216 Il. Materia medica und Toxikologie.
rium zugegen waren und die Frau eben, als K, eintrat, mit mat-
ter, gehrochener Stimme von, den Ihrigen Abschied nahm, wor-
auf sie einer Leblosen glich, entschloss sich der Verf., durch
den Erfolg der Transfusion im eben erzählten Falle ermuthigt,
sogleich zu derselben. Die Operation wurde wie bei der ersten
Kranken gemacht, und man brachte der Pat. ungefähr 24 bis $
Unzen Blut von ihrem gesunden, kräftigen Manne wirklich bei.
Das Leben schien. danach mit einem Male wie durch einen Zau-
berschlag wieder aufgefrischt zu seyn. Durch indess herbeige*
brachte, Medicamente wurde dann der Blutfluss gestillt und durch
die stärkende Cur die Kranke ganz wieder hergestellt. — Nach-
dem sieh K, gegen die Meinung verwahrt hat, als sey ihm be-
reits jetzt schon eine positive, Wiederbelebungs- und Heil- Kraft
der Transfusion bis zur Evidenz erwiesen, fügt derselbe noch
nachstehende Reflexionen über die Transfusion hinzu: A) Höchst
wahrscheinlich wirkt das transfundirte Blut als momentaner Reiz
nicht bloss auf die Wandungen der Gefässe und besonders: das
Herz, dessen erlahmender Thätigkeit es gleichsam neue Nahrung
darbietet, sandern auch auf die im Krauken noch vorhandene
Blutmenge und zwar wirkt es als Reiz sowohl mechanisch nach
hydrostatischen Gesetzen, als vorzüglich auch dynamisch durch
die Lebenskraft in ihm, wodurch es die sinkende des Organis-
mus, dem es injicirt wird, gleichsam wie einströmende galvani-
sche Elektricität sogleich wieder auffrischt. Ueberdies überwiegt
bei bedeutenden Blutflüssen die Strömung des Blutes gegen die
Peripherie, es kann somit durch das transfundirte Blut’ die Cen-
tripeialkraft wieder geweckt und dem Blutstrome auf’s Neue die
Richtung nach dem Herzen, als Centrum des Gefässsystems ge-
geben werden, Denn wenn in manchen Blutflüssen ein Ader-
lass besonders der Revulsion wegen angezeigt ist, warum sollte
nicht auch hier oder da die Transfusion eine Revulsion, nur an-
derer Art, bewirken können! — Giebt aber die dem Blute in-
wohnende Lebenskraft das wesentlichste Moment bei der "Trans-,
fusion ab, so ist es ‚auch leicht begreiflich, warum das Blut von
einem ‚starken, lebenskräftigen Individuum auf ein zweites, wie
in den erwähnten Fällen von Mann auf Weib, energischer ein-
wirken werde, 2) Der Effect der Transfusion ist ein bloss mo-
mentaner, schnell belebender; sie bahnt bloss den Weg zur Hei-
Jung, ohne dieselbe zu vollenden. Den letztern Zweck muss man
durch Mittel zu erreichen suchen. 3) Die Quantität des trans-
fundirten Blutes bestimmt nicht die Grösse der Wirkung... Das
injicirte Blut mag wohl als einiger Ersatz für das verloren ge-
Eangene mit in Anschlag gebracht werden müssen, aber im Gan-
zen steht seine Menge meist mit der Grösse des Blutverlustes
in zu auffallendem Missverhältnisse,‘ als dass man materiellen
Ersatz als Hauptquelle der belebenden Einwirkung anschen dürfte.
— Wollte man übrigens mehr Blut injiciren, so vergesse man nicht
die Behauptung BuRDack’s , dass grössere, in das Hohlvenensystem