Full text: (8. Band = 1834, No 9-No 16)

IL. - Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 263 
einer Nachschrift vom Staatsrathe Dr. HUrELAND. Nach den 
Untersuchungen und dem Ausspruche eines ALBERS, JurRıne, Mar- 
cus u, A, glaubte man fast allgemein den Croup ganz in seiner 
Gewalt und war der. Meinung, man könne ihn gar nicht mehr 
verkennen. War aber das Uebel ein Mal erkannt, so waren 
Blutegel und Kalomel die sichersten Heilmittel. In wiefern die- 
ses wahr und ob noch mehr. zur Diagnostik und Behandlung die- 
ser Krankheit gehöre, oder nicht, soll sich aus Nachstehendem 
ergeben. Am 2. Juni früh 4 Uhr wurde S. zu einem 4jährigen 
Knaben gerufen, den er, wie folgt, fand: Der Kranke lag auf 
dem Rücken mit tief nach hinten gebogenem Kopfe., Das stark 
geröthete Gesicht verrieth grosse Angst, die Augen rollten un- 
rühig und nach ‚vorn gedrückt in ihren Höhlen umher, die Haut 
am ganzen Körper war. heiss, ‚trocken, sehr gespannt, der 112 
bis 120 Schläge habende Puls hart, ‚der Durst stark, das Schlu- 
cken nicht erschwert, der Athem heiss, die Zunge leicht belegt. 
Oeffnung war Abends zuvor zugegen gewesen und der Urin sah 
dunkel. ” Durch das Bemühen, Luft einzuathmen, hörte man den 
Kranken schon von weitem sehr hart schnaufen und längs. der 
Trachea vernahm man Schleimgerassel. Der Ton des Hustens 
lautete bald hohl, bald metallisch klingend, bald heisser bellend; 
die Inspiration war lang gezogen, die Exspiration stossweise, 
wobei oft Erstickungsanfälle eintraten. Die Stimme war meist 
tauh, heiser, die Gegend der Tonsillen flammig geröthet, Schmerz 
und Geschwulst am Luftröhrenkopfe wurde nicht bemerkt und 
der Kranke vertrug hier Druck. Das ursächliche Moment war 
Erkältung: der Knabe war Tags vorher früh bei feuchter Witte- 
rung in’s Feld gegangen, hatte sich durch Springen erhitzt, wie- 
der abgekühlt und so verkältet. Mittags schmeckte das Essen 
noch und dann schlief der Knabe wie gewöhnlich bis 3 Uhr, 
Wo er einige Male hohl hustete, dann aber seinem Spiele nach- 
ging. Abends legte er sich ruhig zu Bette, erwachte aber um 
10 Uhr mit hellklingendem Husten, Dabei fand sich Hitze und 
die Symptome traten nun der Reihe nach, wie angegeben, auf. 
Da das Kind schon. im 2. Jahre ‚ein Mal ;an diesem Uebel litt, 
suchten die Eltern sogleich ärztliche Hülfe, dach konnte wegen 
Entfernung dieselbe erst früh gegen 4 Uhr erlangt werden. . Nach 
dem Mitgetheilten stand der Verf. nicht an, das Uebel für Croup 
zu halten und danach sein Verfahren einzuleiten. Da der Knabe 
kräftig war, verordnete S. 12 Blutegel, stündlich 4 Gr. Kalomel 
und in der Zwischenzeit eine Sol. nitrosa. Nächstdem gebot er 
Ruhe und Verabreichung von lauwarmem Schleime. Im Drange 
der Geschäfte konnte er erst Abends gegen 5 Uhr wieder zu 
dem Kranken. kommen. Die heitere Miene des Vaters als Zei- 
chen der Besserung annehmend, rief S.: nun da haben die Blut- 
egel ihre Schuldigkeit gethan! erfuhr aber zu seinem Erstaunen, 
dass keine angewendet worden wären. Den Kranken selbst fand 
er mit ziemlich ruhigen Gesichte im Bette auf der Seite liegen.
	        
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