bas Rauschen des FlusseS vernahm. Eine Felsenreihe
trennte mich noch von ihm, und nickt ohne Gefahr
mußte ich mich zur Seite durchs verwachsene Gesträuch
winden; denn mir jedem Schritt strauchele ich über
das feuchte und lockere Moos, welches die umherge-
streuten Steinhaufen überdeckte. J-tzk stand ich am
öden Ufer, einsam in der Nacht, und hörte nur die
unfreundlichen Töne deê Stroms, und sah bittend zu
den Sternen, daß sie mir einen Weg zeigen möchten
zu den Wohnungen der Menschen. Bald entdeckte ich
zu meiner Freude ein Licht in der Ferne längs dem
Ufer. Ich gicng darauf zu, und kam an eine kleine
Hütte, aus welcher das Licht durch die mit Weinran
ken umgitterten Fenster schimmerte: Das Zürnen des
Stroms verlor sich, und der süsse Ton einer Men-
schenstimme klang mir entgegen. Eine weiße Gestalt
saß auf einem Felsstücke am Gestade und ich hörte
noch bas Ende des Liedes, welches sie sang:
ES zieht der Rhein hernieder
Und wallt zum fremden Strand,
Und nimmer kehrt er wieder
Ins heimathliche Land.
Was wandelt in die Ferne
Das findet bort ein Grab,
Doch ewig stehn die Sterne,
Und leuchten still herab.
/ Es ergriff mich sonderbar und ich blieb wie einge
wurzelt stehen, lauschend auf jede Bewegung der Er
scheinung. — Eine männliche Stimme rief jetzt aus
dem Fenster:
Willst du nicht zur Ruhe gehen, Hedwig? es ist
bald Mitternacht, und der frühe Morgen bringt frühe
Arbeit. '
Die Jungfrau stand auf, und ich näherte mich ihr—
sie sah mich ohne Zeichen dtt Furcht durch die Nacht
daherivandeln.