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[. Anatomie und Physiologie.
zu erhalten, was bei Leidenden um so nothwendiger wird, als
gleichzeitig eine Ungleichheit in den Bewegungsräumen entwe-
der durch Vorwalten der Contraction oder Expansion zugegen.
ist. Gesund sind, wie schon gesagt, die Kreislaufsbewegungen
nur dann, wenn beide Bewegungsseiten , Contraction und Expan-
sion, in ibren Räumen gleich weit sind; krank sind sie, sobald
eine oder die andere ihre normalen Gränzen nicht beachtet, d, h.
sie nicht erreicht oder überschreitet, und so bei dem Vorwalten
der Ausdehnung den fauligen, asthenischen, bei der Zunahme
der Zusammengiehung aber den entzündlichen, asthenischen Zu-
stand verräth. In beiden Fällen ist, selbst bei Zunahme der
Pulsschläge, der Blutumlauf darum mehr verzögert, als im gesunden
Zustande, weil im ersten Falle zwar viel Blut wegen des durch
die vermehrte Ausdehnung vergrösserten Raumes in das Herz
tritt, jedoch wegen beschränkter Zusammenziehung nur zum Theil
fortgetrieben wird, somit unverwendet zurückbleibt; im andern
Falle dagegen hat das Herz wohl Kräfte, sich seines Inhaltes
zu entledigen, allein da es aus obigem Anlasse beschränkt ist im
Raume zur Aufnahme, so kann es nur wenig abgeben, weil es
nur wenig hat. Aus diesem Grunde fliesst das Blut bei stark
fiebernden Thieren nicht durch selbst weit geöffnete Blutgefässe,
sondern es wird in den Venen stockend gefunden. — In glei-
chem Maasse, ale bei den meisten Leiden die Empfindung
schmerzhaft gesteigert oder die Bewegung eines Organs abnorm
vermehrt ist, muss auch die Ernährung zurücktreten. Letzteres
würde in einem noch auffallendern Grade geschehen, selbst schäd-
lich seyn, wenn nicht in gleichem Verhältnisse durch die Ver-
mehrung vder Kreislaufsbewegungen die Aufrechthaltung eines
entsprechenden Blutumlaufs und dadurch bedingten bessern Er-
nährung und Ausscheidung des in grösserer Menge Abgelebten
Statt fände. Wir haben oben die Wirkung der gesteigerten Be-
wegung und Empfindung auf die Kreisbewegungen gesunder Thiere
kennen gelernt. Diese Wirkung spricht sich bei kranken Thie-
ren in noch höherem Grade aus, wozu noch der merkwürdige
Umstand kommt, dass gleichzeitig das bestehende Raumverhält-
niss sich vergrössert. Werden entzündlich organisirte , dann
noch anch entzündlich fiebernde Thiere gereizt oder bewegt,
so wird -der, vielleicht früher wenig fühlbare Herzschlag vol-
lends verschwinden. Wird. der Versuch an schlecht genähr-
ten Thieren angestellt , so wird der Herzschlag fühlbarer werden.
(Schluss folgt.) [ Med. Jahrb. d, k. k. Österreich, Stüates,
Bd, 15, St. 1.] (Y—t.)
IL PATHOLOGIE, THERAPIE und MEDICINISCHE KLINIK,
248. Die epidemische Krankheitsconstitution im
Königreiche Böhmen im J, 1830; you dem Gubern. R, und