Full text: Newspaper volume (1848)

Bon diesem Blakte erst!)fint jeder- 
Sonuavend eine Nummer. Paffende 
Beiträge werben unter der Bezeich 
nung: ..An die Redaktion de- 
' Wochenblattes in Rendsburg". ent 
gegengenommen. wenn solche nicht 
dircete abgeliefert werden können.— 
Intelligenz - Anzeigen werden bis 
Donnerstags spätestens Mittags 13 
Nhr erbeten- 
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M Ä. 
Sonnabend, den 15. Januar. 
Tngesgesäè â- t e. 
—<>— 
Deutfckland. Berlin, vom 8. Ja». Die 
französische Thronrede Hai hier einen große» Eindruck 
erreg!, einen größeren wenigstens, als eS in früheren 
Jahre» der Fall war. Anderwärts schein! eS eben so 
zu sein. Nicht als ob der innere Gepalt dieser Thron 
rede, so weil sie die rein- und unmittelbar politische» 
Frage» betrifft, so her,orragend, so zufrieden,teilend 
oder so wenig befriedigend wäre: aber der Geist, irelcher 
durch dieselbe weht; die Ahndung, welche der König 
der'Franzosen underschleiert genug ansspricht, daß seine 
Kraft nicht mehr die alte, ungebrochene sei; die Be- 
forgniß, welche er zugleich deutlich genug kundgiebl 
über die Folge» seiner politischen Wirksamkeit. über 
die Bewährung der Charte une verite und über seine 
Dynastie — alleS das drängt sich unwillkührlich und 
unabwehrbar als eine bedeutsame Thatsache auf. I» 
der That, wer kann die Bedeutsamkeit genügend er- 
messen, die der Tod Ludwig Philipps für Frankreich, 
für Europa haben muß. Und es ist wahr, daß LouiS 
Philipp sehr gealtert, daß sein Gang und seine Haltung 
gedrückt sind, daß er im 76stcu Lebensjahre steht. Auch 
Guizot, so berichten die Blätter, ist all geworden, 
noch strenger seine Züge, schneeweiß sein Haar. Freilich 
ist die Lage Frankreichs und der orleanisìischen Dynastie 
kritisch genug, um selbst auf einen Ludwig Philipp 
und auf einen Guizok nachhaltig einwirken zu können. 
Der Herzog von Nemours, welcher »ach des Königs 
Tode die Regentschaft führt, eriuangelt zwar keineo- 
wcges der Eigenschaften, di« einen tüchtigen Regenten 
bezeichnen; ja es ist in diesem Augenblicke kein Zweifel 
mehr, daß er vielleicht mit größerer Energie und Um. 
sicht, und darum auch mit größerem Erfolge die Re- 
gierung kühren wird, alS dies sein verstorbener Bruder 
gethan haben würde: aber die politische Bedeutsamkeit 
Frankreichs dem Auslande gegenüber, oder vielmehr die 
diplomatischen Beziehungen zu den auswärtigen Höfen 
sind zum Theil noch zu sehr von der Persönlichkeit 
Ludwig Philipp's abhängig, als daß dessen Tod nicht 
einen Faden zerrisse, dessen Wiederanknüpfung im gün 
stigsten Falle vielleicht manchen schwierige» Knoten mit 
sich brächte. Schon bei Erwägung dieser Verhältnisse 
ivird man den Umstand, raß Ludwig Philipp in der 
Thronrede so wichtige Andeutungen hat fallen lassen, 
höchst bedeutsam finden. 
— Bei uns ist man in das neue Jahr nur mit Hoff, 
nungkn getreten. Der Winter ist gelinde; die Armuth 
hält sich in zufriedenstellenden Gränze»; außerordentliche 
Opfer, wie sie das vorige Jahr erheischte, sind nicht 
zu fürchten. In dem städtische» Leben übt die Oeffent. 
