IL. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 465
Menge (ungefähr 100) von Insectenlarven 'enthielt, die munter
im Urine umherschwammen. Der Harn bot nichts Abnormes darz
die Thiere waren 3—4 Linien lang, grauweiss, mit spitzem Kopf-
und dickerem Schwanzende. Sie lebten in dem Uringlase 6 Tage
lang und wurden vom Prof. EHREnsERg für Fliegenlarven er-
klärt. Die Frage, auf welche Weise die Erzeugung der Flie-
genlarven in der Harnblase Statt gefunden habe, “blieb -— auch
durch die Section — unbeantwortet ; denn diese zeigte die Schleim-
haut der Urinblase nur etwas aufgelockert‘ und blutreicher als
gewöhnlich, übrigens frei von krankhaften Veränderungen, Ge“
schwüren, Fistelgängen, auch auf der Hautoberfläche. war von
allen diesen keine Spur vorhanden. Mehrere Aerzte sprachen
die Vermuthung aus, dass eine Fliege ihre Eier in die Mün-
dung der Harnröhre gelegt, die sich daraus entwickelnden‘ Ma-
den den Weg in die Harnblase verfolgt und dort ihre weitere
Ausbildung erlangt hätten. [Med. Zeit, v. d. Vereine f. Heilk, in
Preussen, Nr. 21, 1834.] \(Fr.)'
‚ 262. CARswELL, über dem Tuberkel und das Car
einom; eingetheilt und eingeleitet von J, F. H. Aısers, Prof,
in Bonn. (Fortsetzung.) (S. Summar., Bd. VIII, Nr. 184.) ' IL.Das
Carcinom. Von einigen fremdartigen Bildungen, namentlich
von dem Cancer, Medullarsarkom und Fungus haematodes ist
unser Wissen noch Stückwerk. Den Grund davon sucht Verf.
1) in dem fast ausschliesslichen Untersuchen derselben, so lange
sie in den äussern Theilen als Geschwülste vorkommen; 2) in
der unzulänglichen Beobachtung der primären Formen, der nach-
folgenden Veränderungen, denen sie unterliegen, und der vieler-
lei Modificationen, die sie in den versehiedenen Geweben und
Organen des Körpers erleiden. Die mancherlei Benennungen, wel-
che derselben Krankheit in den verschiedenen Stadien ihrer Ent-
wickelung oder nach den. verschiedenen Organen, in denen sie
vorkamen, gegeben wurden, haben die Schwierigkeit der Untersu-
chung vermehrt und Confusion in die Nomenclatur gebracht; Vf.
versncht nachstehende Classification. — Allgemeine Einthei-
lung der neuen Bildung. Die neuen Bildungen bestehen
aus einer festen oder flüssigen Masse, welche sich von jeder
Substanz des gesunden Körpers unterscheidet. Diese Masse ist
dem Knorpel, dem Gehirne, Blute, schwarzen Pigmente, dem
Creme, weichem Käse; den erdigen Concrementen und dem Steine
ähnlich und wird je nach dem Aehnlichkeitsgrade Scirrhus, Me-
dullarsarkom ,: Fungus haematodes , Melanose, Tuberkel, Eiter
und Stein genannt.. Allein damit ist nicht etwa eine specifische
Verschiedenheit bezeichnet, sondern ‚e# sind derselben Krankheit
nach‘ den verschiedenen Producten in den verschiedenen Stadien
ihrer‘ Entwickelung verschiedene Namen beigelegt. Um die Zahl
und die bezeichnenden Charaktere der neuen Bildungen festzustel-
len; muss man zuerst die Zahl und die bezeichnenden Eigen-
schaften der eigenthümlichen Substanzen feststellen, welche die
Summarium d, Medicin, 1834, VID. © 8