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Reu dsbrsrger
Königlich-
Wochen
41 st»
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tatt.
Jahrgang.'
V.
M ZK.
Sonnabend, den 4 März.
1848;
Verantwortlicher Herausgeber : F. M. ZN e U 0 e l l. Redacteur: C. Wauvit).
Têgesgesehèchte.
Dcutfcklcrnd. Frankfurt, vom kV. Fcbr.
Der Basscrmann'sche Antrag (über die Vertretung
d e r d e ut sch e n S t L n d c k a in m e r n a in B u n d e ê l a g e)
macht hier auf alle Klassen der Bevölkerung einen un»
geheuren Eindruck; man spricht von nichts Anderem.
Die Einsicht, daß Deutschland im Innern einig sei»
müsse, um nach Außen stark zu sei», durchdringt daS
ganze Volk; daS Beispiel der Schweiz, deren innere
Schwäche aufrecht zu erhalten, damit sie auch nach
Außen schwach bleibe, erklärte Absicht ist, schreckt und
spornt um so mehr, als die Deutschen ein großes Volk
sind, und es um so schmachvoller für sie wäre, wenn
sie ohne Einfluß auf die Geschicke Europas und ihre
eigenen blieben.
— Privatbriefe aus Wien, die man gestern Abend
hier von gewöhnlich gntunterrichteler Seite erhalten,
versichern übereinstimmend, daß in Kulzem wichtige tind
umfassende Rcfvrininaßregel» nicht nur für das lom
bardisch -venetianische Königreich, sonder» auch für die
iit'rigen Länder des Kaiserstaates zu erwarte» sein würden.
Einigen Andeutungen zufolge würde» diese Maßregeln
mehr noch in politischen, als in bloß administrativen
Beziehungen von hohem Belange sein. — Nicht ohne
Wichtigkeit in commerziellem Betreffe ist die weitere
Mittheilung her erwähnten Briefe, daß die Siaatsbc«
Hörde die geeigneten Weisungen für eine Säuberung
der Wiener Börse von denjenigen Individuen, ivclchc
zur Ausstreuung falscher Gerüchte ihre Zuflucht nehmen,
um in gewinnsüchtiger Absicht auf die Nvtirungeii ein.
zuwirken» ertheilt habe; cs sollen in Folge davon be
reits mehr als zwölf solcher Individuen von der Börse
entfernt und einige Ausländer unter denselben auS
Oesterreich ausgewiesen worden sei».
— Die Sammlung, welche hier seit Anfang dieser
Woche für die nolhleidendeii Schlesier eröffnet worden
ist, hat bis heute bereits die Summe von 8000 fl.
überstiegen. Seil dem Hamburger Brande hat sich hier
keine so allgemeine und innige Theilnahme kundgegeben.
Wien, vom 2k. Februar. Die Conferenzen über
die jetzigen ernsten Angelegenheiten der Monarchie dauern
fort, und die Gerüchie erhallen sich fortwährend, daß
nach Abhaltung eines Familicnrathes, tvobei der Kaiser
präsibirte, die beantragten Rcfomvorschläge in den innern
Angelegenheiten fest beschlossen worden seien. Aus
Venedig ist der Congregations-Depuiirte Graf Marzari
Donnerstag und Freitag der Podesta Graf Correr, dem
gestern der Fürst Giovanelli folgte, hier eingetroffen.
Es ist gewiß, daß diese an den Berathungen über die
italienische» Angelegenheiten lebhaften Antheil nehmen
und deshalb hierher eingeladen wurden.
Vom 23. Februar. Aus bewährter Quelle wird
versichert, daß die gesammte kaiserliche Familie, i» Be
tracht der jetzigen Krisis nach Innen und Außen, hundert
Millionen Gulden von ihretu Privatvermögen zur Ver
fügung des Finanzministeriums gestellt hat. Die Fa.
milie Este hat sich dabei allein mit 30 Millionen Gulden
betheiligt. Die Zeit der Zurückzahlung bleibt dem
Staate überlassen.
