HL Chirurgie und Ophthalmologie. 283
einem Falle auf den hintern Theil des linken Darmbeinkammes
bekam sie in der Lenden- und Kreuzbeingegend heftige Schmer-
zen, die besonders beim Bücken und Dehnen sehr zunahmen
und die bevorstehende Geburt herbeiführten, Diese Schmerzen
waren nach der Geburt verschwunden, kehrten aber nach dem
Wochenbette zurück, waren stechend, brennend, klopfend.' und
eratreckten sich bald von der Hüftbeingegend bis zum Knie. Die
Bewegung und das Anziehen des linken Schenkels war fast ganz
aufgehoben und stets sehr schmerzhaft. Die Kranke konnte sich
nicht allein aufrichten, nur auf der gesunden Seite liegen, war
abgezehrt, hatte häufig flüssigen, stinkenden, mit Eiter und Blut
gemischten Stuhlgang, wie auch mitunter eiterartigen Harnab-
gang, und lentescirte. An der Aussenseite ‚der schmerzhaften
Stellen war nichts zu entdecken, Nach ‚einer 17tägigen Behand-
lung dieses Psoasleidens, die nichts Eigenthümliches darbietet,
geigte sich, nachdem die Schmerzen einige Zeit verschwunden
waren, über dem PovrarTt’schen Bande eine taubeneigrosse Ge-
schwulst. Eine zweite Geschwulst, gross und breit wie eine
Manneshand; zog sich von der Spina anterior super. des Hüft-
heins bis zur Spina posterior. ‚Beide‘ finctnirten und schienen
zu communiciren. Man öffnete die erste Geschwulst mittelet ei-
nes Trocars und sah nur wenig KEiter ausfliessen. Als man aber
Tags darauf einen gehörigen Einschnitt machte, ergossen sich
wohl zwei Pfund Eiters. Der Abscess war ungewöhnlich gross
und erstreckte sich von der innern Fläche der Darmbeines bis an
den Schenkelring. Kr konnte daher seiner ganzen Länge nach
(Band geöffnet werden, weshalb man über dem PovrarTt’schen
Bande eine Gegenöffnung machte und ein Eiterband durchzog.
‘Ungeachtet das Darmbein cariös war und mancherlei Umstände
eintraten, welche die Prognose zweifelhaft machten, folgte den-
janch vollkommene Heilung und Genesung. Hier war die Oeff-
nung sehr gross und es konnte Luft genug. eindringen. — Fol-
gender Fail lehrt , dass die Entstehung des Psoasabscesses nicht
immer in äusseren, mechanischen Einwirkungen begründet seyn
muss” Eine Frau von 23 Jahren, die ein Mal geboren hatte, litt
an schon weit vorgerückter Lungenschwindsucht mit Geschwüren
der Darmschleimhaut. Während einer fruchtlosen Behandlung
entspann. sich in der Lendengegend ein Schmerz, der sie am
Gehen und an der Bewegung des rechten Schenkels hinderte.
Noch empfindlicher wurde der Schmerz beim Drucke in der obern
Weichengegend am obern äussern Rande des Hüftbeines, und
ein prickelndes- Gefühl erstreckte sich nach ‚Ausdehnung des
Schenkels bis in das Kniegelenk. Eine äussere Veranlassung zu
‚diesem beginnenden Paoasabscesse war nicht ‚aufzufinden, Nach
{10 Tagen zeigte sich unter dem PourarTt’schen Bande eine flu-
ttuirende Geschwulst. Gleichzeitig war die Phthisis so weit ge-
Kommen, dass die Kranke starb. In der Leiche fand man die
Lungen tuberculös u, 8. w.; die Fascia des Psoas in eine dicke