Full text: Newspaper volume (1847)

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N en d s burg er 
Königlich- 
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latt. 
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Sonnabend den 10. Juli. 
1847. 
Verantwortlicher Herausgeber: Ķ- WlenVeH. Redacteur: C. Wauditi. 
Tngesgeschichte. 
-ch- 
Deutsmlcind. Wien, vom 27. Juni. ' An 
der lerchenftlder Barriere kam es jüngst zu einem bc. 
veiiklichen Volksauslauf, der nur durch das thätige 
Einschreiten der herbcigeeilten Milirairmaniischaft und 
die Verhaftung der ärgsten Schreier zerstreut werden 
konute. Die Veranlassung dazu gaben einige Weiber, 
die Reis einschmuggeln wollten und welche von den 
Finanzwächter» deshalb angehalten und zur Bezahlung 
der Accifegebühr ,aufgefordert wurden. Die Liuienämter 
habe» neuerdings den Auftrag erhalten, in ihrer Visi- 
taiioiiSmaiiipnlatioii etwas strenger zu sein, indem die 
Finanzverwaltung den Ausfall der Verzehrungssteuer 
in jüngster Zeit zu sehr empfindet und sich dem Glaube» 
zuneigt, daß derselbe lediglich die Folge nachlässiger 
Pflichterfüllung und wachsender Schmuggelei sein könne, 
während er doch einzig die Frucht der durch die herr 
schende Theuerung den unbemittelten Klassen auferlegte» 
Entbehrungen ist. 
Am 23. Abends hatte man in Krakau eine 
kleine Bewegung. Man hatte das Gerücht verbreitet, 
daß die galizischcn Bauern die Vorstadt Kleparz nieder, 
brennen wollten. An jenem Tage nun wollte ein 
Gärtner in seinem Garte», nach alter Sitte, einen 
Hausen Laub, Reiser re, durch Brand beseitigen. Der 
Rauch veranlaßte Feucrlärm und dieser zog eine Menge 
Pöbel herbei, der die Soldaten und die Polizei ver 
höhnte, Hurrah rief, auf die Oesterreicher schimpfte und 
mit Steinen warf. Et» hoher Polizeibeamler und eine 
Militairpcrso» wurden dadurch verletzt. Die Scene 
endete mit Verhaftungen. 
Berlin, vom 2i>. Juni. Sc. Maj. der König sind 
ans Schlesien zurückgekehrt. — Der Herzog und die 
Herzogin von Schleswig-Holstetn-Sonderburg-Augusten- 
bürg, so wie deren Kinder, die Prinzessinnen Auguste 
und Amalie und die Prinzen Friedrich und Christian, 
von Augusten bürg, sind hier angekommen. 
Aus Mecklenburg. Seildeindie Landtagsstxeitig. 
keiten zwischen de» Adeligen und Bürgerlichen, die nur 
in wenigen Ländern so stattfinden konnten, thatsächlich 
zu Gunsten der Bürgerlichen beendigt sind, herrscht Ab. 
spaiinung und Verstimmung i»i Lande. Man hatte 
von der Parthci, die Raum gewann, so Manches ge- 
hofft, »ahm aber sofort wahr, daß sie auch nicht die 
Mäßigsten Erwartungen erfüllte. Eine recht trübselige 
Enttäuschung war der ganze Lohn der regen Theilnahme. 
Man hatte so manche Erwartungen an eine neue land- 
tägliche Zukunft geknüpft. Sie gingen alle verloren. 
Was man aber hätte erwarten sollen und dürfen, daS 
kam vollends zur schmerzlichen Klarheit, als der pieu- 
ßische Landtag auch hierher ein intelligentes politisches 
Bewußtsein schaffte. Jene Bezugnahmen auf die stän 
dische, angestammte„ErbtveiSheil" schärften unser Gehör. 
