Full text: Newspaper volume (1817)

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liegt, das Leben jener Jungfrau zu erhalten, so folge 
mir. Mit diesen Worten führte er Germar itt das 
nahe Gebüsch, und beide erhoben ein Geschrei, als 
ob der Feind sich nähere. Zn> Augenblick lief alles 
im wilden Getümmel durch einander; jeder eilte znr 
Stelle, die ihm zum Sammelplatz angewiesen war, 
und die Priester waren einzig bemüht, ihre heiligen 
Gcrärhe in Sicherheit zu bringen. Niemand achtere 
der Gefangenen, und Germar stürzte sich, unbemerkt 
von den Scinigen, aus sie zu, nahm Sicgbert und 
Swanehild unter den Armen, und riß sie mit sich 
fort. Leide wußten nicht recht, wie ihnen geschah. 
Germar antwortete nur kurz auf ihre Fragen; die 
Gefahr, sagte er, ist noch immer an unserer Ferse. 
Wißc ihr einen Schlupfwinkel in der Nähe, so laßt 
uns dahin eilen. Siegbcrt kannte die Gegend nicht, 
und Swanehild wußte sich in der Angst ihres Herzens 
nicht zurecht zn finden. Man hörte ein Geräusch in 
der Ferne, und den Flüchtlingen blieb nichts übrig, 
als eine Felsenwand zu erklettern, und sich oben, im 
Gebüsche derselben zu verbergen. Das Geräusch kam 
näher und näher, und entfernte sich dann wieder. Der 
Morgen brach heran— Sicgbert und die Jungfrau 
waren eingeschlummert, aber in Gcrmars Auge kam 
kein Schlaf, und in seinem Herzen brannte ein wil 
des Feuer. Er stand vor Swanehild, die an der 
Erde lag, das lockigte Haupt auf dem Arm, in aller 
Schönheit und Jugendfrische. Sein Blick hieng 
unverwandt an der Fülle der herrlichen Gestalt, und 
jeder ihrer Athemzüge schürte die Glut in seinem 
Innern zur verzehrenden Flamme. Plötzlich vernahm 
man Rufen und Hörnergetön und Waffengeklirr. 
Siegbert und Swanehild fuhren erschreckt aus dem 
Schlummer auf — das ist ein Handgemenge, rief 
Germar, und sein Auge rollte wild.— Ja, daS sind 
Franken und Allemannen, bemerkte Sicgbert. Lebt 
wohl, rief Germar, und schüttelte des FrcundesHand, 
und preßte einen Kuß auf Swanehilds Lippe; lebt
	        
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