80 I. Pathologie, ‘ Therapie und medicinische Klinik.
bei exanthematischen Krankheiten gehörten sonst zu den‘. Er-
scheinungen, die ältern Aerzte, die ihrer nicht eben selten er-
wälinen , namentlich. SYDENHAM, Burserius; StoLL, die grösste
Gefahr verkündigten. .— :Binnen wenigen Monaten. konnte neuer-
lich St.) dreimal im Friedrichstädtischen Krankenhause ‚Petechien
mit acuten Exanthemen beobachten. Der. erste Fall kam Anfang
Aug. .v. J. bei einem ‚2-4ährigen Barbier vor. Er wurde Abends
spät. ins Krankenhaus gebracht, nachdem ‚er schon 4 ‚Wochen
am Nervenfieber krank‘ gelegen haben sollte. Der ganze Körper
war mit rothen, wenig erhabenen dichten Flecken bedeckt, ‚bei
deren Berührung: man Knötchen unter. der Haut, die überall
trocken und fast welk war, bemerkte. ‚Der Kopf war lebhaft
geröthet, das Auge glänzend, die Gefässe desselben stark mit
Blut injicirt; die stark geröthete Zunge ganz trocken, ‚und. der
Unterleib, so wie: alle übrigen Theile voll von eben ausgehro-
ehenen Varioloiden, zwischen denen man kleine, Flohstichen ähn-
liche Pünctchen bemerkte, die gegen die Regio hypogastrica; hin
immer dichter und häufiger wurden und um die Genitalien braun
waren, während sie an der Innenseite der Schenkel. einge, fast
ununterbrochene bläuliche rothe Fläche bildeten. Starker Druck
des Unterleibes ‚schien keine schmerzhafte Empfindung ‚zu ma-
ehen; wohl aber war das Schlingen nicht wenig: beschwexrlich und
das. Fieber äusserst heftig. Der Puls hatte. 150. Schläge ‚und
der Körper eine stechende Hitze, der Durst war ungeheuer, ‚der
Kopf sehr eingenommen und von dem heftig delirirenden Kran-
ken, der immer ans dem Bette wollte, kaum eine Antwort-zu
erlangen. - Es::wurde sogleich ein Aderlass von 12 Unzen ge-
macht; das Blut war reich an Fibrine und Cruor, ’doch-ohue
Kruste. Zugleich wurden 30 Blutegel an den Kopf gesetzt und
kalte Umschläge, so wie kalte Begiessungen angewendet. Am
nächsten Morgen waren die Delirien; etwas geringer, die Vario-
loiden hatten ‚sich aber nicht gehoben ; und, . die Petechien er-
schienen weiter über. Brust” und Extremitäten verbreitet,.‘, Das
Fieber war noch immer sehr heftig, der Urin dunkelroth und
die erst nach 2mal angewendeten Klystieren erfolgten Stuhlent-
leerungen mässig fest, ohne Spur von Blut. Innerlich. wurde Salz-
aäure gegeben und zum Getränk kaltes Wasser ‚verordnet, neben-
bei aber Eis auf den Kopf, kalte Begiessungen , salzsaure kalte
Waschungen, später ein salzsaures Bad von 29° R. und; Frictio-
nen der Haut angewendet, ‚worauf schwacher, doch allgemeiner
Schweiss sich einstellte. Das Blatterexanthem trat durchaus- nicht
stärker hervor,. die Delirien aber nahmen noch. zu, und der
Kranke fing gewaltsam zu toben an. „Tags darauf wurde.dasselbe
Verfahren consequent fortgesetzt, und nur ‚Abends, statt Salz-.
säure Phosphorsäure in Inf. Flor. Arnic, gereicht, ‚die am 4. Tag®
wechselnd mit Znf. Chin..u..Serpent. gegeben wurde.‘ Am letz-
teren Tage hoben sich die Varioloiden, die Petechien aber tra
ten gleichzeitig zuerst an den Armen, dann an der Brust zurück-