Von der Spree, vom 21. Februar. Es verlautet,
daß Marschordres ertheilt sind, um die schlesischen und
poinmerschen Armeecorps an die böhmische Gränze zu
führen. Es würde sich dadurch zugleich die Nachricht
don besondern Vereinbarungc» bestätigen, welche unter
de» drei nordischen Mächten für die italienische» Even
tualitäten getroffen sein, und auf deren Grund Oester
reich in Uebereinstimmung mit Rußland und Preußen
jetzt zu energilchcu Maaßregeln in der Lombardei vor-
schreiļen würde. Daß eine feste Erneuerung der heilige»
Allianz zu einem den revolutionairen Zeilbewegungen
gegenübertreienden Schutz, und Trotzbündniß geschehe»,
kann zu den gewichtigste» Folge» führen, wen» man
die Stimmung des deutschen Volkes gegen Jlalieu und
Rußland in Erwägung zieht. Auf der anderen Seite
gehen Gerüchte von Zugeständnissen, welche die öster
reichische Regierung sämmtlichen Stände» der Moiiar-
chie zu machen entschlösse» sei. Jedenfalls scheint ei,
daß die österreichische Regierung damit umgeht, ihren
Provinzen einen selbstständigen VerwaltnngsorganiSnius
zu geben, wie dies in Bezug auf Italien bereits vor
einigen Tagen durch Errichtung einer eigenen lombard.
Hofkanzlei geschehen sein soll.
Frankreick. Paris. Die IN Folge dkS nicht
stattgehabten Reform - Banketts der Opposition am
23. d. M. in Paris ausgebrochenen Unruhen, deren
Folge der Sturz des Ministeriums Guizot war, sind
nur die Vorläufer wichtigerer und ernsterer Begebenheiten
gewesen. Einer Emeute ist eine Ncvolution gekolgt.
Die Berichte der verschiedenen Blätter hier alle zu wie
derholen, verbietet uns der Raum, wir theile» im Nach
stehenden die wichtigsten Momente mit, wie sie i»
den Brüsseler und Pariser Blättern enthalten sink. Am
23. acht Uhr Abends. Alle Viertel von Paris haben
von freien Stücke» illnminirt; die Straßen von St.
Denis, Si. Martin und die ganze Boulevardlinie ge
währen ein feenhaftes Schauspiel. Das Volk ivogt
in Masse» mit Fackeln durch die Straßen. Man singt
patriotische Hymne» und fährt fort zu rufen: „Es lebe
die Reform!" Die Menge hat sich heute Abend »ach
der Straße Soffitte unter den. Rufe: „Es lebe die Re-
sorni!" vor das Hütel des Herr» v. Rothschild begeben.
Hr. v. Rothschild und sein Neffe erschienen auf dem
Balcon und gaben, nachdem sie selbst: „Es lebe die
Reform!" gerufen halten, den Befehl, ihr Hütel zu
illuniiniren. — Zwischen 8 und 3) Uhr zog eine be
trächtliche Volks in affe vor das Hütel des JustizministerS
und verlangte, daß das Hütel belcuchlel werden solle,
indem sie schrie: „Nieder mit Heben!" „Nieder mit dein
Manne der moralischen Mitschuld!" Die vor das Hütel
gestellte Schildivachc zog sich nach dem etivaS eiitfertileii
Stabsgebände ans dem Vendomeplatze zurück. Ihr
Schilderhaus wurde zerirüinmert; nachher zerstreute sich
die Menge. — Z eh n Ubr Abends. Alles schient bc-
endigt; die Straßen wiinnielteii von Leuten; aber die
Ruhe kehrte sichtbar tvieder, als kill beklageiiswertheS
Unglück am Hütel des Conseils-Präsidenten sich begab.
