340 IL Materia medica und Toxikologie,
Luft nicht aussetzen und strenge Diät beobachten muss. Der
erste Versuch der Art wurde bei einer Familie in Trier gemacht,
deren sämmtliche Glieder bis auf den Mann durch eine Magd mit
der Krätze inficirt und durch einen andern Arzt 4 Monate mit
allen möglichen Mitteln behandelt worden waren. Bei allen 4
Kranken gelang die Herstellung. innerhalb 26 "Tagen. Dieser
Fail ist indessen vielleicht weniger überzeugend, da man glau-
ben könnte, dass das Krätzcontagium zuvor durch die Schwefel-
mittel getilgt gewesen und dass hier durch die Seifenbäder . se-
cundärer Schwefelausschlag gehoben worden sey. Bald nach die-
sem Falle konnte sich aber .der Verf. bei 2 durch die Ammen
von der Krätze angesteckten Säuglingen von der Wirksamkeit
der Seifenbäder überzeugen, mit Hülfe derer diese Kinder bin-
nen 3 Wochen ganz hergestellt wurden. Der Zusatz von Seife
zu den Bädern war hier geringer, auch wurden die Kinder nur
2 Mal gebadet und wegen grösserer Empfindlichkeit der Haut
keineswegs mehrmals. mit Seifenwasser gewaschen. Seitdem hat
H. dies Verfahren häufig angewendet und nur hin und wieder
und zwar wenn die Heilung sich sehr in die Länge zog, ein
Abführmittel aus Glaubersalz gegeben. Bei einigen Kranken mit
sehr rigider Haut wechselte er zwischen russischen Dampf-. und
Wasserbädern, befahl aber dabei in den Dampfbädern gehöriges
Abreiben mit Seife streng an.‘ Es liess hierzu immer die ge-
wöhnliche Hausseife nehmen, glaubt aber keineswegs, dass diese
Cur für alle Fälle passt, so wie ja nicht unbedingt alle Krätz-
kranken durch Schwefelmittel genesen, Die von ihm so behan-
delten Kranken erlitten keine Rückfälle , was er um 80 bestimm-
ter behaupten kann, ‚als er sie noch. Jahre lang beobachtete.
Bei Erwachsenen ist es besonders nöthig, dass sie sich im Bade
selbst noch mit Seife abreiben und beim Herausgehen sorgfältig
abtrocknen. Magere Diät trägt wesentlich zur schnellern Gene-
zung bei, während Diätfehler auffallend schaden. Zugleich muss
durchaus die grösste Reinlichkeit beobachtet werden. Hemden
und Unterkleider müssen nach jedem Bade gewechselt werden,
was leicht geschehen kann, wenn man die Kranken im. Zimmer
hält und leicht zu waschende Kleider tragen lässt. Auch:.die
Leinentücher müssen, besonders anfangs, häufig erneuert wer-
den. Sorgt man hierfür nicht, so steckt sich der Kranke von
Neuem durch seine eigene Wäsche an. — Aus dem Mitgetheil-
ten ergiebt sich, dass dies Verfahren ‚nicht wohl für Unbemit-
telte passt, ‚wohl aber für wohlhabende Privaten und für Spitä-
ler, die, wie die französischen, sehr reich an Wäsche sind. Be-
sonders dürfte es sich für Kinder eignen, denen der Schwefel
manche Nachtheile bringt. Bei torpider Haut ist es um so we-
niger angezeigt, als nicht viele. Städte russische Dampfbäder be-
sitzen, die zur Unterstützung der Cur- nöthig sind. Von Zeit
zu Zeit ein Abführmittel aus Glaubersalz war von grossem Nu-
tzen und kürzte die Cur sehr ab, doch kam H, auch ohne dies