Full text: Newspaper volume (1808)

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bei* Mensch nicht zuletzt noch manches vorzuberei 
ten haben, selbst wenn er tugendhaft lebte? Wo 
ist der Sterbliche, der sich für fehlerlos halten 
könnte, und der nicht also Ursache hätte, auch die 
letzten Stunden seines irdischen Daseyns so viel er 
kann zu benutzen, um seine Vergehungen zu be 
reuen, sein Herz von der Welt loäznreiß'en; und 
sich der Gnade uud Barmherzigkeit Gottes zu 
empfehlen? Freund Hein ist fürchterlich bei seiner 
Hftannäherung, wer möchte das leugnen? Aber 
wird er es weniger, wenn man sich feige vor ihm 
verbirgt, und ihn nicht sehen will? Vermindern 
sich lucht vielmehr feine Schrecknisse, wenn umn 
ihm grade ins Angesicht sieht, und, gerüstet mir 
den Waffen der Religion, ihn erwartet? Indeß 
Freund Hein ist ja nicht bloß fürchterlich; erchat 
bei näherer,Betrachtung auch eine liebliche, freund 
liche, gute Seite; und wir beruhigen , wie es-mir 
scheint, unsere sterbenden Angehörigen.unendlich 
viel mehr, wenn wir sie mit Sanftmuch und 
Schonung darauf aufmerksam machen, als wenn 
wir sie durch nichtige Täuschungen hintergehn. 
Doch,- Herr Doctor, ich will es einmal anņehr • 
men, Sie standen am Sterbebette eines Menschen, 
der ein lasterhaftes Leben geführt hat- wollen Sie. 
auch dem nichts von, Tod und Ewigkeit sagen? 
Rein! antworten Sie,, wozu das? was kann das 
helfen? warum soll man ihn in seinen letzten Stun 
den noch vergeblich quälen und ängstigen? sein 
Schicksal ist schon entschieden. Wie ? .Herr Doctor, 
und das wissen Sie, das wissen Sie mit Bestimmt-' 
heit? Sie brechen also schon, hier den Stab über 
Den Unglücklichen,; Sie greifen der göttlichen. Ge-, 
rechtigkeir vor, Sie wollen die Gränzen der Bann-' 
Herzigkeit des Höchsten bestimmen? Ich halte fast 
gar nichts von der Besserung aus dem Todbene- 
sie ist fast immer die.Frucht der Angst, der Is och, 
und daher trüglich und unzuverlässig. Aber sie M
	        
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