Eine Gruppe hatte sich gegen den Posten des Hüiels
gewendet; die Soldaten, ivelche die Zugänge zu dem
Gebäude bewachten, gaben Feuer; fünfzig Personen
wurden getödtct oder verwundet. — Elf Uhr.
Wenn wir uns eben zngcheiideii Nachrichten Glauben
schenken dürfe», so fängt die Aufregung in mehren
Stadttheilen von Neuem an. Barricade» sind in den
Straßen Rainbntean und St. Avoie errichtet. Ma»
sieht deren auch auf dem Boulevard. Die Minister, sich
in ihren Hütklö nicht länger sicher glaubend, haben die
selben verlasse». — Die Patrie Hai diesen Abend die
Liste der Mitglieder eines neuen Cabinets veröffentlicht;
diese Liste entbehrt der Begründung. Noch ist Nichts
festgestellt und wir glauben versichern zu könne,i, daß
das neue Ministerium ans den unisassendsten Grund-
lageii gebildet werden wird. — Sv weil die Presse.
Nachstehend noch einige Nachrichten, welche uns von
dem aus Paris angelangten Reisenden mündlich gege
ben wurden: Der Anblick der Stadt zwischen 6 und 8 Uhr
Abends war wahrhaft hewuiidernswcrih, Alle Läden
waren wieder geöffnet und beinahe alle Häuser beleuchtet.
Das Volk und die Naiioiialgarde durchzogen vereint
und unter Absiiigiing patriotischer Lieder die Straße».
Selten hatte man eine ähnliche Begeisterung derselben,
einen so großen Enthusiasmus gesehen. Die bedniierns-
werlhc Collision vor dem Präsidentschafis-Hütet hat
Alles dies geändert. Um Mitternacht hat das Volk
die Thüren der Kirche Notre Dame gesprengt
und die ganze Nacht hindurch hat die Sliirin-
glocke geläutet. Im Viertel,St. Martin und St.
DeniS, so wie auf einem großen Theile der Boulevards-,
sind während der Nacht zahlreiche Barricade» ausgeführt
ivorden. Ans de» Boulevards bat man zu dem Zweck
eine große Menge Bäniiie umgehauen. — Als sich der
Reisende, von dem vorstehende Details mitgetheilt sind,
heute Morgen um 8 Uhr von dem Börsenplätze nach
der Nord-Station begab, zählte er auf seinem Wege
14 Barricade». Man versichert, daß der General
Tibnrce Sebastiani, Befehlshaber der ersten Militair-
divisioii, geiödtet ivorden sei. — Auch zu Amiens
hat cs gestern Abend einige Ruhestörungen gegeben.
Das Volk soll eine feindliche Bewegung gegen die Be
hörden gemacht haben, welche, in Folge der von Paris
erhaltenen Befehle, Truppen nach der Hauptstadt abge
schickt hatten. Dort soll man ebenfalls einige Schiene»
der Eisenbahn aufgerissen haben, und man scheint zu
fürchten, daß die Uferbevölkerungen diesem Beispiele an
verschiedenen Puncte» der Bahn folgen inöchleii. — Wir
entnehmen der Presse noch folgende Thalsachen, die
sich aus die Ereignisse des gestrige» Nachmittags beziehen:
In den, Augenblick, wo Hr. Guizot den Rücktritt des
Cabinets angekündigt hatte, bestieg Hr. Sallandrouze
die Tribüne, um im Namen der progressistischen Con
servative» ans der Rednerbühne folgeiideti Antrag nieder
zulegen: „Die Kammer, lief erschüttert von den Ereig
nissen, ivelche sich begeben, wendet sich ehrfurchtsvoll
an die hohe Weisheit des Königs, um ihn zu bitte»,
durch coiistitulioneUe Mittel dasjenige zu erwägen und
zu thun, was die Geivichtigkeit der Umstände im Inter
esse der Ordnung und Freiheit erheischt." — Heute
Nachmittag um 2 Uhr war die Nationalgarde zu Pferde
auf dem Carronffelplatze versammelt. Ihr Befehlshaber,
Graf Monlalivct, ließ die Legion sich um ihn reihen
und sprach zu ihr: „Meine liebe» Kameraden! Der
König hat mich beauftragt, Ihnen für den Beistand
zil danken, welchen Sie heule der Ordnung und rer
im Juli begründeten Monarchie geliehen haben; er hat
die Dcinisstoiicn aller seiner Minister angenommen und
mich beauftragt. Sie davon in Kenntniß zu setzen.