Man fand, daß seit beinahe 166 Jahren — seit 1755 
— Mecklenburg seine festen Landtage, und seine in 
manchen Beziehungen vor dem preußischen Patente be 
vorzugte Verfassung habe. DaS kleine Mecklenburg sieht 
sich jährlich durch eine Zahl von Repräsentanten ver 
treten, die freier steht, als im Allgemeinen die preußi 
schen Stände, und deren Zahl eine bei Weitem größere 
stoch ist, sein kann und öfters irar. Wochen, Monate 
lang, verhandelte man ebenfalls. Dennoch aber sieht, 
ln allen Kreisen, daS Land sich durch die Eisenbahnen 
Mit verstummender Ueberraschung plptzlich mitten in die 
Welt gerückt. An ein Ausweichen, an ein Zurücktreten 
ist nicht mehr zu denken. Rostock, Schwerin, Wismar, 
Güstrow sind mit eisernen Schiene» an Deutschland 
gefesselt. Sie dürfen nicht länger nur mecklenburgische 
Hauptorte sein, sie müssen entweder deutsche Städte 
werden, oder mecklenburgische Ortschaften, unfähig mit 
Stettin, Kiel, Lübeck nach demselben Preise zu ringen. 
llnabweiSliche Lebensfragen sind ganz nahe geschoben, 
Zu starke, zu gebieterische Zeikforderungen, als daß man 
denselben straflos im halben Bcwußtsci» der Kräfte und 
hes unklaren WillenS. gleichsam schlaftrunken, entgegcn- 
fretkn dürfte. 
Frankreich. Paris, vom 28. Juni. Eine 
telegraphische Depefche des Präsccte» des Ober-Rhein 
meldet, daß zu Mühlhausen ani Morgen des 26. Un 
ruhen ansgebrochen sind, zu denen die Brodlare den 
Vorwand hat liefern »liessen. Die Menge wandte sich 
gegen die Läden der Schlachter und Weinhändler, plün 
derte und zerstörte sie. Bei einem dieser Läden kam cS 
zum Blutvergießen. Als nämlich' ivicdcrholte Ermah 
nungen und Aufforderungen ohne Resultat geblieben 
waren und sich der Oberstlieutenant • des 18. leichten 
Linien -Regiments mit dem von ihm befehligten Detache 
ment von alle» Seiten in die Enge getrieben sah und 
selbst schwer im Gesicht verwundet wurde, ließ er 
Feuer geben und 3 bis 4 Personen wurden getödlct. 
Später wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. 
— Vor seiner Abreist von Algier hatte der Fürst 
von Joinvillc Gegenbefehl ist Betreff der Schiffe erhalte», 
die er von seinem Geschwader absondern und nach 
Lissabon schicken sollte. Er hat demnach mit alle» seinen 
Schiffen die Richtung nach Sardinien eingeschlagen. 
— Wie man sagt,' wird General Bedeau interimi 
stisch die Stelle des Marschalls Bugeand als General. 
Gouverneur von Algerien während dessen Abwesenheit 
verwalten. 
— Am 25. sind auf der St .Eueinie-Lyon-Bahy 
durch die Ünachtsamkcit eines Bahnwärters in 'dem 
Tunnel von Courzon zwei Züge, deren einer vog einer 
Lokomotive gezogen wurde, a»f einander gestoßen. Der 
Stoß war fürchterlich. Zivei Arbeiter, die sich auf der 
Locomotive bcft.nden, wurde» augenblicklich geiödtet, 
ei» dritter, obgleich an die Decke des Tunnels geschleu 
dert, kam mit dem Leben davon. E'i»e Menge Wag 
gons und der Tender der Locomotive ivurden zerbrochen. 
Von Reisenden ist nicht die Rede, es scheinen also nur 
Waarenzüge gewesen zu sein. Der schuldige Bahn. 
Wärter ist verhaftet worden. Nach Verlauf von 2 
Stunden waren die Trümmer ans dem Tunnel entfernt 
und die Passage konnte wieder srejgegebe» werden. 
