IV. Chirurgie und Ophihalmologie., ) 355
reponiren und so alle schlimmen Zufälle eben so. schnell zu be-
seitigen. Ehe er die Taxis unternimmt, lässt 'er, ist der Bruch
sehr hart, gespannt und wenig schmerzhaft, warme Umschläge
von. Inf. flor. Chamom. recht warm überschlagen. Bei Kindern
zieht er diese den‘ kalten Umschlägen stets vor, - Dann reponirt
er den Bruch auf folgende Weise: Der Kranke wird so ‘auf ei-
nen Tisch gelegt, dass die Lenden einige Fuss höher,‘ ale der
Kopf liegen. Dann reibt er langsam, ist der Bruch rechts mit
der rechten, ist er links mit der linken Hand, 6—10 Minuten
erwärmtes Ol. hyosc. mit Kir. Bellad, (3% auf 3j) in die Bruch-
stelle, wendet dann mässigen Druck mit der Hand auf den Bruch
an, indem er ihn so zwischen die Finger fasst als wenn man
einen Beutel von Gummi elasticum ausdrücken will, lässt vorher
beide Schenkel dicht an den Unterleib ziehen, so dass die Platt-
füsse auf den Tisch zu stehen kommen, ergreift nun plötzlich
während des fortgesetzten Druckes mit der einen Hand den Un-
terschenkel der leidenden Seite mit der andern Hand; hebt ihn
einen Fuss hoch in die Höhe. und stösst ihn schnell und mit ei-
niger Kraft wieder auf den Tisch, dass der Plattfuss letzteren
berührt. In diesem Augenblicke springt der Bruch, oft mit hör-
barem Geräusche, zurück. Auch ohne die Einreibungen hat der’
Verf. von diesem Verfahren immer den erwünschten Erfolg ge-
sehen. Ob Schreck oder Erschütterung und die dadurch verän-
derte Lage und Bewegung der Därme im Verhältnisse zum Bauch-
ringe oder Bewegung des letztern selbst, nächste Ursache dieser
glücklichen Repositionsmethode sey, lässt der Verf, dahingestellt,
Bei Cruralbrüchen hat er sie noch nicht. anwenden können;
[Allgem. med. Zeit., 1834, Nr. 35.] ‘ (K—e.)
196, Beitrag zur operativen Behandlungsweise
der Hypospadie; vom Wundarzte HELLER in Stuttgart, Ein
SZ6jähriger, sonst gesunder, wohlgenährter, verheiratheter Mann
hatte sich vor 10 Jahren syphilitische Geschwüre am Penis zı-
gezogen, die vom Frenulum aus sich 8o verbreiteten, dass sie
Praeputium und Glans einnahmen und endlich an der Wurzel
der Eichel den Penis durchfrassen. Spät erst überliess er sich
ärztlicher Behandlung, durch die er glücklich von der Syphilis
befreit würde, allein der Penis blieb bis in die Harnröhre durch-
brochen und beim Uriniren fanden sich viele Schwierigkeiten,
da der grössere Theil des Urins sich durch diese Oeffnung ent-
Jeerte. Noch grösser aber waren die Beschwerden beim Coitus,
da der Samen sich immer, und zwar mit einigen Schmerzen,
durch die hintere Oeffnung des Penis ergoss. Die jahrelang ge-
scheiterte Hoffnung auf Elternfreuden, als deren Ursache sich
Pat. ansah,. hoben den frühern Entschluss, nichts gegen dies Ue-
bel thun zu lassen; endlich auf, und er fragte im Aug. 1832 den
Verf. um Rath. Dieser fand eine läugliche, bohnengrosse Oeff-
nung am untern Theile der Wurzel der Eichel (vom Bändchen war
nichts mehr zu sehen) die bis auf die Urethra eindrang und deren
® 98%.)