.lichkcit der Stadtverordneten. Sitzungen bereits wohl 
thätigen Einfluß; den» man fängt an, die Handlungen 
und Ansichten der städtischen Vorsteher auch einer ru. 
higen Kritik zu unterwerfen. Was unsere politische 
Entwickelung betrifft, so consolidiren sich alle Verhält 
nisse mehr und mehr; die Vorberathuugen in der Ab. 
theiln,!g, welche daS Strafgesetzbuch discutirt, gehen un 
unterbrochen voran, und durch die Wirksamkeit der 
Ausschüsse wird sich die viel besprochene Frage von der 
Zweckuiäßigkeit und Lebensfähigkeit dieses Gliedes in 
unserem ständischen Organismus vielleicht sehr zur Ge 
nüge knischeiben. In kirchlicher Beziehung treten die 
Aufregungen, welche wir in letzter Zeit mannigfach be 
merkte», wieder in ein ruhiges Geleise zurück, nachdem 
man eingesehen hat, daß mit Agitationen wenig zu er 
reichen ist, wenigstens das nicht, was man erstrebte. 
— Vom 6. Januar. Einige österreichischen Osfi- 
rieee, welche sich auf Urlaub hier befanden, haben in 
diesen Tagen plötzlich pen Befehl erhalten, sich zum 
18. d. M. bei ihre» Regimentern- i» Böhmen eiuzu- 
fiuden. Es findet ei» allgemeines Vorrücke» der öster 
reichischen Streiikräfte gegen Italien hin statt, indessen 
glaubl hier Niemand an eine ernstliche Störung des 
Friedens, wofür namentlich die Haltung von Endlaud 
und Preußen, und jetzt auch von Frankreich, Bürge 
fein möchte. Das österreichische Armeekorps in Italien 
beläuft sich gegkinvärtig auf 75,000 Mann, während 
dasselbe i» der gewöhnlichen Zeit nur 30,000 zählte. 
Kassel, vom 27. Deebr. Die kurhessische» Land, 
stände haben in Beziehung auf die Censurverhälinisse 
einen Beschluß gefaßt, dessen Character sehr von der 
Richtung abzuweichen scheint, die sich jetzt jenkr Ange 
legenheit wegen in den Kammerverhandluiigcn von 
München, Karlsruhe und Darmstadt kundgegeben hat. 
„Die Freiheit rer Presse nur des Buchhandels ivird in 
ihrem vollen Umfange stattfinde»." An diesen Aus 
spruch der VersassungSurkunde knüpft dieselbe eine Zeit- 
beschränkung mir den Worten: „Es soll jedoch zuvor 
gegen Preßvergehen ein besonderes Gesetz alsbald er 
lassen werden." Hinzugefügt wird danu: Die Censur 
ist nur in de» durch die Bundesgesetzc bestimmten Fälle» 
zulässig. 
Württemberg. Da Württemberg ivedcr durch 
Rastatt noch durch lllui vor dem Eiiikringe» der Frau- 
zosklt vollkviiiiueu sichergestellt ist, diese aber, uollen 
sie in daS Land komme», fast nothwendig die Schwarz- 
waldthäler durchziehe» müsse», so beabsichtigt man, diese 
durch kleine Befestigungen, sogenannte Montalembertsche 
Thürme, zu schließen, um dadurch ein weiteres Vor 
dringe» des Feindes unmöglich zu mache». Die Bau. 
kosten werden durch den deutschen Bund bestritte», ii.it 
dem Baue selbst aber erst begonnen werde», sobald die 
Befestigungen von Ulm uni Rastalt weiter vorgerückt 
und also dort Jngeiiieurofficiere entbehrlich geworden 
sind. 
Frankreich. Paris, vom 3. Januar. Das 
hklttige Journal des De'bats ergeht sich in seinem 
leitenden Artikel in orientalischen Lobeserhebltiigen des 
Herzogs von Anmale und zwar bei Gelegenheit der — 
Abdankung Abd-el-Kader's. „Indem er dem Prinzen 
seine Waffe» übergab"-— heißt es in besagtem Artikel — 
„konnte Abd.el.Kader sich nicht erivehren, anzuerkennen, 
daß sein Stern am afrikanischen Himmel durch einen 
jüngeren und glücklicheren Einfluß verdunkelt worden 
sei." Der gauze Artikel umfaßt drei i» diesem Tone 
geschriebene Spalten, von denen zwei und eine halbe 
dem Lobe des Prinzen gelle», während das Hosblatt 
für die Männer, welche durch ihre Talente und ihre 
Tapferkeit jenes Resultat herbeigeführt, nur der Namen, 
erwähuung würdigt. — I» dem von de» Zeitungen 
veröffentlichten Berichte deö Prinzen über jene wichtige 
Begebenheit scheint der junge Fürst sich der Wiederher. 
sieltuiig der i»i Jahre 1830 abgeschafften Titel zu be. 
fleißigen. Eine neue Hiiiiieiguiig zu den Ueberliefe. 
ruugen der Restauration. Der Kriegsminister wird 
in gemeldkiki» Berichte überall mit Ercclleiiz angeredet. 
