208 1 „Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
Pryer’schen Drüsen waren nicht aufgelockert, eben so wenig-als
dies der Verf. in andern ähnlichen Fälien beobachtete, weshalb
der von mehren französischen Aerzten, bei Gelegenheit der Cho-
Jera, ausgesprochene Satz, dass‘ eine lange anhaltende Diarrhöe,
welche doch in den von dem Verf. untersuchten Fällen in gro$-
sem Grade Statt gehabt hatte, stets von starker Auflockeruns
dert Brunser’schen und Pryer’schen Drüsen begleitet sey, nur
beschränkt angenommen‘ werden darf. Das Eigenthümliche die“
ser Form des 7yphus abdominalis besteht also in der Anwesen-
heit kleiner Geschwüre auf, oder in der Nähe der Blinddarm-
klappe,, ohne ein Leiden der Brunnes’schen. und Prerer’schen
Drüsen und, ohne Congestion in der Mwcosa gastrvintestinalis
und in der Röthe und Auflockerung der Schleimhaut der Tra-
chea und Bronchien. In Betreff der Behandlung wird einem
mehr‘ passiven Verhalten von Seiten des Arztes vor dem stürmi-
schen Eingreifen, zumal mit den. noch immer zum Theil ange“
priesenen reizenden Mitteln, nach des Verfs, Erfahrung, der
Vorzug ‚zugestanden, . [Heidelberger klin. Annalen, Bd. 10,
Hft. 1.] (H—r.)
116. Ein Wort über Diabetes; vom Hofmedicus Dr-
JaHn in Meiningen. Im vorigen Frühjahre behandelte J. mit dem
Dr. BeuHmg einen Fall von Diabetes, der. manches Interessante
hatte. Die Kranke, aus deren Harn sich ein fester, blendend
weisser, völlig krystallisirter Zucker darstellen liess, wie ihn vo»
Diabetischen J; noch nie 80 schön sah, war ein 14jähriges, noch
nicht menstruirtes Mädchen, das dies Uebel durch heftige Durch-
wässerung und Erkältung bekommen hatte. Merkwürdiger als
die Entstehung des Uebels war Verlauf. und Erscheinung dessel-
ben. Ein Mal litt die Kranke zugleich am Helminthiasis, wie
sie sehr selten vorkommt: es gingen nämlich von ihr täglich zahl-
Jose, in förmliche Knäul verschlungene Spulwürmer und gross®
Massen Wurmschleims ab. Dann fielen ihr nicht allein die mei-
sten Zähne aus, sondern es bildete sich auch schnell in beiden
Augen grauer Staar, was, so viel J. weiss, noch nirgends bei
Diabetes bemerkt wurde, jedenfalls aber mit dem auch von HoxF
u. A. bei Diabetes beobachteten Ausfallen der Zähne im Zusam-
menhange stand. Der Verf. erklärte sich dies dadurch, dass bei
enormer : Vergeudung des Nährstoffes und der Körpersubstanz
durch colliquative Ausleerungen wohl leicht einzelne Organe, be-
sonders mehr abgeschlossene, aus Mangel an Nahrung absterben
müssen, was hier wie mit den Zähnen, so auch mit den Linsen
geschehen seyn möge: So fand bei diesem Mädchen, das bald
starb, an einzelnen Punkten des in sich selbst zerfallenen Or-
ganismus luxurirende, bis zur Erzeugung von Parasiten und pflan-
zenhafter Substanz gesteigerte Stoffbildung, an andern Punkten
dagegen theilweiee Tabescenz bis zum Atrophischwerden der Or-
gane Statt. ;— Der jetzige Stand der Physiologie und nament-
lich der Zoochemie gewährt doch einen tieferen Blick in die bel