1V. Chirurgie und Ophthalmologle, „7,487
den Hinterkopf. Die äussere Wunde war unbedeutend, als man
aber den Schädel bloss legte, fand sich im hinteren Winkel des
Seitenwandbeines ‚ein Bruch mit einem 2 Linien tiefen Eindrucke
des untern etwa 1% Zoll grossen Knochenstückes. Wenn auch
der Verwundete völlig bei sich war und nichts für tiefere Ver-
letzung sprach, so machte man doch schon 2 Stunden nach der
Verletzung die Trepanation, wobei, um ‘das eingedrückte Kno-
chenstück entfernen zu können, 2 Kronen angesetzt werden muss-
ten. Bei der Operation ergab sich, dass ein Zoll langer Split-
ter der Glastafel die harte Hirnhaut zerrissen hatte und senk-
recht in’s Gehirn eingedrungen war, so wie dass das einge-
drückte Knochenstück ebenfalls einen Riss in die harte Hirnhaut
gemacht und mit seinen innern scharfen Rändern das Gehirn
Belbst verletzt hatte, Die Operation ging wie gewöhnlich vor-
über, der Kranke war in den nächsten 4 Tagen fast fieberfrei,
und am & Tage holten ihn die Seinigen, so sehr auch V. da-
gegen war, eine Stunde weit in seine Ifeimath. Nach 8 Wo-
chen war die sehr beträchtliche äussere Wunde vöMig vernarbt,
ohne dass sich irgend etwas Bedenkliches gezeigt hätte. Die
Trepanöffnung war noch nach 2 Jahren im Schädel ganz weich
anzufühlen. — M. Ein 18jähriger gesunder Mensch stürzte in
einer Scheune 6 Schuh herab und auf ihn eine schwere Wagen-
leiter, die mit ihrer scharfen Spitze die rechte Wange spaltete,
so dass von der Parotis 3 Lappen zerrissen herabhingen und die
Kopfschwarte, sich auf dem rechten Stirnbeine , am untern‘ Win-
kel, wo es mit dem Seitenwandbeine zusammenhängt, in einem
grossen Lappen ablöste. Im hintern Winkel des Stirnbeins fand
sich ein 2 Zoll langer ‚horizontaler Bruch, der von der Kron-
naht ausging und dessen unterer Theil etwa 2 Linien eingedrückt
war. Es floss viel Blut aus demselben und mit jedem Athem-
zuge trat es in neuen Stössen aus.‘ Der Verletzte fühlte sich
zwar schwach, auch schmerzte die Wange sehr, doch gab er
weder Druck noch Schmerz in der Fractur an, auch ‚war die
Pupille- gleich empfindlich gegen Licht. 9 Stunden nach ‘der
Verletzung , als die Blutung durch Eis gestillt worden war, wurde
Crepanirt und durch eine, zum Theil in die Kronnaht eingrei-
fende Krone das eingedrückte Knochenstück herausgehoben. * Ein
grosser, #pitziger Splitter war von der Glastafel abgesprengt
und stand gerade nach innen, auch hatte sich durch heftige Er-
schütterung die harte Hirnhaut von der ganzen innerm Fläche
des rechten Stirnbeins im Umfange von 2 Zoll losgerissen, wo-
durch ein so ausserordentlich grosses Blutextravasat gebildet wor-
den war, dass der entsprechende vordere Gehirnlappen um die
Hälfte seines Volumens zusammengedrückt wurde, Da gleich
nach der Operation neue Blutung zu fürchten stand, wenn man
diesen Blutpfropf entleert hätte, so liess man ihn noch 2 Tage
unberührt, während welcher in einem fort viel Blutwasser auslief,
Am 3, und an den folgenden Tagen schöpfte man nach und nach