Full text: (8. Band = 1834, No 9-No 16)

20° 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
und Erbrechen begleitet und können dann den mit dem Krank- 
heitsgarge Unbekannten verleiten, primäre Kncephalitis anzu- 
nehmen. — In den Intervallen ist die Gesundheit nur ausnahms- 
weise ganz ungestört. Psychische und physische Anomalieen 
machen sich dann, zuweilen nur in leichten Umrissen, bemerkbar, 
z. B. Indolenz, Gemüthsverstimmung, Unfähigkeit zu Anstren- 
gungen, Verstopfung, träge Reaction gegen abführende Mittel.. — 
Durch Verbindung mit andern Hirnkrankheiten entstehen man- 
nigfache Nüancen und Abweichungen der Symptome. und daher 
werden für Hirntuberkein Symptome aufgeführt, die ihnen im un- 
complicirten Zustande nicht zukommen, z. B. Convulsionen, deren 
Formen nach JaveLor durch den Sitz der Tuberkei eigenthüm- 
lich modificirt werden sollen. Man hat dabei begleitende Verän- 
derungen der Hirnstructur zu wenig beachtet und noch jetzt wird 
oft, wenn etwas so Wichtiges, wie eine Geschwulst im Gehirn, 
sichtbar geworden ist, genaue Untersuchung der übrigen Theile 
des Organs vernachlässigt. Allein nicht bloss Hinzutritt neuer 
Zufälle führt die Combination mit andern Hirnkrankheiten herbei, 
sondern auch Verdunkelung oder Rücktritt‘ der den Tuberkein 
eigenthümlichen Erscheinungen, Diess geschieht besonders bei 
Wasserbildung und Erweichung der . Centraltheile .des Gehirns, 
die meistentheils das Leben der an Hirntuberkeln Leidenden be- 
schliessen. [Casper’s Wochenschrift für. die gesammte Heil- 
kunde, 1834, Nr. 3.] (K— e.) 
9. Merkwürdiger Fall von Blausucht; von Dr. 
Maıın in Lübbenau. : Ein im 25. Jahre verstorbenes Frauen+ 
zimmer, von mittlerer Grösse und starkem Knochenbaue, lieferte 
diesen Fall. Sie war scheintodt zur Welt gekommen und erst 
nach einigen Stunden ins Leben gebracht worden. Schon in den 
ersten Tagen nach der Geburt bemerkte man an nrehreren Stel- 
Jen des Körpers, an den Nasenflügeln, Lippen und Nägeln bläu= 
lich-schillernde Stellen. Später wurden diese bemerkbarer und 
bei heftigem Schreien und kühler Atmosphäre wurde der ganze 
Körper blau. Bei häufiger Kränklichkeit erreichte sie das: 15. Jahr, 
in dem sich die Periode ohne alle üble Zufälle einstellte und 
auch später ziemlich regelmässig zurückkehrte, doch war das 
Blat von fast schwarzer Farbe. und ging in grosser Menge in 
grossen geronnenen Stücken ‚ab. In der Ruhe war das Gesicht 
aufgedunsen ond bläulich tingirt, die Conjunetiva leicht entzündet, 
Ohrläppchen, Nasenflügel und die ‚stark aufgeworfenen Lippen 
dunkelblau, die Dorsalseite der Hände bläulich, die Nägel an den 
Wurzeln dunkelblau, nicht aber kulbig, wie sonst häufig vorkommt: 
der grösste Theil der Oberfläche des Körpers, so weit ihn M. 
sehen konnte, war wie mit blauer Gaze überzogen und kühl. 
Bei stärkerer Bewegung und in der Külte‘ entstanden Br- 
stickungszufälle mit heftigem Herzklopfen, und Gesicht und 
Hände färbten sich dunkelblau. Der Appetit war ziemlich gut, 
die Verdauung nicht gestört und alle Se - und Exeretionen: nor-
	        
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