Full text: Newspaper volume (1837)

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Zustande umberschweifen, und den Reisenden oft 
furchtbarer werden, als wenn ihnen eine Heerde 
Jaguars und Cuguars aufstieße, oder ihnen ein 
Gezücht giftiger Schauerschlangen oder zermalmen 
der Boas und Pythons den Weg sperrte; drc Ge 
fahr des Reifens ist um so größer, je senkrechter 
die Sonnenstrahlen durch den wolkenlosen Luftraum 
blitzen, da dieselben die natürliche Wildheit dieser 
Thiere fast bis zur Tollwut!) entflammen. Die ein- 
gcfangcnen Hunde wurden in Käfige gesperrt, durch 
Hunger und Scorpioncn noch wilder und furchtbarer 
gemacht und endlich zu Schiffe gebracht, um an jenes 
Eiland übergesetzt zu werden, auf daß sie dort alles 
Lebendige, Menschen und Thiere, tigerartig anfallen, 
zerfleischen und vertilgen möchten. Mein Gewährs 
mann spricht zwar nicht ausdrücklich, daß man 
durch einen wirklich tollen Hund dch Wuth unter 
alle andern gebracht, ehe man sie auf der besagten 
Insel ausgesetzt und unter die Viehhcerden gehetzt 
habe, um durch die gänzliche Ausrottung derselben 
den Piraten die Hauptquellen der Existenz zu ver 
stopfen; doch schildert er die wilde Jagd auf eine 
Weise, daß sich mit Grund vermuthen läßt, cs 
habe der schwarze Höflengeist der Tollwut!), diese 
entsetzlichste Flammengcißel der Menschen und 
Thiere, in jener schandcrvollcn Hetze geherrscht. 
Welch ein Schauspiel mußte das gewesen sein! 
Ein Rcisebcschreiber sagt unS, daß die kleinen 
Flüsse, die vom südlichen Abhange des Atlas der 
Wüste Sahara zuströmen, eine Tagereise von eben 
diesem Sandmecre zu stagniren anfangen, und da 
zur hohen Sommerzeit alle möglichen Arten der 
giftigsten und häßlichsten Gcwürmcr aushecken, bis 
die Sümpfe durchaus lebendig, durchaus schrecklich, 
durchaus ungeheuer werden; denn nach und nach 
versiegt im Sande alle Flüssigkeit, die furchtbaren 
Ungeziefer, ihrer Lcbensbediugung beraubt, greifen 
sich, von der Glühhitze entflammt, wütheitd unter 
einander an, morden, verschlingen sich wechselweise 
und verschmachten endlich in Hungertod, Ohnmacht, 
Sonnenbrand und Selbstentzündung. — Ich ent 
lehne dieses Schauderbild ans Afrika, weil ich in 
der Natur kein anderes finde, um meinen Lesern 
einen Begriff von jenem Schauspiele, von jener 
Tollhetze zu erwecken, die mit der ungestümsten 
Verheerung durch die Klüfte und Thäler der Ro 
binsonsinsel rasete, in Kürze alles Lebendige zur 
Wuth, zur Verzweiflung, zurZerfleischnng geißelte, 
und gewiß alle andern Schrecken weit übertraf, die 
eine Wolfsheerde, eine Barbarenhorde, ein Hagel- 
sturm, ein speiender Krater, eine Erderschütterung 
verursachen könnte.. 
Das Schiff, welches die Hunde übergesetzt hatte, 
und für den Fall eines feindlichen Angriffes stark 
bemannt war, hielt sich in einiger Entfernn^ 
'vom Ufer, und deckte sich den Rücken durch e 
vorspringende Felsenwand. Es währte nicht lan.m 
so kamen fünf der Corsarcn mit drei kupsersin 
gen Weibern und zwei Kindern schreckevsvoll ‘ 
den Strand, rangen die Hände zum Himmel gcg . 
(Kffwflr hm. immmcrtcit ltitb beulten k . 
das Schiff hin, und wimmerten und heulten , 
die crbarmunqsvoflstc Weise. Lie hatten kein . 
kein Floß; die Raubflottille war zur Stunde an 
der hohen See zum Verderben der Menschheit, 
wäre gewiß erschienen und hätte sich rachvoll 
Kampf gesetzt. Die zehn armen hartbedräķ 
Menschen riefen mit der kläglichsten Stimme « 
Gnade und Barmherzigkeit, die Aeltern watG 
bis an den Hals in das Meer hinein, und hiem 
die kreischenden Kinder über dem Wasser cmm 
denn hinter ihnen, ich muß es noch einmal sagch 
war cs gräßlich. Man hörte bald näher, 
• - I - ' ' llonnerälmE 
ferner dröhnendes Hundegeheul, donnerähnliE 
Brüllen der zerfleischten Stiere, ein jämmerlm! 
Blöcken der blutenden Schafe und Ziege», 
ohrzerreißeudes Krächzen der aufgescheuchten u 
flatternden Vögel. Manch ein Thier sprang ü'A 
zweifelnd vom Fclsengestade, um sich im ķssss, 
zu begraben, selbst Ratten und Mäuse liefen 
am Ufcrstrande umher, und wußten nicht, welch 
Entsetzen auf einmal über ihre Heimat!) branNS 
Von den bedrängten Corsaren schwamm t>'^ 
lich einer znin Schiffe heran, und flehte, daß ^ 
sich seiner erbarmen und ihn erhören möge. ^ 
Capitain ließ ihn an Bord schaffen, und der 1 9 
glückselige warf sich voll Demuth, voll Reue > , 
Bußfertigkeit zu seinen Füßen, bat für sich y 
die neun Angehörigen wiederholt nrn Gnade, ^ 
schwor, daß sie allc'die Minderschuldigen der Ģch 
seien, da sie nur die Aufsicht über die Vichhccr°J 
und die Schlachtung über sie gehabt hätten l ( f 
betheuerte mit'einer feierlichen Eidformel, dap^,,, 
dieses Lasterhandwerk gern verlassen und »nt ( ,i 
Seinigen ein treuer, thätiger Staatsbürger 
wolle. Der Capitain war gerührt von de» ^ 
weg lichen Bitten und Versicherungen des rciii»N ^ 
gen Sünders, behielt ihn am Bord und ließ die n 4 
andern durch ein Boot herbeischaffen. Von '"J 
erfuhr er, daß sich noch sieben Räuberkucckch 
der Insel befänden, welche sich zweifelsohne ^ 
hochstämmige Bäume geflüchtet, oder inFelstn-'.,->' 
verkrochen hätten, während die wildlwaNl^ 
Jagdrudel unter und neben ihnen ben 
krieg der wechselseitigen Zerflcischuug mit eMp 
Flammenwuth führten. 
Die Raubschiffe kreuzten in jenen Tägen 
wärts von Juan Fernandez, wo sich die unbcn şş 
Inselgruppe St. Ambrosio in vielen kahlen o
	        
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