss verwandeln, veredeln mögen, 
die Production wird dadurch nicht erhöht. Alle auf Ver 
edlung des Stoffes gewandte Arbeit ist unxroduciiv. Und 
wenn man dies nicht geradezu einräumen will, io wird 
erwidert, daß die etwa erlangte Erhöbung der Production 
bei weitem ausgewogen werde durch die Summe derNatur- 
prodncke, welche die damit beschäftigte» Arbeiter dabei 
verzebrt batten.— Auf den erste» Blick scheint diese Lehre 
viel für stch zu habe». Allein dieser Schein beruht aus 
dem mißverstandenen Begriffe des Gutes. Ein Gegen 
stand ist erst dann für mich ei» Gut, wenn ich denselben 
genießen oder mir dur» denselben einen Genuß ver 
schaffen oder ein Bedürfniß befriedigen kann. 
Auf diese Weise ist Brod ein höheres Gut als Korn; Geld 
ein höheres Gut als Metall; ein Concert ein höheres Gur 
als Schafsdärme, Pferdchaar, Holz, Lumpavier und Noten 
Alles in Allem. Der Unstnn des phpsiokratischen Systems 
ist zu klar und i» der Gegenwart auch schon zu allgemein 
erkannt, als daß es nöthig wäre, ihn weiter aufzubecken. 
Die Einrheilung in xrvduccive'und unproductive 
Arbeit ist unsinnig und unnütz. 
Theils nach dem Objecte ber Arbeit, theils nach dem 
Maaß der dazu erforterlicbcn Vvrkenntniffe und Geschjck- 
ljchkeit kan» man die Arbeit Eintheilen in mechanische, 
Han dw erkerarbeiI eII, Knnstle rarb ei c e n und wis 
senschaftliche Arbeiten. 
Na» dem zu erreichenden Zwecke zerfällt alle Arbeit in 
die rohe oder die zur Erzeugung von Rohstoffen, in die 
veredelnde, als die zur Umänderung der Rohstoffe, auch 
die industrielle oder gewerbliche genannt, in die vermit 
telnde und die Arbeit zur Belehrung und Verschö 
nerung des Lebens. 
An» die Reinltate der Arbeit werden Arbeiten genannt, 
z- B.: Er liefert gute Arbeiten: i» habe einige kleine 
Arbeiten von ihm gesehen. 
Die Quelle aller Arbeit ist die N orbwen d i gkci r ge 
wisser Lebensbedürfnisse und die Annehmlichkeit 
gewisser Genüsse. Ans den ansänglichcn Stufen der ge- 
selligen Zustände strebte ei» Jeder darnach, durch Anwen 
dung seiner Kräfte sich die zur Befriedigung der Lebens- 
dedürfniffe und Genüsse erforderlichen Güter direct zu ver 
schaffen. Die nvtbwendige Nabrnng suchte er sich im 
Walde, im Felde, im Wasser. Wer gegen die Einflüsse 
der rauben Witterung geschützt sein wollte, errichtete sich 
eine Wohnung und machte st» Kleiber. So verfuhr ei» 
Jeder für flch, ohne vom Andern Etwas zu erwarten oder 
ihm Etwas zu gewähren. Bald sah man ein, daß manche 
Güter durch die Kraft eines Einzelnen entweder gar nicht, 
oder nnr sehr unvollkommen zu erreichen waren. Man 
vereinigte sich z„r gemeinschaftlichen Ausführung gewisser 
Werke, eS entwickelte sich die Association der Arbeit und 
mir ihr eine höhere Stufe des socialen Lebens Ni»t 
lange konnte es verborgen bleiben, daß ein Einzelner mehr Ar 
beiten fördert, wenn er beständig oder doch lange seine Kraft 
an einem und demselben Gegenstände übt. , Kluge und 
gewaltige Leute wußten diesen Umstand zu benutzen. Wer 
mehrere Menschen für seine Zwecke arbeiten lasse» kvnnte, 
der theilte einem Jeden denjenigen Tbeil der Arbeit zu, 
den vieler am vollkommensten und schnellsten bestellen konnte. 
Man entdeckte den ungeheuren Vortheil, welchen die Ver- 
theilung der Arbeit mit flch führt, und zum Fadrikwesen 
war der Grund gelegt. 
In der Bert bei lung und Association der Arbeit 
haben die Nationalökonvmen eine lange Zeit die Sicher 
stellung der Existenz einer Nalion und die Bedingung zum 
unbegränzten Fortschritt des socialen Lebens gefunden. 