Şnftkâlļd. London, vom 22. Jufii. Das 
Unterhaus wird binnen drei Woche» aufgelöst werden, 
und die Vorbereitungen zu den neuen Wahlen fangen 
schon jetzt an, die Provinzen in Bewegung zu setzen: 
man hält Meetings, um einem Candidate» eine Stelle 
im Parlament zu sichern; Abends, wenn die Ein- 
ivohner eiffes Ortes sich nach vollbrachtem Tagewerk 
in Gasthöfen versammeln, besprechen sie die Vorzüge 
derjenigen, welche sich zu ihrer Vertretung im Parla 
ment eignen dürften. Eine der Stelle» für Tamworth 
sucht zwar W. Peel, der Bruder deS vorige» Premier 
ministers zu erlangen; allein man hat ihm gerathen 
sich zurückzuziebe», welches denn zugleich ei» Wink für 
Letzter» sein würde. Indessen hat Sir Robert Pkel 
i» Tamworth bedeutenden Einfluß, er verzehrt dort 
große Summen, viele Gewerbtreihende hänge» daher 
dors von ihm ab, und eine große Zahl der angesehe 
neren Einwohner ist durch persönliche Freundschaft mit 
ihm verbunden. Wüßte er »ich"- daß seine Wahl in 
Tamworth sicher sei, so würde er von andern Wähler 
schaften ihm zugegangene Einladungen angenommen 
haben. Er hat Tamworth, i» dessen Nähe sich sein 
prächtiges Landgut Drayton Manor befindet, schon bei 
nahe 26 I. ,'m Parlament rcpräsentirt. Aber mehrere 
seiner Anhängers denen ein gleich bedeutender Einfluß 
nicht zu Gebote steht, möchten wohl ihre Stelle» ver 
lieren, weil sie ihren Grundsätzen untreu wurden und 
das politische Glaubensbekenntniß aus den Augen setzte», 
ans dessen Grund sie gewählt waren. So dürften Lord 
Sandon und Sir Howard Douglas ihre Stellen, die 
sie so lange inne hatte», verlieren, ohne Hoffnung, 
anderswo gewählt zu werden. Dagegen haben Alle, 
ivelche ihren Gelöbnissen und Grundsätzen getreu blieben, 
Männer 'wie Sir Robert Jnglis und Oberst Sibihorp, 
Nichts zu fürchte», wenngleich ihre politischen Ansichten 
nicht die herrschenden, sind. Die unerwartete Aende 
rung der Ansichten Sir Robert Peel s in voriger Session 
und per Umstand, daß eine bedeutende Zahl seiner An 
hänger ihm folgt, Itnd plötzlich ebenfalls ihre Ansichten 
änderte, hat die Folge gehabt, daß man sich min nicht 
weiter darum bekümmert, welcher Parlhei Jemand an 
gehört, sondern zu wissen verlangt, welche Maaßregeln 
und Bills er unterstütze» oder bekämpfen will. Es ist 
noch nicht lange, daß die erste Frage, ivelche man dem 
Bewerber um einen Sitz im Parlament gestellt hätte, 
gewesen sein würde: „Sind Sie ein Anhänger Peel's, 
oder halte,. Sie es mit Lord John Russell?" Unstreitig 
werde» auch ihre Namen in Verbindung mit Maaß 
regel», die sie fördertest, vorkommen, allein sie werden 
picht erwähnt werden, um zu erfahren, ob der Can 
dida! überhaupt ein Anhänger Peel's oder Russell's 
sei, weil man auf Partheiunterschiede, nachdem sie sich 
so wenig stichhaltig gezeigt. Nichts mehr rechnet. Seit 
langer Zeit zum ersten Male wird man auf den Hustings 
die Benennungen Whig und Tory'nicht mehr zu hören 
bekommen. 
