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verspürten > riefen wir Gott um Errettung an,
und da wir aus großer Mattigkeit nicht mehr ste
hen konnten, ließen wir uns auf das Mastgesiell
nieder, wo wir vor den heranströmenden Wellen
jetzt einigermaßen sicher waren. Der Prinz, im
leichten Nachtkleide, litt große Beschwerde vom
Frost, und konnten wir uns nicht genug über des
sen christliche Gelassenheit und unverzagtes Ge
müth verwundern.
Ein jsogenannter Zwergmast, der von unge
fähr jetzt vom Schiffe auf den Felsen siel, und
gleichsam eine schmale Brücke darbot, gab uns
neue Hoffnung der Erlösung. Auch versuchten so
gleich ein Lübeckscher Kaufmann und unser Lakay
* Sebastian, daran hinab auf die Klippe zu rutschen.
Allein die tobende See wollte zeigen, daß wir noch
in ihrer Gewalt wären, beyde wurden herabgeris
sen und Vor unsern Augen verschlungen- Ein
Gleiches wiederfuhr unserm Kutscher Volkmar, den
es jedoch uns gelang mit Stricken wieder herauf
zu winden.
Dennoch entschloß sich ein verwegener Matrose,
mit einem Mast zwischen den Beinen und etlichen
Stricken um den Leck, sich aufs neue hinüber zu
wagen, und er vollbrachte es mit der Hülfe des
Allmächtigen. Er befestigte sogleich einen dicken
Strick an einer hervorragenden Felseiispitze, das
andere Ende desselben war in unsern Händen ge
blieben, und so wurden wir, > indem wir, gleich
ihm, den Mast umklammerten. Einer nach dem
Andern glücklich hinüber gezogen. Doch mußten
wir auch jetzt noch daS Tempo wohl in Acht neh
men, daß wir, obgleich wir schon auf dem Felsen
standen, den Mast dennoch nicht eher fahren ließen,
bis die Brandung zurück strömte. Der Obrist von
Klinkowström, und unser Sekretair, die solches
versahen, wurden wirklich von den Wellen wieder-
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