Gehen Sie nach Hause; Alles ist zu Ende. Aber niorge»
seien Sie püiictlich auf Ihrem Posten; den» es wird
kein Ministerium mehr geben un» die Naiioiialgarde
wird Alles zu thun habe», um die Ordnung aufrecht
zu halten. Die Fernhaltnng der Nationalgarde war
eine bedauernswerlhc Thatsache ntid wir müssen uns zu
der Mitwirkung Glück wünschen, ivelche Sie der Re
gierung geliehen haben." Ein Officier trat hieraus vor
und rief: „Oberst! Die Naiioiialgarde zu Pferde hat
heute keinen Act der Gutheißniig des Ministeriums voll
zogen. Sie ist gekommen, der Ordnung und den Juli-
Jnstiiutionen kräftige Hand zu leihen. Das Ministe-
rium ist heimgeschickt; jetzt werden wir rufen: Es lebe
der König!" Graf Montalivei erwiderte: „Meine Ge-
siniiungk» sind bekannt; ich habe sie hier nicht auszu
drücken. Meine Uniform hindert mich. Alles zu sagen,
was ich fühle; aber mit Ihnen iverde ich rufen: ES
leben die im Juli begründeten Institutionen! Es lebe
der König!
— Wir schließe» hieran eine von der „Köln. Ztg."
vom 26. in ihrer zweiten Ausgabe mitgetheiltes
Schreiben aus Paris vom 24. Abends: „Der Kra
wall und die Emeute sind vorüber -— die Revolution
ist begonnen. Wie das gekommen, iverde ich Ihnen
in so vieler Ordnung mittheilen, als inan mitten unter
solchen Zustände» noch im Geiste bewahren kann.
Gestern um 5 Uhr ivar die Nachricht von der Entlassung
Guizot's allgemein bekannt und allen Truppen Befehl
gegeben, sich zurückzuziehen. Diese sowohl als die
Naiioiialgarde traien ihren Rückzug an unter Beglei
tung der Volksinasseii und unter dem Rlife derselben;
„Es lebe die Reform! Es lebe die Linie! Es lebe die
Naiioiialgarde! Nieder mit der Municipalgarde!" Der
Haß gegen die letztere machte es nothwendig, daß alle
Corps de Garde derselben durch ein Dctaschement Linien-
iruppen oder Cavallerie beschütz! wurden. Ehe jedoch
diese Vorsichtsmaßregel ins Werk gesetzt ivurde, hat das
Volk mehre Wachthäuser gestürmt, entwaffnet, zum
Theil auch in Brand gesteckt; gegen T Uhr Abends
hatte dieser Unfug ein Ende, und man sah auf dem
Bvulkward, wo das Volk die Truppen .oder vie National-
garde unter fortwährendem Geschrei der angeführten
Üiuse und dem Absinge» der Marseillaise nach Hanse
geleitete, mehre Häuser beleuchtet, worüber die Masse
in neuen Jubel ausbrach, sodann aber überall anhielt
n»b alle Häuser durch ihre energischen Forderungen zu
beleuchten zwang, so daß nach 8 Uhr ganz Paris be
leuchtet war; das Volk durchzog nach allen Richtungen
die Stadt, welche einen reizenden Anblick darbot. In