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wohl! Mit diesen Worten flog er den Fels Hinob.
Umsonst riesen die beiden ihm flehend nach, bei
ihnen zu bleiben, er hörte nicht, und war im Augen
blick verschwunden. — Das Geräusch der Schlacht
zog sich weiter und weiter. Die Unsrigcn sind im
Siege, sagte derZüngling, laß uns hinabgehen, viel
leicht finden wir Germar unter den Verwundeten.—
Vorsichtig näherten sie sich dem Kampfplatze —
aber die Kämpfenden waren verschwunden, bis auf
die Gefallenen. Hunderte lagen umher, todt oder
ihr Leben verröchelnd. Noch bevor sie die Stätte
des Gefechts erreichten, kamen sie zu einem Hausen
von Erschlagenen. Es waren zehn Franken, und
unter ihnen Gcrmar. Das Blut tröpfelte noch aus
, seinen dreißig Wunden, und die Blässe des Todes
war über seinem Antlitz. Tief erschüttert riefen die
Freunde seinen Namen — er schlug die Augen auf
und erkannte sie und wollte sprechen, aber Swane-
hild war das einzige Wort, das er hervorbringen
konnte, und dieses vcrschwebte leise auf seinen Lippen.
Mit der letzten Kraft erhob er den Arm, und deutete
auf die Jungfrau und auf sein Herz; die Bewegung
mußte jedoch zu heftig für ihn seyn— er zuckte und
verschied.
Zch verstehe dich, sagte Siegbert, und sein Schmerz
hatte keine Grenzen; du liebtest meine Swanehild,
und suchtest darum den Tod.
Die Zungfrau warf sich schluchzend in die Arme
des Geliebten. Sein Name soll uns so heilig seyn,
als unsre Liebe, rief d^r Jüngling. Wir wollen ihm
ein Denkmal setzen, und hier, wo er ruhen wird,
soll man auch uns einst zur Ruhe bringen.
Germars Leichnam ward auf der Stelle beerdigt,
wo sein Bluc geflossen war. Siegbert ließ daselbst einen
Stein errichten, mit der Znschrift: Hier ruht Germar,
der edelste der Allemannen. Swanehild ward Siegberrs
Gattin — Beide führten sie oft ihre Kinder zu Germars
Grab, und erzählten ihnen von dem edlen Gastsreunde.