478 Ill, Materia- medica und Toxikologie,
streut und ein halber Gran: auf die übrigen Stellen vertheilt. Nach
dem Verbande fiel Pat. in Ohnmacht, auch soll dies in der Nacht
der Fall gewesen seyn,: doch waren die: Schmerzen beim Auf-
streuen geringer, als früher beim reinen Strychnin. Wenige Stun-
den nach Anwendung des Morphiums stellte sich 8-—10 Mal Er-
brechen ein, grosse Uebelkeit hielt an, auch kam heftiges Beissen
in der Nase-hinzu. Ungeachtet Citronensaft in Wasser, Essigkly-
stiere und schwarser Kaffee angewendet wurden, dauerte doch das
Erbrechen fort. Dem Kliystiere folgten einige Ausleerungen.. Mit-
tags wurde Pat. wieder ohnmächtig, der Körper wurde ganz kalt
und Zuckungen kamen häufig sowohl auf der gesunden, als kran-
ken Seite zum Vorschein. "Froiz der starken Wirkung des Mor-
phium gab sich der Krampf nicht. Finger und Vorderarm blieben
gleich stark flectirt und Extension derselben forderte nicht wenig
Kraft. Da das Erbrechen anhielt, wurden alle Blasenstellen nur
einfach verbunden , das noch nicht eingesaugte Morphium entfernt
und Sal essent, tart. mit Natrum bicarb. verordnet. Das Bre-
chen hörte danach auf und die Nacht war erträglich. Am 2. Oct.
wurde Pat. nur durch das‘ Beissen der Nase belästigt, das sich
aber am 3. gab, so wie die Krämpfe täglich abnahmen. Da der
zweimaligen Wiederholung des Strychnins und, der gesteigerten
Dosen desselben ungeachtet, nach der ersten Besserung keine
weitere erfolgte, so wendete R. das Strychnin bei dieser Kran-
ken nicht. weiter an. — Wurde auch durch dieses Mittel im
eben. mitgetheilten Falle keine dauerhafte, ja kaum eine 36stün-
dige Besserung erlangt, so bestätigt doch -dieser Fall die aus-
serordentliche Wirkung dieses Mittels. [Med.'Correspondenzbl.
d. württ. ärztl. Vereins, 1834, Nr. 22.] “ (K—e.)
; 7268, Kali hydriodicum gegen Kropf; von Dr, Mün-
ZENTHALER in Ochsenfurt.. Das Mali hydriod. that dem Vf, zwar
schon oft, und namentlich bei Kröpfen, vortreffliche Dienste, nie
aber wirkte es 80 gut wie im. nachstehenden Falle: Eine 50jäh-
rige Frau hatte schon von Jugend‘ auf einen Kropf, ‚doch war
‚derselbe nur gering. Im 40. Jahre nahm er .an Grösse, immer
mehr zu und blieb nun endlich, nachdem er.in 4 Jahren eine
ansehnliche Grösse erreicht hatte, im Wachsthume stehen. 1827
fing er von neuem zu wachsen an und hatte bis zum 7%. April
1828, wo die Kranke sich an den Verf. wendete,‘ eine unge-
heure Grösse erlangt. Der ganze Kropf war durch Furchen in
8 Theile getheilt und 17% Zoll breit. - Der rechte Theil hatte in
der Länge 15, der mittlere 13, der linke 9 Zoll. Die ganze
Geschwulst war sehr hart, die Oberfläche sah hier und da kup-
ferfarbig, die Blutgefässe waren an verschiedenen Stellen :an-
geschwollen und auf dem rechten Theile, der sich bis hinauf
an’s Ohr erstreckte, sah‘ man starke Pulsation. Die Kranke
konnte das Bett nicht verlassen, der Kopf wurde durch die aus-
serordentliche Schwere des Kropfs immer nach abwärts gezogen,
sie musste stets vorwärts gebeugt sitzen, schwebte immer in der