356° ; IV. Chirurgie und Ophthalmologie,
Ränder sehr dünn, wie mit der Schleimhaut der Harnröhre über-
zogen und abgerundet waren. Die Eichel war auffallend verlän-
gert und die Mündung meist zugeklebt, weshalb der Urin im
vollen Strahle sich meist ‚durch die widernatürliche Oeffnung ent-
leerte. Im Uebrigen fand sich nichts von syphilitischer Affection.
H. erklärte, dass wenn man die Ränder dieser widernatürlichen
Oeffnung wund mache und mittelst blutiger Naht vereinige, Hei-
lung möglich sey. Doch schien ’die auffallend dünne Wandung
der abgerundeten Ränder der Vereinigung etwas. im Wege zu
stehen und wegen zu befürchtender Harnröhrenverengerung schien
es nicht rathsam viel davon abzutragen. Da der Kranke auf den
Vorschlag einging, trug der Verf. die Ränder mittelst Hakenpin-
cette und stark convexen Bistouris möglichst tief ab und ver-
einigte sie durch 3 blutige Hefte und einige schmale Heftpfla-
sterstreifen. In die Harnröhre wurde eine elastische Röhre ‚ein-
gelegt und der Penis mit schmaler Zirkelbinde umwickelt. Am
3. Tage sickerten jedoch Urintropfen schon zwischen den Näh-
ten durch und an Vereinigung war nun nicht mehr zu denken.
H. löste am 6. Tage die Hefte und fand die Oeffnung natürlich
grösser mit gänzlich abgerundeten Rändern, Adhärenz zeigte sich
nirgends. Das Misslingen der Operation suchte er theils in dem
äusserst dünnen Rande der Oeffnung selbst, dessen Beschaffen-
heit die erforderliche Reaction, nämlich adhäsive Entzündung
und Ausschwitzung plastischer Lymphe hindern konnte, theils in
der eingebrachten elastischen Röhre, die nicht nur durch me-
chanischen Reiz krankhafte Umstimmung ‘der plastischen Kraft
erzeugen und auf die adhäsive Entzündung störend einwirken
konnte, sondern auch und insbesondere Ansammlung von Urin
zwischen elastischer Röhre und Harnröhre veranlassen mochte,
was ebenfalls nachtheilig auf Adhäsion wirken muss. — Ehe der
Vıf. zu einer 2. Operation überging, musste er erst‘ ein Uebel
beseitigen, das nach dem Operationsversuche entstand.‘ -Es er-
schien nämlich am ganzen Halse und Gesichte ein Ausschlag,
der alle Zeichen eines syphilitischeit hatte, obgleich Pat. 10 Jahre
gänzlich frei von, einem ‚verdächtigen ‚Uebel gewesen war und
blühend ausgesehen hatte. Dieser Ausschlag dauerte fast S Wo-
chen und verschwand beim Gebrauche von Sarsapar. Ob dieser
Ausschlag mit dem Reizzustande am Penis durch die Operation
im Zusammenhange stand, lässt sich nicht bestimmen. Nach
der 2. Operation erschien er nicht wieder, Dieses Uebels und
einer Reise des Pat. wegen konnte erst im. Aug. v,. J. ein noch-
maliger modificirter Operationsversuch vorgenommen werden. Bei
demselben spaltete H. die Eichel: von der widernatürlichen Oeff-
hung aus bis zu ihrer Mündung, trug die abgerundeten Ränder
ab, was jetzt mehr von aussen, als gegen die Schleimhaut der
Harnröhre geschehen konnte und vereinigte, nachdem die Wund-
ränder, gehörig ausgeblutet hatten, dieselben mittelst sieben
Hefte, darauf entstand adhäsive Entzündung, und die Vereinigung