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. Y. Gynäkologie und Pädiatrik,
mit Schweiss endete. Am Morgen des ‚9, ward die Frau, wie
gestern, vom Schüttelfroste etc. befallen. Das Fieber machte,
merkwürdiger Weise, seine Remissionen des. Abends. Die Gebär-
mutter hatte sich bedeutend verkleinert, der Lochialfluss war ge-
ring, die wenige Milch, ‚welche sich früher in den Brüsten ab-
gesondert hatte, war verschwunden, der Husten und der Auswurf
dagegen hatten zugenommen. So yerhielt sich der Zustand bis zum
16. April, von welchem Zeitpunkte an die Krankheit einen raschen
Verlauf machte. Das Fieber wurde anhaltender, sämmtliche Krank-
heitserscheinungen vermehrten ‚sich, und eine hinzutretende Diar-
rhöe erschöpfte die Unglückliche vollends gänzlich. Sie starb den
20. April. Die Section wurde verweigert. Die Ursache des Todes
ging nicht von der Gebärmutter aus, sondern jedenfalls von der,
nach der Entbindung mit erneuter Intensität vorschreitenden,
Phihisis pulmonalis. Unwahrscheinlich ist ferner, dass die kal-
ten Einspritzungen den auf sie folgenden Schüttelfrost bedingten,
dann hätten sich die nachtheiligen Wirkungen vielmehr in der Ge-
bärmutter oder den Unterleibsorganen äussern müssen. — 2) Die
Frau M., 20 Jahre alt, hatte als Mädchen an periodisch wieder-
kehrenden Hustenanfällen gelitten, war jedoch bei ihrer Verhei-
rathung völlig gesund, sowie auch. während der ersten Hälfte ih-
rer Schwangerschaft. Ende des % Monats stellte sich jedoch
der Husten ein, und diesmal so heflig, dass sie mehre Tage
das Bett hüten musste, Beim Anfange des Hustens klagte sie
über ‚einen sehr empfindlichen Schmerz im Bauche und Kreuze,
der aber mit dem Husten zugleich wieder verschwand. Am 30.
Mai 1824 ward die Frau von einem lebenden Knaben entbunden;
+ Stunde nach der Geburt trat heftige Blutung ein. Der hinzugeru-
fene Arzt fand eine halbentseelte, im Blute schwimmende, Kranke,
die von nichts mehr überzeugt war, als von ihrem baldigst erfolgen-
den Tode. Bei näherer Untersuchung ergab sich , dass die Placenta
noch zurück, und mit dem Uterus fest verwachsen war. Die Blutung
selbst stand. Die Gebärmutter contrahirte sich auf angebrachte
Reize nicht im Mindesten. Da der Verf. nicht praktischer Geburts-
helfer war, so wurde ein solcher, und noch ausserdem ein anderer
Arzt, herbeigeholt, welche im Widerspruch mit dem Verf., der viel-
mehr die Thätigkeit des Uterus durch geeignete Mittel hervorzuru-
fen, und die Frau erst wieder etwas an Kräften gewinnen zu lassen,
rieth, entschieden, die Nachgeburt müsse sobald als möglich ent-
fernt werden. Der Verf. war demnach überstimmt, und die Lösung
wurde von dem Accoucheur vorgenommen. Wenn die Frau aber
auch den ersten Versuch standhaft ertrug, so erklärte sie am Ende
des zweiten auf das Bestimmteste, sie wolle lieber sterben, als sich
nochmals diesen furchtbaren Schmerzen aussetzen. Die Frau be-
harrie auch, ungeachtet jeder Bitte, bei ihrem Vorsatze. Der Ute-
rus war bei der versuchten Lösung der Nachgeburt völlig unthätig
verblieben. Es wurden nun innerlich und äusserlich Medicamente
verordnet, deren Anwendung ungeachtet keine Besserung erfolgte.