ll. Materia medica und Toxikologie. 343
ben zu seyn; bei allen Heimgegangenen dringend und überall zu
empfehlen. Der von HurzLand mit Recht verlangte Liebes-
dienst schützt unbedenklich vor dem Lebendigbegrabenwerden,
und Liebe gebietet, dieses zu verhüten; noch näher aber liegt
die Pflicht, wo die Möglichkeit gegeben ist, wirklich vom Schlage
Getroffene, Scheintodte, oder Solche, denen nur noch der kleinste
Theil von Lebenskraft inwohnt, wieder ins Leben zu rufem Die
Zeugen des eben mitgetheilten Falles theilten mit B. die feste
Üeberzeugung, dass ohne das Ammonium, das bei seiner Wohl-
feilheit in dieser kleinen Gabe auch dem Aermsten zugängig ist,
Dr. F. nie würde wieder belebt worden seyn. [Clarus’s u. Ra-
dius’s Beitr. z. prakt. Heilk., Bd. 1., Hft. 1.) (K—e.)
„ 190. Vergiftung durch concentrirte Schwefel-
Säure; vom Apotheker BörrchHeR in Meuselwitz. KEines Abends,
als B. noch in Nordhausen conditionirte, kam ein junger Mann aus
einer nahen Brennerei sprachlos, Todesangst im Blicke, ein Glas
mit Vitriolöl tragend, und dnrch Zeichen ausdrückend, dass er
davon getrunken, in die Apotheke, Die Umstände geboten, ihm
sogleich hülfreich zu seyn. Nachdem kurz die ungefähre Menge des
statt Schnappses verschluckten Vitriolöls ermittelt worden war,
trank der Leidende sogleich und auf einmal, da das Schlingen
noch wenig gestört war, 23 Loth Liquor kali carb, mit eben 80
viel Wasser, worauf ein sehr gewaltiges Aufstossen und Austrei-
ben schäumender Flüssigkeit erfolgte. Da das Ausgestossene noch
Bayer reagirte, trank Pat. in den kleinsten Zwischenräumen, d.h.
bis jedesmal das Aufstossen nachliess, gegen 1 Quentchen der-
selben Kaliauflösung mit eben so viel Wasser. In etwa 5 Minu-
ten waren Schmerzen und Todesangst beseitigt. Er erhielt nun
noch gegen 2 Loth reines Olivenöl, mit der Weisung, zu Hause
fleissig Wasser zu trinken. — Im ersten Augenblicke wollte B.
dem Leidenden Conchae oder Creta alba praepar. mit Wasser ge-
ben, verwarf aber dieseh Plan wieder, weil. der dann erzeugte
Gyps, wohl schädliche‘ Nachwirkung bedingend, durch ein Brech-
Mittel hätte entfernt werden müssen, das dem so gereizten Ma-
gen nicht gut zuzumuthen war, — Den Morgen nach der Schwe-
felsäurevergiftung. kam der junge Mann deutlich redend und ‚gar
nicht leidend, um sich zu bedanken. [C/arus’s und Radius’s
Beitr, z. prakt. Heilk., Bd. 1, Hft 1.) (K—e.)
191. Wahre und eingebildete Arsenikvergiftung;
vom Apotheker. Börrcner in Meuselwitz. Vor Jahren hatte ein
Begüterter Arsenik, um Ratten zu vergiften , auf in Würfel ge-
Schnittenen Aschkuchen gestreut, und diese an mehrere Orte
gelegt. Am nächsten Morgen erhielt ein gerade im Hause arbei-
tender Schneider zu seinem Kaffee auch Aschkuchen. Es entfällt
ihm ein Stück, und beim Aufheben desselben sicht er 3 ähnliche
überzuckerte am Boden liegen. Gierig hebt er sie auf, isst sie
und erfährt nun, dass Gift darauf gewesen sey. Eine gute Vier-
telstunde danach suchte er bei B. Hülfe- — Die Gemüthsstim-