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IV. Chirurgie and Ophthalmologie.
stimmung mit derselben standen die kleinen Lungen; denn bei der
geringen Bewegung und in der dumpfen Kerkerluft konnten sich
die Lungeu nur wenig entwickeln, und die Leber, als das andere
Kohlenstoff‘ ausscheideude Organ, musste das Uebergewicht ge-
winnen. Da H. lange Zeit nur Kohlenstoff haltende Vegetabilien
(trockenes. Brot) und kein Stickstoff haltendes Fleisch zur Nah-
rung erhalten hatte, so wurde durch vermehrtes Bedürfniss, den
Kohlenstoff auszuscheiden, auch die Vergrösserung der Leber
und die dicke, zähe und schwärzliche Galle bedingt. — Die Be-
schaffenheit des Schädels und Gehirns scheinen auf mangelhafte
Entwickelung des Hirnorganes hinzudeuten: es war nicht nur
geistige Entwickelung durch mangelhafte Bildung des Hirnorgans
gehemmt, sondern das Organ blieb in seiner Entwickelung zu-
rück durch Mangel aller geistigen Thätigkeit und Erregung. Bis
zum 7%: Lebesjahre ist die materielle Entwickung des Menschen-
gehirns so ziemlich beendigt, MH. hatte geraume Zeit vor seinem
%. Lebensjahre in einem finstern Loche, im dumpfen Hinbrüten,
ohne alle intellectnelte Thätigkeit und geistige Lebensreize, die
zur Entwickelung des menschlichen Gehirns erforderlich sind,
zubringen müssen: also musste seine Hirnbildung ‚auf der thier-
ähnlichen Stufe stehen bleiben, wie er selbst nur im thierischen
Zustande lebte. Seine Jugendjahre waren so verstrichen, das
Versäumte war nicht nachzuholen. Als er unter die Menschen
kam, konnten die intellectuellen Reize auf die Bildung des be-
reits gereiften,. physisch ausgewachsenen, aber nur für diese
niedere Stufe geistigen Lebens vollendeten Gehirns keinen Ein-
fluss mehr äussern. Daher die reissenden Fortschritte und glän-
zenden Anlagen, die H. anfangs verrieth, weil für sie das Ge-
hirn schon gereift war, das bei Kindern sich erst auch noclt
physisch bilden muss, und daber sein baldiges Stehenbleiben an
der Gränze des Mittelmässigen, weil das Gehirn für höheres
geistiges Leben nicht mehr umgebildet werden, konnte. [v. Gräfe’s
u, v. Walther’s Journ., Bd. 21, St. 1.] (V—*1) .
233. Beobachtungen über Halswunden; vom Prof,
Dr. DıEerrFENBACH. Aus 31 in diesem Aufsatze mitgetheilten und
aus früher gemachten Beobachtungen zieht der Verf. nachste-
hende Resultate: einfache Hautwunden des Halses heilen sehr
gelten durch erste Vereinigung. MHalswunden, ‚auch wenn sie
nicht in die Luftwege eindringen, können Tod durch Vereiterung
des Zellgewebes und Senkung des Eiters zur Folge haben. —
Kleine, in die Luftwege dringende Halswunden werden oft tödt-
lich, grosse, die Luftröhre. und den Schlund trennende werden
dagegen oft geheilt. Es verhält sich damit wie mit den Schä-
delbrüchen. Der Grund ist wohl, dass bei kleinen tiefen Ver-
wundungen Entzündung und Vereiterung in der. Tiefe -fortschrei-
ten, bei grossen aber mehr an der Oberfläche verlaufen, daher.
die Rückwirknng auf die Gebilde in der Tiefe ’ausbleibt. — Die
blutige Naht ist unnütz. Sie vermehrt Reizung und Entzündung