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ihn He Felsen zerreîssen. O Kurt, mein treuer
Kurt!"
Allmählig ward er ruhig und ganz stille. Gegen
Mittag schwebte ein sanfter kacheln über seinen, Munde,
und, wie wenn er jemand die Hände drückte, zog er
krampfhaft seine Rechte zusammen. KurtS Bild schien
an seiner Seele vorüber zu ziehen — denn sterbend
bebte das Work von seiner Lippe: „Kurt! da ha
ben wi r l uns ja Wieder."
Vierzehn Tage nachher ward ein Leichnam auS den
Fluthrn gezogen; unfern der Ruine von Glanzenberg
sahn Hirtenknaben am Ufer die vom Wasser auSge,
worftne Hülle des edlen Fischers. — Der Müller und
seine Freunde liessen ihm ein Grab neben Heinrichs
graben, und sie schlafen beysammen — dort, wo jetzt
bey Wipkingen sich Pappeln und Palläste von Fabri
ken an den Ufern erheben.
Nur im Munde alter Väter und greiser Mütter
dauert noch die Sage dieser Geschichte fort. Erzählt
sie den Enkeln! auf dasi die hehren Beyspiele erhab
ner Tugenden — von Seelen geübt, die man gemeine
nennt — wirksamer werden, um ec den gerühmte»
Geistern unsrer gepriesenen Zeilen.
W i n t e r e r l n n e r u tt g e tu
Vom winterlichen Hauch des Nords durchströmt.
Erbraust der Hain, die Silber-flocken wehen;
Der Flußkrystall, der Schnee, hoch aufgethürmt.
Läßt traulich mich der Kindheit Dammmng sehen.
O Phantasie, erheikre meinen Blick,
. Verkläre mir die väterlichen Auen,
Und laß der golbnen Kinderjahre Glück
Noch einmal mich im Morgenrocht schauen!