Full text: (8. Band = 1834, No 9-No 16)

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HI, Chirurgie und Ophthalmologie, 
Dieser, wie das Gewächs, von der Grösse und Gestalt einer 
Birne, war von einer zarten, durchsichtigen Haut überzogen, 
durch welche die eigenthümliche dunkelblaurothe Farbe des aus 
einer Menge von Blutgefässen bestehenden Schwammes durch- 
schimmerte. Derselbe war elastisch, überall gleichmässig weich; der 
Stiel war fester. Deutliche Pulsation. bemerkte man in dem Gewächse 
nicht, wohl aber eine schwache, .mit dem Herzschlage harmoni- 
rende Pulsation. Nalım man das Gewächs in die Hand und zog 
oder drückte gelind, so bekam das Kind Convulsionen, verdrehte 
die Augen und athmete schnell. Ausserdem lag es mit geschlos- 
senen Augen in einem soporösen Zustande und athmete leise 
röchelnd. Rückwärts war der Stiel mit einem Knochenrande des 
Hinterhauptbeines pmgeben, nicht so an den Seiten und nach 
vorn. Das Kind starb nach 30 Stunden soporös; wie es gelebt. — 
Am andern Morgen fand man das Gewächs dunkel, schmuzig, 
braunblau, zusammengefallen, ganz teigig- weich, etwa 3 Unzen 
schwer und von der Grösse einer kleinen Birne. Kinige Ein- 
schnitte zeigten ein Convalut von unzähligen in einander ver- 
schlungenen , durch Zeilgewebe mit einander verbundenen Gefäs- 
gen, das gleich einem mit Biute angefüllten Schwamme anzuse- 
ben und mit einer eigenen, sehr zarten, durchschimmernden, ad- 
härirenden Haut überzogen war, Das Contentum war weniger 
eine flüssige, als eine schmierige, bräünliche, dickliche Masse, 
die am Messer und an den Fingern hängen blieb und sich schwer 
abspülen liess, - Die allgemeinen Bedeckungen bildeten eine Art 
wulstigen Ring um den Stiel und waren mit der, das Gewächs 
umkleidenden zarten Haut verwachsen. Man trennte sie vom 
Stiele des Gewächses uhd präparirte sie vom Kuochen los nach 
abwärts. Das Pericranium war auf dem Stirn- und den beiden 
Seitenwandbeinen mit eben dieser überkleidenden Ilaut verwach- 
sen und nach rückwärts auf dem Hinterhauptbeine zu einem knor- 
pelartigen Ringe umgestaltet, Bloss hier konnte man mit der 
Sonde zwischen dem. Knochen und dem Gewächse in die Schä- 
delhöhle eingehen. Der Stiel der Gewächses mündete in der har- 
ten‘ Hirnhaut, war vom derselben Structur, wie das Gewächs 
gelbst, nur derber und consistenter, da in ihm die sehnigen Fa- 
gern nicht zu verkennen waren. Es schien, als ob der von den 
vier Schädelknochen gebildete Raum den: Durchtritt des krank- 
haften Productes ans der Schädelhöhle und die Ausdehnung sei- 
ner Gefässe gehemmt und so eine Art Stiel gebildet hätte, der 
nun, von harter Umgebung befreit, die allgemeinen Bedeckun- 
gen durchbrechend und sich allmählich erweiternd, zur Gestalt 
einer umgekehrten Birne ausgebildet worden wäre. Das Gewächs 
wurzelte fest in der harten Hirnhaut, und diese war mit jenem 
ein Gewebe, durch Gefässe, Zeilgewebe und abgegebene seh- 
nige Bündel verbunden. Sie war sehr gefässreich, besonders. um 
die Wurzel des Gewächses, welches neben dem grossen Sichel- 
blutbehälter aufsass, Die innere Fläche der harten Hirnhaut war
	        
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