Schweiz. Bern. Die Helvetic; berichtet über 
einen Besuch des englischen Gefandtschastsseeretairs, 
Hrn. Peel, bei Hr». Ochsenbein: „Die Note oder ge 
schriebene Rede des Hrn. Grafen Bois-le-Eomte wurde 
durch die Helvetie den 6. Juni in Bern bekannt und 
schon am folgenden Tage beeilte sich Hr. Peel, sich zu 
dem Präsidenten des vorörtlichen SkaaisrathS zu begeben, 
gewiffermaaßei! um gegen die Solidarität zu protcstiren, 
welche der französische Botschafter rücksichilich der 
Schweiz zwischen allen Unterzeichnern der Wiener Con- 
greßbeschlüsse aufstellen möchte,' indem Hr. Peel er 
klärte, daß derselbe keinen Auftrag erhalten habe, im 
Namen Englands zu sprechen, das im Gegentheil ge 
neigt sei, jede Einmischung i» dje schweizer Angelegen 
heiten zu verhindern. Hr. Peel hat seither nicht auf 
gehört, dieselbe Sprache zu führen." 
Italic'». Rom, vom 17. Juni. Das erste 
Regierungsjahr Pļuê kX. ist glücklich zurückgelegt, wie 
dies der Kanonendonner bei Tagesanbruch heute früh 
verkündete. Obgleich 'mancher Versuch gemacht war, 
den treuen Anhängern des Papstes den heutigen Tag 
zu verderben, da gestern noch der Vorschlag von ge 
wissen Leuten ausging, alle Demonst, ationeii zu unter, 
lassen, so hat doch der gute Sinn der Römer wiederum 
gesiegt. Nach dem gestern ' ausgegebenen ' Programm 
wurde in jedem der 14 Stadtlhelle, in einer dazu be 
zeichnete» Kirche ein feierliches Hochamt gehalten, nach 
dessen Beendigung die Versammlung sich mit der Rions- 
sahne und ihrem Musikchor nach dem Foro roniano 
begeben sollte. Von hier setzte sich der Zug über das 
Capitol nach dem Ouirinal in Bewegung, die Bürger 
garde mit der prachtvollen Fahne voran, welche von 
de» Bewohnern Bolognas den Römer» geschenkt ist. 
Die Fahne wurde überall mit stürmischem Veifall be 
grüßt. Hierauf folgten die Bewohner der 14 Riouen 
mit ihren Fahnen und Musikchören und 6 bis 766 
Sängern. Nach diesen, gleichfalls mit Musik, die 
Professoren, Lehrer und Siudente» der Universität. Die 
Ortschaften von »ah und fern waren vertreten durch 
Deputationen mit Fahne» und Musikchören, dje gestern 
auf Dampfbötc» und in Omnibussen unter dem Jubel 
des Volks eingezogen waren. Eine große Anzahl 
Fghnkn mit Blumen bekränzt beschloß den Zug. Auf 
Standarten war mit großen Buchstaben zu lesen: „Am 
nestie"; „Municipalverfassung"; ■ „Depukirte"; „Unterricht"; 
„Gesetzbuch" und Ei,enbah»e»„s „Pius IX., Vater des 
Vaterlandes". Vor dem päpstlichen Palast angekommen, 
wurde ein Loblied auf den Papst angestininit, der den» 
auch bald auf der Loggia erschien n»d seinen Segen 
über die Menge sprach, wobei diese die Segcnssormel 
laut mitsprach. Der Papst schien sehr gerührt und zog 
sich dankend zurück; ihm folgte ei» donnerndes Evvlva, 
aceompagnirl von, Jubel aller Instrumente. 
Neapel, vom 15. Juni. Auf telegraphischem 
Wege erhielt die Hauptstadt schon heute die Nachricht 
von der glücklichen Heimkehr des Königs aus Rovigno 
und dessen Ankunft in Messina. ' Se. Maj. wird die 
Insel Sicilien abermals bereifen und manche Verhält 
nisse, worüber Klage geführt wird, mit eigenen Auge» 
prüfen. Einige Festungen, wie z. B. die Forts von 
Trapani und Siracusa, sollen vergrößert und verbessert 
werden und die betreffenden Ingenieure sind von hier 
dorthin beordert.
	        
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