Allein die durch eben diese Mnnente berbeigeführre gar zu 
ungleiche Verrheilunq der Güter hat der socialen Frage in 
der jüngsten Zeit eine ganz andre Gestalt gegeben. Die 
Masse der Bevölkerung ist in zwei Theile anseinander- 
aeaangen, in die der Besitzenden und die der Besitzlosen. 
Jene zkrben die Mittel zur Befriedigung ibrer Bebüriniffe 
aus den Erzeugnisse» der Natur- und Meuickenkraite, wor 
über sie gebieien. Diese leben von dem Lobn, der ibnen 
von jenen für ibre Arbeit bezahlt wird. Man nennt diese 
Classe von Menschen nickt ganz mit Recht die Proletarier. 
Das Verhältniß zwischen den Besitzenden und den Prole 
tariern wird bei wachiendem Reichthum auf der einen und 
steigender Armuth auf der andern Seite immer schwieriger. 
Die sociale Frage, d. h. das Problem der Ausgleichung 
der Interessen zwischen Proletariern und Besitzenden ist 
längst eine Staarsfrage aewvrbe». Mir ihrer Beantwor 
tung haben sich denkende Männer seit Jabren, doch gidßrcn- 
Ihcils theoretisch beschäftige. Die französische Revoluiivn 
von 1848 ist eine prakrische Lösung derselben, aber eine 
Lösung, welche die Erfahrung erst avprobiren soll. 
Die Sociallsten haben st» mit Losung dielet Frage be 
sonders abgegeben. Sie sagen: Jeder Staatsbürger har 
Anspruch auf Arbeit und zwar aus eine Arbeit, die seinen 
Kräften und Neigungen angemessen ist, und die ihm und 
seiner Familie die angemessene Befriedigung ihrer Lebens 
bedürfnisse gestattet. Daher bat der Staat die Ausgabe, 
die Arbeit zu organisiern in einer Weise, daß die eben 
erwähnten Ansprüche befriedigt werden können. 
Eugen Sue hat verschiedene Vorschlage gemacht in 
Betreff der Organisation der Arbeit. Cr spricht in seinem 
„Ewigen Inden" von gemeinschaftlichen Häusern, von einem 
verhältnismäßigen Antheil vom Gewinne, den der Fabri 
kant den Arbeitern überlassen soll. Diesen und ähnlichen 
Vorschlägen liegt das wichtige Pnucip zum Grunde, daß 
man den Menschen als Menschen, nicht als Maschine be- 
bandeln, d. h. ihn als Zweck seiner selbst, mckt als Mittel 
zur Errcichuna fremder Zwecke anseben soll. Allein Wer 
soll das thu»? Diejenigen, welche Andre für sich arbetten 
lassen? Dann bleibt ee zum Theil Sache ibreS guten 
Willens. Nein, der Siaat soll es tim», die Gesetze sollen 
die Bestimmungen treffen. Aus welchem Wege soll das 
geschehen? Soll der Fabrikant gezwungen sein, einen be 
stimmten Tagelohn oder Stücklohn und außerdem einen 
Tbeil vom Gewinn abzugeben? Wie wird es dann, wenn 
er Verluste bar? Wie soll er insonderheit beim Beginn 
und in den ersten Jahren seines Geschäfte seine Arbeiter 
befriedigen, da er vielleicht bedeutende Summen zusetzen 
muß, immer in der Hoffnung, mit den Jahren werde sein 
Geschäjr renriren. Er kann den günstigen Wendepunkt 
vielleicht abwarten, aber die Arbeiter „ickt. Soll der 
Staat hier helfend eintreten? Oder soll der Fabrikant den 
Leuten so viel über den Taqelohn geben, als bei guiem 
Gange des Geschàiis ihr Antbeil am Gewinne beiragen 
haben würde? Wird Letzteres festaefetzt. ko kann Niemand 
ein Geschäft anfangen, der nicht bedeutende Summen zuzu 
setzen hat. Bei ersterer Einrichtung aber würde der Faul 
heit, dem Leichtsinn und der Gesinnungslosigkeit Vorschub 
geleistet. Das Eine wie das Andre läßt die Hauxtirage 
ungelos'r. 
(Fortsetzung folgt.) 
A ii t t r !ļ 11 I t tu ii t 8. 
Das Mädchen aus der Fremde. 
(Nack Schiller.) 
In einem Tbal voll frommer Hirte» 
Erschien im letzrvcrgangnen Jahr, 
Als nock die Fledermäuse ickwirrten, 
Ei» Mädchen keck und lvndcrbar. 
