Full text: Newspaper volume (1847)

diese« Blatte erscheint jede« 
Sonnabend eine Nummer. Paffende 
Beiträge werden unter der Bezeich- 
»ung: „An die Redaction de» 
Wochenblattes in Rendsburg", ent 
gegengenommen. wenn solche nicht 
dtrcete abgeliefert werden können.— 
Intelligenz - Anzeigen werden bis 
Donnerstags spätestens Mittags 18 
Uhr erbeten. 
Königlich 
N e ri - s b u r g e r 
•4Ü//' 
Wochen 
40 st» 
privilegirtes 
Jahrgang. 
Qtr Preis dieses Blattes ist für Iu- 
tereffenten, denen es bier am Orte 
zugebracht wird. vierteljährlich 19 hl. 
und wenn es von der Expedition ab- 
SŞwird' 17 ,ß. gü, Auswärtige 
welche Bestellungen bei den Postäni» 
kern machen können, ist der Preis 
vierteljährlich 1 Mark 4 kl. — Kün 
digungen werden 11 Tage vorAblans 
eines Quartals erbeten. 
lLtt. 
M in. 
Sonnabend den 10. April. 
1847. 
Verantwortlicher Herausgeber: F. M. Wenvell. Redacteur: C. VsuVit». 
Tagesgeschichte. 
—0— 
Deutschland. ' AuS Berlin wird berichtet: 
Daß unsere preußischen Preßvcrhältnisse bald in ein 
ganz neues Entwickln,,gSstadium treten werden, unter, 
liegt durchaus keinem Zweifel hier, denn die Unhalt, 
barkeit der bestehenden Ccnsurvorschriften ist bereits in 
unseren höchsten Regierungskreisen, wie man wissen will, 
selbst von Prinzen des königlichen Hauses, anerkannt 
worden. Damit stimmt diş Nachricht vollkommen 
überein, daß der preußische Bundestagsgesandte, Graf 
v. Dönhoff, in der Bnndestagssttznng vom II. d. den 
Antrag auf Erlaß eines Paßgesetzes, resp. auf Preß. 
srciheil, eingebracht habe. Es ist in der Ordnung, 
daß Preußen hier nicht für sich, sondern in Ueberein» 
stimmuiig mit ganz Deutschland handelt; daß aber die 
Bestimmungen cineS etwaigen PreßgesctzeS nicht allzu 
gelinde ausfalle» werden, daß sie namentlich die Eri. 
stkuz unserer kleinen politischen Journalistik stören und 
die journalistische Macht in die Hände der größeren 
journalistischen Centralinstitute überliefern werden, dieses 
kann nach dem, waS man hier in Berlin über diesen 
Gegenstand vernimmt, mit großer Gewißheit voraus, 
gesagt werde». Dem sei übrigens, >vie ihm wolle, wir 
werden einen neue» wichtige» Fortschritt auf den Bah. 
»eu unsers öffentlichen LebenS zu erwarten haben. 
Wie», de» 22. März. Die ArbeitS- unb Nah. 
rungSlosigkeit nimmt auch bei uns auf eine erschreckende 
Weise überhand. In dem Orte Füiifhaiis, unmittelbar 
vor der Mariahilfer Linie gelegen, de», eigentliche» Ab- 
lagerungsvrte unserer Proletarier, bildeten sich vorgestern 
ruhestörerische Gruppe», welche Bäckerläden und das 
Derkanfslokal eines „FleischselgerS" (so nennt man die. 
jenigen, die mit geräucherten Fleischwaarcn Handel 
treiben) aufsnchken und daselbst, ohne weitere Excesse 
zu begehen, einen Theil der Vorräthe wegnahmen. Es 
wurde Kavallerie dahin gesandt, um bie Ordnung wie. 
der herzustellen. Die Regierung hat beschlossen, den 
Brodsuchcndcn soviel Hülfe als möglich zu gewähren. 
