Full text: Newspaper volume (1811)

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Kurt flehte und kat bey Gott und Maria und den 
Heiligen; — aber Heinrich, der sich nicht mehr hal 
ten konnte und seinen gewissen Tod vor Augen sah 
wenn sein Freund ihn nicht fahren ließ, sprach: lieber 
Kurt, versuch' ich's dich zu retten, so werden wir 
■ beyde umkommen. Bedenke, daß ich Vater von sechs 
Kivdern bin, und daß mein Tod sie alle elend macht. 
-— Du bist ledig, mit dir stirbt kein ganzes àuS- 
wesen ab, O ich bitte dich, laß mich los; ich "kann 
nicht mehr; 
Da sprach der Edle: „Heinrich! du hast Recht: 
nur Eine« bitt' ich dich: sorge für meine Mutter und 
Schwester! Gott befohlen, drüben sehn wir uns 
wieder!" — Da ließ er ihn los und die falten Wel 
len begruben ihn. 
Erst als der Nachtwächter zwey Uhr rief, ward 
Heinrichs Stimme gehört; mühsam wurde er gerettet; 
die Todesfurcht und die feuchte Nacht, und die Nasse 
des Stroms in welchem er mehr denn eine Stunde 
schwebte, machten, daß der Frost ihn schüttelte; — 
man trug ihn in die nächste Mühle, wo er auf ein 
weiches Bett gelegt wurde. 
Aber es kam ein heftiges Fieber gegen den anbrechen 
den Morgen; — oft rief er im Wahnsinn- „Kurt; 
halte dich nur fest," dann wacht' er Bewegungen mir 
der rechten Hand, als wollt' er nach Zrmand greifen, 
und seufzte mit tiefem Athem; — seine Linke hielt sich 
kraftvoll an der Decke deS DekreS, als hätt er den Dal 
ken des Brückenbogens gefaßt. 
Wie das Fieber sich minderte und ein lichtvoller Am 
genblick für seine Seele kam, erzählte er der Müllerin, 
was ihm begegnet sey — und fragte nach Kurt, — 
,,0 schickt doch nach, sprach er einmal, vielleicht findet 
»hr ihn am untern Steg, — fangt ihn auf. sonst 
schwimmt er hinab gegen Baden; — dort, wo sich die 
Limmakh unter dem Kloster Wetkingen beugt, wo das 
siedendr Wasser unter dem Felsen sprudelt — könnten 
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