V. Gynäkologie und Pädiatrik.
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Hämorrhagie das Kind in den lebensgefährlichsten Zustand ver-
ketzte, gestatteten die Eltern die bisher verweigerte Operation,
Nach Anhaltung der Blutung durch. Compression amputirte P,
den Schenkel über dem Knie; unterband eben so viel Arterien,
wie bei Erwachsenen, und nähte die Hautlappen auf dem Stumpf
zusammen. Das Kind befand sich unmittelbar nach der Opera-
tion. weniger schwach, als dies bei Erwachsenen der Fall ist,
nahm die Brust, schlief darauf ruhig und besserte sich mit je-
dem Tage. Am 10. Tage fielen die Ligaturen ab, und der
Stumpf war fast vollkommen geheilt. Plötzlich am 15. Tage
fing derselbe an zu schwelleu; die Hautfarbe des Kindes bekam
ein sehr schmuziges Ansehen; die Granulationen waren zweimal
mit Höllenstein tonchirt worden; die Geschwulst des Stumpfes
nahm zu; ein Erysipelas entwickelte sich, und das Kind starb
29 Tage nach der Operation. Der Verf. schreibt jedoch diesen
unglücklichen Ausgang dem, Unverstande zu, dass man zu dem
Kinde eine Amme, welche ein bedeutendes Erysipelas am Beine
hatte, kommen und es von ihr umhertragen liess. Dem sey,
wie ihm, wolle; unbezweifelt aber ist dieses sa spät nach der
Operation erschienene Uebel bloss als. accidentelle Complication
zu betrachten. Dass das Kind die Amputation in jeder Hinsicht
besser als Erwachsene überstanden und zum Gelingen alle Hoff-
nung gewährte, ist gewiss, und dieser Umstand dürfte für Chir-
urgen in ähnlichen Fällen ‚bei Feststellung des einzuschlagenden
Verfahrens sowohl als ‚der Prognose‘ von grosser Wichtigkeit
seyn. [7Z%e Lancet, Decbr. 3833.] (FEr.) -
Y. GYNÄKOLOGIE und PÄDIATRIK.
240. Der Zweck der Menstruation, — (Aus. einem
noch ungedruckten Werke: Die Menstruation, historisch-
physiologisch betrachtet.) Vom Dr, SchHwArzscHiLD, ausübendem
Arzt, Chirurg und Geburtshelfer zu Frankfurt a. M. — Alle
Funktionen des Organismus gehen im gesunden Zustande ohne
Störung des Allgemeinbefindens, ja selbst mit einer gewissen
Behaglichkeit von Statten, nur die‘ Menstruation allein ist selbst
im gesundesten Körper. mit wenn auch nicht krankhaften, doch
so störenden Einwirkungen verknüpft, dass während derselben
auch die übrigen Lebensverrichtungen nicht mit gewohnter Leich-
tigkeit vollbracht werden. Kine solche Bürde. für ein ganzes
Geschlecht mues daher nothwendig einen wichtigen Zweck
haben, dessen Erforschung aber den Aerzten bisher noch nicht
vollständig gelungen ist. Schon in der frühesten Zeit erkannte
man ihre Beziehung zur Erzeugung und Fortpflanzung, ohne je-
doch dieses Verhältniss näher bestimmen zu können. ARISTOTE-
Les betrachtete das Menstrualblut als den rohen unbearbeiteten