Full text: (8. Band = 1834, No 9-No 16)

V. Gynäkologie und Pädiatrik. 365 
Blutsturze wohl sehr ausgedehnt gewesen seyn mochten. Ein- 
gang und Höhle des Beckens waren regelmässig, der Ausgang 
aber besonders wegen des stark einwärts gebogenen und unbe- 
Weglichen Steissbeins auffallend enge. — 1. Einen ähnlichen Fall 
beobachtete O. A. Arzt Rızcke am 2. April 1816. Die Heb- 
amme hatte dabei gar nicht auf die ‚Geschwulst geachtet,‘ die 
unter der 20 Stunden dauernden Geburt in der rechten grossen 
Schamlippe entstanden war, und daher auch nicht bemerkt, - dass 
der Blutsturz unter derselben von dieser Geschwulst herrührte, 
Daher hatte dieselbe kalte Umschläge auf den Bauch etc. ge- 
Macht. Kine Viertelstunde nach entstandenem Blutflusse starb 
die Frau. Rızcez, der nun erst gerufen wurde, kam 2 Stun- 
den nach dem. Tode der Frau und fand einen 2 Zoll langen Riss 
in der rechten grossen Schamlippe, der in eine ungefähr 4 Zoll 
lange und breite Höhle führte, die unter dem rechten Scham- 
beine hinlief und in deren Tiefe er am äusseren Rande des ab- 
steigenden Asts des Schambeins’ eine 4 Zoll grosse Oeffnung ei- 
nes Blutaderknotens gewahrte, Weil kein passendes Lager ein- 
zurichten war und ein beherzter Gehülfe fehlte, musste RıEcKE 
zuerst den Kindeskopf ‚zurückschieben, das Kind wenden und 
dann den Kopf mit der Zange entwickeln. Das sehr grosse Kind 
hatte ungewöhnlich harte Kopfknochen und kleine  Fontanellen. 
Die 40jährige Verstorbene hatte ein enges ‚Becken und daher 
ihre 4 frühern Kinder schwer geboren. 1. Am 29. Nov. 1832 
wurde Accoucheur Esert in Feuerbach zu einer Gebärenden ge- 
rufen, erfuhr aber bei seiner Ankunft, dass dieselbe bereits vor 
4 Stunde gestorben sey. Die Verstorbene war robust, unter- 
setzt, 34 Jahre alt und zum 8. Male schwanger gewesen. Wäh- 
rend der ganzen Schwangerschaft hatte sie sich wohl befunden. 
Die Wehen waren‘ am genannten Tage Vormittags 11 Uhr ein- 
getreten. Die sogleich gerufene Hebamme hatte den Kopf vor- 
liegend, die Blase noch nicht gesprungen und regelmässig ver- 
laufende Wehen gefunden. Auf ein Mal hätte sich eine grosse 
Masse in den unterstehenden Kübel ergossen, so dass die Heb- 
amme glaubte, die Wasser wären abgeflossen, was auch der Fall 
gewesen seyn soll. Plötzlich aber wurde die Frau bleich und 
schwach, und man fand nun im Kübel eine bedeutende Menge 
schwarzes, geronnenes Blut, worauf man die Gebärende sofort 
in’s Bett brachte, 'wo sie nach 4 Stunde sanft verschied. Die 
Verstorbene sah blutleer, wie weisses Wachs. An der rechten 
grossen Schamlippe fand sich eine blaue Geschwulst mit 3 Oeff- 
nungen, durch die man mit dem: Finger in eine geräumige, noch 
viel schwarzes, geronnenes Blut enthaltende Höhle drang. In 
der linken grossen Schamlippe, so wie: an den untern Extremi- 
täten sah man keine Blutaderknoten. Der Kindeskopf stand in 
der ersten Schädellage auf dem Beckeneingafge und zwar 80 
beweglich, dass das Kind durch die Wendung zur Welt geför- 
dert werden musste, was schnell ynd olıne Mühe: bewerkstelligt
	        
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