— Ein bedeutendes Ereign iß in der Tagespresse ist 
der eben durch die Revue des deux Mondes veröffeiii- 
lichte Artikel des Deputirtc» von Morny über die innere 
Politik. Dieses ministerielle Mitglied scheint nicht so 
ganz mehr mit dem Cabinette einverstanden 'zu sein. 
Es giebt zu, daß die spanischen Heirathe» Frankreichs 
Einfluß in Europa gedrückt habe», meint, daß das 
Cabinet im vorige» Jahre Unrecht gehabt habe, der 
öffentlichen Meinung keine Genugthuung zu gebe», und 
daß eS dieses Jahr abermals Unrecht haben würde, in 
feinem Widerstande zu beharren. Beim Mangel einer 
Wahlreform verlangt der ministerielle Deputirte wenig, 
steiis eine Parlameuisrefvriu durch eine Maßregel, die 
de» Kreis der Jncompatibilitäteu erweitern und die 
Verminderung der Beamteuzahl in der Kammer ver 
ringern würde. Es ist dieser Umstand als eine neue 
Aufwallung der conservative» Prvgressisten zu betrachten, 
welche, vorläufig wenigstens, auf vie Stellung des Ca- 
binekleö keinen erheblichen Einfluß ausüben dürste, jeden, 
falls aber bezeichnend ist, indem sie die Unzufriedenheit 
mit der Polilik Guizots iiiiieihatb der Getreue» dieses 
Ministers a» de» Tag legt. — Die Fresse wirft dem 
Herrn v. Morny vor, seinen ganzen Artikel aus ihre» 
Spalten abgeschrieben z» haben. Eine Anschuldigung, 
welche dieser Deputirte i» einem Briefe an die Fresse 
zu widerlegen sucht. — Dieselbe Presse und mit ihr 
das Siècle fragen, ob die Regierung jetzt, wo Abd-el- 
Kader, der Vorwand zu der Verschwendung großer 
Summen (leider!) beseitigt sei, sich endlich ernsthaft 
mit der Colonisation Afrikas beschäftigen werde. — 
Es ist in de» Zeitungen davon die Rede gewesen, 
Abd-el-Kadcr »ach Egypten zu senden. Es wäre 
jedenfalls ein merkwürdiger Schritt, de» Engländern 
einen Man» wie Abd-el-Kader i» die Hände zu spiele». 
England London, vom 8. Januar. D>e 
Zeitungen euihalleii die Bill wegen der völligen Eman 
cipation der Juden. Der zu leistende Eid sdas Hinder 
niß bei Eintritt in das Parlament) enthält das Ver 
sprechen, Nichts gegen die Landeskirche zu unternehmen, 
und schließt mit den Worten: „So wahr mir Golr 
helfe." Zugleich aber schließt die Bill die Juden von 
der Rkgcuischaf: des Reiches, von allen kirchlichen und 
Universitälsäuuerii und von den Aemter» des Lord- 
kanzlers, deS geheimen Siegelbewahrers, des Lord- 
Lieutenants von Irland und des Lord-Commiffairs bei 
der schottischen Kirchenversammlung aus, so wie sie 
den» auch weder direct noch indirect die Krone in kirch 
liche» Augetkgkuhkiteu sollen berathen dürfen und die 
Ausübung ihrer kirchliche» Patrouakrechte dem Erzbischof 
von Canterbury überlassen müssen. 