Es ist deshalb den Fabrikanten der Umgegend bedeu. 
tei worden, vorzüglich nur Familienväter in Arbeit zu 
behalten; für unverehelichte Geselle» und Arbeiter werde 
durch Veranstaltung öffentlicher Arbeiten Sorge getra. 
gen werden. Ohne Uebertreibung kann man annehmen, 
daß derzeit ein Driktheil der Fabrikarbeiter sich brovlos 
befindet. Unter solche» Umständen sind natürlich die 
Spitäler, die Arbcils-, Armen- und Slrathäuscr über 
füllt. Auch die Preise der Lebensmittel sind noch 
immer im Steigen. 
Hannover, den 25. März. Der Vortrag, womit 
die L-tände de» Entwurf einer Criminalproceßordnung 
erbitten, steltr die Mängel unseres wie des gemeinen 
deutlchen Criminalprocesses überhaupt übersichtlich zu« 
tamnien, erinnert an die vorausgegangene» Verhand 
lungen, die sich Jett 1830 bis auf den heukigen Tag 
mehr oder minder durch alle Landtage fortgezoge» 
haben und motivirl das Bedürfniß „gründlicher Refor. 
nie»' ausführlich und beredt. Da die Verhandlungen 
dieser letzte» Zeit, welche die Grundlage des in Rede 
stehenden Schreibens bilden, noch nicht vergessen sein 
werden, der Antrag aber bekannt ist, so glauben wir 
Mit der Hervorhebung nachstehenden Satzes zu genügen: 
-I» der That diese (im Vorhergehenden ausgezählten) 
Gebreche» liegen so sehr in dem ganzen Wesen des 
jetzigen Verfahrens, sie sind so vollständig und vielfach 
wissenschaftlich und praktisch erörtert, daß es einer 
weitern Ausführung hier nicht bedürfen kan». Und 
wenn die Klagen über Mißbrauch der richterlichen Ge. 
walt, wovon leider! auffallende Beispiele bei dieser Ge- 
"genheit zur Sprache gekommen, nicht allgemein geführt 
werden, so muß solches wesentlich aus Rechnung der 
Gewissenhaftigkeit und Rechtlichkeit unsers Beamten- 
standes gesetzt werden. Wo es sich aber, wie hier. um - 
^cben, Freiheit, Ehre und Vermöge» der Staatsbürger 
Garantie des verfassungsmäßigen Schutzes 
wo so tiefe Schäden der ersten 
und wichtigsten Staatsanstalk in Frage sind und wo 
zugleich mit dem wahren Ansehn des Richterstandes 
das Vertrauen und der Glaube deS Volks an die Rich, 
tigkeil der Rechtspflege auf dem Spiele stehn, — da 
wird mit gründlichen und „mfaffenden Gegenmaaß. 
regeln nicht gezögert werden dürfen, und wenn Stände, 
ihrem Beruf gemäß, dies Bedürfniß beS Landes zur 
Abhülfe bei k. Regierung zur Sprache bringen, so 
zweifeln sie überall nicht, daß die k. Regierung, die 
ihr hohes Interesse an einer festen Begründung einer 
guten Rechtspflege noch in neuerer Zeit mehrfach 
gegen Stände erklärt hat, ihre Hand gern dazu bieten 
wird 
Frankreich. Paris. Ende März. Aus Nancy 
meldel man abermals den Tod eines Veteranen aus 
der Kaiscrzeit, den des Generals Drouot, der daselbst 
m seinem 73sten Jahre gestorben ist. — Das Jo,,™, 
des Dèb. erzählte neulich auS Lyon folgende merkwür. 
lge DiebeSgelchichte, die Epoche machen wird. Seither 
begnügten sich die Diebe aller Art, Schlösser zu fpren. 
e 1 3 “ "brechen, Mastern zu erstürmen. Die. 
ssS Mal sind ge weiter gegangen; sie haben von einem 
Siel aus, das unter der Stadt durchläuft und dieselbe 
in zwei Theile theilt, sich eine» unterirdische» Gang 
gegraben bis zur Wohnung eines Geldwechslers, den 
sie zu plündern gedachten. Die Vereitelung dieteS Vor 
habens ist dem Zufalle z„ danken. Das Siel gerieth 
i» Stockung, und,alS man „ach der Ursache sorschie, 
fand man ein vollständiges Akelier, eine regelmäßige 
Bergarbeit mit unterirdischem Haiiptgangc und Ver. 
