V, Gynäkologie‘ und Pädiatrik. 499
alle Symptome gesteigert, den Schmerz fast unerträglich, unauf-
hörliche fruchtlose Vomituritionen, eiskalte Hände, trockene kalte
Haut, aber brennend heissen Bauch, äusserste Apathie, endlich
schwillt der Bauch auf, wird schmerzlos, kühl, der Puls immer
kleiner, schneller, der Athem kurz, ungleich, es tritt nicht zu
stillender, wässeriger Durchfall ein, und Patientin stirbt bei vol-
lem Bewusstseyn, bisweilen ohne vorgängigen Durchfall, unter
leichten Zuckungen. Der Sitz der Entzündung ist hier wohl das
linke Colon, das Bauchfell ist auch mitleidend, doch ohne er-
höhte Secretion. Kalomel, Bäder, Kataplasmen, im Anfang Blut-
egel in die Weichen, wirkten. bisweilen wohlthätig; man muss
überhaupt hier antiplastisch zu wirken suchen.-— Aus dem Zu-
sammenhange des Pler, renal. und hypogastr.' mit allen übrigen
Abdominalganglien resultiren eine Menge anderer Beschwerden
und Störungen in der Verdauung, hysterische Erscheinungen
aller Art; auch solche, die von dem Antagonismus zwischen den
Bauchganglien und den grossen Hals- und Brustganglien herrüh-
ren. Die letztgenannten Störungen bilden den Uebergang 4) zu
den Wirkungen der Wollust auf die Hirnthätigkeit, welche beim
Weibe stärker als beim Manne hervortritt, iheils weil hier die
Schleimhaut, welche jene Wirkung vermittelt, viel grösser und
entwickelter, theils weil das Gehirn kleiner, das gesammte Sy-
stem der Sinnlichkeit aber grösser ist als beim Manne, Fast
unter keiner Menschenclasse verfallen und enden so viele in Ge-
müthskrankheit, als von den Lustdirnen; wenn auch moralische
Ursachen, das Gefühl ihrer Schande und allgemeinen Verach-
tung, desgleichen der Branntwein, dessen Genusse sich diese
Dirnen, wenn sie älter werden, meist ergeben , dabei einen nicht
geringen Antheil haben mögen, so trägt doch auch jedenfalls die
Wollust selbst das‘ ihrige dazu bei; auch die Mehrzahl der irren
Frauen ist jedenfalls durch den Geschlechtstrieb in diesen Zu-
Stand gebracht worden; und eine grosse Anzahl, die man nur
zu den hysterischen rechnet, gehört ebenfalls hierher. Hier er-
Eiebt es sich, dass Unterdrückung und Uebermaass der Befrie-
dizung- zu sehr ähnlichen ‘Zuständen führen. — Wie die äus-
sern Sinnorgane reflectirt auch das ganze System der Schleim-
häute empfangene Eindrücke als sinnliche Empfindungen eigener
Art auf das Gehirn, aber ausserdem reflectirt es auch noch seine
eigenen 'Thätigkeiten als Sinnesempfindungen, ferner sind die
Schleimhäute polarisch entgegengesetzter Gefühle fähig; beides
Teflectirt sich ins Gehirn, als ginge es von da vom Willen aus,
und in einem gewissen Grade vermag das Gehirn wirklich durch
den Willen beides zu erregen. Wesentlich aber unterscheiden
sich die Schleimhäute von den Sinnesorganen durch ihren wich-
tigen Einfluss auf die gesammte Vegetation ‚des Organismus, wel-
Che eigentlich durch sie geschieht; am wenigsten kommt jedoch
die Thätigkeit der Schleimhäute der Geschlechtstheile hierbei in
Betracht, mehr indess bei den Weibern, wegen Ihrer grössern