Il. Materia medica und Toxikologie, - 413
seinen Zustaud. — Bei einem andern Phihisicus, wo aber das
Vebel noch nicht so weit vorgeschritten war, versuchte G. eben-
falls: das Kreosot, musste es aber schon am 3. Tage aussetzen,
da die Respiration. danach sehr erschwert wurde. — In rheuma-
Uschen Zahnschmerzen ohne schadhafte Zähne sagte Ausspülen
des Mundes mit Kreosotwasser zu, auch war dies der Fall,
wenn mit einem Tropfen Kreosot getränkte Baumwolle an den
schmerzhaften Zalın gebracht wurde. Doch hielt die Linderung
80 wenig an, als nach Ol, cajeput., Caryophyll. ete. Bei einem
rheumatischen Ohrenschmerzen leidenden Frauenzimmer wurde
U Uebel danach ärger; und G. musste sein gewöhnliches Mit-
Ws ein Tropfen 0%, Cajep. mit einigen Tropfen Laudanum, ge-
| de was auch hier half. — Dessen ungeachtet meint G., dass
a8 Kreosot nähere Prüfung verdiene, und er bedauert nur, dase
©8 oft gar nicht, oder nur schlecht in den Officinen gofunden
Werde. [Hufeland’s Journ. d. prakt, Heilk., 1834, April.) (K—e.)
230. Ueber die Wirkungen des Kreosots bei Blu-
tungen; vom O. A. Wundarzte BaroıLr in Crailsheim. Wenn
[durch Hönıne’s Versuche die blutstillende Wirkung des Kreo-
(ots ausser Zweifel gesetzt zu seyn scheint, so mag nachstehen-
der Fall beweisen, dass diese Wirkung nicht immer eintritt, son-
dern dass dieselbe an gewisse Bedingungen geknüpft sey, die mit
der chemischen Natur dieses Mittels genau zusammenhängen. — Am
22, Febr. d. J. wurde B. zu einem 63jährigen Schuhmacher ge-
Tufen, der in Folge einer heftigen Blutung aus einer Wunde des
Unterfusses dem Tode nahe seyn sollte. Er traf den Kranken
m Zustande der vollständigsten Ermattung. 7 Das Gesicht war
todesblass, und auf demselben stand kalter, kleberiger Schweiss;
der kaum noch fühlbare Puls war sehr schnell, fadenförmnig, zit-
ternd und die beengte Respiration durch Schluchzen unterbro-
Chen, Einige, kaum vernehmliche Worte zu sprechen, kostete
die grösste Anstrengung. Der beschädigte Fuss lag auf einer
Art Schwebe, und durch den dichten Verband sickerte wässeri-
ges Blut. Nachdem B. am mittleren Dritttheile des, Oberschenkels
das Tourniquet angelegt, nahm er den Verband ab, und kam end-
lich zur Wunde, die unmittelbar unter dem innern Kunöchel des
linken Unterfusses sich fand, in der Nähe der Achillessehne an-
fing und in der Länge von 24 Zoll auf der innern Seite des Mit-
telfusses hinlief, Aus der hässlich ausselienden, stinkende Jauche
absondernden Wunde spritzte, so fest auch das Tourniquet ange-
legt worden war, kaum noch roth zu nennendes Arterienblut,
Dass die Blutung aus der Art. tibial. postic. erfolge, unterlag kei-
nem Zweifel. Der Verf. brachte auf die Stelle, wo die Arterie
Spritzte, ein mit Kreosotwasser (4 Tropfen Kreosot mit 200 Tro-
Pfen gem. Wasser) befeuchtetes Charpiebäuschchen und drückte
dasselbe gegen 2 Minuten , doch vergebens, auf.- Auch stand die
Blutung nicht, als bei dem 2. und 3. Versuche reines Kreosot in
Wbestimmter Menge dem Kreosotwasser zugesetzt worden war,