zweigungk», die direct zur Wohnung des Geldwechslers 
führten Es wäre demnach im eigentlichsten Sinne 
der in Frankreich fdjon so weit getriebenen Diebes- 
mdustrie eine neue Bah» gebrochen. — Die Münchener 
Vorgänge haben hier, wo Mad. Lola Mvniez gar viele 
Bekannte hat, unendliche Heiterkeit erweckt. Was 
giebt's Neues aus Baiern? ist die erste Frage in allen 
-Eaft'ö und Restaurationen. Und wunderbar, während 
es sich in München darum handelt, die ,chöne Spanierin 
zu dotiren, wurde ihr hier in Paris ein Proceß wegen 
einer unbezahlten Wäsche-Rechnung gemacht. Sie sollte 
600 Franken für Bettwäsche zahlen, ja sechshundert 
Franken für Bettlaken! Dortchen Lakenreißer selbst 
hätte in einem Jahre nicht mehr gebrauchen können! 
Schon werden die Münchener Vorgänge für ein Vorstadt- 
theater dramatisirt und es ist sogar Aussicht vorhanden, 
daß Heinrich Heine de» köstliche» Stoff in spanischen 
Assonanzen besingt. 
bttglaird. Aus London. Ein Correspondent 
der Weserzeiiung berichtet: Wik sich überhaupl die Ge 
werbe hier mehr als auf dem Continente vervielfacht 
haben, so hat der gelehrte Stand in neuerer Zeit da- 
durch eine weitere Ausbildung erhalte», daß Literaten 
Bücher für Andere, welche gern Schriftsteller sein moch 
ten, anoarbeitcn. Sv erbietet sich z. B. Seite I der 
„Morning-Post" vom 8. Febr. ein Literat, Werke über 
eme beliebige Materie für Andere zu verfassen, oder 
ihre Manuscripte zu verbessern. Er beschreibt sich als 
einen Reeensenlk» (reviewer) und als einen Gelehrten, 
welcher mit der clafsifche» Literatur wohl vertraut ist 
(classical scholar) und beruft sich aufvo» ihm her. 
ausgegebene Werke, von denen mehrere für Andere aus. 
gearbeitet seien, daher ihren Namen trügen. Er ver 
sichert dabei, niaii könne sich auf seine Verschwiegenheit 
verlassen und nennt — einen Schuster Philp, bèi wel 
chem man Briefe zur Beförderung an ihn abgeben 
könne. Wie sehr die Wissenschaft ferner gemißbraucht 
wird, zeigt folgender Fall. Der königliche Leibarzt 
Sir Henry Halford war hier ein sehr beliebter Arzt 
und hatte in seiner medicinischcn Praxis viel Glück. 
Nach seinen, vor etwa -1 Jahren erfolgten Tode suchte 
nun ein Speculant die noch vorhandene» Recepte des 
selben, an sich zu bringen, um nach ihnen Mediraniente 
bereite» zu lassen und zu verkauft», als ob die Recepte 
nicht für iiidividuelleZFälle geschrieben wären, sondern 
für^ alle Kranke paßte». Er ließ in die öffentlichen 
Blätter Annoncen einrücken, nach welchen er für solche 
Recepte ein gutes Honorar zu gebe» versprach „n,S 
fcslbfi sich deê Vorwaiidks bediente, die Recepte zum 
Nutzen einer mildthätigen Aiistalt gebrauchen zu wollen 
Einer meiner Bekannten hatte ein Recept von Sii 
Henry gegen »inen Husten, welcher dadurch in kurze, 
Zeit gehoben war; der Husten war aber bloß durch di, 
nebelige Lust Londons entstanden und ein Recept füi 
>h» paßte nicht ans alle Arten dieser Beschwerde. El 
war bereit, es für 1 Pf. Sterl. zu verkauftn, indem 
er iclbst für die. Consultation und das Recept Si> 
Henry's so viel bezahlt hatte. Er erhielt dies auch 
von dem Speculanten und nachdem Letzterer eine ziem. 
liche Anzahl solcher Recepte erhandelt hatte, ließ er sich 
von einem der vorhin beschriebenen Buchmacher ein, 
Broschüre aufsetzen unter dem Titel: „Sir Henry Hal. 
ford's Rathgeber in den wichtigsten Krankheiten"; dies, 
Schrift sollte unter Sir Henry's nachgelassenen Papieren 
gesunden sein. Er verband sich hiernächst mit einem 
Apotheker, welcher hiernach Medicamente bereiten und 
sie nebst jener Broschüre verkaufen sollte. Anfangs 
glückte die Speculation; vann erschien aber eine Recen- 
sion jenes „Rathgebers", in welcher der Verfasser des. 
selben mit seiner Behauptung, daß sie von Sir Henry 
herrühre, ,sür einen Lügner (mendacious fellow) er. 