— Wir habe» Nachrichten aus beiden Indien er 
halten. Das Dampf-Packclboot „Severn" kam am 2. 
d. M. in Southampton an, nach einer Reise von 13 
Tagen, der raschesten, die je gemacht ivurde. ES bringt 
auch Nachrichten aus Merico und Gold und Silber 
ans Vera-Crur. Kanin halte es die Barren an Bord, 
so traf ein Befehl von General Scott aus den, Haupt 
quartier Merico ein, wodurch alle Ausfuhr edler Metalle 
vorläufig untersagt wird, bis die amcricanische Regie, 
rung Zeit gehabt, eine Abgabe für die Ausfuhr vo» 
uiigemünziem — vielleicht auch von gemünztem — Gold 
und Silber festzusetzen. Die Straße vo» Merico »ach 
Vera-Cruz bietet ein Bild der Verwüstung und Ver 
ödung dar. So wie sich ein Feind zeigt, verlassen die 
Bewohner ihre kleinen Dörfer und laufen in die Wälder. 
General Butler ist mit 8000 Man» von Vera-Cruz 
aufgebrochen; dagegen sind 1500 Kranke und Verwun- 
dete von Merico eingetroffen. General Paterson hat 
zwei meiieauische Qfstciere hängen lassen, welche er an 
der Spitze vo» GnerlUa»Bauden gefangen genommen. 
Zu nicht geringem Verdruffe des Generals begruben 
die Einwohner von Jalapa ihre unglücklichen Lands, 
lento nachher mit großem Pompe. 
— Die westindische Bank hat ihre Zahlungen ein- 
gestellt;doch versichern die Directoren, dies sei nur eine 
Maßregel der Vorsicht; die Bank wäre im Stande, alle 
ihre Verpstichtuugeu zu erfüllen. Auf Jamaica fürchtet 
mau Nueinigkeile» zwischen der Regierung und der ge- 
setzgebende» Versammliiug über Steuersachen und die 
Auflösung derselben. 
— Die englische Fregatte „Avenger" ist auf ihrer 
Fahrt vo» Malta »ach Gibraltar verunglückt. Sie 
straiidete am 20. Deebr. auf den Sorelli» Felsen. Das 
englische Dampfschiff „Pascha", auf der Reise »ach Gi 
braltar begriffen, ward durch ein französisches Kriegs, 
dampfschiff von dem Unfälle unterrichtet. Beide Schiffe 
fuhren »ach dem Riffe, welches sie mit den Trümmer» 
des Wrackes bedeckt fanden. Die ganze Besatzung deS 
.Avenger", 270 Personen, mußten sie für verloren halte», 
mit Ausnahme von 8 Man», darunter 2 Officiere und 
der Wundarzt, welche in einem Boote nach rer afrika 
nischen Küste ruderten und in der Bai von Tunis von 
einem kleinen Dampfschiffe aufgenommen wurden. In. 
dessen rettete sich ein anderes Boot mit 11 Mann gegen 
die afrikanische Küste. Allein beim Landen gingen noch' 
6 Personen verloren; Araber kamen bitreb die Brandung 
den Schiffbrüchigen zu Hülfe und geleiteten sie nach 
Tunis. Die ganze übrige Mannschaft hat das See- 
iiiaiinsgrab gefunden; darunter der Capitain, ein Sohn 
des tapfere» Admirals Napier, und ein Lieulenanv 
Marryal, ei» Sohn des bekannten Schriftstellers. 
Belgien. Brüssel, vom 31. Deebr. Seit 
einiger Zeit werden hier sonderbare Mauifestaliouen von 
einer gewiffen Coterie deutscher Flüchtlinge an de» Tag 
gelegt. Ei» demokratischer Verein ist gegründet worden, 
der seine Weihe bei der letzten Polenfeier am 20. Nov. 
erhalten hat. Comniunistischc Ideen, Umsturz jeder ge 
sellschaftlichen Ordnung, Preußeuhaß ». I. w., dies sind 
m 
Königlich- 
ochen 
41 st» 
privilegirteS 
Jahrgang. 
t)fr Preis diesesBlattes ist für In 
teressenten , denen eö hier am Orte 
zugebracht wird, vierteljährlich 19 ßl. 
iittD wenn es von der Expedition ab 
geholt wird, 17 ßl. Für Auswärtige, 
welche Bestellungen bei den Postäm 
tern machen können, ist der Preis 
vierteljährlich 1 Mark 4 ßl. — Kün 
digungen werden 14 Tage vorAhlauf 
eines Quartals erbetkp.
	        
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