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liegt, das Leben jener Jungfrau zu erhalten, so folge
mir. Mit diesen Worten führte er Germar itt das
nahe Gebüsch, und beide erhoben ein Geschrei, als
ob der Feind sich nähere. Zn> Augenblick lief alles
im wilden Getümmel durch einander; jeder eilte znr
Stelle, die ihm zum Sammelplatz angewiesen war,
und die Priester waren einzig bemüht, ihre heiligen
Gcrärhe in Sicherheit zu bringen. Niemand achtere
der Gefangenen, und Germar stürzte sich, unbemerkt
von den Scinigen, aus sie zu, nahm Sicgbert und
Swanehild unter den Armen, und riß sie mit sich
fort. Leide wußten nicht recht, wie ihnen geschah.
Germar antwortete nur kurz auf ihre Fragen; die
Gefahr, sagte er, ist noch immer an unserer Ferse.
Wißc ihr einen Schlupfwinkel in der Nähe, so laßt
uns dahin eilen. Siegbcrt kannte die Gegend nicht,
und Swanehild wußte sich in der Angst ihres Herzens
nicht zurecht zn finden. Man hörte ein Geräusch in
der Ferne, und den Flüchtlingen blieb nichts übrig,
als eine Felsenwand zu erklettern, und sich oben, im
Gebüsche derselben zu verbergen. Das Geräusch kam
näher und näher, und entfernte sich dann wieder. Der
Morgen brach heran— Sicgbert und die Jungfrau
waren eingeschlummert, aber in Gcrmars Auge kam
kein Schlaf, und in seinem Herzen brannte ein wil
des Feuer. Er stand vor Swanehild, die an der
Erde lag, das lockigte Haupt auf dem Arm, in aller
Schönheit und Jugendfrische. Sein Blick hieng
unverwandt an der Fülle der herrlichen Gestalt, und
jeder ihrer Athemzüge schürte die Glut in seinem
Innern zur verzehrenden Flamme. Plötzlich vernahm
man Rufen und Hörnergetön und Waffengeklirr.
Siegbert und Swanehild fuhren erschreckt aus dem
Schlummer auf — das ist ein Handgemenge, rief
Germar, und sein Auge rollte wild.— Ja, daS sind
Franken und Allemannen, bemerkte Sicgbert. Lebt
wohl, rief Germar, und schüttelte des FrcundesHand,
und preßte einen Kuß auf Swanehilds Lippe; lebt