Sie war in Landsfeld nicht geboren. 
Man wußte wohl, woher sie kam; 
Doch schnell verschwand der große Zvren, 
Sobald der Abel Abschied nahm. 
Dereitpeitschend war ihre Nahe, 
Doch Manchem that sie nichts zu leid. 
Denn keine Würde, keine Höhe 
Entfernte die Vertraulichkeit. 
Sie brachte -Spitzen mit und Kleider, 
Geborgt auf einer andern Flur, 
Von einem gläubigeren Schneider 
I» der parisischen Natur. 
Sie theilte Jedem eine Gabe, 
Dem Feigen (Obr-), dem Stüber aus. 
Der Jüngling und der Greis am Stabe, 
Ein Jeder ging verblüfft nach Hans. 
Geprügelt wurden alle Gäste; 
Doch nabt' sich ein Verliebter gar. 
Dem reichte sie zum Abeudfeste 
Der Blumen allerjchönste dar. 
In einem Thal voll frommer Hlrre» 
Verschwand im letzten Februar, 
AIs stolze Fensterscheiben klirrten. 
Das Mädchen keck und sonderbar! . . 
(Aus den Grànzbocen.) 
tf 
Ci» Abend auf einem Walle. 
Theurer Carl. — Endlich! wirst Du ausrufen, 
wenn Du diesen Brief erbrichst, endlich hat er mir 
geantwortet, der säumige Correspondent! aber wie lang 
ist auch sein Brief, er schickt mir fast ein ganzes Tage, 
buch! Zuerst einige Worte, um mich wegen meines 
langen Schweigens zu entschuldigen. 
Du weißt, daß ich vor zwei Monaten eine Reise 
nach der Residenz machte, um eine kleine Erbschaft zu 
erheben. Seit einem vollen Jahre war ich ein still 
schweigender Bräutigam und eS drängte mich endlich. 
mein Bräutchen als Gattin heim zu führen, aber die 
Mittel, meine Wünsche zu verwirklichen, fehlten, da 
mein armseliges Aemtchen kaum hinreichte, mein eignes 
Leben zu friste». Ich reiste also in die Residenz, »m 
gleichzeitig nebst Empfangnahme der kleine» Erbschaft 
mich dem Herrn Jiistizminister vorzustellen, und bei 
ihm um eine kleine Beförderung nachzusuchen. Meine 
Ansprüche waren durch eine sechsjährige Dienstzeit ge 
hörig gerechtfertigt, ich hoffte auch, mein persönliches 
Erscheinen würde Sr. Excellenz stark imponiren, und 
er würde cs niit mir nicht verderbe» wollen, da ich 
bedeutenden Einfluß in einer Bürgervereinigiing unsres 
Städtchens besitze. Ich begab mich dreimal in die 
Amtswohnnng, merke Dir eS wohl, ln die AmtSwoh- 
nung Sr. Excellenz. Einmal geruhte diese, nicht gegen 
wärtig zu sei», ein ander Mal genoß sie eben ein Mit. 
tagsschläfcheii und das dritte Mal erhielt ich die Wei 
sung, mein Gesuch schriftlich einzureichen. Dies ge. 
schah und ich erhalle richtig und in Balde eine Ant 
wort von dem Secretair Sr. Excellenz, der mir auf 
die allerhöflichste und angeiiehinstc Weise auseinander- 
setzte, daß, wollte man meinem Gesuche ivillfahren, 
bald Jeder kommen würde, um ähnliche Ansprüche gel. 
• tend zu machen. Arme Life! seufzte ich, so ist unser 
Luftschloß eingefallcn, 'S soll einmal nicht geheirathet 
werden! 
Meine Erbschaslsangelegeiiheiten waren indessen gün 
stiger ansgefallen, als ich ursprünglich gedacht. Unver 
hofftes Glück macht dt» Mensche» gewöhnlich üppig, 
ich machte keine Ausnahme Mein Wirth beredete mich, 
ein Billet zu einem MaSkenballe für denselben Abend 
zu kaufen und ich ließ mich endlich dazu bewege». Du 
mußt Dich recht fein machen, dachte ich, und bestimmte 
IIIich endlich für eine» ganz schwarzen Anzug, ick glaube 
der Maskciijude nannte cs einen Berrina. Meine „rei 
zende. jugendliche" Gestalt uinflvß ein langer, schwarz- 
seidener Mantel, ei» Barret, mit Flor umwunden und 
schwarzer, weilnickcnder Straiißftder geziert, bedeckte 
meine Locken. Als ich mich nun vor dem Spiegel be. 