Härt wurde. Dies machte dem Unternehmen ein bal. 
diges Ende. ES kam hinzu, daß in vielen Fällen aus 
dem Recept nicht zu ersehen war, welche Krankheit da. 
durch gehoben werden sollte; man hakte dann gerathen 
und oft gefährliche KrankheitSzufälle veranlaßt — ES 
wurde im Parlament angeführt, daß i„ diesem harten 
Winken im Monat Januar in der irischen Grafschaft 
Mayo allein 4000 Ausweisungen stattgefunden hätten, 
und daß die Käthner, wenn sie nicht gutwillig Haus 
und Hof verließen, mit Gewalt fortgetrieben wurde». 
So ist es aber immer in Irland gewesen. l)r Taylor 
sagt i",seiner Geschichte Georg »I., .Irland und Schott, 
land verloren JT73 durch die grausame Habsucht der 
Gutsherren einen großen Theil ihrer Bauern; diese 
gingen nach Amerika, und füllten ein Land, welches 
gerade setne Unabhängigkeit erkämpfen wollte, mit einen, 
arbeit,amen abgehärkeke» Volke, welches einen bittern 
Groll über feine gezwungene Auswanderung empfand." 
I» Beziehung auf einen Fall dieser Art schrieb Gold. 
smith sein schönes Gedicht: „Ille deserted village 
das verlassene Dorf." 
Italien. Rom, vom 13. März. Der Cardi. 
rial Amat hat als Legat von Bologna angeordnet, daß 
jedermann in dieser Legation seinen Vorrath von Korn 
genau anzugeben hat, unter Androhung, im Unter. 
lassungstaUe die Vorräthe unter die Armen vertheilen 
z» lassen. Es werden nun bewegliche Colonnen in den 
Provinzen errichtet, um den Verkauf und die Versen 
dung des Korns im Jnlande zu beschützen. Damit 
das Milikair in den Städten nicht z„ f f()r vermindert 
wird, sind die truppe ausiliarie, eine Art Landwebr 
einberufen,— Durch den Generalpräfecien der Straßen, 
und Wasserbauten, Cardinal Massimo, ist „u L 
Einführung der Gasbeleuchtung von 
Ron. ausgeschrieben worüber die Beding.,„gen in seinem 
Bureau e,»zu,ehe» ,„,d. Dagegen ist über die Eisen 
bahnen noch immer nichts entschieden, da alle vorge. 
Plane mit den schönsten Versprechungen ohne 
wirkliche Mittel sind, und die Unternehmer erst Geld 
suchen wollen, wenn ste die Eoncesston erhalten haben. — 
Arapel, vom 17. März. Eine ganz kürzlich «ufS 
freundlichste wiederholte Einladung des Kaisers von 
Rußland an de» König von Neapel, ihn -in Peiersburq 
zu beiuche», giebt aufs neue Veranlass,i»g vo„ einer 
größer,. Reise des Königs und der Königin nach Wien 
und so weiter zu reden. Da man jedoch weiß, wie 
gern der König seine Neisepläne geheim hält, und damit 
seine nächsten Umgebungen zu Überraschen pflegt, so 
begnügt man sich vorderhand nur von einer Reise nach 
Rom gleich nach Ostern als von einer bereits be 
schlossenen Sache zu sprechen. — Man redet hier aufs 
neue von eine», Besuch bcö Jnfanten Don Enrique in 
Neapel und bringt Heirathsprojecie damit in 'Verbin 
dung, welche keineswegs den Beifall des jungen Für 
sten zu haben scheinen. 
Norwegen. Von daher wird berichtet, daß
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.