Full text: (8. Band = 1834, No 9-No 16)

IV. Chirurgie und Ophthalmölogie. 289 
ladonnae; vom Dr. W. B. Fraxker in Elberfeld. Die Her- 
Wiologie ist schon längst Eigenthum der Medico- Chirurgie gewe+ 
sen, Die Wissenschaft lehrt uns die Taxis. verrichten und auch 
die Encheiresen, um blutig zu vollbringen, was anders nicht 
Möglich scheint; aber die Chirurgie ist noch weiter gegangen 
und erlaubt, die Herniotomie auch bei nicht eingeklemmten Brü- 
chen zu unternehmen ‚ um das Uebel radical zu heilen. Wenn 
der eingeklemmte Bruch an Umfang nicht abnimmt, der Unter- 
leib aufgetrieben und schmerzhaft bleibt, der Puls klein, zit» 
lernd, zusammengezogen, frequent ist; wenn das Erbrechen nicht 
aufhört und gar fäculent geworden; wenn der Kranke grosse Un- 
Tühe verräth, über quälenden Durst klagt und die Operation nicht 
Verwirft: wenn ein solcher Zustand den Bruchschnitt indicirt, so 
hat die Würde der Kunst auch eine Grenze angezeigt, welche, 
Einmal erkannt, nicht überschritten werden darf, und gewiss 
Wurde von den vielen Bruchoperationen manche zu früh vollbracht, 
Wie manche zu spät. Denn oben angegebene Symptome reichen 
Nicht jedesmal hin, eine Indication zum Bruchschnitte zu begrün- 
den, da die Erscheinungen,‘ welche eine Einklemmung zu be- 
gleiten pflegen, bisweilen sehr täuschen, stürmisch auftreten ohne 
Vorhandenseyn einer wirklichen Gefahr, und nicht selten anschei- 
end gelinde, unbedeutend sich entwickeln mit schon bestehen- 
der Gangrän im Hintergrunde., — Die häufigste Ursache der 
Brucheinklemmung ist die relativ zu grosse Ausdehnung der Her- 
Me durch fäeulente Stoffe, durch Darmgas oder fremde Körper 3; 
die hinzukommende Entzündung ist Folge der Einklemmung und 
deshalb ihr Ausgang, ‚ohne ärztliche Hülfe, brandige Zerstörung 
des eingeschnürten Darnstückes. Ausser der Zunahme der Bruch- 
Seschwulst muss jedoch auch eine für sich bestehende Zusam- 
Menziehung der aponeurotischen Gebilde der Leisteuspalte und 
des PovpArrt’schen Bandes für die Ursache üer Einklemmung 
Selten. Demnach sind Entzündung end Krampf nicht die beiden 
Factoren ‘der Incarceration, wie bisher geglaubt wurde; auch 
$limmt der Verlauf dieser Zustäude höchst selten : mit solcher 
Voraussetzung überein. Der eingeklemmte Theil ist gelähmt und 
Onterhält die Fortdauer der gefährlichen Symptome per Cconsen- 
Sum, Kaum ist die Incarceration gehoben, 80 tritt der normale 
Zustand wieder ein und die Gefahr ist verschwunden. Ohne 
Zweifel stellt. sich hier der Nutzen der Herniotamie in das vor- 
theilhafteste Licht; allein ein langes Krankenlager, Peritonilis, 
die oft exsudativ und leicht tödtlich wird, Verletzung des Darm- 
Stückes, widernatürlicher After und Brand, auch Verletzung des 
Samenstranges und gefährliche Blutungen sind Nachtheile, welche 
J®her: Operation oft. wider Erwarten folgen und gefahrlose Stell- 
Vertreter für dieselbe wünschenswerth machen. Eiu solches Mit- 
tel, Welches die Herniotomie wenigstens seltener zu machen 
Scheint, jet das Krtractum Belladonnae. Denn das, was Blut- 
“Miziehungen, Bäder, Einreibungen; Klystiere u. 's. w. nicht 
Summarium 4. Me-licin 1834. VII 19
	        
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