wunderte, ward ich so heiter, daß ick beschloß, mein 
glänzendes Auftreten mit dem Genuß einer Flasche Weins 
zu eröffnen. Der Wein war sehr gut und mundete 
vortrefflich, allein er hatte meine Lebensgeister dermaßeii 
verwirrt, daß ich eine falsche Richtung nach dem mir 
bezeichnete» Hotel einschlug. Nachdem ich mich in den 
viele», mir unbekannten Straße» glücklich verwickelt 
und »och obendrein den Name» jenes Hotels vergessen 
halte, kam ich plötzlich auf den schlauen Gedniikeii, mich 
in eine der varüberfahrendcn Droschken zu setzen. Aber 
der Kutscher wollte von einem Maskenbälle »ichis 
wissen, uiid ich war nahe daran, vor Wuth und Vcr. 
zweiflung wieder nüchtern zu werden, da sah ich zum 
Glück oder Unglück einen dicken, freundliche» Herrn 
auf ein spanisches Rohr gelehnt, müsstg an einer Stra 
ßenecke stehen, legte mich aus dem Wagen hervor und 
fragte ihn. ob er vielleicht den Ort deS heutigen Mas 
kenballes wisse; er nannte mir richtig den vergessenen 
Namen des Hotels und suchte mir durch die Bewegun 
gen seines Nohrstockes die Windungen der Straßen 
anschaulich zu machen, als plötzlich eine elegante Chaise 
an u»S vorübereilt. 
„Folgen Sie nur dieser Portechaisc, sie wird Sic 
richtig in das Hotel bringen,' ruft mir der dicke Herr 
mit dem Nohrflocke zu; ich greife dankend an den Hur 
und meine Kutsche eilt den kelichenden Lastträgern nach. 
Diese verfolgen die mir beschriebene Richtung und wir 
kommen vor einem stattlichen Gebäude an. dessen lange 
Fensterreihcn eine» Hellen Glanz in die Straße werfen. 
Die Chaise hält in der Hausflur, ein feingekleideter, 
junger Mann steigt aus, ich bezahle meinen Kutscher 
und folge jenem die Treppe aufwäris. Ci» geschmack 
voll decorirter Vorsaal wird erreichi, eS warien dort 
eine Anzahl dienstbarer Geister, alle ganz einfach mit 
schwarzer Hose und Frack, weißer Weste und weißem 
Halstuch bekleidet. Mein Vorgänger übergibt seinen 
Mantel und Hut einem derselbe», ich thue ei» Gleiches 
und .folge beständig dem mir voraiieilenden Wandelstcr» 
Der Herr ist nicht in a skirt, ich bcnierkļe es kaum. 
Wir trete» in eine Gallerie, sie ist spärlich beleuchtet 
und kein Mensch zu sehen. Ich maSkire mich und 
folge wieder in gemessener Entfernung meinem Mentor. 
Dieser bleibt jedoch an einen, Pseilcrttsch stehen, wühlt 
in den darauf liegenden Büchern und Kupserstichen und 
fängt zu lesen an. Ich warte und warte. Der Fremde 
scheint durch die Lcctüre immer gespannter zu werden, 
ich erlaube mir daher, ihm meine Gegenwart durch ein 
vernehmbares Hnsteii anzuzeigen. Er dreht sich und 
erschrickt sichtlich. In meinem damaligen Zustande fiel 
mir dieses Erschrecken weniger auf, ich schrieb eS meiner 
imponirenden Gestalt und meiner düster» Maske zu. 
„Sie entschuldigen, wenn ich Sie stören muß,' be.- 
gann ich mir einer tiefen Verbeugung, „aber ich bin 
zum ersten Mal in diesem Hotel, und kann den Weg 
zum Ballsaal nicht finden." 
„Der Fremde drehte sogleich seinen Rücke» zur Wand, 
als ob er einen Angriff von mir befürchtete und griff 
nach einer auf dem Tstche liegenden Handklingel. Ich 
erinnere mich dieser Umstände jetzt genau, obgleich sie 
mir damals nicht im mindesten auffielen. 
„Ehe ich Ihnen Antwort gebe, mein Herr," erwi 
derte der Unbekannte, „bitte ich, daß Sic Ihre Maske 
ablegen, ich liebe es, dem ins Gesicht zu sehe», mit dem 
ich spreche." (Verfolg in der Beilage.) 
Hierzu eine Berlage. 
Nebst einer Beilage aus der Buchhandlung von 
F. A. Oderrei«.
	        
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